Pistole 9mm: Röhm Modell 725

  • Die Röhm Modell 725 entstand aus der Röhm Modell 735 im Kaliber .35 K, als zum Ende 1991 der Herstellung von Schreckschußwaffen im Kaliber .35 K die Zulassung entzogen wurde, da es unter Umständen wohl möglich sein soll, eine scharfe Patrone im Kaliber 7,65 Br. in das Patronenlager zu laden.
    Die Produktion der 725 besteht aus zwei aufeinanderfolgende Baureihen, die beide dieselbe PTB-Zulassung haben.
    Die erste Baureihe ist im Prinzip eine 735 mit gekürzten Patronenlager, bei der die restliche Waffe inclusiv Magazin weiterhin in den Abmessungen des alten Kalibers blieb.
    Die zweite Baureihe ist an vielen Stellen überarbeitet und hat das schmalere Magazin. Die Produktion der Röhm Modell 725 ist nun seit einiger Zeit eingestellt, weshalb man nur noch wenige Restposten bei einigen Händlern oder Gebrauchte bei einschlägigen Internetportalen bekommt.

    1. Baureihe vernickelt mit Holzgriffschalen, 2. Baureihe vernickelt mit Kunststoffgriffschalen:

    Vorbild: keines, ist lose angelehnt an das Design der FN Highpower
    PTB: 551
    Beschuß: Ulm, KE = 1994 ( 1. Baureihe ) / Ulm, KI = 1998 ( 2. Baureihe )
    Kaliber: 9 mm PAK
    Kapazität: 8 Schuß
    Gewicht: 851 g ( 1. Baureihe ) / 885 g ( 2. Baureihe )
    Länge: 197 mm
    Breite: 33 mm ( Schlittenfanghebel / rechte Griffschale )
    Höhe: 130 mm

    Alle Werte sind selbst ermittelt, da in der Betriebsanleitung keine Datenliste vorhanden ist.


    rechte Seite, man beachte die Unterschiede der Baureihen:

    Verarbeitung
    Die Röhm Modell 725 wurde in der ersten Baureihe brüniert und matt vernickelt mit wahlweise braunen ( später schwarzen ) Kunststoffgriffschalen und Holzgriffschalen angeboten. Bei der zweiten Baureihe gab es nur schwarze Kunststoffgriffschalen oder Holzgriffschalen und die Vernickelung wurde von matt vernickelt auf velourvernickelt umgestellt, was dem Finish eine seidigere Oberfläche gibt. Neben der vernickelten und der brünierten Ausführung der 2. Baureihe gab es eine limitierte vergoldete Auflage mit Holzgriffschalen.
    Die erste Baureihe hat die Beschußzeichen auf der rechten Seite am Griffstück vor den Griffschalen und einen Normalbeschuß am Schlitten vor den Durchladerillen eingeschlagen, während die zweite Baureihe alles auf der linken Seite am Griffstück oberhalb des Abzuges, sowie einen Normalbeschuß auf den Schlitten oberhalb des Schlittenfanghebels eingelasert, hat.

    Die eingeschlagenen Beschußzeichen der 1. Baureihe:

    Die gelaserten Beschußzeichen mit Seriennummer der 2. Baureihe:

    Die Verarbeitung ist prinzipiell typisches Röhm-Niveau, aber bei genauerem Hinsehen tauchen einige Details auf, die sich dem an "Röhmqualität ala RG 800" Gewöhnten nicht ganz erschließen. So ist der Schlittenfanghebel bei den älteren 725 aus Kunststoff, später aus Zink, dann aber in mindestens 2 verschiedenen Versionen, was die Ersatzteilfrage schwierig macht, da man ganz genau wissen muß, welchen der verschiedenen Schlittenfanghebel man für seine 725 benötigt. Der Hahn bei allen Röhm Modell 725 ist aus Zink mit einer Stahleinlage, die Sicherung ist eine Walzensicherung aus Stahl mit einem Zinkhebel. Die Vernickelung ist bei beiden vorliegenden Modellen an einzelnen kleinen Stellen mangelhaft.
    Desweiteren wurde bei der 725 in ihrer Bauzeit ständig die Befestigung der Griffschalen geändert, so als ob die Monteure freie Wahl hätten. Beidseitig sind je 3 mögliche Befestigungsstellen vorhanden, bei denen nur das Gewinde für die Halteschrauben der Griffschalen geschnitten werden muß. Genutzt werden in unterschiedlichen Positionen jeweils nur 2 Schrauben je Seite, bei Kunststoff teils sogar nur eine Schraube. Das funktioniert nur, weil die Griffschalen Passformteile sind, die in fester Position im Griffstück sitzen.

    Ein weiterer auffälliger Unterschied in den Baureihen ist die Position des Schlittenfang, der bei der 1. Baureihe weiter vorne sitzt und wegen des noch verwendeten Röhm Modell 735-Magazins einen längeren Repetierweg und daraus resultierend eine längere Schließfeder besitzt. Da die 2. Baureihe einen kürzeren Repetierweg hat, wurde die Laufbasis, welche den Lauf mit dem Griffstück verbindet, massiv verstärkt. Dadurch resultiert zum großen Teil das Mehrgewicht der 2.Baureihe.

