Laguiole Klappmesser aus dem ATLAS-Verlag Eine Legende für 3,90€?

  • [BLOCK]Testbericht/Vorstellung ATLAS-Laguiole-Klappmesser



    Das Atlas-Messer im Vergleich mit einem ausgewachsenen Laguiole.

    Wer sich für allerlei Sammlerdinge wie DDR-Automobilia, Wanderkarten, militärische Zinnfiguren, antike Kanonen, Taschenuhren oder etwa Lokomotiven aus der Vergangenheit interessiert, der wird u. U. schon mal mit dem ATLAS-Verlag aus der Schweiz in Berührung gekommen sein. Ja genau, das ist der Versand, der über Postkartenwerbung immer sehr günstige Einstiegsangebote offeriert – ohne weitere Verpflichtungen. Nach dem besagten Eröffnungsangebot kommen dann – sofern man denn will – weitere Artikel aus der entsprechenden Serie ins Haus. Dann ist der Preis für die Produkte aber meist ziemlich gesalzen. :(


    Nun, was soll die lange Vorrede? Ganz einfach: Man muss dieses System verstehen, um das hier beschriebene Angebot zu verstehen. D. h.: Eigentlich lohnt es sich nur, immer das jeweils erste (günstige) Teil aus diesen Serien zu bestellen, der Rest ist dann einfach zu teuer. :new16: Hier geht es nun um das Laguiole-Sammlermesser aus eben jenem Verlag in der Schweiz. Und genau das ist eine solche Einsteiger-Offerte für den geneigten Sammler und Messerfreund. Gefunden habe ich das Klappmesserangebot auf einer auffälligen Postkarte, die in einer Waffenzeitschrift lag.

    In dem dicken Umschlag, der ca. 3 Wochen nach der Postkarten-Bestellung bei mit eintraf, befand sich neben dem Messer selber noch ein viertklassiger Kuli - der sofort seine letzte Reise in den Mülleimer antreten durfte - und zusätzlich eine große farbige Karte (habe ich leider verbaselt) mit vielen Bildern und Informationen zum Laguiole an sich nebst allerhand Background-Daten. Das ist nett gemacht und durchaus informativ.

    Desweiteren erfährt man, welche anderen Messertypen man im Abo der sog. „Taschenmesser-Kollektion“ noch beziehen kann - etwa ein kleines Pilzmesser und andere Preziosen. Das sind sicher interessante Teile, aber für etwa 20 € das Stück für meine Begriffe etwas „overpriced“. Also habe ich der freundlichen Dame mit schweizer Akzent am Telefon gesagt, die mich wenige Tage nach Erhalt des Messers netterweise kontaktierte, dass ich die anderen Taschenmesser vorerst nicht benötige. :lol:

    Geliefert wird das an die typische Laguiole-Form leicht angelehnte Klappmesser mit etwas schmucklosen, sehr glatten, schwarzen Plastikgriffen. Diese sind fest und sauber vernietet. Die Klinge hat eine Fingernagelmulde und ist sauscharf - vorbildlich! Sie schlackert erfreulicherweie auch nicht im Heft munter umher, wie man das von manchen Messern aus solchen Preis-Segmenten so kennt. Das Ding sitzt schön stramm und arretiert mit einem satten Klang!

    Die Klinge selber kann nicht fest verriegelt werden, wird aber arretiert. Die sonst bei den Laguioles so typische Verzierung in Form einer Biene/Fliege auf dem Heftrücken findet man hier nur ganz rudimentär in Form eines stilisierten Smiley-Gesichts und zweier Kreuze:


    Die stilisierte Fliege/Biene, naja - es könnte auch ein Panda-Bär sein...

    Ohnehin erinnert die Grundform der ATLAS-Kreation nur ganz entfernt an die unverwechselbar geschwungenen Laguiole-Messer (vgl. zweites Bild oben). Die Einzelteile sind insgesamt sauber eingepasst und die Konstruktion macht einen sehr robusten Eindruck.



    Die Verarbeitung ist für den Preis mehr als gut.

