Besuch bei Weihrauch in Mellrichstadt

Es gibt 39 Antworten in diesem Thema, welches 16.375 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. September 2009 um 12:30) ist von Caepten.

  • Hallo,

    gestern war ich mit Ulrich Eichstädt bei Weihrauch in Mellrichstadt. Dieser Besuch steht in Zusammenhang mit dem 12-seitigen Sonderbeitrag zur HW 97k im Juni-Heft von Visier. Das 97k feiert dieses Jahr seinen 15-ten Geburtstag.

    Es war ein schon ein wirklich besonderes Erlebnis, die Geburtsstätte dieses Luftgewehrs und seiner Brüder und Schwestern zu besuchen. Hier und jetzt nur ein ganz kurzer erster Bericht, der ergänzt werden kann und wahrscheinlich auch wohl ergänzt werden wird.

    Hans-H. Weihrauch und Stefan Weihrauch haben Uli und mir einen halben Tag lang eine bemerkenswerte Gastfreundschaft geboten. Völlig offene Gespräche in einer sehr entspannten Atmosphäre, verbunden mit einer von beiden begleiteten Werksbesichtigung, bei der jede Frage detailliert beantwortet wurde. Es waren viele Fragen und viele andere konnten trotz der langen Zeit dann doch nicht gestellt werden..... zuviele Eindrücke!

    Ich habe als Ingenieur viele Werksbesichtungen erlebt, in unterschiedlichsten Betrieben, aber ich habe noch nie eine so große Fertigungstiefe erlebt. Weihrauch macht fast alles selbst: Angeliefert wird das Rohmaterial, Halbzeug aus Stahl, Aluminium o.a.. Alle Bearbeitungsschritte einschließlich der Oberfächenbearbeitung erfolgen bei Weihrauch selbst in Mellrichstadt. Nur Kunststoffteile oder Holzschäfte/-Griffe werden extern gefertigt. Alles in einer Hand, alles vor Ort, beindruckend.


    Ich habe etliche Fotos gemacht, zunächst nur die Highlights.
    Es wird zwei neue Schäfte für die HW77/97 geben, als Sonderedition. Der eine Schaft ist ein Lochschaft mit höhergezogener Backe, von dem es leider noch keinen Prototypen gibt, nur eine CAD-Zeichnung. Der andere ist ein Schichtholzschaft mit neuer Form und vor allem neuer Farbgebung. Ich hatte den Prototypen in den Händen, die Verarbeitung bis zur Lackierung war perfekt. Die Fischhaut am Pistolengriff vielleicht nicht superscharf geschnitten, aber die Abschlusskappe unten optisch umso gelungener.

    DIe Fertigung und Produktion der spanenden Bearbeitung ist mit modernsten Bearbeitungszentren hochautomatisiert. Da kann man kaum noch interessante Fotos machen. Hinter dem Plexiglas gekapselter Riesenmaschinen arbeitet CNC- gesteuerte Präzisionsmechanik mit der hierfür typischen Extrem-Geschwindigkeit. Aber es gibt zu meiner Freude noch die wenigen Arbeitsgänge, wo der Experte mit langjähriger Erfahrung nicht durch eine automatisierte High-Tech-Maschine ersetzt werden konnte.

    Die vorbereiteten Läufe werden zunächst gehont. Ein Verfahren, das dazu dient, Geometrie (Durchmesser) und Oberflache (Rauheit) des Laufes zu optimieren. Der Roh-Lauf wirkt beim Blick hindurch eher stumpf, der gehonte Lauf glänzt. Dann folgt der Schritt, der aus einem "Rohr" einen Lauf für ein Geschoss macht: Das Einbringen der Züge. Weihrauch arbeitet nach dem Knopfziehverfahren, bei dem ein knopfförmiges Hartmetall-Formteil, bei dem die Züge aus der Kontur hervorstehen durch den Lauf gezogen wird. Eine Rotationsvorrichtung der Maschine gewährleistet den Drall.

