Tuning Weihrauch HW 97k (ACHTUNG: lange Ladezeit!)

Es gibt 122 Antworten in diesem Thema, welches 193.204 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. November 2014 um 22:53) ist von Musashi.

  • Hallo,

    dies ist ein langer Bericht, ein sehr langer Bericht, keiner , den man mal eben überfliegt, um dann einen Kommentar zu posten. Lest ihn, wenn ihr Zeit und Lust dazu habt.
    Und ärgert euch auf keinen Fall, nur weil er endlos scheint ;)



    Warum überhaupt Tuning?

    Seit einigen Jahren schieße ich mit der HW 97k Field Target, zunächst in der Klasse 4 bis 7,5J und seit 2005 mit WBK in der Klasse 2 bis 16,3J.
    In der Klasse 4 (Federdruckgewehre mit Prellschlag bis 7,5J, Ziele bis 25m Entfernung) kommt man auch in Wettbewerben noch mit einer Standard 97k zurecht, obwohl sich grade in letzter Zeit gezeigt hat, dass sich Tuning auch in der „kleinen“ Federdruck-Klasse massiv positiv auswirkt, wobei natürlich nach wie vor der Schütze entscheidend ist. In der Klasse 4 lagen die besten Wettbewerbsergebnisse 2007 bei etwa 40 von 50 Zielen, eine Trefferquote von 80%. Vor 4 Jahren wurde man noch mit einer Trefferquote von 65% ziemlich sicher Deutscher Meister. In manchen Wettbewerben erzielen Schützen mit der 97k bessere Ergebnisse als die besten Schützen in den anderen 7,5J Klassen, die nicht mit Prellschlag zu kämpfen haben.

    In der Klasse 2 schießt kein deutscher Field Target-Schütze Wettbewerbe mit einer ungetunten 97k. Bis auf vereinzelten Ausnahmen (Diana 54, AirArms TX200, AirArms Prosport, HW77) findet man auch nur getunte 97k´s, eine ganz spezielle HW50 lass ich jetzt mal außen vor.

    Ein Ziel von 20mm Durchmesser auf 25m ist schon ziemlich klein, und auch ein Ziel von 40mm Durchmesser auf 50m, vor allem an windigen Tagen. Natürlich muss der Streukreis der Waffe (in Kombination mit den möglichst optimalen Diabolos!) deutlich kleiner sein als das Ziel, sonst wäre es ja reine Glückssache, ob man trifft oder nicht. Es gilt einfach: Je kleiner der Streukreis, umso mehr darf ich als Schütze wackeln.
    Noch einmal ganz deutlich: Hat das Gewehr einen Streukreis von 20mm auf 25 m, darf der Schütze überhaupt nicht wackeln und auch sonst nicht den kleinsten Fehler machen, um das 20mm Ziel sicher zu treffen. Da das unmöglich ist, spielt Glück und Zufall eine Rolle mit, was sehr frustrierend für den Schützen sein kann.

    Ich bin der Ansicht, dass eine gute Wettbewerbswaffe im Federdruckbereich unter optimalen Bedingungen einen Streukreisdurchmesser (umschlossen) aufweisen sollte, der dem halben Zieldurchmesser auf der Maximaldistanz entspricht. Für 7,5J Waffen wären das 12,5mm (,da meistens doch 25mm-Ziele auf 25m stehen), für 16J Waffen 20mm auf 50m. Das Problem ist nur, dass ich mit einem Prellschlag-Gewehr die „optimalen“ Bedingungen gar nicht erreichen kann, da es nicht eingespannt werden kann und auch aufgelegt sehr, sehr schwer zu schießen ist, da die Auflagebedingungen immer 100% identisch sein müssen. Beim aufgelegten Schießen gehen also wieder Schützenfehler mit ein. So kommt es nicht selten vor, dass ein erfahrener Schütze mit seinem Federdruckgewehr in der FT-sitzend Stellung, also in der Armbeuge oder auf dem Knie „aufgelegt“, kleinere Streukreise schießt als ein anderer Schütze bei einer scheinbar perfekten festen Auflage mit demselben! Gewehr.

    Das Standard-Tuning einer 97k für die Field Target Klasse 2 besteht heute aus einem V-Mach-Kit (ca. 95 Euro) und einem Abzugstuning (90 Euro), für das man allerdings den eigenen Abzug nach Großbritannien schicken muss.



    Das V-Mach Kit (früher Venom-Kit) und seine Bestandteile sind in anderen Threads hier ausführlich beschrieben, es besteht im Wesentlichen aus einer 16J Feder mit hinterer und vorderer Federführung, einer speziellen Kolbendichtung, ein paar Unterlegscheiben zur Feinabstimmung und einer „Fett-Abschirm-Hülse“, die in den Kolben eingeschoben wird, um zu vermeiden, dass Fett aus dem Kolbeninneren in die Kompressionshülse vordringt. Einige Schützen haben sich zwischenzeitlich auch einen Ginb Lochschaft (http://www.ginb.it) (ca.280 Euro) zugelegt. Wunderschön, sehr schwer und die stolzen Besitzer sind sehr zufrieden.

    Ich besitze ja bereits 3 getunte HW 97k´s (2x16J, 1x7,5J). Natürlich setzt ein solches Tuning, zumindest wenn es um die Veränderung kritischer, wichtiger Waffenteile geht, die Zusammenarbeit mit einem Büchsenmacher voraus. Meine beiden 16J-Gewehre waren ursprünglich 7,5J Waffen, wurden mit Venom/V-Mach Kits getunt, das F entfernt und vom Büchsenmacher in meine WBK eingetragen.

    Bei dem hier im Folgenden dargestellten Tuning-Projekt ging es mir darum, alles das an Tuningmaßnahmen in einem Gewehr umzusetzen, was mir nach einigen Jahren Erfahrung und Auseinandersetzung mit der 97k überhaupt möglich und sinnvoll erscheint. Seit Anfang Dezember 2007 habe ich fast jede freie Minute in dieses Projekt gesteckt, wohl wissend, dass viele sehr zeitaufwändige Arbeiten, wenn überhaupt nur zu einer minimalen Verbesserung bzw. Verkleinerung des Streukreises führen werden. So betrachtet war dieses Projekt zu einem großen Teil auch Selbstzweck, nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel

    Alle Einzelmaßnahmen lassen sich aber 3 Hauptzielen zuordnen:

    1. der Prellschlag soll so gering wie möglich, so gleichmäßig wie möglich, so gradlinig wie möglich und so laufparallel wie möglich ausfallen
    2. die Energiespeicherung in der Hauptfeder und Energieübertragung auf den Diabolo soll so gleichmäßig und verlustarm wie möglich stattfinden
    3. dem Diabolo soll vom Ladevorgang bis zum Verlassen des Laufgewichts möglichst optimale, gleichmäßige und störungsfreie Bedingungen geboten werden

    Es gab aber auch eine selbst gesetzte Beschränkung:
    Bis zum Schaft hin sollte die 97k eine 97k bleiben, d.h. bis auf kleinste Ausnahmen bleiben alle serienmäßigen Komponenten erhalten, werden nur nachgearbeitet oder ergänzt.

