Umarex 850 AirMagnum

  • In diesem Testbericht möchte ich euch das 850 AirMagnum von Umarex vorstellen. Es existieren hier schon drei textlastige Testberichte (1, 2, 3); deswegen gibt es in meinem Bericht eine ganze Menge Bilder. - Dass ich mir das AirMagnum nach langer Zeit des Überlegens nun doch zugelegt habe, hat mit der Ankündigung von Umarex zur IWA 2008 zu tun, das Gewehr demnächst mit Holzschaft herauszubringen. Vermutlich werde ich mir dann einen separat bestellen (den kurzen) und schwarz lackieren. Bis dahin bemühe ich mich, das Plastik zu mögen. Und das fällt mir nicht einmal schwer.

    Der Aufdruck auf der linken Systemseite.

    Das AirMagnum in der einfachsten Ausführung.

    Daten: Das AirMagnum ist 104 Zentimeter lang, an der dicksten Stelle rund 4,5 Zentimeter breit (mit heruntergeklapptem Repetierhebel sieben Zentimeter), wiegt lächerliche 2600 Gramm, besitzt einen gezogenen Lauf von 60 Zentimetern Länge, ist dank Trommelmagazin achtschüssig und soll laut Hersteller eine Mündungsgeschwindigkeit von bis zu 175 m/s haben. Es kostet zurzeit in der Grundausführung (ohne Zielfernrohr, Schalldämpfer, Kapseladapter; mit Plastikschaft) rund 230 Euro und ist damit nicht sonderlich teuer, wenn man das mal in Relation setzt mit den Preisen für Umarex-CO2-Kurzwaffen. Geliefert wird das AirMagnum in einer Styroporkiste mit bedrucktem Pappschuber. Ein Koffer wie etwa bei der Beretta Cx4 Storm ist nicht dabei.

    Die markante Schaftbacke.

    Der hohle Schaft mit Schaftgewicht (Edeka-Tüte, Vogelsand).

    Balance: Schon ohne Zielfernrohr oder Schalldämpfer fällt sofort die unausgewogene Balance des Gewehrs auf. Es ist insgesamt und ganz besonders schaftseitig viel zu leicht. Als allererste Maßnahme habe ich deshalb eine vorher auf Dichtigkeit getestete Plastiktüte so tief wie möglich in den hohlen Schaft gestopft und mit Vogelsand ausgefüllt. Gerüttelt, geklopft, immer wieder Sand nachgeschüttet, bis die Tüte voll war und rutsch- und rieselfrei im Schaft festsaß. Zugerollt, etwas Tesa drauf, die Gummikappe wieder draufgeschraubt und gefreut. Mit dem Zusatzgewicht (geschätzte 400 Gramm) stimmt jetzt die Balance. Noch ein Zielfernrohr drauf, dann stimmt auch das Gesamtgewicht.

    Der pistolenartige Griff liegt gut in der Hand.

    Der Abzugsweg ist einstellbar.

    Abzug: Durch das Loch am Abzugsbügel erreicht man die Stellschraube für den standardmäßig etwa drei Millimeter langen Abzugsweg. Im Vergleich mit dem Twinmaster Desperado von Röhm (Testbericht) verliert der AirMagnum-Abzug zwar, aber schlecht ist er auf keinen Fall. Er besitzt einen gut abgestimmten Druckpunkt bei einem angenehmen Abzugsgewicht von 750 Gramm. Der Abzug ist übrigens "Single Action Only": Beim Repetiervorgang wird durch das Zurückziehen des Hebels der innen liegende Hahn gespannt; die Betätigung des Abzugs löst dann nur noch den Schuss aus. - Die hier sichtbaren Schraubenlöcher sind übrigens die einzigen am ganzen Schaft. Das kennt man von anderen Plastikschaftgewehren auch anders.

    Der verdickte Vorderschaft enthält die CO2-Kapsel.

