Pistole 9mm: Geco Mod. P217

  • Die Glock 17 als Schreckschusswaffe

    Im Thread "Meine Wunsch-SSW (Pistole) wäre ..." führt die Glock 17 zurzeit mit deutlichem Vorsprung vor allen anderen Wunsch-Modellen, und das wird auch noch lange so bleiben. Neu im Laden kann man keine Glock 17 als Schreckschusswaffe kaufen, aber es gibt bei eGun immer noch Nachbauten der Glock 17 zu ersteigern. Der Preis für neuwertige Stücke liegt allerdings meist beim Doppelten des Preises für aktuelle Schreckschusswaffen (Stand: Februar 2009). Wer bereit ist, dieses Geld zu zahlen, kann sich an einer Pistole erfreuen, die in ihrer wunderschönen Hässlichkeit der legendären Glock 17 sehr nahe kommt: die Geco Mod. P217, produziert von ERMA.

    Die Schreckschusspistole Geco Mod. P217.

    Das im doppelten Sinne scharfe Vorbild, die Glock 17 in älterer Ausführung.

    Unterschiede zur scharfen Vorlage

    Die Geco Mod. P217 kam 1994 auf den Markt und ist ein ziemlich originalgetreuer Nachbau einer älteren Version der Glock 17, welche noch ohne Daumenauflage und andere ergonomische Hilfsmittel am Griff auskam. Vergleicht man die Schreckschusswaffe mit der Vorlage, fallen nur unwesentliche Unterschiede auf: Die Verschlusssperre (der "Zerlegehebel") ist bei der Schreckschusspistole weiter vorne positioniert, das Magazin schaut aus dem Griff nicht heraus und es gibt keine Sicherung am Abzug. Außerdem ist das Visier in den Verschluss integriert und nicht verstellbar (wozu auch).

    Die Aufschriften auf der linken und rechten Seite des Verschlusses der P217.

    Die Firmenlogos sehen sich erstaunlich ähnlich, was aber Zufall ist.

    Die Firmenlogos im Vergleich

    Zufällig ähneln sich die Logos beider Firmen stark, was den Schluss zulässt, dass das Geco-Logo wegen der Geco Mod. P217 bewusst an das Glock-Logo angelehnt wurde. Zumindest hatte ich das eine Zeit lang geglaubt. Tatsache ist aber, dass Geco schon vor der Markteinführung der Glock 17 und der Geco Mod. P217 Waffen unter dem aktuellen verwendeten Logo verkauft hat. Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht, dass die "17" sowohl beim Original als auch beim Nachbau zwar die Magazinkapazität wiedergibt, aber ursprünglich von der Nummer des 17. Patents der Firma Glock stammt.

    Größenvergleich zwischen P217 und RG 96: die Griffformen unterscheiden sich stark.

    Die Vorderseite des P217-Griffes ist alles andere als ergonomisch geformt.

    Die Abmessungen der P217

    Die Geco Mod. P217 wiegt laut meiner Briefwaage ungeladen etwa 550 Gramm, ist von der Mündung bis zum Ende des Verschlussstücks 18,5 cm und inklusive Griff 20,0 cm lang. Ihre Höhe beträgt 13,7 cm vom Magazinboden bis zur Kimme. Sie wirkt sehr breit, weil sie so eckig ist, aber die 2,9 cm des Griffes und die 2,0 cm des Schlittens entsprechen ziemlich genau den Abmessungen einer Röhm RG 96, welche nicht so klobig erscheint. Da die Form des Griffes jedoch völlig anders ist als bei der RG 96 und die Hand weiter oben zupackt, ist der Griff effektiv länger. Nach vorne hin ist er allerdings auch deutlich kantiger und damit ziemlich unergonomisch für mittelgroße oder kleine Hände.

    Der Magazinfuß der P217 ist im Griffstück versenkt. Bei der Glock 17 schaut er heraus.

    Hinter dem Magazin ist der Griff hohl und offen.

    Der Magazinknopf liegt (wie beim Original) günstig.

    Der Magazinhalter kommt auf der anderen Seite heraus, wenn der Knopf gedrückt wird.