    Noch eine ganz wichtige Bemerkung. Fast alle Maßnahmen, die ich vorstelle, resultieren aus Gesprächen mit technisch sehr versierten Freunden wie Klaus (Pellet) und Andreas (Airman). Mehr als anderen verdanke ich jedoch Uwe (Uwe S.), was ich über Luftgewehre weiß. Das führt dann zu lustigen und auch verblüffenden Effekten. Da grüble ich tagelang über die Optimierung der hinteren Federführung, baue, probiere, verändere, ergänze bis ich endlich zufrieden das Resultat in der Hand halte ….. und als ich mir dann meine Arbeit genau anschaue, durchzuckt mich der Gedanke, dass ich dieses Prinzip schon gesehen habe. Uwe, wer sonst, hat Fotos davon vor ein paar Monaten hier eingestellt (Umbau einer HW77 ). Die hatte ich auch gesehen, gewürdigt, aber letztlich zu wenig darüber nachgedacht.


    Demontage der HW 97k

    Ich empfehle, nicht mit der 97k zu schießen, sondern sie ungeschossen zu demontieren.
    Zur Demontage der F-Version ist ausgesprochen wenig Werkzeug erforderlich, zwei Schraubendreher, ein 13er-Schlüssel und ein Austreiber. Der 14er Schlüssel erfüllt einen besonderen Zweck und den Griff des großen Schraubendrehers benutze ich als „sanften“ Hammer für den Austreiber.

    Zunächst werden mit den Schlitzschraubendrehern die beiden Schrauben links und rechts am Vorderschaft und die beiden Schrauben am Abzugsbügel entfernt. Manchmal sitzt das System sehr locker im Schaft, bei einem anderen Gewehr recht stramm. Also gefühlvoll das System aus dem Schaft lösen.

    Als nächstes wird der Abzug aus dem Abzugsblock entfernt. Der Abzug ist mit zwei Zylinderstiften im Abzugsblock befestigt. Der vordere der beiden kleinen Stifte überträgt nahezu den kompletten Zug, den die Hauptfeder über die Kolbenstange an die Fangklinke des Abzugs weitergibt auf den massiven Abzugsblock, an dem sich die Feder wiederum auch abstützt.

    Diese beiden Stifte sind von links, dort wo die Beschriftung eingeprägt ist, eingeschlagen und müssen dementsprechend von rechts ausgetrieben werden! Das ist sehr wichtig, nur so ist gewährleistet, dass die Stifte gerade auch bei mehrfacher Demontage und Montage noch stramm sitzen. Ich lege mir das System locker auf die Oberschenkel und treibe die Stifte dann mit leichten Schlägen auf den Austreiber aus.

    Vorsicht, sobald der hintere Stift entnommen wird, fliegt der Sicherungsbolzen samt der kleinen Druckfeder raus. Nun kann man den Abzug komplett entnehmen und es ist Zeit für ein Behältnis in dem man all die Kleinteile sicher aufbewahren kann und nichts verliert.

    Jetzt wird die Halteschraube mit dem 13er Schlüssel gelöst.

    Dann wird der Zylinderstift, mit dem der Spannlauf an der Systemhülse befestigt ist, auch von rechts (also nicht von der Seite, die das Foto zeigt) ausgetrieben.

    Der befreite Spannlauf wird dann gefühlvoll geschwenkt, bis die „Nase“ des Spannhebels aus dem Eingriff im Kolben gleitet und der Spannlauf entfernt werden kann. Nun liegt auch die zweite Sicherung vor uns, die verhindert, dass ein Schuss abgegeben werden kann, wenn der Spannlauf nicht eingerastet ist.

    Bleibt noch der letzte Schritt der Demontage, der aber für den nicht so versierten Mechaniker eine kleine Mutprobe darstellt: Den Abzugsblock aus der Systemhülse schrauben.

    Warnhinweis: Meine Demontage-Anleitung bezieht sich nur auf die F-Version der 97k. Die WBK-pflichtige Version darf auf gar keinen Fall ohne zusätzliche Hilfseinrichtungen weiter auseinander genommen werden! Die Vorspannung der Hauptfeder ist auch im entspannten Zustand so enorm, dass der massive Abzugsblock einen Teil der letzten Schraubewindung ausreißen wird, durch den Raum fliegt und im Wandputz stecken bleibt ….. falls man Glück hat und das eigene Gesicht liegt nicht in der Flugbahn.
    Wenn man hier im Forum lang genug sucht, findet man ein, zwei gebastelte „Hilfseinrichtungen“, die mir die Haare zu Berge stehen lassen, weil immer noch durch seitliches Ausbrechen einzelner Teile erhebliche Verletzungsgefahr besteht. Ich rate dringend dazu, die Demontage dem ausgebildeten Profi zu überlassen.

    Ok, die F-Feder ist werksseitig soweit gekürzt, dass die Vorspannung nur minimal ist. Allerdings sitzt der Abzugsbloch sehr fest in der Systemhülse. Zum Lösen brauch es einen Impuls. Hierzu versenkt man ein stabiles 10mm breites Metallteil in den Schlitz, in dem zuvor der Abzug gesessen hat. Ideal wäre wahrscheinlich ein 10mm dicker, 100mm langer Messingklotz. Ich benutze die Ringseite meines Ring-Maulschlüssels, diese passt genau in die Nut im Abzugsklotz. Dann lege ich das System wieder quer über die Oberschenkel, halte es mit der linken Hand fest und gebe dem Schlüssel nah am Abzugsblock einen beherzten Schlag mit dem Hammer. Tja, sollte natürlich schon in die richtige Richtung sein, nämlich entgegen den Uhrzeigersinn, so wie man halt eine Schraube löst (auf dem Foto muss also nach unten geschlagen werden). Ist der Schlag zu zaghaft, passiert gar nichts.

    Sobald der Abzugsblock gelöst ist, kann man ihn bequem von Hand aus der Systemhülse drehen, ganz am Schluss ein bisschen Gegendruck und man hat ihn in der Hand und kann die Kompressionshülse, samt Kolben, Feder und hinterer Federführung entnehmen.

    Und dann liegt das ganze Innenleben der 97k vor einem.

    Und es offenbart sich auch die abgeflexte, leicht angeschliffene Feder, die für den Freizeitschützen völlig okay ist, für FT Wettbewerbe allerdings weniger.


    Laufgewicht abnehmen

    Ja, das habe ich mich bei meinen bisherigen 97k´s noch nicht getraut – mit gutem Grund, wie sich herausstellen sollte. Ohne die Hinweise von Pellet, die ich hier eins zu eins nachvollzogen habe, wäre es auch nicht gegangen.

    Zunächst wird mit einem 7mm Innensechskantschlüssel die Abschlussschraube aus dem Laufgewicht gedreht, auch schon nicht ganz so einfach, da diese auch eingeklebt wurde, stellt aber trotzdem kein Problem dar. Dann wird die kleine Madenschraube unten am Laufgewicht herausgeschraubt.

    Ab und an gab es hier zum Thema „Laufgewicht abnehmen“ Kommentare wie: „Kein Problem: Madenschraube herausdrehen, Laufgewicht vom Lauf abziehen, Fertig!“ Tja, das waren dann wohl die absoluten Ausnahmen, bei denen werkseitig die Laufgewichte nicht verklebt wurden. Ich habe diese und fast alle folgenden Operationen bei zwei Gewehren parallel durchgeführt und die Laufgewichte waren teuflisch schwer herunter zu bekommen.

