SSW reinigen - Wann, Warum und Wie?

  • Dieser Artikel wurde mir von Frank Wendel per Mail zugeschickt. Vielen Dank!
    Marcus


    SSW reinigen
    Wann, Warum und Wie?

    Vorwort
    Waffen bestehen heutzutage meistens aus Metall und Plastik, manchmal auch aus Holz. Vor
    allem das Metall kann sehr empfindlich auf Schmutz, Wasser und andere Störfaktoren
    reagieren.

    Aus diesem Grund ist es wichtig, Waffen – gerade Schreckschusswaffen – oft und gründlich
    zu reinigen. Nicht nur die Häufigkeit zählt, es ist auch von Bedeutung, die Waffe richtig zu
    reinigen. Eine einfach ins Ölbad getauchte Schreckschusswaffe kann mehr Schaden davontragen als Nutzen. Deswegen dieses Essay.

    Wann reinigen?
    Wann reinigt man überhaupt eine Schreckschusswaffe und warum?
    Eigentlich gibt es zwei Zeitpunkte:
    [list=1][*]Nach dem Schießen
    [*]Nach 1 bis 3 Monaten im Schrank oder Koffer
    [/list=1]
    1. Nach dem Schießen
    Beim Schießen werden Pulver, Plastikteile und vielleicht noch Tränengas oder Nonivamid
    durch den Lauf gepumpt, und das bei sehr hohen Temperaturen. Die Laufsperre und ihre
    Verwinkelungen bieten dem Schmauch und anderen Stoffen noch zusätzliche Möglichkeit,
    sich abzulagern. Außerdem lagern sich bei Pistolen Pulverreste im Patronenlager, aber auch
    dahinter, auf dem Stoßboden und innen am Schlitten ab.
    Bei Revolvern in den einzelnen Trommelkammern, und auf allen Teilen, die sich in der Nähe
    des Trommelspalts befinden.
    Nach mehr als 5 Schuss kann man diese meist grauen Verschmutzungen bei gutem Licht
    erkennen.

    Das wichtigste ist jetzt, dass die Schmauchspuren und alle anderen Substanzen vom Metall
    entfernt werden. Aber auch das Plastik und Holzteile wie Griffschalen sollten gereinigt
    werden, da sie sich sonst verfärben können.
    Verbrannte Pulverreste sind sehr korrosiv und können das Metall extrem angreifen! In den
    Handbüchern steht nicht umsonst, dass man die Waffe nach dem Schießen reinigen soll. Beim
    Zeitpunkt ist Früher besser als Später. Sobald man nach dem Schießen die Möglichkeit dazu
    hat, sollte man die Waffen reinigen. Bei sehr vielen Schüssen (mehr als 20) sollte man sich
    überlegen, heißes Wasser durch den Lauf laufen zu lassen. Vorsicht: Man sollte vermeiden,
    dass das Wasser auf andere Teile als den Lauf kommt! Direkt danach mit Küchen- oder
    Klopapier die Waffe äußerlich abtrocknen, dass sie sich nicht mehr nass anfühlt.
    Dann am besten Ballistol aus der Sprühflasche durch den Lauf sprühen (vom Patronenlager –
    also hinten - her). Ballistol deswegen, weil es meiner Meinung nach Pulver- und
    Schmauchrückstände besonders gut löst; es gibt allerdings Leute, die von der Benutzung von
    Ballistol abraten, da es Wasser anziehend sei (Siehe dazu Hinweis weiter unten)

    Die Mündung der Waffe dann am besten für ein paar Minuten waagerecht stellen, damit das
    Ballistol einziehen kann.
    Während dieser Zeit bei Pistolen den Stoßboden, den Auswerfer, die innere Seite des
    Schlittens in der Nähe des Auswurffensters und eventuell das Magazin reinigen..
    Bei Revolvern die einzelnen Trommelkammern, und alle Teile, die sich in der Nähe des
    Trommelspalts befinden. Am besten geht es mit einer (Zahn-)Bürste.
    Das überschüssige Ballistol dann mit einem alten Lappen von allen Teilen gut abwischen! Es
    sollte nie eine dicke Ölschicht auf den Metallteilen sein.
    Jetzt am besten mit einem Pfeifenreiniger den Lauf reinigen, soweit es geht. Mit der der
    Waffe beigefügten Bürste das Patronenlager oder die Trommelkammern säubern.
    Dann die Waffe nach unten halten, um das restliche Öl abtropfen zu lassen.

