Revolver .380: ME 900 SA

  • Heute stelle ich einen Nachbau eines absoluten Klassikers vor: des Colt Single Action Army.
    Zum Original möchte ich hier nichts weiter sagen, dazu verweise ich z.B. auf Wikipedia: Colt Single Action Army

    PTB: 217
    Kaliber: 9mm R
    Schusszahl: 6
    Schloss: Single Action (only)
    Lauflänge: 5 1/2"
    Ausführungen:
    -brüniert mit Holzgriffschalen
    -brüniert mit messingfarbenem Griffstück und Holzgriffschalen
    -brüniert mit ungefluteter Trommel, graviert

    Ich war schon lange im Begriff, mir einen Nachbau des SAA anzuschaffen. Natürlich haben sich eine Reihe von Herstellern an dem legendären Colt versucht, von Bruni bis Hege ist qualitativ alles zu haben. Aus finanziellen Gründen schieden die Hege-Revolver von vorneherein aus, bei den Weihrauchs gefiel mir die üble Laufsperre nicht, und bei den Schmidt-Revolvern empfand ich den Trommelspalt als zu groß
    Auf den Melcher bin ich eher zufällig gestoßen, und war von vorneherein begeistert. Das hat bestätigte sich, als ich ihn zum ersten Mal in der Hand hielt. Eine sehr solide, sauber verarbeitete Waffe, eine gleichmäßige, glänzende Brünierung (bei meinem hatte sie allerdings schon Flecken), Stahltrommel, angenehmer Schlossgang, einfach gut!
    Angesichts dessen, was Melcher qualitativ noch an Waffen zu bieten hatte, kam auch die Frage auf, ob eventuell ein anderer Hersteller hinter der Waffe steckt. Ich vermute, dass Schmidt da seine Hand im Spiel hatte. Zumindest in der PTB-Liste ist unter dieser Nummer allerdings nur der ME 900 SA eingetragen.

    Was als erstes auffällt, ist, dass Rahmen und Trommel kleiner sind als beim Original, da die SSW-Variante an das Kaliber 9mm R angepasst ist.
    In der rechten Griffschale ist eine Nummer eingeschlagen, auf dem Rahmen unter der Schale nochmals. Könnte das die Seriennummer sein? Jedenfalls wäre das für eine Waffe dieses Alters etwas ungewöhnlich. Das ganze ist natürlich ärgerlich, man hätte die Nummer auch unten an der Griffschale anbringen können. Das Holz der Griffschalen ist von sehr guter Qualität nicht lackiert, so dass der Griff trotz seiner suboptimalen Form sicher in der Hand liegt.
    Des weiteren fallen hier die sternförmigen Marken auf, die sich z.B. auch an den alten GPDA und an der Colt Anaconda finden. Diese stören aber den Gesamteindruck nicht.

    Die Mündung ist eine Wonne! Ein Schwarzes Loch! ;)
    Die Laufsperre liegt sehr tief und ist praktisch nicht zu sehen, was in Verbindung mit dem Mündungsdurchmesser sehr realistisch wirkt. Kein vollgekleistertes Strohhälmchen!
    Interessant an der Konstruktion des Laufes ist, dass das Korn am stählernen Innenlauf befestigt ist, der in den äußeren Lauf eingegossen ist.
    Unter der Mündung kann man den Austoßer erkennen.

    Die Trommel ist aus massivem Stahl, die Bohrungen sind wie üblich leicht versetzt. Zusätzlich ist in der Vorderseite eine breite Rille, die den ohnehin schon recht üppigen Trommelspalt effektiv weiter vergrößert. Muss wohl so sein, denn dafür...

    ...ist der Abschussbecher sehr dezent. Er hat keine Bohnrungen und wirkt angeschraubt wie eine Laufverlängerung.

    Typisch für SAA-Revolver ist das umständliche Nachladen. Dazu muss der Hahn in die Laderast gezogen werden, damit eine Kammer direkt vor der Ladeöffnung liegt. Mit dem Austoßer werden dann zunächst alle abgeschossenen Hülsen entfernt. Das heißt: Auswerfer betätigen, Trommel manuell weiterdrehen, dann die nächste Hülse raus...und beim Laden genauso. Das beantwortet dann auch die Frage nach der Silvestertauglichkeit: minimal.

    Die Laufachse wird durch einen gefederten Stift gehalten (hier ist die Achse teilweise herausgezogen), so dass die ganze Trommel schnell und ohne Werkzeug herausgenommen werden kann. Im Prinzip wäre das eine Option für schnelles Nachladen, wenn man denn Ersatztrommeln bekommen würde. Beim Herausnehmen der Trommel muss die Ladeklappe geöffnet sein.

    Hier die möglichen Stellungen des Hahns. Der Hahn ist ebenfalls aus Stahl und vorne flach, liegt also ganz am Rahmen an. Dass die Seiten des Hahns nicht brüniert sind entspricht dem Original.


    [SIZE=7][besseres Bild wird nachgeliefert!][/SIZE]

    Eine Fall- oder andere Sicherung gibt es nicht. Der Schlagbolzen sitzt im Gegensatz zum Original im Rahmen und nicht im Hahn. Dafür ist die Hahnfeder wieder ganz originalgetreu eine simple Blattfeder. Revolverhelden werden daran keinen Spaß finden, denn die Feder ist recht stark, zudem hat der Hahnsporn eine Riffelung und ist etwas scharfkantig, mit "Fanning", also dem schnellen Schießen durch Gedrückthalten des Abzugs und Bedienen des Hahns mit der Handkante, wird das also nichts. Es sei denn, man verfügt über ordentlich Hornhaut an den Griffeln ;)

    Ein Schusstest sollte hier auch noch stehen, aber was sollte man dazu großartig schreiben? Er schießt! Klick - Peng - Klick - Peng - Klick - Peng - Klick - Peng - Klick - Peng - Klick - Peng. *fummelfummel* (zwei Minuten später) Klick - Peng......
    Die starke Hahnfeder zündet jede Patrone zuverlässig. Pyros habe ich noch nicht verschossen, nehme aber an, dass der Zusatzlauf nicht ohne Grund dabei war.

    Fazit:

    Wer sich für Westernwaffen begeistert, und für den SAA im speziellen, wird an dem ME 900 SA sicher seine Freude haben. Zwar ist der Gebrauchswert eingeschränkt, und die Nähe zum Original ist bei anderen Modellen größer, aber die solide Verarbeitung und der momentane Marktpreis (100-120 Euro) sprechen eindeutig für den ME. Ich werde ihn jedenfalls nicht mehr hergeben und auch das eine oder andere mal schießen.