    Man benötigt unbedingt ein Schlaggewicht. Ich habe ein Schlaggewicht aus einer Gewindestange und einem alten, schweren Magneten aus einem Lautsprecher improvisiert. Auf der einen Seite wird die Gewindestange mit der Abschlussschraube des Laufgewichtes verbunden, auf der anderen Seite dient eine (lag auch noch herum) gelochte Eichenholzscheibe als Schlagfläche. Ja, ich weiß, das ist wirklich nicht professionell, sieht so schlimm aus, dass ich nicht posten dürfte, halt „quick and dirty“ ,

    Dann wird die Abschlussschraube wieder ins Laufgewicht eingedreht, der Brenner angeworfen und das Laufgewicht erwärmt. Tut sich schon etwas, wenn das Schlaggewicht betätigt wird? Nein, weiter erwärmen….Schlaggewicht….weiter erwärmen… Schlaggewicht – nichts! Etliche Minuten verstrichen …. Laufgewicht und Lauf selbst SEHR heiß … Lieber aufhören, bevor sich womöglich das Gefüge im Laufstahl ändert? Weiter, der Kleber beginnt zu verbrennen, man riecht es plötzlich. Noch etwas weiter erhitzen, dann den Brenner weg und mit großer Kraft das Schlaggewicht betätigen. Endlich tut sich etwas langsam verschiebt sich das Laufgewicht, gaaanz langsam, dann geht es besser und irgendwann ist es geschafft.

    Grenzwertig, es dauert noch bestimmt 15 Minuten bis Lauf und Laufgewicht soweit abgekühlt sind, dass man beides wieder anfassen kann. Eine Aktion nur für Leute mit starken Nerven.

    So sah hinterher die Unterlegscheibe aus, die innen an der Abschlussschraube anlag, völlig verformt zeugt sie von den großen Kräften, die mit dem Schlaggewicht aufgebracht werden mussten.

    Und so die freigelegte Mündung, hmmm, mal flott abgedreht und eine Laufkrone gesenkt

    Zu beachten ist, dass die Laufkrone erzeugt durch die Senkung zwar extrem wichtig für das Schussbild ist, nicht aber primär die Endfläche des Laufs.


    Spannlauf-Arretierung ausbauen

    Wenn wir hier die 97k auseinander nehmen dann richtig. Zwar habe ich die Demontage und auch Optimierung schon sehr ausführlich in einem anderen Beitrag (HW97k Spannhebel-Einrastung optimieren) beschrieben, aber so haben wir dann einmal alles zusammen in einem Thread.

    Gerade in den letzten Tagen hatte ich wieder einmal einen sehr interessanten PN-Austausch mit einem anderen langjährigen User hier, der nach dem Verlust des kleinen O-Rings vorne am Spannlauf nichts mehr getroffen hat und so auch auf die Sensibilität und Bedeutung dieser Kopplung zwischen Lauf und Spannlauf aufmerksam wurde. Der gefederte Dorn im Spannlauf, der in die entsprechende Aufnahme am Lauf einrastet und dadurch den Spannlauf arretiert, verbiegt den Lauf nach oben, Punkt! Leider tut er das bei vielen 97k´s nicht immer gleichmäßig und ist damit eine der übelsten, aber auch am leichtesten zu heilenden Fehlerquellen.
    Hier ein Auszug aus dem alten Thread:
    Zunächst muss der Mechanismus ausgebaut werden. Er ist durch eine Einprägung im
    Spannhebelrohr fixiert. Diese wird mit einem 3mm Bohrer gefühlvoll ausgebohrt. Man spürt bei einem Handbohrer (den ich übrigens sehr schätze) wann man tief genug ist. Dann wird der komplette Mechanismus „herausgeschüttelt“. Vielleicht muss man ein wenig mit einem spitzen Gegenstand im Bohrloch nachhelfen.

    Das war der schwierige Teil. Der Sprengring wird entfernt und der Federmechanismus auseinander genommen.


    Abzug zerlegen?

    Eine Demontage macht ja nur einen Sinn, wenn die vereinzelten Teile anschließend irgendwie verbessert werden, um sie dann wieder zu einer optimierten Einheit zusammen zu fügen.

    Ich habe drei Abzüge optimiert ( Abzugstuning für HW97k von V-Mach (Venom Nachfolger) und von mir ;-) , Abzugsoptimierung Weihrauch Matchabzug ), das Tuning war auch erfolgreich, aber der Aufwand ist so unverhältnismäßig groß, dass es sich meiner Ansicht nach nicht mehr lohnt, seit es das V-Mach Tuning für den Match-Abzug der 97k gibt.
    Ich rate dringend von eigenen Optimierungsversuchen ab, außer vielleicht dem Polieren bestimmter Reibpaarungsflächen. Es lohnt sich immer, eine V-Mach Tuning durchführen zu lassen, selbst wenn der eigene Abzug dann 6-8 Wochen nach Großbritannien entschwindet. Er ist nämlich schneller wieder zurück, als dass das eigene Tuning Erfolg gezeigt hätte.

    Kümmern wir uns also darum, wie wir die demontierten Teile optimieren, ergänzen und wieder zusammenfügen.


    Spannlauf-Arretierung optimieren

    Hier nur ganz kurz, weil schon in einem eigenen Thread behandelt.

    -Der Spannlauf darf über seine Raste am Lauf keine Kräfte auf den Lauf übertragen, da diese den Lauf minimal verformen, was sich aber wegen des enormen „Hebelarms“ der Zielentfernung deutlich bemerkbar macht.
    - Der Spannlauf muss immer gleich in seiner Aufnahme am Lauf einrasten, da sich sonst das "Springen" des Gewehrs durch den Prellschlag verändert.

    Es kommt daher eine deutlich weichere Feder zum Einsatz, wodurch auch das Arretieren und Lösen des Spannlauf sehr viel leichter und angenehmer abläuft und es wird das vordere Ende des Spanndorns nachgeschliffen - etwas kleiner im Durchmesser, etwas runder, etwas glatter. Der Spanndorn ist aus gehärtetem Stahl, ich spann ihn in die Drehbank ein und bearbeite ihn zunächst mit einer Kleinstschleifmaschine, dann mit Schleifpapier, zuletzt mit Polierpaste.

    Das Ergebnis sieht dann so aus:

    Jetzt muss nur noch ein M4 Gewinde in die Bohrung am Spannlauf geschnitten werden und eine passende Madenschraube gefunden oder hergestellt werden. (Achtung: Alle Fotos oben mit rotem Hintergrund sind alte Fotos und auch ein Tuning an einer schon sehr stark benutzten 97k).
    Unten die aktuelle Arretierung mit der montierten neuen, weichen Feder. Die stramme Serienfeder ist im Hintergrund abgebildet.

    Dann den Federmechanismus schön satt fetten in den Spannlauf einsetzen und die Madenschraube mit zum Beispiel Loctite (rot) eindrehen und sichern.

    Der Spannlauf wird jetzt seitlich nur noch durch den (unverzichtbaren!) O-Ring in Position gehalten und durch den Spanndorn nach unten hin am Herausfallen gehindert. Ich habe außerdem noch den Teil der laufseitigen Spanndorn-Aufnahme in dem Bereich, wo der Spanndorn entlang“reibt“ nachgeschliffen, poliert und wieder brüniert. So sieht es an der fertigen 97k aus, auf die sich dieser Bericht bezieht.