    Jeder Lauf wird manuell gerichtet, mit einem Gerät, das sich wahrscheinlich in den den letzten Jahrzehnten nicht geändert hat...... und mit viel Erfahrung, sehr viel Erfahrung und Können.
    Warum? Nach all diesen Bearbeitungsschritten, in denen Material aus dem Lauf abgenommen wurde, ist dieser innen ziemlich garantiert krumm. Es werden Materialspannungen freigesetzt, die zu einer Verformung führen. Und dann ist da jemand unverzichtbar mit gutem Blick , gutem Gefühl und viel Erfahrung, der genau weiß, wo er wieviel biegen muss, damit es wieder gerade wird.

    An dieser Stelle noch einmal meinen Dank an Hans-H. Weihrauch und Stefan Weihrauch, die sich heute soviel Zeit genommen haben.

    Hier noch ein Foto von Uli, wie er grade das Werksgelände fotografiert.

    Gruß
    Musashi

  • Ein sehr schöner Schaft :new11: :new11:


    Jetzt weiß ich warum ich mir nicht so schnell das 97er Modell kaufen wollte :n1: :n1:

    edit: Der kleine Bericht ist natürlich auch nicht zu Vernachlässigen ;)

    Nirgends kann man leichter Entscheidungen zu Themen treffen von denen man nichts versteht, als in der Politik.

    2 Mal editiert, zuletzt von Der Profi (17. April 2009 um 15:25)

  • Schließe mich dem Profi an - ist allerdings eine HW 77 (und hoffentlich bald meine).

  • Wollte mir eigentlich eine HW57 kaufen.
    Aber jetzt weiss ich worauf ich sparen muss.
    Der SChichtholzschaft sieht echt wunderschön aus.
    Hoffentlich wird es die Jubilähumsmodelle zu einem moderaten Preis geben.

    Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. (Albert Einstein) 
    Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt. (Albert Einstein)

  • Sehr schöne Bilder freue mich jetzt schon auf die nächste Visier.

    Dass ihr Menschen, rief ich aus, um von einer Sache zu reden, gleich sprechen müsst:
    Wisst ihr mit Bestimmtheit die Uhrsachen zu entwickeln, warum sie geschehen musste?
    Hättet ihr das, ihr würdet nicht so eilfertig mit euren Urteilen sein.

    frei nach -Goethe-

  • Als Mechanik- und Technik-interressiert und unglaublich neugierigen Mensch hast du meinen vollsten Neid für solch einen ausführlichen Rundgang bei Weihrauch. Ich bin zwar eher ein Internetleser aber diese Ausgabe der Visier muss ich mir dann doch mal zu Gemüte führen :))

    mfg Uwe

    Der will nur Spielen!

  • Also der Schaft ist ja wirklich wunderschön.Gefällt mir besser als der blaue Schichtholzschaft.

    Musashi
    Habt ihr bei der Gelegenheit auch mal gefragt was es mit den nichtangelegten :F: Federn aufsich hat?

  • das war mal ein interessanter Bericht. Aber ich muss sagen das mir solche bunten Schichtholzschäfte nicht gefallen. Ich freu mich aber schon auf den Lochschaft ;)

  • Der Schaft gefällt mir persönlich nicht so, egal ist ja auch Geschmacksache.

    Der Bericht war schon sehr lesenwert und macht Lust auf mehr.
    Ich hoffe auf die angekündigten Ergänzungen.... :huldige:

    Yoda: Die andere Seite dunkel ist, sehr dunkel!
    Obiwan: Mecker nicht, sondern iss endlich deinen Toast!

  • servus :direx:
    alles recht und schön
    habt ihr sie auch wegen der "kastrierten" federn die sie
    serienmäßig einbauen angesprochen
    sowas sollte sich eine weltfirma wie weihrauch nicht erlauben
    ist ja eine schande denn jedes fernost LG hat gerade federn drinnen
    ich bin mit leib und seele HW fan aber die vermalledeiten kastrierten stören mich

    franz :crazy2:

    DER niederbayer :new11: :new11:

  • Dass das kein HW 97, sondern ein 77 war, muß Musashi noch lernen... :ngrins:

    Die neuen Schäfte kommen wohl Ende Juni. Sind aber eigentlich keine Jubiläumsmodelle, sondern eine "normale" Programmerweiterung - das "Jubiläum" 15 Jahre HW 97 ist eigentlich nur der Aufhänger für den VISIER-Bericht. Vielleicht tut sich offiziell im nächsten Jahr was, dann sind es 111 Jahre Weihrauch.