    Die Handhabung des Magazins

    Hinter dem Magazin ist der Griff hohl und nach unten offen. Das Magazin wird durch einen linksseitig positionierten Magazinknopf gelöst, fällt aber, da es nicht federdruckgelagert ist, im leeren Zustand nicht von selber aus dem Griff, sondern muss herausgezogen werden. Auch wenn es randvoll ist, will es nicht immer herausrutschen. Für diesen Fall ist wie bei der echten Glock 17 eine Aussparung unten an der Vorderseite des Griffes vorgesehen. Das Magazin ist sehr leicht, außen aus Plastik und innen mit Stahlblech verstärkt, damit es geladen unter dem enormen Druck der Patronen auf die Magazinlippen nicht auseinanderfliegt. - Zwei kleine Schwachpunkte: Das Magazin ist so konstruiert, dass der Verschluss mit dem Stoßboden am Zubringer (aus Plastik) hängen bleibt, wenn keine Patronen eingelegt sind und man trotzdem den Schlittenfanghebel betätigt. Außerdem sind alle drei Magazine, die ich zurzeit habe, links oben vermutlich schon werksseitig angeschnitten worden, weil sie sonst beim Einführen am Rand der Patronenzuführung anecken würde (in der folgenden Bilderserie zu sehen).

    Das 17-schüssige Standardmagazin von hinten (oben) und vorne (unten).

    Von rechts (oben) und von links (unten). An den Markierungen rastet der Magazinhalter ein.

    Das Magazin von rechts vorne. Eine Ecke wurde vermutlich werksseitig weggeschnitten, ...

    ... weil ihr sonst ein spitzer Ausläufer der Patronenzuführung in die Quere käme.

    Das Magazin ist innen mit Stahlblech verstärkt.

    Bei der letzten Patrone im Magazin (rechts) könnte es zu Zuführungsstörungen kommen.

    Die Bestückung des Magazins

    Das Magazin der P217 fasst wie beim Vorbild 17 Schuss. Das Bestücken geht am Anfang schon schwer und hakelig, aber die letzten Patronen müssen mit enorm viel Kraft eingeführt werden und der Daumen tut danach garantiert weh. Im Vergleich zum Magazin der Röhm RG 96 ein Unterschied wie Tag und Nacht! Weil der Zubringer des Magazins seitlich abgeschrägt ist, sitzen die Patronen nicht schön ordentlich und paarweise im Magazin nebeneinander, sondern mehr oder weniger zickzack abwechselnd. Also nicht so schön, wie es die Löcher für die Ladestandsanzeige vermuten lassen! - Beim manuellen Entladen per Hand flutschen die Patronen problemlos heraus, aber die letzten beiden verkanten bei meinem Magazin meist an der Plastikkante an der Magazinvorderseite. Die rohe Gewalt der Rückholfeder wird die Patronen beim Schießen vielleicht über dieses biegsame Teil hinwegzwingen, aber elegant wirkt das nicht.

    Blick auf den geschlossenen Patronenauswurf.

    Verschluss offen und im Schlittenfang eingerastet, Magazin leer, Zubringer weit herausstehend.

    Schlittenfang gelöst; das Verschlussstück bleibt am Zubringer hängen.

    Der Schlittenfanghebel in Ruheposition.

    Der Schlittenfanghebel bei zurückgezogenem und eingerastetem Verschluss.

    Repetieren und Zerlegen

    Viel Kraft braucht man auch zum Repetieren. Die Rückholfeder ist extrem stark, so stark, wie ich sie bisher bei keiner Schreckschusspistole erlebt habe. Ich habe es verglichen: Das Zurückziehen des Schlittens ist ziemlich genau so anstrengend wie das Anheben eines mit fünf Ein-Liter-PET-Flaschen bestückten Mineralwasserkastens - und das mit zwei Fingern! Die brutale Schlittenfeder macht auch das Zerlegen zu einer Qual, weil gleichzeitig die gefederte Verschlusssperre nach unten und mit der zweiten und dritten Hand der Schlitten nach hinten und oben gezogen werden muss. Dabei soll einem die Pistole natürlich nicht um die Ohren fliegen. Der Zusammenbau macht genauso viel Freude. - Hinweis an die Walther-P22-Fans: Die Verschlusssperre, also der "Zerlegehebel", ist bei der P217 aus Metall, bätsch.