    Im Schlittenfang zeigt sich die unterschiedlich langen Repetierwege der Schlitten:

    Außerdem wurde bei der 2. Baureihe offensichtlich der Schlitten in Hinsicht auf Stabilität verstärkt, denn bei der 1. Baureihe treten bei hoher Schußbelastung ab und zu Schlittenrisse auf, die bei der 2. Baureihe bisher unbekannt sind.
    Weitere Änderungen der 2. zur 1. Baureihe finden sich bei Austoßer, Magazinhalter, Abzugsbügel, Laufsperre, Laufmündung sowie Konstruktion des Magazinschachtes. Die Schlitten der beiden Baureihen sind im Detail so unterschiedlich, daß sie sich nicht untereinander tauschen lassen!

    Die unterschiedlichen Laufwurzeln ( Pfeile von oben ), bei 2. Baureihe ist ist auf der Verschlußleiste eine kleine Stufe ( Pfeil von unten):

    Hier die Unterschiede bei den Ausstoßern ( rote Linie zeigt jeweils die Höhe der Ausstoßkante ), sowie die Länge der Schließfedern:

    Bei beiden Baureihen ist eine identische Laufsperre im massiven Stahllauf verbaut worden. Der Unterschied liegt da nur darin, daß bei der 1. Baureihe die Sperre senkrecht und bei der 2. Baureihe waagerecht sitzt. Die Sperre ist eine lauflange Stahlplatte mit einer runden mittigen Nase, die jeweils 5 mm tief im Lauf endet. Im ersten Drittel des Laufes nach dem Patronenlager findet sich eine Querstrebe als Sperrenbefestigung, weshalb die Sperren beim Durchsehen kreuzförmig erscheinen.
    Bei der 2. Baureihe findet sich die bei Röhm zeitweise gemachte Ausfräsung unter dem Lauf.

    Die Laufansichten, man achte auf die Ausfräsung und der kleinen Mangelstelle in der Vernickelung oberhalb des Laufs bei der rechten 2.Baureihe, sowie die Sichtbarkeit der Sperre - die linke Waffe ist ungeschossen:

    Die Laufansichten mit Sperre im Blitzlicht:

    Technik
    Die Röhm Modell 725 ist technisch gleich mit der Röhm RG 800 - SA-/DA-Abzug, Zerlegung ala PPK, indem man den Abzugsbügel herunterklappt, den Schlitten nach hinten ziehen und im Schlittenanschlag hinten hochnehmen und nach vorne vom Lauf schieben.
    Desweiteren hat die 725 auch die Entspannsicherung und im Hahn eine Sicherheitsrast, sowie die Entkopplung des Abzuges im gesicherten Zustand. Der Schlittenfanghebel wird von der Nase des leeren Magazins hochgedrückt und fängt zuverlässig den Schlitten, bevor er das Magazin einklemmen kann.
    Der Magazinhaltehebel liegt auch bei der 725 unter dem Griff am Magazinboden, aber hier wurde eine ungewöhnliche Lösung gewählt - der betätigte Hebel schiebt einen zweiten kleineren Hebel zurück, der den Ersteren gegen das Magazin drückt.

    Die Unterschiede bei Magazinschacht und Magazinhaltehebel ( gut zu sehen ist die 2-Hebel-Konstruktion! :(

    Schiessen
    Hier haben wir ein ungetrübtes Kapitel: Die 725 schiesst absolut zuverlässig sowohl mit RWS, Wadie, MFS, Fiocchi, UMA, als auch mit Wadie Flash Defence. Bei vielen hundert Schüssen hatte ich bisher keine einzige Störung!
    Da bedauert man schon fast, daß das Magazin nur 8 Schuß fasst. Dafür lässt sich das Magazin schnell und unproblematisch laden und der Magazinwechsel geht dank des zuverlässigen Schlittenfanges ebenfalls schnell vonstatten. An Silvester kann man mit einigen Ersatzmagazinen und einem fleissigen Nachlader ohne Pause stundenlang schiessen. Die 725 dreckt zwar ordentlich ein, produziert aber keine Störung, selbst wenn der Schlitten schon im vorderen Bereich beginnt, heiß zu werden.
    Durch den recht freien Lauf hat man ein sehr ordentliches Mündungsfeuer. Bei entspannten Hahn ( Double Action ) ist der Abzugsweg leichtgängig und ohne Druckpunkt, bei gespannten Hahn ( Single Action ) ist so gut wie kein Vorzugsweg vohanden, der Abzug löst sehr direkt ohne Druckpunkt aus. Das ermöglicht sehr schnelle Schußfolgen, erfordert aber auch einen ruhigen Zeigefinger, wenn man nicht unversehens "einen kommen lassen möchte".

    Der Blick vom Patronenlager durch den Lauf:

    Fazit
    Die Röhm Modell 725 ist eine tolle Waffe für Leute mit großen Händen ( siehe unten), wobei die 2. Baureihe die stabilere Empfehlung ist. Zu Silvester ein tolles und unermüdliches Spaßgerät, ist sie aber zum Führen zu groß und für die Magazinkapazität zu schwer.
    Den meisten Sammlern fehlt das prominente scharfe Vorbild und wenn tatsächlich mal etwas benötigt wird, sollte man wissen, welches Modell man besitzt.

    Zum Schluß die Röhm Modell 725 in der Hand ( Handschuhgröße 9,5 :(