Schärfung eines Katana

  • So,

    nachdem ich mein Katana nun ein Jahr besitze und ich eigentlich der Meinung war, dass die Schärfe ausreichend ist (siehe Testbericht: Katana der Schmiede Huanuo ), sollte es jetzt doch etwas mehr sein… ;)

    Bislang hatte es eine ausreichende Schärfe, welche gut zum Cutten (sportliches Zerschneiden von Reisstrohballen) geeignet war. Wenn es hier zu scharf ist, kann es ggf. zu Ausbrüchen an der Klinge kommen.

    Da ich dieses Schwert jedoch nur auf dem Wohnzimmerschrank im Ständer liegen habe und es nur manchmal als Vorführobjekt zum Papierschneiden nutze, kann es ruhig richtig scharf sein…

    Also Klinge vom Rest (Griff usw.) befreit und losgeschliffen… :lol:

    Vorab: Ich habe keine traditionelle Politur angewendet. Der Aufwand und die Kosten der geeigneten Japanischen Poliersteine (mal abgesehen von der schwierigen Beschaffung) wären mir zu hoch gewesen.

    Somit sollte eine sogenannte Hybridpolitur reichen:

    Ich habe sozusagen freischwebend (Angel abgestützt am Bein und den Rest der Klinge am Tisch aufgelegt) mit einem ca. 5 x 7cm großen "Planstück" (z.B. ein gerades Metallstück), worum ich jeweils ein Stück Schmirgelpapier gelegt habe, den kompletten Schneidenwinkel geschliffen/ poliert.

    Zuerst habe ich es mit 600er Schmirgelpapier längst geschliffen.

    Dann folgte 800er Papier quer, dann 1000er, 1200er, 1500er, 2000er und 2500er längst. Als letzten Durchgang habe ich dass 2500er als Nassschleiffpapier verwendet (der Wechsel zum jeweils nächst feineren Papier fand nach „Wegschmirgelung“ der vorherigen „Riefen“ statt).

    Als nächstes nutzte ich Nigrin Metallpolierpaste und ;) Nevr Dull Polierwatte.

    Nun war es Zeit zum entfetten. Hierfür nahm ich normales Reinigungsbenzin.

    Jetzt folgte der giftigste Teil: Die Faltung des Stahls sollte wieder sichtbar gemacht werden, jedoch richtig! Ich nutzte also FE3CL (Eisen 3 Chlorid) anstatt einer Essiglösung (geht damit auch, jedoch sehr schwach). FE3CL bekommt man beim großen C (Elektroladen)…

    Ich habe in ein Abwasserrohr (aus dem Baumarkt) eine FE3CL Lösung bei etwa 80 Grad Celsius gefüllt und dort die Klinge so ca. 1 Minute getaucht. Danach war sie pechschwarz!!!

    Da die Ätzung sehr stark war, musste ich die schwarze Schicht wieder mit Schmirgelpapier entfernen… ich begann bei 800er bis… s.o.

    Nun war die Faltung gut und dauerhaft zu sehen!

    Was nun noch fehlte, war die Härtelinie, bzw. der Härtebereich.

    Hierfür habe ich eine milde FE3CL Lösung mit einem Schuss Spülmittel als Trägermittel angerührt und nur den Schneidenwinkelbereich bis zur Hohlkehle angeätzt (mit einem Taschentuch in reibenden Bewegungen, so dass eine leichte Schwärze angeätzt wurde).

    Diese wurde mit der Nigrin Polierpaste unter leichtem Druck auspoliert. Nun war der Härtebereich leicht sichtbar! Aber noch nicht genug… :ngrins:

    Es folgte eine Entfettung mit Waschbenzin… und erneutes Ätzen… und Polieren mit Polierpaste usw. …

    Nun war die Härtelinie und der Härtebereich schön weißlich sichtbar und die Faltung gut erkennbar! In Kombination mit der guten Schärfe (ich kann mir mit der Klinge die Haare vom Arm rasieren) bin ich nach gut einer Woche schweißtreibender Arbeit mit dem Endergebnis sehr zufrieden! So sollte es sein!

    Sorry, dass ich nur Endergebnisfotos darstelle, aber ich war so in Action, dass fürs zwischenzeitliche Fotografieren keine Zeit blieb… ;)

    P.S.: Solltet ihr diese Prozedur nachmachen und ihr seht keine Faltmuster und keinen Härtebereich, so hat euer Schwert diese auch nicht! Ihr wurdet also verschaukelt und habt wohl ein handgeschmiedetes und gefaltetes Katana für rund 150 Euro erworben… LOL…

    Nachmachen auf eigenes Risiko! Für spezifische Rückfragen stehe ich wie immer gerne zur Verfügung! ;)

    Greetz!

    motherbuana