Pistole 9mm: Colt Double Eagle

  • Die Firma Colt ist bei Pistolen weltbekannt für ihren oft kopierten M 1911 Government. Als mit einiger Verspätung auch Colt endlich bemerkte, daß der Markt mehr nach Pistolen mit Double Action Abzug verlangte, versuchte man den erfolgreichen Government zu modernisieren.
    Das Ergebnis war der Double Eagle:

    Groß, schwer ( 1205 g ) und nur mit einem einreihigen 8-Schußmagazin in den Kalibern .45 ACP, .40 Auto und 10 mm versehen.

    Zum Leidwesen von Colt waren aber inzwischen Standard Full Size Waffen aus Vollstahl mit so wenig Schuß im Magazin nicht mehr so gefragt. Der Colt Double Eagle kam einfach zu spät auf den Markt. Diese Verspätung führte zu der relativ kurzen Herstellungperiode von 1990 - 1997.

    Da der Colt Double Eagle aber eine große Pistole mit klassischen Design und hohen Wiedererkennungwert ist, dauerte es nicht lange und die Nachbauten bei den freien Waffen boomten. Im Schreckschußbereich nahm sich Umarex der Sache an und brachte unter der Bezeichnung Reck Double Eagle mit der PTB 512 erst die 9 mm PAK Variante und direkt danach mit der PTB 513 die 8 mm K Variante auf den Markt.

    Als Umarex die Namensrechte für Colt erworben hatte, wurde mit neuer PTB 609 aus dem Reck ein Colt.
    Um das Jahr 1999 konstruierte Umarex den Colt Double Eagle um und produzierte ihn konstruktiv ähnlicher dem Original. Dieser neue Double Eagle bekam dann eine neue PTB 769.

    In diesem Bericht stelle ich beide 9 mm PAK Varianten vor:

    Vorbild: Colt Double Eagle .45 ACP, .40 Auto, 10 mm

    PTB: 609 ( 769 )
    Beschuss: Köln 1998 ( 2001 )
    Kaliber: 9 mm PAK
    Magazinkapazität: 8 Schuß
    Länge: 215 mm
    Höhe: 140 mm ( mit langen Magazinschuh 158 mm )
    Breite: 35 mm ( an den Griffschalen )
    Gewicht: 1270 g ( PTB 769: 1300 g )

    Alle Werte sind selbstermittelt.

    Ich besitze einen brünierten Colt Double Eagle mit PTB 609 und einen Vernickelten mit PTB 769.
    Unter den Umarex-SSW ist der Colt Double Eagle einer der besser verarbeiteten und langlebigeren Pistolen. Die Waffe ist sehr massiv und sauber gefertigt, die Oberflächen wurden sehr gut bearbeitet. Sowohl Glanzbrünierung, als auch Vernickelung sind einwandfrei ( abgesehen von inzwischen vorhandenen Abnutzungen ).

    Der Double Eagle von Umarex hat nur wenige Stahlteile. Abgesehen von Abzugsgestänge, Vorholfeder, Magazin und einem kleinen eingelassenen Ring um das Schlagbolzenloch im Patronenstoßboden ist er massiv Zink. Da der Schlagbolzen eine breite Aufschlagfläche für den Schlaghahn hat, arbeitet sich dieser nicht so schnell ab.
    Eine Sicherung sucht man vergebens, ebenso wie einen Schlittenfang. Was beim Original der Schlittenfanghebel ist, ist bei der SSW der Zerlegehebel.

    Das Zerlegen des Double Eagle ist recht einfach. Entladen, Magazin entnehmen. Den Zerlegehebel nach unten drehen und von der rechten Seite diesen herausdrücken und entnehmen. Nun den Schlitten ganz nach hinten ziehen und hinten nach oben heben und nach vorne vom Lauf schieben.
    Und da kommen die Unterschiede zwischen den Ausführungen PTB 609 und PTB 769 zu Tage.

    Die ältere Ausführung hat die Vorholfeder um den Lauf gewickelt. Die Feder ist gefertigt aus einem dickeren einfachen Federstahldraht. Dies bedingt wiederum einen etwas dünneren Lauf, was massiv an der Mündung auffällt ( Mündungsdurchmesser 6 mm )
    Die neuere Ausführung hat eine Federführungsstange unter dem Lauf. Die Vorholfeder ist dünner und aus geflochtenen Federstahldraht. Dadurch konnte der Lauf dicker gestaltet werden und auch der Laufinnendurchmesser größer werden ( Mündungdurchmesser 8 mm ), um die heute bei Umarex übliche sternförmige Laufsperre aufzunehmen.
    Durch die unter dem Lauf liegende Vorholfeder musste die Laufführungshülse umgestaltet werden und wurde dadurch massiver, was das 30 Gramm höhere Gewicht der neueren Ausführung mit erklärt.

    Die Mündung wurde zwar bei der neueren Version größer und realistischer, gleichzeitig wurde die Laufsperre aber erheblich sichtbarer ( liegt 5 mm tief und ist ungeschossen sofort zu sehen ).
    Bei der älteren Version sieht man die Sperre nur, wenn man in den Lauf hineinleuchtet ( liegt 10 mm tief und ist als Steg ausgelegt. )


    Die Mündungen ohne Blitz


    Die Mündungen mit Blitz

    Über die Funktion eines Double Eagle läßt sich größtenteils Erfreuliches berichten.
    Das Negative beschränkt sich auf den fehlenden Schlittenfang, so daß bei leergeschossenen Magazin der Schlitten am Magazin aufgefangen wird und dieses einklemmt.
    Die Magazinkapazität ist entsprechend der des Originals, was bei vielen SSW leider nicht gegeben ist.
    Das Schiessen ist eine Freude, da der Double Eagle extrem zuverlässig schiesst ( noch nie eine Störung bei weit mehr als hundert Schuß ). Dazu kommt ein merklicher, für SSW ungewöhnlich starker, Rückstoß, der durch den schweren Schlitten ausgelöst wird.

    Das Magazin gibt es in zwei Varianten, mit kurzen Magazinschuh aus Stahl und mit langen Magazinschuh aus Kunststoff. Beide Varianten lassen sich nicht zerlegen. Dafür sind sie leicht und schnell zu befüllen, was an Silvester die relativ geringe Magazinkapazität ausgleicht.

    Fazit:
    Wer für die Vitrine einen gut gemachten Klon des Colt Double Eagle sucht, kommt an diesem Trümm nicht vorbei. Das Gleiche gilt für denjenigen, der eine große, zuverlässige SSW mit Rückstoß für Silvester sucht.
    Zu Führen wäre der Colt Double Eagle auch geeignet, wäre da nicht seine Größe und, vor allem, sein enormes Gewicht.

    Vogelspinne