Norconia B2

  • Zunächst vorab: Das Gewehr ist natürlich billig. Ich habe es für 20 EUR bei Frankonia gekauft. Und wenn ich im folgenden über schlechte Qualität etwas sage, dann ist das auf keinen Fall wütend oder wertend - ich war mir ja darüber bewußt, was ich kaufe. Insofern nörgele ich nicht - "You get what you pay for". Trotzdem möchte ich das Gewehr einem fairen Review unterziehen und die Mängel auch als solche Kennzeichnen, damit andere wissen, worauf sie sich einlassen.

    Als ich die Verpackung geöffnet habe, bin ich trotzdem zunächst sehr erschrocken. Das Gewehr war völlig verdreckt und verschmiert mit Fett. Die Schaftlackierung, über die viele so nörgeln, ist noch schlimmer als bisher angenommen. Sie ist unzumutbar. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich mir einen Gefallen mit Abschleifen und neu lackieren tue - ob das darunterliegende Holz von besserer Qualität ist, wage ich zu bezweifeln. Teilweise waren auf dem Gewehrschaft und im System auch irgendein kristallisiertes Salz, von dem ich nicht weiß, was das sein sollte. Lies sich aber problemlos entfernen. Hier die Bilder wie das Gewehr frisch aus der Packung kam:





    Hier sieht man noch das kristalline Salz recht gut - möglicherweise ein Überbleibsel vom Brünieren:

    Die Kolbendichtung scheint eine Art eingespritztes, grobkörniges Silikon niederster Qualität zu sein:

    Das Gewehr errinert mich irgendwie an eine abgekupferte Diana23, allerdings wirklich sehr billig ausgeführt. Beim ersten Spannversuch fällt auf, dass der Hebel, der betätigt werden muss, damit sich das Gewehr knicken lässt, von einer derart harten Feder gehalten wird, dass man eher das Metall der Sicherung verbiegt, als den Lauf zu öffnen.

    Sodann habe ich mich daran gemacht, das Gewehr zu öffnen. Nachdem man die zwei Schrauben am Abzug und die zwei am Schaft gelöst hat, kann man das System entnehmen. Hier wird sofort deutlich, dass nach dem Prinzip "viel hilft viel" gefettet wurde. Alles ist mit Fett eingeschmiert - allerdings nicht mit hochqualitativem Fett, sondern mit sandigem Maschinenfett (wie man es von Baumaschinen kennt). Es scheint eine Art Recycling zu sein. Sofort sticht auch das schrecklich unentgratete Gewinde ins Auge.



    Auch im inneren ist dieser salzähnliche Schmutz zu finden:

    Um das System zu öffnen, entfernt man zunächst die Abzugsfeder mit einem Schraubenzieher (ansonsten fliegt sie einem gleich um die Ohren). Danach drückt man die Feder mit einem Federspanner (ein Schraubenzieherende tut es auch, man muss nur wirklich vorsichtig sein) ein wenig in Richtung des Systems und treibt den Dorn mit einem Schraubenzieher aus, das sollte absolut keine Kraft brauchen. Dann vorsichtig loslassen, denn das System kommt heraus. Die Vorspannung war bei meinem Modell eher moderat, das kann aber stark schwanken:





    Um an die Kolbendichtung zu gelangen muss zunächst der Unterhebel aus dem System entfernt werden. Dazu öffnet man die zwei Schrauben am Lauf, zunächst die Kleine (die die Große freigibt) und dann die Große. Dies sollte man bei leicht geöffneter Laufsicherung machen (also anders als angebildet), dann geht das relativ leicht - ansonsten braucht man viel mehr Kraft und die Schraube klemmt. Der Lauf mit dem Unterhebel lässt sich nun vom Kolben trennen und herausnehmen:





    Dadurch lässt sich nun auch die Kolbendichtung mit einem Schraubendreher herausschieben.

    Der eigentlich abdichtende Stopfen ist nur aufgeklemmt und kann vorsichtig abgezogen werden. Darunter befindet sich eine mit einer Schraube fixierte Dichtungsringhalterung. Diese habe ich lediglich zur Reinigung entfernt.



    Um die Sicherung zu entfernen ist es am geschicktesten, zuerst die obere Sicherungsschraube (also die am eigentlichen Hebel) zu lösen, statt umgekehrt - auf den Bildern ist es andersrum abgebildet, aber es macht keinen großen Unterschied. Der Hebel lässt sich ohne Probleme entfernen und danach kann man die Madenschraube entfernen, um den Arretierungsbolzen mit seiner Feder zu entfernen.





    Die Feder sieht der Feder vom Abzug sehr ähnlich, sie ist allerdings etwas länger - falls jemand die Federn verwechselt, ist folgendes Bild hilfreich:

    Da mir die Arretierung des Kolbens viel zu hart war, habe ich einfach die Feder um etwas gekürzt, jetzt funktioniert es relativ gut.

    Nachdem ich das Gewehr wieder schön zusammengebaut habe, habe ich ein 4x32 ZF darauf montiert und dies absichtlich verstellt (damit der Haltepunkt nicht weggeschossen wird), um die Streukreise zu messen. Hier abgebildet sind zwei Serien a 10 Schuß auf 7 Meter Distanz:


    Die Streukreise sind meiner Meinung nach für ein Gewehr dieser Preisklasse akzeptabel, die Ausreißen können durchaus davon kommen, dass der Abzug ein sehr hohes Abzugsgewicht hat. Ich habe zwar keine Waage aber nehme an, das werden durchaus 2 bis 2,5 kg sein. Druckpunkt ist selbstverstänlich auch nicht, daher ist die Schußabgabe teilweise etwas unkontrolliert. Das Gewehr hat einen sehr starken Prellschlag, was auch dazu geführt haben könnte, dass es verreißt. Ich bin weder Preller noch nicht-Druckpunktabzüge mehr gewöhnt und es könnte sich hierbei also durchaus um Schützenfehler handeln.

    Zum Schluß noch die Explosionszeichnung des Gewehrs:

    Fazit: Ich denke für 20 EUR bekommt man ein Gewehr, das zwar für schlichtes "Ballern" auf Dosen geeignet ist, wer an Präzision interessiert ist, wird damit allerdings keine Freude haben. Ich werde es dennoch behalten.

    Vielen Dank fürs Lesen!
    Johannes

    2 Mal editiert, zuletzt von ivtu (27. Juni 2008 um 22:39)