Schwertrepliken - Frage zur Qualität

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.970 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. November 2009 um 22:42) ist von delta_90.

  • Hallo,

    da ich zur Zeit gerade vom Blankwaffen-Fieber befallen bin, wollte ich mich mal erkundigen, wer Erfahrungen mit dem Kauf von Schwert-Repliken und anderen Blankwaffen
    aus dieser Kategorie gemacht hat.

    Der Markt ist schier unübersehbar - vieles davon ist wohl eher nur Dekoration. Vielleicht kann mir jemand aus diesem Forum ein paar Tips geben, worauf man achten muss.

    Das Schwert soll schaufkampftauglich sein, also nicht schon vom Anschauen zerbröseln ;)

    Mich interessieren dabei besonders die folgenden Begriffe:


    - Rockwellhärte (hat wohl Auswirkungen auf die Bruchfestigkeit der Klinge)
    Ist z. B. eine Rockwellhärte von 51-54 für ein Kurzschwert gut?

    - Bruchgarantie (muss man mit einem Bruch nach Ablauf der Garantie rechnen, oder kann man davon ausgehen, dass die Klinge noch ein paar Jahre nach Ablauf hält?)

    - Qualitätsunterschiede (im Allgemeinen und evtl. Sonderfälle)


    Vielen Dank !


    Teufelchen

    Per Aspera ad Astra

    Einmal editiert, zuletzt von Teufelchen (19. Oktober 2009 um 13:15)

  • Also wenn das schwert schaukamfgeeignet sein soll dann solte die Härte nicht zu hoch gewählt werden, denn umso härter, umso brüchiger.

    Ist das Schwert zu weich bekommt es sehr schnell Dellen.

    Ein HCR von 55 ist ein ziemlich guter Mittelwert. Ewig hält die Waffe aber trotzdem nicht!

  • Danke für die schnelle Antwort - das ging ja superschnell. :new11:

    Ich vermute mal, dass ein Kurzschwert alleine von der Hebelwirkung geringeren Belastungen ausgesetzt ist, als ein Langschwert, bzw. Zweihänder. Daher dürfte wohl ein Kurzschwert robuster sein, als eine längere Waffe.

    Die Keltenschwert-Repliken machen auf mich einen ganz netten Eindruck - vielleicht sollte ich so etwas für meine Sammlung in Erwägung ziehen.

    Das Thema ist auch von der Metallurgie sehr interessant, ich vermute mal stark, dass die Schwertschmieden im Mittelalter bessere Qualität produzierten als die heutigen Hersteller.

    Die Qualität des Stahls von heute ist sicherlich höher, aber die Erfahrung im Schmieden von hochwertigen
    Blankwaffen ist warscheinlich nur noch ansatzweise vorhanden.


    MfG

    Teufelchen

    Per Aspera ad Astra

  • Hallo Bafana,

    ja - das sieht doch schon sehr gut aus, ist vom Preis auch eher etwas hochwertiges.

    Ich bin als Anfänger mal davon ausgegangen, dass die Standard-Ware unter 100,- EUR nichts taugen kann.

    Die aufgezeigten Modelle sind allerdings Langschwerter, ist mir persönlich ein wenig zu unhandlich. ;)

    Ich habe eher sowas im Auge:


    Keltisches Schwert

    Die Oberfläche der Klinge und Hohlkehle ist geschmiedet und poliert.

    Gesamtlänge: 83 cm
    Länge der Klinge: 64 cm
    Breite der Parierstange: 16 cm
    Breite der Klinge an der Parierstange: 48 mm
    Stärke der Klinge an der Parierstange: 5 mm

    Material : gehärtetes geschmiedetes Federstahl DIN 1.7103 (67SiCr5), CSN 14260. Rockwellhärte 51-54 Grad.


    Leider darf ich Dir keinen Link geben, da im Forum jegliche Werbung unerwünscht ist. Dort sind auch Fotos der Waffe zu sehen.

    Aber die Material-Daten hören sich ganz gut an, oder?


    Teufelchen

    Per Aspera ad Astra

  • na dann will ich mal..... nachdem nur Auktionen unzulässig sind ;)

    http://schwertshop.com/Schwerter/Scha…/Keltisches.htm

    Leider funktioniert die Internetpräsenz des Händlers nur noch teilweise - aber immerhin sind jetzt Bilder von dem guten Stück verfügbar. Gefällt mir persönlich sehr gut, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. :ngrins:

    Vom Preis steht leider nichts dabei, wird aber vermutlich auch so bei ca. 200 - 300 EUR liegen.

    Die Klinge sieht sehr massiv aus, die stärkste Stelle ist 5 mm dick.