    Die verstellbare Kimme mit Glasfaserleuchtstäben.

    Das Korn mit Korntunnel.

    Visierung: Die Visierung des AirMagnum hat mich sehr enttäuscht. Okay, sie tut ihren Dienst einwandfrei - wenn sie erst einmal eingestellt ist. Das Einstellen aber ist eine echte Katastrophe. Selbst an einem 50-Euro-Gewehr würde ich mich schwarz ärgern über das, was Umarex einem hier zumutet. - Die Kimme kann zur Höhenverstellung vor und zurück geschoben werden, was bei meinem neuen Gewehr trotz gelöster Fixierschraube nur ruckweise funktioniert, weil die Kimme ziemlich stramm auf ihrer Schiene sitzt. Wenigstens gibt es eine Skala, die einem beim Wiederfinden einer passenden Kimmenposition hilft. So weit, so gut. - Die Seitenverstellung der Visierung wird am Korn vorgenommen. Eine Schraube oder etwas anderes Filigranes sucht man dort vergeblich. Man quetscht stattdessen einen Finger seitlich in den Korntunnel und drückt einfach gegen das Plastikkorn. Irgendwann verstellt es sich irgendwie, natürlich genauso ruckartig wie die Kimme. Mit etwas Glück und viel Geduld findet man schließlich die richtige Einstellung und kann sich Erfreulicherem zuwenden.

    Die 11-mm-Prismenschiene.

    Zielfernrohr Walther 4x32 auf Speedmontage.

    Prismenschiene: Auf dem System (natürlich aus Metall) befindet sich eine etwa 16 Zentimeter lange 11-mm-Prismenschiene. Da ich auf jeden Fall sowohl über Kimme und Korn als auch mit Zielfernrohr schießen können will, ohne das Zielfernrohr jedes Mal neu einschießen oder die Prismenschiene durch ständiges Lösen und Festschrauben von Montagefüßen ruinieren zu müssen, habe ich mir bei Schneider eine zweite Suhler Speedmontage (Testbericht) bestellt, mit der ich bei Bedarf ein Walther 4x32 montiere und auf fünf Meter Distanz schieße (Testbericht). Die Speedmontage sitzt rutsch- und wackelfrei auf der Prismenschiene. Ein Stopperblock ist wegen des fehlenden Prellschlags nicht nötig.

    Im Vorderschaft sitzt die CO2-Kapsel.

    Mitgeliefert wird eine 88-Gramm-CO2-Kapsel.

    CO2-Versorgung: Im Vorderschaft sitzt unter einem etwas klapprigen Deckel die ausgesprochen komfortable, aber in der Anschaffung teure 88-Gramm-CO2-Kapsel. Sie reicht für etwas mehr als 300 verwertbare Schüsse (manche Händler sagen "bis zu 400 Schuss"). Einmal eingeschraubt, kann sie leider nicht mehr entnommen werden, bis sie leer ist. Anders beim separat erhältlichen und sehr hochwertig anmutenden Adapter für zwei 12-Gramm-CO2-Kapseln. Der besitzt ein eigenes Rückschlagventil, welches eine Entnahme bei Nichtgebrauch ermöglicht und den CO2-Druck im Innern erhält. Die Boden an Boden einzulegenden 12-Gramm-Kapseln werden erst beim Festschrauben des Adapters am Gewehr angestochen. Praktisch: Will man nur eine einzelne 12-Gramm-Kapsel neu anstechen, kann man auf der dem Hauptventil abgewandten Seite eine leere zweite Kapsel einlegen. Mit zwei vollen Kapseln sind etwa 100 verwertbare Schüsse drin und noch ein paar mehr zum Plinken.

    Der Adapter für zwei 12-Gramm-CO2-Kapseln.

    Der Adapterverschluss aus Messing.

    Zugeschraubt.