    Diese Tuningmaßnahme ist ein absolutes „Muss“ für jeden ernsthaften HW97k-Schützen, Aufwand und Nutzen stehen in einem optimalen Verhältnis, etliche „unerklärliche ;-)“ Ausreißer werden vermieden. Und wer einmal das smoothe Arretieren und Lösen des Spannlaufs gefühlt hat, will es nie mehr missen. Es gehört zu den drei, vier haptischen und akustischen Erlebnissen, die einem immer wieder klar machen, dass man eine besondere 97k in den Händen hält.

  • Das Geheimnis eines wirklich guten Federdruckgewehrs

    So, bevor es konkret weiter geht verrat ich eines der wichtigsten Geheimnisse des Tunings von Federdruckgewehren:

    Die Bewegung aller dynamischen Bauteile (ohne Abzugsteile) eines Federdruckluftgewehrs muss unbedingt in einer einzigen, festen, laufparallelen Achse erfolgen. Hierzu müssen alle Führungen extrem spielarm sein und wiederholgenau positioniert werden.

    Das klingt zunächst so banal, dass mancher Leser jetzt den Kopf schütteln mag, ob dieser „Offenbarung“, aber ich rede hier von einigen 1/100mm. Alles was sich bewegt, darf keine größeren Abweichungen aufweisen.
    Bei der 97k bilden Lauf und Systemhülse eine konstruktive Einheit. In der Systemhülse bewegt sich die Kompressionshülse, die wiederum die Führung für den Kolben darstellt, welcher wiederum die Feder führt.

    1. Die Kompressionshülse darf nur ein vernachlässigbares Spiel in der Systemhülse aufweisen!
    Die Kompressionshülse ist die Führung für Kolben und Feder, sie muss immer wieder in genau der gleichen (festen) Position zur Systemhülse und damit zum Lauf liegen, wenn das Gewehr gespannt ist. Werkseitig hat sie etwa +-0,2mm Spiel in der Systemhülse, das ist für kleinste Streukreise zuviel! Es müssen Führungen her, die dieses Spiel deutlich reduzieren. Das war/ ist die grundlegende Idee des Venom „Lazaglide-Tunings“.

    2. Der Kolben darf nur ein vernachlässigbares Spiel in der Kompressionshülse aufweisen!
    Der Kolben wird vorne durch die Kolbendichtung in der Kompressionshülse geführt, hinten hat er werkseitig etwa +-0,2mm Spiel in der Kompressionshülse, genau wie die Kolbenstange +-0,2mm Spiel in der Bohrung des Abzugsblocks hat. Dieses Spiel muss auch reduziert werden, ohne dass die Dynamik des Kolbens bei der Schussabgabe behindert wird.

    3. Die Feder darf nur ein vernachlässigbares Spiel im Kolben und an ihrer hinteren Federführung aufweisen, sie muss geradlinig zur Bewegungshauptachse expandieren können
    Die Feder muss neben der standardmäßigen hinteren Federführung auch eine vordere Federführung besitzen. Sie muss gerade sein und ihre Enden rechtwinkelig zur Federachse (und damit zur Hauptbewegungsachse) geschliffen sein.


    Hauptfeder tunen

    Dies ist das eigentlich einzig heikle Kapitel dieses Beitrags und auch der wesentliche (juristische) Grund dafür, dass ich die insgesamt große Tuningmaßnahme zusammen mit dem befreundeten BüMa durchgeführt habe.
    So wie der Motor Antrieb eines Autos ist, so ist die Hauptfeder Antrieb eines Federdruckluftgewehrs.

    Jeder weiß, dass ein Motor mit 100kW (aus z.B. China) nicht mit einem anderen Motor, der auch 100kW besitzt (aus z.B. Bayern) identisch ist. Wirkungsgrad (Spritverbrauch / abgegebene Leistung), Laufruhe, Lebensdauer und Drehmoment sind einige entscheidende Größen. Ähnlich sieht es bei den Federn für Federdruckluftgewehre aus, die letztlich erreichte Energie ist nur ein einziger von vielen wichtigen Parametern wie z.B.:

    - Federkonstante (Kraft/Weg)
    - Geradheit der Feder, Planität und Winkel der Federenden (Kraftrichtung)
    - Verwindung (Verdrehung) der Feder beim Spannen und Entspannen
    - „Schnelligkeit“ beim Entspannen (Druck- und Schussentwicklungszeit)
    - nötige Vorspannung (je weniger, desto besser)
    - Gleichmäßigkeit der Energiespeicherung und -abgabe, Materialermüdung

    Die Federn, die Weihrauch in seinen Gewehren verbaut sind von mittlerer Qualität und für Freizeitluftgewehre absolut ausreichend. Aber sie sind leider häufig krumm, sie sind recht weich (recht geringe Federkonstante) und deshalb wiederum recht lang (Schnelligkeit, Vorspannung) und vor allem sind die Federenden – insbesondere bei der 7,5J (und auch 16J) Version – nur abgeschnitten und nicht angelegt.

    Warum ist das eigentlich ein Ärgernis, wenn die Feder doch locker 7,5J bringt? Mancher Freizeitschütze wird sich nämlich wohl die Frage stellen, warum hier immer so ein Theater um die abgeschnittenen Federn gemacht wird?!

    Man nehme einmal eine Feder mit nicht angelegtem Ende, stelle sie mit diesem Ende auf eine glatte Fläche, presse sie etwas zusammen und lasse sie plötzlich los.

    Wohin springt sie? Garantiert nicht gerade nach oben, sondern irgendwohin schräg zur Seite. Die „Kraft“ der Feder geht also nicht senkrecht zu der Fläche, an der sie sich abstützt, sondern auch seitwärts. Bei einem Federdruckgewehr, bei dem die Feder ja mehr oder weniger durch die hintere Federführung und den Kolben zwangsgeführt wird, bedeutet das, dass erst der Kolben nicht nur gradlinig nach vorne, sondern im Rahmen seines Führungsspiels (in der Kompressionshülse) z.B. nach rechts "katapultiert" wird, über diesen wiederum wird dann die Kompressionshülse im Rahmen ihres Führungsspiel (in der Systemhülse) nach rechts geschlagen, und über die Systemhülse erhält dann das ganze Gewehr einen seitlichen Schlag. Das ist unerfreulich, weil es genau in dem Moment passiert, in dem wir das Ziel anvisiert hatten….hatten!! und der Diabolo sich gerade auf seinen Weg durch den Lauf macht. Die seitliche Komponente des Prellschlags ist sehr klein, kann aber eine Abweichung der Treffpunktlage von ein paar Millimetern auf 25m bedeuten. Ganz übel ist, dass sich die Feder von Schuss zu Schuss im System etwas dreht, so dass der Impuls und damit die Abweichung der Treffpunktlage immer wieder eine andere Richtung hat.

    Wie legt man die freie Windung der abgeschnittenen Feder an?

    Das Ende und wirklich nur 1 bis 1 ½ Windungen werden mit einem Brenner bis zur Rotglut gebracht, dann wird das Federende schnell auf eine glatte Stahlfläche aufgedrückt, wobei die Feder dabei möglichst senkrecht zu dieser Fläche zu halten ist. Voila, das Ende ist angelegt.