    PS: Danke für den Hinweis, Joachim


    MfG

    Teufelchen

    Per Aspera ad Astra

    2 Mal editiert, zuletzt von Teufelchen (19. Oktober 2009 um 21:25)

  • Hallo

    Also, bei dem Schwert handelt es sich um eine Klinge von
    dem tschechichen Schmied Pavel Leier, erkennbar an der
    Adlerkopf-Schmiedemarke.
    http://www.leier.cz/
    Es sind preisgünstige, mittelklasse Schaukampfschwerter allerdings
    sehr sehr weich geschmiedet +/- 45 hrc

    Dein Link zeigt des Händlers alte Webseite ;)
    Hier die Aktuelle mit Preis, 189€
    http://www.schwertshop.de/schwerter/mitt…-schwert-4.html

    Ich selbst habe auch 2 Pavel leier schwerter, sind gut verarbeitet aber
    relativ schwer. Für meine Ansprüche (Reenactment) reichen sie aber
    vollkommen aus.

  • moin.
    germanische schwerter im frühmittelalter sind noch unter der stahlqualität von heute, und es mit der hand zu schmieden brachte keinen vorteil.
    das ist alles mittleres konservenblech bei den originalen, und selbst ein damaststahl war zwar dem eisenschwerten von damala überlegen, kann aber mit keinem stahlschwert von heute standhalten.

    eine gute klinge ist auch nur das halbe problem bei einem schwert, egal ob deko oder nicht, sonder der griffbereich und vor allem der übergang vom griff zur klinge ist bei vielen dekoschwertern nur angeschweißt oder viel zu dünn, sodass das benutzen schnelltens bruch erzeugt.
    leider kauft man schwerter mit griff und kann nicht sehen, ob und wennja , wie einer da gepfuscht hat.
    ich hab übrigens mit einem deko schwert von del tin aus friaul in oberitalien ein handgeschmiedetes damastschwert mit einem schlasg schneide auf schneide arg lädiert. das damastschwert hatte 3000 dm gekostet. der besitzer wollte diesen haltbarkeitstest und bat mich vorher, nicht sauer auf die scharte in Meinem schwert zu sein. und dann kam es ganz anders. pech, aber ein billiger federstahl ist eben besser.

    gruß rabe

  • Hallo,

    meinen besten Dank für die Erläuterungen zur Meistermarke - es ist immer wieder schön zu sehen, wie schnell einem hier geholfen wird. :new11:


    Man kann mit dem Schwert also nicht viel falsch machen, gut zu wissen.
    Die weiche Stahlhärte ist aber soweit ich das verstanden habe auf jeden Fall gut für die Bruchfestigkeit, bzw. Widerstandskraft der Klinge.

    @räbchen

    Das war mir so nicht bewusst, ich war bisher davon überzeugt, dass die alte Schwertschmiedekunst
    die moderneren Materialien mehr als wett machen würde.

    Bei den japanischen Katanas scheint dies allerdings wohl so zu sein, da würde ich kein europäisches Billigprodukt dem japanischen Original vorziehen.

    Black_T

    Danke für die Identifikation und den Link. :huldige:


    Teufelchen

    Per Aspera ad Astra

  • Hehe kein Problem, hier wird und bekommt man geholfen:-)

    Nein mit dem Schwert kannst du bestimmt nichts falsch machen, soll
    es überwiegend zur Deko sein oder betreibst du auch Schaukampf damit?
    Denn wegen Letzterem würde ich es mir aber mit der Härte überdenken.
    Denn Pavel Leier schmiedet sie wie gesagt extrem weich, was zwar
    für ne hohe Flexibilität spricht, allerdings bekommst du damit aber auch sehr schnell Kratzer und Scharten beim Kampf wenn der Gegner eine härtere Klinge hat.
    So sollte schon der Gegner auch ein Schwert mit der gleichen Härte haben.
    Und Schwerter mit 48-52 hrc brechen so schnell nun auch wieder nicht, ist ja alles Federstahl.

    Schwertshop führt ja auch andere tschechische Schmieden, schau mal bei dem jeweiligen Schwert die Produktnummer, Prefixen wie "pal" steht für Pavel Leier, "jk" für Jiri Konjak und "pef" für Kovex Ars, letztere ist sehr sehr gut.

    Einmal editiert, zuletzt von Black_T (22. Oktober 2009 um 09:45)

  • Hallo Black_T,

    ich muss zugeben, dass ich zuerst von den Lieferoptionsmöglichkeiten bei diesem Schwert überrascht war. Pavel Leier bedient mit seinem Programm nahezu jeden Geschmack. :ngrins:

    Zuerst war ich auf die Schaukampf-Version fixiert, aber jetzt tendiere ich eher zu der
    "etwas kriegerischen" Variante mit scharfer Spitze und 1mm Klingenschliff.