    Ja, wir haben gegenüber Hans-Hermann und Stefan Weihrauch (neben vielen anderen Fragen) auch das Problem der Federn angesprochen. Es gibt auch technische Gründe seitens der Firma, das wie bisher zu machen, jedenfalls bei den :F:-Modellen. Mehr dazu aber erst im Bericht, der in der Juni-Ausgabe von VISIER erscheinen wird.


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Ein paar weitere Bilder über die Produktion würden mich ehrlichgesagt brennend interessieren um mal zu sehen wo diese Waffen herkommen. Bzw montiert werden.

    Ich hoffe auf sowas dann in eurem Bericht :huldige:

  • Zitat

    Mehr dazu aber erst im Bericht, der in der Juni-Ausgabe von VISIER erscheinen wird.

    Och Nöööö. Erst macht einem der eine den Mund wässrig, dann sagt einem der andere, das man warten muss....schämt euch :))

    Der will nur Spielen!

  • Zitat

    Original von BeisseNicht

    Och Nöööö. Erst macht einem der eine den Mund wässrig, dann sagt einem der andere, das man warten muss....schämt euch :))

    Na nun bleib mal cool... ;)

    Fakt ist, dass diese Ausgabe gekauft wird! Das steht fest.

    ... und wenn die Erklärung plausibel ist, gewinnen diese Federn vielleicht doch noch Freunde... :))

  • Zitat

    Original von Ulrich Eichstädt
    Dass das kein HW 97, sondern ein 77 war, muß Musashi noch lernen... :ngrins:

    Die neuen Schäfte kommen wohl Ende Juni. Sind aber eigentlich keine Jubiläumsmodelle, sondern eine "normale" Programmerweiterung - das "Jubiläum" 15 Jahre HW 97 ist eigentlich nur der Aufhänger für den VISIER-Bericht. Vielleicht tut sich offiziell im nächsten Jahr was, dann sind es 111 Jahre Weihrauch.

    Ja, wir haben gegenüber Hans-Hermann und Stefan Weihrauch (neben vielen anderen Fragen) auch das Problem der Federn angesprochen. Es gibt auch technische Gründe seitens der Firma, das wie bisher zu machen, jedenfalls bei den :F:-Modellen. Mehr dazu aber erst im Bericht, der in der Juni-Ausgabe von VISIER erscheinen wird.

    servus ulrich :huldige:

    danke das ihr das problem mit den kastrierten federn angesprochen
    habt
    bin gespannt was sich da ergibt
    es wäre schade wenn die firma das nicht in den griff bekommt
    (die fernost firmen schaffen das ja auch)
    das kann die firma weihrauch doch nicht auf sich sitzen lassen
    da eine nachträglich bestellte standartfeder ja BEIDE enden
    gerade hat

    franz :crazy2:

    DER niederbayer der die hoffnung nicht aufgibt :new11:

  • Hallo,

    wie Uli grad gesagt hat, müssen einige Fragen hier zunächst unbeantwortet bleiben, schließlich hatte der Besuch bei Weihrauch ja genau den Sinn, Informationen für den Visier Artikel zusammen zu tragen.

    Aber über die Fertigung bei Weihrauch kann ich noch einiges berichten. Weihrauch hat vor vielen Jahren bereits seine Produkte nach dem "Baukastenprinzip" konzipiert, konstruiert und gefertigt. Ähnlich wie die Automobilhersteller gerne auf Standardbaugruppen zurückgreifen, die in den unterschiedlichsten Modellen - selbst herstellerübergreifend - eingesetzt werden, setzt Weihrauch auf ein modulares Konzept. Dadurch bleibt Lagerhaltung und Teilevielfalt auch bei zunehmender Produktvielfalt übersichtlich. Der Matchabzug Rekord beispielsweise ist immer der gleiche, auch wenn man bei Starrlaufgewehren ein "goldenes" Züngel, bei Kipplaufgewehren ein "silbernes" einsetzt....manchmal gibt es allerdings aus optischen Gründen Ausnahmen.

