Mein zweiter Eigenbauschaft

  • Wie bereits angekündigt, erfolgt auf diesem Wege mein zweiter Bastelreport zu einem weiteren Schaft für mein CZ 200T.

    Bei meinem ersten selbstgebauten Schaft habe ich mich für 40mm starkes Multiplexholz entschieden. Dieses Mal jedoch sollte er aus Massivholz werden. Ausgewählt habe ich nun einen Block Esche, der 45mm stark war.

    Das Holz habe ich für einen Euro (+ 8 Euro Versand) bei Ebay ersteigert, geboten hat keiner weiter...sicherlich weil das Holz eine Stelle mit Rinde und ein großes Astloch hatte (siehe Fotos).

    Der erste Schritt war natürlich erstmal wieder das Erstellen eines Designs, diesmal sollte der Schaft jedoch etwas länger werden, da ich die Preßluftkartusche so weit wie möglich verstecken wollte.


    Nachdem das zukünftige Design auf drei mit Tesa zusammengeklebte Din A4 Blätter gezeichnet wurde, mußte ich das ganze dann auf das Holz übertragen. Größte Herausforderung war dabei das Umgehen von Astlöchern und anderen unschönen "Hindernissen" im Holz. Da ich später eine gerade Kante am Schaft haben wollte, mußte ich die Schablone an einer Außenkante ansetzen. Die bessere Seite des Holzblockes hatte nun ausgerechnet die Rinde im Schlepptau. Zum Glück genau an der Stelle, wo sich später die Schaftbacke befinden sollte. Und da die Backe ja schließlich abgerundet ist, konnte ich die Rinde einfach wegraspeln.

    Der nächste Schritt war das Aussägen der groben Form des Schaftes mit der Bandsäge, da die Stichsäge hier nicht tief genug ins Holz kam und ich nicht riskieren wollte, stecken zu bleiben.

    Danach folgte das Anzeichnen des Kartuschen- und Systembettes. Nun folgte der Einsatz der Standbohrmaschine mit einem 25mm Forstnerbohrer. Ich wollte der Oberfräse nicht zumuten, das gesamte Bett fräsen zu müssen, deshalb wurde "vorgebohrt" und dann mit der Fräse hinterhergegangen.

    Insgesamt ist das der nervenaufreibenste Abschnitt, dauert verhältnismäßig lange und verzeiht keine Fehler. Also immer schön bei der Sache bleiben und nicht übertreiben, lieber etwas weniger Material pro Arbeitsgang abtragen. Ich halte es noch für wichtig zu erwähnen, daß man strikt darauf achten sollte, daß der Fräser gegen das Material abträgt! Geht man mit mit dem Material kann es passieren, daß sich der Fräser regelrecht in das abzutragende Holz hineinzieht. Das Holz kann im Schlimmsten Fall splittern und der Fräser brechen (ist bei mir passiert). Die Fräse springt dann herum und erfordert einen festen Halt, sonst gibts evtl sogar noch Verletzungen.
    Es ist aber im Großen und Ganzen alles gutgegangen.

    Als nächstes wollte dann der Griffbereich gestaltet werden. Dort wo die Griffmulden später sein sollten, hab ich erstmal schweizer Käse mit der Bohrmaschine hergestellt, dann mit Stechbeitel und Hammer das Holz entfernt. Auch hier lieber langsam herantasten und etwas früher zur Raspel greifen. Zwischendurch hab ich den Griffbereich dann noch mit dem Winkelschleifer etwas schmaler geschliffen. Daraufhin folgte das Bohren für alle Befestigungen. Es gestaltet sich zum Teil schwierig, die Bohrungen so zu platzieren, daß sie später auch exakt dort sitzen, wo sie hingehören.

    Jetzt war es an der Zeit, mal zu sehen, ob das System denn auch in das neue Gewand paßt. Wie sollte es natürlich sein? Paßt nicht...Also die Stellen ausfindig machen, wo es hakelt und schleifen, stechbeiteln und wieder schleifen. Ein sehr ernüchternder Arbeitsschritt, da man nicht wirklich einen Fortschritt hierbei sehen kann. Aber zu guter letzt hat es dann doch geklappt, und ich habe einen kleinen Vorgeschmack bekommen, wie sich der neue Schaft machen wird.

    Es folgte die Gestaltung der Schaftbacke, endlich konnte ich die unschöne Rinde entfernen. Nun folgten noch diverse Kleinigkeiten, wie das Einpassen der Halteklammer vorne am Schaft und das Entschärfen der Kanten durch anbringen von kleinen Fasen an allen möglichen Stellen.

    Nachdem dann die Formgebung meinen Vorstellungen entsprach, sollte das Ganze noch etwas Farbe bekommen. Obwohl mir der helle Farbton ganz gut gefiel, habe ich mich dann für einen dunklen Nussbaumton in Form von Holzbeize entschieden. Ich habe drei Schichten aufgetragen und nach dem Durchtrocknen dann nochmals zwei Schichten flüssiges Holzwachs aufgetragen, beides jeweils mit einem Flachpinsel. Mit dem Finish war ich erst auf den zweiten Blick zufrieden, da ich das ganze zu altbacken fand. Aber einen modern anmutenden Schaft hatte ich ja bereits, somit blieb ich bei dem Aussehen und fands nach kurzer Gewöhnungszeit ganz ansehnlich.

    Ursprünglich wollte ich den Vorderschaft noch ein wenig "auflockern" durch das Anbringen von drei hintereinandergesetzten Langlöchern im Kartuschenbereich. Ich habe es dann aber doch sein lassen, da ich im Bau schon recht fortgeschritten war und nicht riskieren wollte, jetzt noch etwas zu verbocken.


    Die Kartusche ist nun fast ganz verschwunden und man muß sich schon anstrengen um sie zum Befüllen herauszudrehen, da man nicht viel Platz zum Anfassen hat. Das Problem wollte ich umgehen, indem ich mir eine Kartusche mit einem Quickfillanschluß besorge, dann muß ich mir nicht mehr die Finger verbiegen zum Rausschrauben.

    Alles in allem bin ich mit dem Projekt sehr zufrieden und weiß schon jetzt, daß das nicht der letzte Schaftbau war.


    An Werkzeugen benötigte ich folgendes:


    - Bleistift
    - Stahllineal
    - Anschlagwinkel 90° klein
    - Bandsäge
    - grobe Holzraspel
    - feine Halbrundfeile
    - Schleifpapier 60er, 120er, 240er und 400er
    - Oberfräse
    - Winkelschleifer
    - diverse Schleifscheiben
    - Schlosserhammer
    - Stechbeitel klein
    - Hand- /Standbohrmaschine
    - diverse Holz- und Forstnerbohrer
    - Kegelsenker 90°

    Später dann Holzbeize im Farbton Nussbaum und Holzwachs (flüssig), beides mit einem Pinsel aufgetragen.


    So, hier nun einige Impressionen vom Bau:



    So sah der alte Schaft aus


    Die Schablone


    die richtige Stelle auf dem Holz finden


    und übertragen


    ein kleines Hindernis...Rinde


    Die Oberfräse


    Diverse Fräser


    Endlich! Es paßt...


    Lochfraß


    alt und neu


    Griffbereich von oben


    Es fehlt nur noch die Farbe


    Das Ergebnis:


    Was für ein angesehener Mann ich bin, sagte der Räuber, der am Schandpfahl stand...