    Repetiervorgang I: Um das AirMagnum zu laden, klappt man den Repetierhebel hoch und zieht ihn nach hinten. Dabei spürt man deutlich den Spannvorgang des innen liegenden Hahns. Beim Zurückziehen des Repetierhebels kommen das hintere Ende des Kammerstängels und die Zwei-Wege-Sicherung ein Stück aus dem System heraus (siehe nächstes Foto). Um das Trommelmagazin zu entnehmen, schiebt man außerdem die Magazinsicherung zurück. Das Magazin wird nach links entnommen, was ein wenig umständlich ist, da man das mit der linken Hand machen und deshalb zweimal umgreifen muss.

    Bereit zum Laden des Trommelmagazins.

    Magazinsicherung nach vorne geschoben, (unsichtbares) Magazin fixiert.

    Das Magazin hat sich gerade weitergedreht, der Kammerstängel erfasst ein Diabolo.

    Das Diabolo wird in die Kammer eingeführt. Man sieht die grüne Kammerdichtung.

    Das Diabolo ist geladen, die Kammer dicht.

    Repetierhebel unten, Kammerstängel gesichert.

    Repetiervorgang II: Das mit acht Diabolos bestückte Trommelmagazin wird eingeführt und die Magazinsicherung nach vorne geschoben, entweder separat oder automatisch durch das Bewegen des Repetierhebels in Richtung Mündung (Letzteres klappt aber nicht immer ohne Verkanten). Schiebt man den Repetierhebel langsam vor, kann man sehen, dass sich gleich zu Beginn dieser Aktion das Trommelmagazin um eine Position im Uhrzeigersinn weiterdreht. Der Kammerstängel führt anschließend ein Diabolo in die Kammer ein und dichtet sie ab. Schließlich sichert man den Kammerstängel durch das Herunterklappen des Repetierhebels. Zum Schluss drückt man die Schusssicherung nach vorne.

    Das Repetieren macht tierisch Spaß!

    Repetiervorgang III: Das Repetieren ist eindeutig die Hauptattraktion des AirMagnum. Es geht nach einigen Durchgängen leicht von der Hand, wobei man selbst bei kräftigem Zupacken nie die Angst haben muss, irgendetwas abzubrechen. - Vorsicht: Jeder Repetiervorgang ohne Schussabgabe befördert ein weiteres Diabolo in die Kammer. Im ersten Spielrausch nach der Inbetriebnahme des AirMagnum führt das dazu, dass man plötzlich mehrere Diabolos im Lauf stecken hat. Das Repetieren übt man also besser ohne oder mit leerem Magazin. - Hat man dagegen nur einmal durchrepetiert und entnimmt dann das Trommelmagazin, kann man das geladene Diabolo auch ohne eingelegtes Magazin verschießen.

    Das geladene Trommelmagazin von links.

    Magazin: Das Trommelmagazin (zwei Stück gehören zum Lieferumfang) besteht außen aus Plastik und innen, wo der Zahnkranz für den Weitertransport liegt, aus Metall. Die Diabolos lassen sich leicht einführen und werden von einem Gummiring lose in Position gehalten; sie stecken nicht fest in ihren Löchern wie bei anderen Trommelmagazinen. Weil die Löcher etwas größer als üblich sind, muss man immer wieder mal ein zu schnell und blind eingelegtes Diabolo wieder herausfummeln und umdrehen. - Das Magazin ist bei einem Durchmesser von knapp drei Zentimetern einen Zentimeter dick, kann also auch exotische Diabolos aufnehmen.

    Das Trommelmagazin besteht aus Plastik, Metall und einem Gummiring.

    Es ist relativ groß und dick.

    Bei den mittleren Magazinen meiner Sammlung sieht man die Gummiringe gut.