    Auf dem Foto oben ist die Brennerdüse nur symbolisch im Bild, natürlich erhitzt man das Federende nicht, während die Feder so aufliegt. Der Preis, den man dafür zahlt, dass man das harte Federmaterial mal so eben butterweich und dauerhaft verformt, liegt in der Gefügeänderung. Der geglühte Werkstoff ist nicht mehr so (feder-)hart und elastisch wie vorher. Das Federende muss neu gehärtet werden. Dazu wird das Federende erneut zur Rotglut gebracht, diesmal 1 ½ bis 2 Windungen und in Öl abgeschreckt, d.h. rotglühend in Öl mit Raumtemperatur eingetaucht.

    Ich verwende einfach hocherhitzbares Speiseöl, wie z.B. Sonnenblumenkernöl im Eierbecher. Danach werden beide Federenden geschliffen, bis sie senkrecht zur Federachse verlaufen. Die Feder kann nun auf eine eben Fläche gestellt werden, kippt nicht um, sondern steht genau senkrecht auf dieser Fläche.

    Jetzt ist das Material sehr spröde, die Feder könnte leicht brechen. Um das zu ändern, wird der Federstahl „angelassen“ bzw. „vergütet“. Je höher die Anlasstemperatur umso zäher wird der Stahl wieder, verliert aber dafür auch an Härte. Ich habe gute Erfahrungen mit einer Stunde bei 250° Celsius gemacht – im Backofen! Danach ganz langsam auf Raumtemperatur abkühlen lassen, Backofen ausschalten, Tür auf, warten.
    Zum guten Schluss kann die Feder und ihre Enden noch poliert werden. Das Polieren der Feder selbst verringert später die Reibung zwischen Feder und Federführung, das Polieren der Federenden reduziert die Reibung auf den Auflageflächen, was diese schont, falls sie aus Kunststoff sind, außerdem kann sich die Feder leichter um ihre Achse drehen, was immer von Vorteil ist. Vorne die polierte Feder mit dem neu angelegten Ende, dahinter eine unbehandelte Standardfeder.

    Diese aus der Standardfeder hergestellte "Tuningfeder" ist schwächer als sie vorher war, allein schon deshalb, weil sie durch das Anlegen des freien Endes etwas kürzer geworden ist. Das macht aber nichts, weil später die vordere Federführung wieder für etwas zusätzliche Vorspannung sorgt. Trotzdem kommt hier der BüMa ins Spiel, der das System mit der neuen Feder montiert und bestätigt, dass die Vo weiterhin im erlaubten Rahmen liegt.

    Das Risiko ist bei dem Federtuning auch sehr überschaubar, weil man ja leicht und für relativ wenig Geld eine "Ersatzfeder" kaufen kann, und das ganze Verfahren wiederholen.

    Aber noch einmal: Ein Unfall mit einem Luftgewehr, in dem sich eine manipulierte Feder befindet, ob stärker oder schwächer, könnte erhebliche Konsequenzen haben, wenn da keine Rechnung eines Büchsenmachers über den Austausch der Feder vorliegt. Spätestens bei der Feder hört der Spaß auf.


    Tuning der Kompressionshülse

    So lag sie nach der Demontage vor uns und es eine der drei zeitaufwändigsten Optimierungsmaßnahmen, aber von diesen dreien die Wichtigste. Die anderen beiden sehr zeitaufwändigen Tuningmaßnahmen betreffen die abzugsseitige Kolbenstangenführung und den Separator im Laufgewicht.

    Hmmm, die optimierte Feder sieht schon anders aus als vorher :))

    Die besondere Bedeutung der Kompressionshülse als Kolbenführung habe ich oben schon beschrieben. Aber die Kompressionshülse ist noch viel mehr, sie ist Verdichtungs- und Verbrennungsraum!!! Und sie enthält den entscheidenden Teil des Transferports. Das ist das unscheinbare kleine "Löchlein" durch das die verdichtete Luft gegen den Diabolo strömt. Die Geometrie der Transferportbohrung ist ganz entscheidend für die Qualität eines Federdruckluftgewehrs, für die Größe des Prellschlags und die Gleichmäßigkeit der Vo.

    Aber zunächst einmal: Verbrennungsraum? Ja, eine 97k wie die meisten qualitativ hochwertigen Luftgewehre arbeitet nicht nur mit verdichteter Luft sondern auch mit der Entzündung brennbarer Stoffe. Das immer so verdammte "Dieseln", also die Verbrennung eines Stoffes nur durch den hohen Druck, wie beim Dieselmotor, ist einkalkulierter Bestandteil bei der Energieerzeugung eines Federdruckluftgewehrs. Aber natürlich nur, wenn sich diese Verbrennung in einem sehr engen und sehr kleinem Rahmen abspielt .... aber für ein gutes Luftgewehr ist sie dann unverzichtbar. Verbrannt werden bei jedem Schuss winzige Mengen von Fett, die sich - bei hohem Druck zerstäubt - vor dem Kolben im Kompressionsraum befinden. Vorab, ein gut und vor allem sparsam gefettetes System hat genügend "Brennstoff" für 10.000 bis 20.000 Schuss, der sich ganz selbständig und immer wieder gleichmäßig vor der Kolbendichtung ansammelt. Dieses "kontrollierte" Dieseln hört man nicht, sieht man nicht und riecht man (meistens) auch nicht. Aber es führt zu einer sehr wohl gewünschten (immer gleichmäßigen!) Leistungssteigerung. Bei 16,3J ist dieser Effekt noch viel wichtiger!

    Die Temperaturerhöhung durch die Verbrennung (auf Grund des hohen Luftdrucks) führt zu einer weiteren Erhöhung des Drucks, weil sich heiße Luft halt ausdehnt, aber bei definiertem Volumen nicht kann. Bei einem 16J Federdruckgewehr kann der Druck für Sekundenbruchteile ca. 100 bar betragen und die Lufttemperatur über 800°C (Quelle: „The Airgun from Trigger to Target“ von Cardew&Cardew)

    Wie hoch und wie lange der Druck aufgebaut wird und welche Spitzentemperatur erreicht wird, entscheidet die kleine Bohrung vorne in der Kompressionshülse. Wer hier Falsches tut ruiniert seine Kompressionshülse …. „Bohren wir mal eben auf, damit die Luft besser rausflutscht…“

    Ca. 3,1mm bis 3,2mm Durchmesser besitzt die Bohrung des Transferports werkseitig. Experimente können überragende Resultate bringen, aber auch die Kompressionshülse zerstören. Jede Waffe ist nämlich etwas anders. Für mich steht fest: 3,4mm Durchmesser sind eindeutig zuviel, 3,2mm vielleicht maximal 3.3mm Durchmesser könnten einen Versuch wert sein, wenn man das Geschick, die Ausrüstung und die richtigen Bohrer besitzt. Zu beachten ist, dass die Querschnittsfläche des Transferports entscheidend für den Volumenstrom der verdichteten Luft ist, hier geht aber der Durchmesser quadratisch ein A = Pi * d²/4 . Bei optimalem Transferportdurchmesser wird der Druck in der Kompressionshülse auch optimal an den Diabolo weitergeleitet, die Feder kann schwächer sein, der Prellschlag fällt geringer aus. Ist die Bohrung aber (bezogen auch auf andere Parameter wie Federkonstante, gespeicherte Energie, Kolbengewicht, Kolbenweg) zu groß, schwankt die Vo von Schuss zu Schuss katastrophal um bis zu 100m/s. Es muss sich ja erst ein bestimmter (großer) Druck in der Kompressionshülse aufbauen, bevor er durch den Volumenstrom (fließende Luft) durch den Transferport wieder abgebaut wird, der Transferport wirkt somit auch als Drossel.