    Viele, viele Halteklinken:

    Ähnliches gilt für die Kolben. Hier noch als Rohr ohne das Endstück, welches später eingepresst wird:

    Dann noch die Kolbenstange, die nur am Klinkenende gehärtet wurde, damit sie anschließend gemeinsam mit dem Endstück am anderen Ende gebohrt und verstiftet werden kann:

    Unterschiedlichste Laufrohlinge warten auf ihre Weiterverarbeitung:

    Sehr interessant auch der Aufbau der Systemhülsen. Diese bestehen aus dem massiven, gefrästen Vorderteil, welches später den Lauf aufnimmt, einem rohrförmigen Mittelteil mit Gewinde hinten und dem massiven Schlußstück in das der Abzug eingebaut wird. Drei Teile, die verschweißt bzw. verschraubt in die Schleifmaschine gelegt werden, um gemeinsam geschliffen und anschließend brüniert zu werden. Deshalb sieht hinterher die Systemhülse aus wie aus einem Stück, keine Naht, nichts zu sehen. Und deshalb passt auch nur das eine Schlußstück in die Systemhülse, aus drei Teilen wird eine Einheit.

    Und es werden natürlich nicht nur Luftgewehre gefertigt ;)

    Irgendwann sind alle Einzelteile soweit fertig und brüniert, dass montiert werden kann. Bestellt also beispielsweise Frankonia bei Weihrauch 5 x HW35 in 4,5mm, 5 x HW77 in 5,5mm und 5 x HW97k in 4,5mm, dann werden genau diese speziellen Modelle im obersten Stockwerk des ganz oben abgebildeten Gebäudes zusammengestellt und montiert. Hier warten die fertigen Läufe auf ihren Einsatz:

    Hans H. Weihrauch im großen Montageraum:

    Zum Abschluß des Tages haben Uli und ich noch unsere privaten HW97k´s im Konferenzraum ausgepackt. Stefan und Hans H. Weihrauch haben sich unsere "Sonderexemplare", die irgendwann einmal ihr Werk verlassen haben, heute aber innerlich wie äußerlich stark verändert sind ausgiebig angeschaut, wobei es durchaus auch das eine oder andere (positive) Erstaunen gab :))

    Hans H. Weihrauch mit meiner Match-97k:

    Stefan Weihrauch mit meiner hier vorgestellten....ähhhhh.... Sonder-HW 97k, auf die ich dann doch noch einmal das Big Nikko mit Freilauf-Montage montiert habe.

    Jooo... warten wir gespannt auf die Visier-Juni Ausgabe. Ich gebe zu, es juckt mich schon, Antworten zu geben und Rätsel aufzuklären.

    Wieviel 97k´s wurden denn bisher wohl so ungefähr hergestellt? Wieviel davon in Deutschland verkauft? Warum wurde der Durchmesser der Systemhülse verändert? Warum wurde aus der HW77 die 97, warum aus der 97 die 97k? Warum die Optik der 97k? Warum ihr Erfolg in Großbritannien und weltweit? Warum fällt ihr Prellschlag vergleichsweise niedrig aus? Wieviel von den Sonderschäften wird es wohl weltweit geben, und wieviel davon kann man dann vielleicht in Deutschland kaufen?

    Der letzte Absatz war Werbung :nuts:

    Gruß
    Musashi

  • Uiii, der Schaft als Lochschaft, das währe schön... :new11:

    Super Bericht... :wow: ich glaub ich muss mir auch mal die Visier kaufen.

    Dat Teddy :D

    :S "Die Welt ist ein sch... Spiel, aber die Grafik ist geil" 8o
    Meine HP, schaut doch mal rein... Teddy-Trucker.de