    Sicherung: Die Zwei-Wege-Sicherung hat mich gleich genervt. Man muss sie nämlich normalerweise ziemlich mittig und mit einer leichten Abwärtsbewegung erwischen, um die fummelige Sicherungssicherung (oder so) mit dem Daumen einzudrücken. Nach den ersten zwanzig, dreißig Versuchen hatte ich eine heiße Fingerspitze. Deshalb habe ich ein etwa fünf Millimeter langes Stückchen von einem Gummiring oberhalb dieser Sicherungssicherung in das Loch gestopft und sie damit permanent entsichert. Jetzt funktioniert die eigentliche Sicherung immer noch, aber ich muss sie nur noch irgendwie erwischen, um das Gewehr zu entsichern, nicht mehr genau mittig.

    Die Sicherung nach dem Repetieren.

    Entsichert und bereit zur Schussabgabe.

    Ein Stückchen Gummiband deaktiviert die nervige Sicherungsblockade.

    Präzision: Mein Twinmaster Desperado schießt sehr präzise mit den von mir bevorzugten Geco-Flachkopf-Diabolos, deshalb war ich nach den ersten Schüssen mit dem AirMagnum doch über den einen oder anderen Ausreißer erstaunt. Für diesen Testbericht habe ich zwei Achterserien geschossen (mit Zielfernrohr, aufgelegt, Entfernung fünf Meter). Bei der ersten Serie war prompt einer dieser Abweichler dabei (nächstes Foto). Aber nach gut fünfhundert verschossenen Diabolos wurden die Ausreißer seltener und blieben schließlich ganz aus. Im ersten Training für den Fernwettkampf habe ich mit dem AirMagnum dann ohne viel Stress und mit Zielfernrohr 357 Ringe in der Einzeldisziplin D4 geschossen (frei stehend, Distanz fünf Meter, Zwölferscheiben, dreißig Schuss; maximal sind also 360 Ringe möglich). Zum Vergleich: Mit dem Desperado schaffe ich unter Wettkampfbedingungen in derselben Disziplin zurzeit 358 Ringe.

    Aufgelegt aus fünf Metern, erstes Magazin.

    Aufgelegt aus fünf Metern, zweites Magazin.

    Lautstärke: Die Kraft des AirMagnum muss ziemlich hoch sein, denn das Einschlagsgeräusch im Kugelfang ist laut und die Diabolos sind nach dem Gebrauch definitiv kaputt. Die Lautstärke des Gewehrs ist dagegen erstaunlich niedrig. Ich hatte mir auf Grund meiner Erfahrungen mit dem Desperado gleich den Umarex-Schalldämpfer mitbestellt, aber unbenutzt wieder zurückgeschickt, denn im Vergleich zum ungedämpft unangenehm lauten Desperado ist das AirMagnum richtig leise. Mein von außen dick beklebter Kugelfang macht mehr Krach, und CO2-Kurzwaffen wie die CP88 oder die Beretta 92 FS erst recht. Das AirMagnum ist wohnungstauglich, auch ohne Schalldämpfer.

    Heute gibts Diabolobrei. Lecker!

    Fazit: Ich hatte wegen des Plastikschaftes wirklich lange mit dem Kauf gezögert und mich vor einiger Zeit für das Twinmaster Desperado von Röhm und gegen das AirMagnum entschieden, aber ich kann jedem nur raten, dem hier vorgestellten Gewehr eine echte Chance zu geben. Seine Verarbeitung ist wirklich gut und das Plastik macht überhaupt keinen Spielzeugeindruck, sondern passt sogar zu dem Gewehr. Es liegt gerade wegen des Plastikschafts, der angenehm rau und griffig ist, sehr gut in der Hand. Und dann dieses geniale Repetieren! Allein dafür lohnt sich schon der Kauf. Mögen andere Gewehre vielleicht noch ein wenig präziser sein oder edler aussehen - am Ende geht es doch um den Spaß beim Schießen, und den hat man mit dem AirMagnum definitiv.

    31 Mal editiert, zuletzt von Tilvaltar (28. Oktober 2008 um 22:47)