    Es ist aber nicht nur der Durchmesser des Transferports wichtig, sondern auch seine Länge (wegen des Totvolumens) und seine Form und Oberfläche. Wirkt der Transferport zum Zeitpunkt der Luftverdichtung durch den heran“fliegenden“ Kolben als Drossel, so soll er andererseits in der Phase der Beschleunigung des Diabolos durch die schlagartig nachströmende Luft, diese möglichst ungehindert und verlustfrei hindurchströmen lassen.
    Hier wäre jetzt ein strömungsgünstiges („stromlinienförmiges“) Profil wünschenswert – abgerundete Ein- und Austrittsöffnungen, langsame Verengung bis zur Mitte der Transferportlänge und dann wieder langsame Erweiterung bis zum Austrittsquerschnitt. Nachteile eines solchen „Venturi-Düsen-Profils“ wäre der immense Fertigungsaufwand und das größere Totvolumen (das Volumen, das vom Kolben nicht erreicht werden kann und verbleibt, wenn sich der Kolben in seiner vorderen Anschlagposition befindet, hierzu gehört sogar das Luftvolumen, welches sich in der rückseitigen Öffnung des Diabolokelchs befindet).

    Für den Durchfluß ist natürlich auch die Oberflächengüte entscheidend, werkseitig weist die Transferportbohrung die für das Bohren typischen umlaufenden Riefen auf, ganz sicher nicht optimal.

    Zunächst wurde aus optischen Gründen die Frontfläche der Kompressionshülse vorgeschliffen, Endschliff und Politur erfolgen später, nach Abschluss der anderen Arbeiten an der Hülse. Bei diesem Foto steckt eine kleine LED-Leuchte in der Hülse, so dass die Transferport-Bohrung schön „glüht“.

    Keine optischen, sondern ernsthaftere technische Gründe haben die Nacharbeiten an diesen durch die bunten Pfeile gekennzeichneten Stellen.

    Roter Pfeil: Die Abschlussfläche wurde geschliffen und poliert. Diese Fläche stößt wegen der Laufdichtung nicht an ihr Gegenstück, das Diabolo-lagerseitige Laufende. Es entsteht ein winziger scheibenförmiger Luftspalt, der möglichst perfekt rotationssymmetrisch sein sollte. Besser noch wäre hier zusätzlich ein kreisförmiger Einstich in den ein winziger O-Ring als „zweite Laufdichtung“ eingelegt würde, um das Totvolumen weiter zu reduzieren.

    Grüner Pfeil: Die Ringnut um den Transferport, die die (entfernte) Laufdichtung aufnimmt, wird werkseitig in zwei Arbeitsgängen hergestellt. Die unschönen Riefen und Kanten wurden manuell durch „Schaben“ geglättet. Hierzu wurde ein winziges Schabwerkzeug hergestellt. Im Hobbybereich ist der Bearbeitungsvorgang „Schaben“ kaum bekannt. Es ist eine Art „Schnitzen“ nur nicht in Holz sondern halt in Stahl, geht wunderbar, ist nur etwas mühsam und man benötigt ein Schabwerkzeug aus einem Stahl, der deutlich härter ist als das Werkstück.

    Im Laufe dieses Tuningprojektes mussten dutzende von Werkzeugen hergestellt werden, die speziell an die Bearbeitungsaufgabe angepasst waren. Zum Beispiel diese Läpp-Werkzeuge, hergestellt aus HSS-Bohrerschäften und nachgehärtet, um die Bohrung des Transferports zu bearbeiten.

    Das rechte Werkzeug ist leicht konisch aus einem 3,5mm Bohrer hergestellt, mit einer leichten Längsstruktur versehen und anschließend gehärtet. Damit wurde die Transferportbohrung unter Verwendung von Schleif/Polierpaste beidseitig! an ihren Enden leicht konisch aufgeweitet. Man sieht sehr gut in der Nähe der Spitze die Abnutzungserscheinungen des Werkzeugs. Das andere minimal kleinere Werkzeug diente dazu, die gesamte Transferportbohrung unter Einsatz von Polierpaste zu polieren. Das bezieht sich auf den blauen Pfeil.

    Gelber Pfeil: Mit einem kleinen 60° Buchenholzkegel und Schleifpaste wurde beidseitig ein kleiner Abschlussradius erzeugt.

    Das klingt alles recht einfach, aber ich rede hier über Handarbeit, die viele, viele Stunden in Anspruch genommen hat. Ein Zeitaufwand, den üblicherweise heute niemand mehr investieren möchte.

    Zusammengefasst: Die Transferportbohrung wurde nicht vergrößert/aufgebohrt, sondern nur beidseitig nachgearbeitet und poliert.

    _________________________________________________________

    Nun zum nächsten entscheidendem Tuning an der Kompressionshülse, dem „Uwe S-Kompressionshülsen-Tuning“. Uwe hat das Venom-Lazaglide-Tuning genau analysiert, vielleicht sogar nicht einmal das….aber er hat die effektivste Methode gefunden, die Kompressionshülse in der Systemhülse zu führen und gleichzeitig den Kolben in der Kompressionshülse …. Mit 1 Gramm hochwertigem Kunststoff ;) Leider habe ich seinen Beitrag hierzu nicht mehr gefunden, ich hätte ihn zu gern hier eingebunden.

    Hierzu müssen in die Kompressionshülse zunächst 6 Ausfräsungen eingebracht werden. Drei im hinteren Teil, die etwa so aussehen: 5mm Durchmesser 1mm tief und dann konzentrisch 3mm Durchmesser als Durchgangsbohrung.

    Es werden 3 dieser Ausfräsungen/Bohrungen um jeweils 120° versetzt angebracht, etwa 10mm vom hinteren Ende der Kompressionshülse entfernt. Wichtig ist, dass der untere Bereich frei bleibt (eine Ausfräsung ist genau oben!), weil sich dort die Längsnut des Kolbens entlang bewegt.

    Vorne werden zwei Ausfräsungen unten eingebracht (+-60° von der Unterkante der Hülse), die allerdings bei 5mm Durchmesser nur 1mm tief gehen.

    Eine dritte Ausfräsung wird ca. 56mm vom vorderen Ende der Hülse genau oben eingebracht, so dass sie nicht in der Ladeluke der Systemhülse erscheinen kann. Dann werden winzige 5mm/3mm Scheibchen/Zapfen aus POM oder Nylon gedreht.

    Diese werden mit Sekundenkleber in die Ausfräsungen eingeklebt, dann wird die Kompressionshülse in die Drehbank eingespannt, sorgfältigst zentriert, und die Kunststoffteile sehr vorsichtig abgedreht, wobei zwischendurch immer wieder mit der Systemhülse die „Passung“ ausgetestet wird. Ein Tipp: Die Systemhülse ist nicht immer konstant im Querschnitt und über die Länge, die vorderen POM-Scheibchen also lieber etwas zu wenig als etwas zuviel abdrehen, nach Überwindung eines ersten Widerstands „flutscht“ die Kompressionshülse dann plötzlich doch in die Systemhülse. Die hinteren POM-Zapfen müssen zunächst außen und dann (unter Verwendung einer Hilfshülse, die die Zapfen nach innen presst) auch innen abgedreht werden, bis das hintere Ende des Kolbens gerade eben spielfrei eingepasst werden kann.