    Für meine großen Hände ist das Messer im Gebrauch leider etwas zu klein, dafür lässt es sich halt gut in der Hose verstauen und stört beim täglichen Mitführen nicht im Geringsten, auch wenn es mit 1,9 cm Breite nicht gerade schmal ausfällt. Die Größe lässt zwar vermuten, dass ATLAS dieses Messer und auch die ebenso handlich dimensionierten Folgemodelle der Serie eher als reines Sammlerobjekt für die Vitrine konzipiert hat, aber man kann das Laguiole tatsächlich ohne Einschränkung benutzen.

    Gelagert wird das Klappmesser in einer stabilen, schwarzen Pappbox mit einem Magnetverschluss, die durchaus ansprechend gemacht ist – leider hat sie an der Innenseite einen kleinen Defekt (siehe Bild unten). Für die Masse der Käufer ist das sicher völlig unerheblich, für Sammler hingegen vielleicht doch etwas schade.


    Das Messer in seinem Bettchen: Die innen leicht vermackte Schachtel.

    Dass der handlliche Folder in China hergestellt wurde, verheimlichen die Schweizer übrigens erst gar nicht – es steht deutlich unten auf der Verpackung drauf. Da aber mittlerweile viele namhafte Firmen aus der Branche (u. a.) auch in China fertigen lassen, ist das meiner Meinung nach zunächst mal kein wirkliches Manko.

    DATEN:

    Länge ausgeklappt: 16,7 cm

    Länge eingeklappt: 9,5 cm

    Breite: 1,9 cm

    Klingenlänge: 7,2 cm

    Klingenstahl: CV 75

    Gewicht: 52 Gramm

    Griffschalen: schwarzer Kunststoff, vernietet

    Markierungen: „222 Garanti“ (auf der Klinge)

    Preis: 3,90 € (inkl. Porto!)

    Fazit: Das kleine, robuste Messerchen ist sein Geld auf jeden Fall wert. Die Verarbeitung ist vom typischen „Asien-Ramsch“ noch ein ordentliches Stück entfernt und der verwendete Klingenstahl ist augenscheinlich nicht mal der schlechteste. Sicher gibt es viiiiel bessere Messer, aber wer einen wirklich preisgünstigen, täglichen Begleiter zum Nagelhauttrimmen oder Äpfelschälen will, ist damit gut bedient. Und wenn das Klappmesser mal verloren gehen sollte, dürfte der Trennungsschmerz auch nicht allzu zu groß sein .... ;)

    Mit (griffigeren) Holzgriffschalen, „in etwas größer“ und in einer nicht verhunzten Verpackung wäre das ganze Angebot sogar ein veritables Super-Schnäppchen. Aber auch so kann man das "ATLAS-Laguiole" als Sammler (schon wegen des Preises, der unter einer Schachtel Zigaretten liegt) oder als Gelegenheitsnutzer mit gutem Gewissen ordern, sofern das Angebot zu 3,90 € mal wieder irgendwo auftaucht. Man achte also auf entsprechende Postkarten in einschlägigen Zeitschriften oder kontaktiere den ATLAS-Verlag direkt per Mail. Derzeit findet man das Angebot nämlich leider nicht auf der HP (s. u.) - da sollte ATLAS vielleicht nochmal drüber nachdenken.

    Dazu ist das Klappmesser auch noch handlich und sehr führig. Ach ja: Führen darf man es in diesen dunklen Zeiten ja auch noch, also was will man mehr?

    Jens (Flammpanzer)

    P. S.: Messerexperten mögen mir verzeihen, wenn der eine oder andere Begriff vielleicht nicht korrekt gewählt wurde oder Fachtermini sowie wesentliche technische Infos zum Messer fehlen. Über PM freue ich mich daher. :lol:

    + Sehr günstiger Preis
    + Ansprechende Verpackung und viel Zubehör (Literatur)
    + Rech gute Verarbeitung

    - Derzeit nicht lieferbar
    - Zu glatte Griffschalen aus billigem Plastik
    - Könnte etwas größer sein 

    Online-Shop des Atlas-Verlages



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    Noch einige Impressionen vom Messer.