    So weit hinten steht der Schlitten, wenn er im Schlittenfang eingerastet ist.

    So weit kann man ihn zusätzlich nach hinten ziehen.

    Bei heruntergedrückter Verschlusssperre geht er noch weiter nach hinten.

    Oben: Verschlusssperre in Normalposition. Unten: heruntergedrückt.

    Diese Kante muss beim Zerlegen über die Verschlusssperre hinweggleiten.

    Dann kann der Schlitten hinten aus seiner Führung herausgeschwenkt werden.

    Madenschraube und Munition

    Als die Geco Mod. P217 im Jahr 1994 auf den Markt kam, gab es noch Platzpatronen mit stärkerer Ladung (maximal 600 bar). Damit auch nach der Reduzierung auf maximal 450 bar die Funktion mit neuer Munition gewährleistet war, wurde die P217 mit einer Madenschraube in der Mündung ausgeliefert, die zwar die Optik der Mündung versaut, aber durch Reduzierung der Mündungsöffnung den Staudruck so erhöht, dass die Waffe mit passender Munition zuverlässig repetiert. In diesem Zusammenhang kann ich den Thread "Erfahrungen mit der Geco P 217" empfehlen, gerade für Fragen, welche die am besten geeigneten Munitionsarten betreffen. (Meine P217 ist ungeschossen und bleibt das auch, deshalb kann ich hier keine eigenen Erfahrungswerte zum Besten geben.)

    Die Mündung mit und ohne Blitz. Deutlich sichtbar ist die Madenschraube zur Staudruckerhöhung.

    Die Laufsperre liegt recht weit hinten und ist beweglich verstiftet; daher kann sie klappern.

    Der brünierte Stahllauf ist im Griffstück eingegossen.

    Der Beschussstempel auf dem Schlitten: KF (1995).

    Der Beschussstempel auf dem Lauf: KH (1997).

    Oben: Das G am Abzugsbügel der P217 (oben) weist auf ein überarbeitetes Griffstück hin. Unten: Glock 17.

    Die zwei Versionen der P217

    Die Laufsperre liegt waagerecht im Lauf und läuft 7,5 mm hinter der Mündung schräg nach links aus. Sie ist im hinteren Teil des Laufes lediglich mit einem senkrechten Stift befestigt und klappert deshalb, wenn man die Waffe schüttelt. Der Lauf meiner P217 (Seriennummer 012495) ist brüniert und trägt einen Beschussstempel von 1997 (KH), während auf dem Verschlussstück ein KF steht (1995). Die Ursache für diese Merkwürdigkeit: Die von ERMA für Geco produzierte Pistole wies in der ersten Auflage eine Schwachstelle auf, durch die es zu einem Unfall mit Personenschaden kam. Darüber ist nichts weiter bekannt, als dass es eine Rückrufaktion gab, in deren Folge alle bis dahin ausgelieferten und zurückgesandten P217 überarbeitet wurden. Genauer gesagt wurde das gesamte Griffstück ausgetauscht, der Schlitten jedoch nicht. Das neue Griffstück ist an einem kleinen G an der linken Ecke des Abzugsbügels zu erkennen, dort, wo bei der echten Glock 17 eine kleine 17 steht. Die unbearbeitete P217 hat an dieser Stelle einfach nur eine kreisförmige Fläche ohne G. Später gab es dann eine zweite (sichere) Serie der Geco Mod. P217, die von Anfang an das kleine G am Abzugsbügel, aber keinen weiteren Beschussstempel auf dem Lauf trug und aufgrund des Konkurses von ERMA leider nur noch bis 1996 produziert wurde. - Solltest du dich bei bei eGun nach einer P217 umsehen, achte also unbedingt darauf, dass es sich um die zweite Version mit dem kleinen G handelt. Es sei denn, du suchst nur etwas für die Vitrine.