    So sieht es dann vorne aus:

    Und so die gesamte Kompressionshülse mit ihren 6 POM-Gleitelementen

    Zum Abschluss wird die Vorderfläche der Kompressionshülse noch poliert. Eine Kleinigkeit bei den vielen Stunden ernsthafter Arbeit zuvor.

    Mit dieser Kompressionshülse erlebt man den zweiten haptisch/akustischen Genuss: Nichts mehr kratzt oder schleift beim Spannen und wenn der Spannlauf zurückgeführt wird, hört man NUR dieses einmalige Geräusch, wenn die Kompressionshülse durch den Transferport Luft ansaugt …. „tchüüörlp“…..dann weiß man, dass sich die vielen Stunden gelohnt haben.


    Tuning der Kolbenstangenlagerung und Teflonlager für die Hauptfeder


    Ohne etwas Glück, dem einen oder anderen Experiment und viel Erfahrung kommt man den kleinen, wichtigen Besonderheiten nicht auf die Spur. Da habe ich einmal bei einer meiner HW97k´s den Abzug getauscht und siehe da…. das gleiche Gewehr schoss plötzlich auf 40m 20mm daneben … konstant! Abzug zurückgewechselt, Schussbild wieder absolut mittig.

    Da kommt man ins Grübeln und denkt vielleicht zum ersten Mal richtig über die Paarung von Kolbenstangenraste und Fangklinke des Abzugs nach und die Milli- oder Mikrosekunden, wo sich die Kolbenstangenraste von der Klinke löst. Kleinste Formunterschiede, Ausrichtung und Schliff der Abzugsklinke muss dem Kolben im Moment des Ausrastens der Kolbenstange eine minimal andere (Flug-)Richtung verleihen, bzw. dem Prellschlag eine minimal andere seitliche Komponente. Die betreffende 97k war/ist mit dem Original Venom-Lazaglide ausgestattet, das System also fast spielfrei.
    Dies ist ein sehr schönes Beispiel für die Sensibilität eines Federdruckgewehrs und auch wichtig für das Verständnis, dass ein Federdruckgewehr mindestens einige hundert Schuss benötigt, damit sich die verschiedenen, gepaarten Bauteile gegenseitig einschleifen können und die Abläufe auch im mikroskopischen Bereich von Schuss zu Schuss gleich sind. Gleiches gilt natürlich auch, wenn einzelne Bauteile ausgewechselt werden!

    Wenn solche Winzigkeiten zu derart großen Abweichungen führen, dann sollte man sich entsprechend auch um die Lagerung der Kolbenstange bemühen.

    Schaut man sich die Raste der Kolbenstange in der Fangklinke genau an, dann fällt auf, dass die Kontaktfläche der Klinke relativ zur Achse der Kolbenstange im Eingriff angeschrägt ist. Aufgrund des enormen Zugs der Hauptfeder möchte die Raste der Kolbenstange nur zu gern diese Schräge hoch rutschen. Ich habe diese Worte gewählt um deutlich zu machen, dass das Ende der Kolbenstange durch die vorhandene Geometrie nach oben gedrückt wird. Diese Kraft wird von der Bohrung im Abzugsblock (Durchmesser 10,0mm) aufgenommen.

    Zunächst muss man also der Kolbenstange (Durchmesser 9,8mm), genau an ihrem Ende gegenüber der Fangklinke ein exakt passendes Gegenlager schaffen, dass die radiale Kraft am Ort des Entstehens aufnimmt und keine Bewegung in seitlicher Richtung erlaubt. Eine günstige Materialpaarung für ein solches Gleitlager ist Stahl/Messing: Formstabil und reibungsarm.

    Hier bearbeitet im Vierbackenfutter auf meiner kleinen Emco und im Anschluss auf der Fräsmaschine fertiggestellt.

    Wichtig war mir aber auch die möglichst übergangslose Führung der Kolbenstange. Hierzu wurde eine hintere Federführung entwickelt, fast so, wie sie Uwe S. (siehe oben) zuvor schon vorgestellt hat. Dazu muss die Bohrung im Abzugsblock von 10mm Durchmesser auf 14mm Durchmesser erweitert werden.

    Die hintere Federführung aus Nylon wird nach hinten verlängert, und zwar mit einem Innendurchmesser von 9,8mm (plus ein Hauch) wie die Kolbenstange. Diese verlängerte Nylonführung wird dann in die erweiterte Bohrung im Abzugsblock eingeschoben, in dem sie dann stramm sitzt und genau bis zum Messing-Gegenlager reicht. Aber hier zunächst die Einzelteile dieses Tunings

    Einige der abgebildeten Teile wurden noch nicht erläutert. Das weiße, runde Teil unterhalb der Federführung ist ein Teflon-Axiallager, das in Kombination mit der polierten Druckscheibe (links daneben) die Rotation der Hauptfeder erleichtern soll, bei gleichzeitig idealer radialer Führung der Druckscheibe, hier ist alles absolut spielfrei. Die Teflonführung besitzt vier winzige Schmiernuten, als Fettreservoir, auf dem Foto kaum zu erkennen.

    Bei der abgebildeten Blattfeder handelt es sich um eine witzige Idee, die ich hier schon einmal vor Jahren veröffentlicht habe. Betätigt man die Sicherung der 97k, so drückt eine der Flanken in der Nut des Sicherungsstiftes mit dem Druck der Rückstellfeder gegen den Rasthebel im Abzug, der die Fangklinke festhält. Beim Auslösen des Abzugs wirkt dieser Kontakt zwischen Sicherungsstift und Rasthebel wie eine Bremse, da der Rasthebel nicht frei zurückschnellen kann, um die Fangklinke freizugeben. Die Blattfeder wird so im Abzugsblock montiert, dass die entsprechende Kante am Ende 1 bis 2/10mm jenseits der Rasthebelseite zu liegen kommt. Drückt man nun den Sicherungsstift hinein, klickt es zweimal: Einmal wenn der Rasthebel freigegeben ist und kurz danach ein zweites Mal, wenn die Blattfeder in die Nut des Sicherungsstiftes einklickt. Die Blattfeder hält nun den Sicherungsstift in der „Entsichert-Position“, der Rasthebel ist befreit. Witzig an dieser Idee ist der Vorgang, wie der Sicherungsstift wieder freigegeben wird und nicht bis zum Ende aller Tage in der Blattfeder verhakt bleibt. Wird der Abzug ausgelöst, so bewegt sich die Fangklinke vorne nach unten, hinten aber nach oben. Normalerweise wird ihre Bewegung gestoppt, wenn sie hinten oben am Abzugsblock anschlägt. Mit genau der sensiblen (polierten) Fläche über die der Rasthebel bei der Freigabe gleitet. Jetzt schlägt das hintere Ende der Fangklinke gegen die (gekröpfte) Blattfeder wird etwas abgefangen von einer Fläche mit hoher Oberflächengüte, drückt die Blattfeder nach oben und gibt damit den Sicherungsstift wieder frei. Danach beginnt alles wieder von vorne.
    Auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist, auf diese Idee bin ich schon etwas stolz.