    Der Rest so wie bei „2. Nach 1 bis 3 Monaten im Schrank oder Koffer“

    2. Nach 1 bis 3 Monaten im Schrank oder Koffer
    Wenn man eine Waffe in den Koffer packt, ist sie sehr lange Zeit der gleichen Atmosphäre
    ausgesetzt. Außerdem kann sich Feuchtigkeit ansammeln, und das bedeutet auf lange Zeit
    Rost und Zinkfraß! Also eine Waffe immer mal wieder aus dem Schrank holen und auf Rost
    oder andere Schadstellen überprüfen. Ein dauerhafter, dünner Ölfilm vermeidet
    Oberflächenangriffe, außerdem schmiert Öl die beweglichen Teile der Waffe, gerade die
    stark beanspruchten und vor allem, wenn man die Waffe häufig benutzt.
    Ölfilm bedeutet hier eine gerade noch spürbare, aber nicht sichtbare oder sogar tropfende
    Schicht – trägt man das Öl Außen zu dick auf, kann das Öl z.B. mit dem Schaumstoff eines
    Waffenkoffers reagieren und die Waffe nimmt Schaden.
    Zum Reinigen ist es nicht immer nötig, die Waffe komplett zu zerlegen, auch nicht bei
    Pistolen – eine Spezialbehandlung aller Einzelteile ist natürlich nicht schlecht, gerade bei
    alten Waffen, aber nicht jedesmal notwendig.
    Zur groben „Konservierung“ reicht auch das:

    Pistolen
    Waffe zerlegen (Schlitten abnehmen) und Magazin herausnehmen.
    WD40 oder ähnliches Waffenöl in die Systemgruppe (der Teil im Griff, zu dem auch der
    Hahn gehört), in die Abzugsgruppe und eventuell auch die Schlagbolzengruppe im Schlitten
    sprühen. In das Magazin sollte man auch ein bisschen Öl sprühen. Überschüssiges Öl
    abtropfen lassen und mit einem alten Lappen nachwischen. Besonders stark beanspruchte
    Teile, wie das Gelenk des Hahns oder Abzugs kann man auch mit Teflonfett oder
    Spezialfetten behandeln.
    Aber auch hier gilt: gerade soviel, dass die Teile geschmiert sind, aber nicht, dass überall das
    Öl oder Fett sichtbar ist!
    Als letztes empfiehlt es sich, die Laufflächen des Schlittens mit Motorenöl zu behandeln. Der
    Schlitten läuft mit sehr hoher Geschwindigkeit und Wucht von vorne nach hinten und zurück.
    Gerade wenn man die Waffe für z.B. Sylvester fertig macht, lohnt es sich, diese Stellen mit
    Motorenöl zu schützen. Hierfür eignet sich jedes säurefreies, nicht harzendes Motorenöl, in
    den meisten Fällen sind die vollsynthetischen Motorenöle von dieser Sorte. Man trägt das Öl
    am besten mit einem Pfeifenreiniger auf die Flächen am Griffstück und am Schlitten auf, auf
    denen der Schlitten vor und zurückläuft.
    (Zur Not kann man auch die einzelnen Teilegruppen, wie z.B. die Abzugsgruppe mit
    Motorenöl einölen, allerdings hat es keine pulverlösenden Eigenschaften.)
    Zum Schluss setzt man die Waffe wieder zusammen, repetiert ein paar mal durch und wischt
    sie zuletzt noch einmal gründlich mit dem alten Lappen ab.

    Revolver
    Trommel ausklappen. Revolver umdrehen und WD40 oder ähnliches Waffenöl in oder hinter
    den Abzug sprühen, so dass das Öl von oben in die Abzugsgruppe läuft. Auch den Hahn ölen.
    Es empfiehlt sich außerdem das Gelenk, auf dem die Trommel läuft, vorsichtig mit Motorenöl
    einzuölen. Hierfür eignet sich jedes säurefreie, nicht harzende Motorenöl, in den meisten
    Fällen sind die vollsynthetischen Motorenöle von dieser Sorte. Das verhindert eine hakende
    oder schwergängige Trommel – die Trommel sollte sich ausgeklappt ohne Probleme drehen
    lassen und danach noch möglichst lange nachlaufen.

    Zum Schluss die Trommel wieder einklappen, den Hahn entspannen und den Revolver noch
    einmal gründlich mit dem alten Lappen abwischen.

    Jetzt kann man die Waffe wieder in den Koffer legen, oder aber damit schießen.

    Ein paar goldene Regeln:
    • Wenn man vorhat, die Waffe für längere Zeit wegzulegen,
    sollte sich KEIN dicker Ölfilm äußerlich auf der Waffe
    befinden, aber sie sollte vorher eingeölt und abgewischt
    worden sein
    • Die Waffe nie feucht lagern!
    • Brünierte SSW besonders vorsichtig behandeln! Die
    Brünierung von Zink ist um einiges anfälliger als die von
    Stahl! Sie reagiert extrem empfindlich auf alle Arten von
    Säuren und Laugen – sogar Fruchtsäuren.
    • Nach dem Schießen schnellstmöglich saubermachen

    Hinweis
    In diesem Text werden die Markennamen „Ballistol“ und „WD40“
    verwendet. Das geschieht nicht aus Werbezwecken, sondern weil
    ich diese Öle schon seit langem verwende und gut Erfahrungen
    damit gemacht habe.
    Ballistol kann wohl auf manchen Brünierungen Spuren
    hinterlassen.
    Daraus folgt: Natürlich kann jeder das Waffenöl seiner Wahl
    benutzen.


    Idee, Umsetzung und Urheberrecht:
    Frank Wendel, Baden-Württemberg, Deutschland
    © 2008