    Die Abzugstange bei entspanntem Abzug.

    Bei Betätigung des Abzugs schiebt die Abzugstange den Schlagbolzen nach hinten und kippt nach unten weg.

    Hinteres Schlittenstück von unten: Hier am Schlagbolzen rastet die Abzugstange zwischenzeitlich ein.

    Der Schlagbolzen im Ruhezustand (links) und bei fast komplett durchgezogenem Abzug (rechts).

    Der Stoßboden ist stahlverstärkt.

    Der DAO-Abzug

    Anfangs hatte ich erwähnt, dass die Geco Mod. P217 im Gegensatz zu ihrem scharfen Vorbild keine Abzugsicherung besitzt. Bei der Glock 17 verhindert ein kleiner Hebel am Abzug, dass dieser versehentlich durch etwas anderes als den Zeigefinger nach hinten gedrückt werden kann. Abgesehen von diesem fehlenden Detail ist die Funktion des Abzugs bei der P217 originalgetreu: Ein Vorspannen ist nicht möglich, da es keinen Hahn, sondern einen von außen nicht beeinflussbaren Schlagbolzen gibt, der nur einen DAO-Betrieb ermöglicht und beim Durchziehen des Abzugs hinten etwa 5 mm aus dem Verschlussstück herauskommt. Der Abzug der P217 ist etwas kratzig und besitzt nur einen undeutlichen Druckpunkt, ist aber recht leichtgängig: Der Abzugswiderstand liegt bei grob geschätzten 2,5 kg (zum Vergleich diente mir eine Plastiktüte am Zeigefinger mit zwei bzw. drei Mineralwasserflaschen drin) und ist damit nicht sonderlich groß im Vergleich zu anderen Pistolen oder Revolvern, die auch per Double Action geschossen werden können. Da gibt es wesentlich schwergängigere Abzüge!

    Die P217 wird zwar nicht mehr gebaut, aber es gibt noch Ersatzteile bei der Mutterfirma von Geco.

    Hier zu sehen: das so genannte Steuerteil.

    Ersatzteile

    Anfang 2008 hatte ich auf gut Glück versucht, dem Inhaber der Marke Geco, der Firma RUAG Ammotec GmbH (Kronacher Straße 63, 90765 Fürth), Ersatzteile abzuschwatzen. Dass ich welche bekommen würde, hätte ich nicht gedacht. Eigentlich hatte ich es auf eine Madenschraube abgesehen (für meine damalige, nicht ganz so schöne P217, bei der die Madenschraube wie bei so vielen über eGun verkauften P217 fehlte). Die Madenschraube gab es zwar nicht mehr, aber dafür habe ich kostenlos ein Steuerteil (das Ding heißt wirklich so) und eine Rückholfeder geschickt bekommen. Ob RUAG Ammotec noch immer Ersatzteile für die P217 auf Lager hat, kann ich allerdings nicht sagen.

    Die teilzerlegte P217. Enorm lang ist die entspannte Rückholfeder.

    Die P217 bringt den kantigen Glock-Look hervorragend rüber.

    Mein Fazit

    Da ich mit der Geco Mod. P217 nicht schießen möchte (schießen können aber schon!), sind mir die zahlreichen Klagen über Probleme mit bestimmten Munitionsarten, meist allerdings bei fehlender Madenschraube, nicht so wichtig. Da halte ich mich mehr an diejenigen P217-Besitzer, die beispielsweise mit Umarex-Munition überhaupt keine Repetierstörungen haben, und denke mir, dass das bei meiner dann auch so sein dürfte. Ich bin froh, dass ich durch viel Glück bei eGun dieses ungeschossene und makellose Exemplar erwischt habe. Ich habe nicht das Gefühl, zu viel gezahlt zu haben - für 290 Euro bekommt man zwei Umarex-Schreckschusswaffen oder einen neuwertigen Glock-17-Nachbau aus dem Hause ERMA. Verrückt oder nicht? Entscheidet selbst.

    14 Mal editiert, zuletzt von Tilvaltar (17. Februar 2009 um 17:28)