    Vielleicht nehme ich auch noch die Feinpolitur dazu, was dann allerdings fast 100 weitere (T)Euro kostet. Die Schaukampf-Variante ist schon schön, allerdings hatte ein original Schwert vermutlich auch keine gerundeten Kanten. ;)

    Es ist wohl tatsächlich für einen Schmied schwer, einen Kompromiss zwischen Klingenhärte und Bruchwiderstandskraft zu finden.

    Wird wohl eher eine Dekorationswaffe werden - auf jeden Fall schaue ich mir auch die anderen Hersteller nochmal an.

    Irgendwo habe ich sogar einen Anbieter für mittelalterliche Armbrüste im Internet gesehen, dass selbstgefertigte Spitzenmodell hat angeblich 960 Kg Zuggewicht - natürlich nur mit Hilfe einer Winde zu spannen, aber das ist ein anderes Thema. Es scheint ein richtiger Markt für historische Waffen entstanden zu sein.


    Teufelchen

    Per Aspera ad Astra

  • Hallo

    Ja da gibts wirklich was für jeden Geschmack und es ist nicht leicht
    das Passende sofort zu finden:-)
    Dass man sein Schwert wahlweise als Schaukampf oder "Scharf"-Variante auswählen kann ist schon was Feines, denn solche Schwerter
    findet man bei anderen Internetshops fast nur als Schaukampfschwerter.

    Bedenke aber dass zusätzlich zu den Mehrkosten der Klingenbearbeitung noch Kosten für ne geeignete Scheide bzw. Schwertgehänge anfallen, denn die sind leider nicht dabei.

    Ich hatte mir dort ein Pavel Leier Einhandfalchion und ein 1,5Händer
    geordert, inklusive Gehänge. Beide Spitz und 0,5-1mm Kante.
    Das Falchion zusätzlich poliert.
    Beides sehr schöne Arbeiten bin wie gesagt äusserst zufrieden, allerdings sind sie trotz 0,5-1mm Kante stumpf, also nicht geschliffen.
    Habe mal ein Foto der Beiden angehängt...

    Grüsse
    BlackT


  • Wow, schöne Stücke - Black_T :)

    Besonders der 1,5 Händer sieht sehr gut aus, da läuft einem glatt das Wasser im Munde zusammen.

    In der Tat, das Fehlen der dazugehörigen Schwertscheiden, bzw. dem Gehänge ist mir bei Pavel Leier auch schon aufgefallen - Da muss man wohl mit weiteren 100,- EUR für die Anfertigung rechnen. Habe ich schon eingeplant ;)

    Leier empfiehlt für seine Schwerter zusätzlich ein japanisches Schwertöl für die Konservierung der Klingen. Allerdings berichte ein Schwertbesitzer von erhöhter Rostanfälligkeit durch dieses Öl. Vermutlich ist ein gutes Waffenöl, z. B. Breakfree besser, um die Klingen vor Rost zu schützen.

    Wie auch immer, diese Stücke sind einfach wundervoll - wie eigentlich alle historischen Waffen, oder deren Nachbauten.

    Teufelchen

    Per Aspera ad Astra

  • Hallo

    Hehe danke danke, mir gefallen seine Schwerter auch besonders gut ;)

    Zum verwendeten Öl, ich reinige die Klingen aber alle 2-3 Monate, sowie nach jedem Gebrauch mit
    japanischem Kamelienöl und hatte noch nie Probleme damit.
    Einzig hatte ich mal leichter Flugrost nach einem Mittelalterfest da es dort geregnet hatte.
    Ich rate dir daher noch gleich ein Putzgummi mitzubestellen, der entfernt Flugrost sicher und schnell.

    Was ich aber bemerkt habe ist dass mein Falchion was poliert wurde weniger Pflege und nicht so Anfällig ist wie der 1,5 Händer der nicht poliert ist.

    Besten Gruss
    BlackT

  • Hallo, alle miteinander,

    ich habe gehört, dass auch swords and more manchmal auch qualitativ minderwertige Sachen verkauft. Im allgemeinen besitzen Cold steel, Paul Chen/Hanwei und windlass einen recht guten Ruf. Das besagte Keltenschwert ist zwar nicht hart genug für ein Kampfschwert, dürfte aber sehr zäh sein. Laut meinem stahlschlüssel handelt es sich um einen Stahl, der für Schraubenfedern, also eher Kleinteile, verwendet wird. Normalerweise eignen sich Federstähle aber gut für Klingen. Wahrscheinlich liegt es am Chromgehalt, dass der Stahl eher weich ist, dank dem Silizium aber recht zäh. Aber da die Waffe 5mm Schneide hat und somit eher plump ist, dürfte sie ohnehin nur für Deko geeignet sein.

    "Jetzt aber soll der,der einen Beutel hat, ihn mitnehmen, ebenfalls seine Tasche; und wer kein Schwert hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür eines kaufen."
    LK 22:36

    Einmal editiert, zuletzt von delta_90 (8. November 2009 um 22:46)