    Hier die hintere Federführung mit stramm aufsitzendem Teflonlager.

    Das eingebaute Lager für die Kolbenstange.

    Alle Komponenten im Abzugsblock montiert.

    Und noch einmal mit eingeschobener Kolbenstange.

    So sieht es dann mit Kolben und Hauptfeder aus (Achtung: Dies ist nicht der Einbauzustand, das System ist noch nicht gefettet)

    Eine Kleinigkeit fehlt noch. Auf dem Foto oben kann man durch den Spannschlitz des Kolbens die Feder sehen, damit kann auch Fett aus dem Inneren des Kolbens durch diesen Schlitz in das Innere der Kompressionshülse gelangen, was nicht unbedingt gewünscht ist, da dort üblicherweise deutlich sparsamer gefettet wird. Hier kommt jetzt die Fettschutzhülse aus dem V-Mach-Kit zum Einsatz.

    Allerdings nicht bevor die Blechhülse ein wenig nachgearbeitet wurde. Damit es später keine merkwürdigen Geräusche durch die entlang gleitende Feder gibt, werden die Ecken sorgfältig gerundet (rote Pfeile) und alle Kanten (gelbe Pfeile) nachgeschliffen und angeschrägt, so dass sie eingebaut anliegen und nichts nach Innen übersteht.

    Rechts neben der überarbeiteten Fetthülse liegt die bereits angepasste hintere Federführung für die 16,3J V-Mach-Feder. Die V-Mach-Feder hat einen minimal anderen Innendurchmesser und benötigt daher auch eine andere hintere Federführung. Aus dem V-Mach-Kit wird außerdem die kleine vordere Federführung in dem hier vorgestellten 7,5J Gewehr eingesetzt. Eingebaut in den Kolben sieht das dann so aus, im Hintergrund ist eine zweite Fettschutzhülse mit ihrem vorderen, verzahnten Ende zu sehen.


    Dies ist die zweite, insgesamt sehr aufwändige Tuningmaßnahme. Der Aufwand lohnt sich aber, die Streukreise werden aufgrund der Reproduzierbarkeit der dynamischen Abläufe deutlich kleiner. Das am Ende dieses Beitrags präsentierte Schussbild aus der fast ungeschossenen (vielleicht 30 bis 40 Schuss) Waffe, mit einem System, das also noch weit davon entfernt ist "eingeschossen" zu sein, spricht eine deutliche Sprache.

    Edit: Kleine Korrekturen

  • Der Weg des Diabolos

    Die komplette „Antriebseinheit“ der 97k wurde überarbeitet. Es fehlt noch das „Human Interface“ die Schnittstelle zwischen Schützen und Gewehr und es fehlen noch die Maßnahmen, die den Weg des alles entscheidenden Diabolos von der Aufnahme im Lauf bis zum Verlassen des Laufgewichtes optimieren können.

    Zunächst geht es also um unspektakuläre Arbeiten zur Optimierung von Geometrie und Oberflächen des Diabololagers und der Mündung. Hierbei sind die Endflächen gar nicht so entscheidend, wohl aber die Qualität und Art der Senkungen/ Radien. Das gilt sowohl für das Diabololager, hier muss ein immer gleicher Sitz gewährleistet sein, wie auch für die Laufkrone, die entscheidend die Flugbahn des Diabolos bestimmt. Sowohl Diabololager als auch Laufkrone sind werkseitig mit 60° Senkungen versehen, ein recht spitzer Winkel, der eher ungewöhnlich ist. Um diese Senkungen nachzuarbeiten wurde ein Satz spezieller Werkzeuge hergestellt.

    Verwendet wurde sogenannter Silberstahl (115 Cr V 3, 1.2210), der sich sehr gut spanend bearbeiten und anschließend auch sehr gut härten lässt (durch Abschrecken in Wasser, ohne nachfolgendes Anlassen). Ich bin ja nun kein Werkstoffprofi, aber die so entstandenen kleinen Werkzeuge, die manuell eingesetzt wurden, waren sehr effektiv und anwendungssicher. Die Werkzeuge sind über den Führungszylinder von 2mm Durchmesser, und über die 4,5mm Kunststoffhülse mit 2mm Bohrung, die in den Lauf eingeschoben wird, selbstzentrierend.

    Das Vorschneidewerkzeug (auf dem Foto oben mit Spänen direkt nach Benutzung) ist so scharf, dass einige Umdrehungen bei leichtem Druck ausreichen, um die Senkung nachzuschneiden und die groben Riefen der Standardsenkung zu entfernen. Das mittlere Werkzeug dient in Kombination mit Schleifpaste als Läppwerkzeug, das obere rechte Werkzeug mit stumpfem Winkel schafft einen sanfteren Übergang zur Endfläche, was insbesondere beim Diabololager wichtig erschien.

    Die Planfläche des Diabololagers wurde poliert, um den Diabolo beim Einführen ins Lager zu schonen. Es ist kaum zu verhindern, dass beim manuellen Ladevorgang der Kopf des Diabolos an dieser Fläche und/oder der Kante zur Senkung bzw. den Flanken der Senkung entlang gleitet und ggf. leichte Kratzspuren davon trägt. Vielleicht ist das der Grund für die sogenannten Flyer, unerklärliche Fehlschüsse mit teils starken Abweichungen vom anvisierten Ziel.


    Die Laufkrone bestimmt die Flugbahn des Diabolos mehr als alle anderen Teile des Laufs. Hier kann man sich gar nicht genug Mühe machen. Cardew&Cardew haben versuchsweise eine "Laufkrone" unter einem Winkel von 15° zur Laufseele in die Mündung eingebracht und siehe da, die Diabolos folgten fast diesem Winkel, und schlugen mit erstaunlich kleinem Streukreis weit entfernt von der Verlängerung der Laufseele ein. Die Laufkrone sollte eine möglichst perfekte Oberflächenqualität aufweisen und absolut rotationssymmetrisch verlaufen.

    Alle Arbeiten am Diabololager und an der Mündung wurden rein manuell durchgeführt. Es ist nicht einfach und erfordert einige Geduld, manuell eine plane, zur Laufseele senkrechte Fläche von spiegelnder Oberflächenqualität herzustellen ;) .


    Hat der Diabolo den eigentlichen Lauf verlassen, muss er noch zwei weitere Bohrungen im Laufgewicht passieren. Zunächst einmal die 7,5mm Bohrung mitten im Laufgewicht, die unmittelbar vor der Laufmündung zu liegen kommt. Die Bohrung selbst und auch die anschließenden Kegelflächen wurden etwas nachgeschliffen, um für die dem Diabolo nachfolgende Luft möglichst ideale, rotationssymmetrische Bedingungen zu schaffen, ein sehr kleiner Aufwand, vielleicht in Richtung eines überflüssigen Perfektionismus.
    So sie es dann von der Laufseite aus aus.

    Und so von der Endseite

    Zum guten Schluss muss der Diabolo noch die 7,5mm Bohrung in der Deckelschraube des Laufgewichts mit dem eingestoßenen Profil für den 7mm Innensechskant durchqueren. Nach dem Motto, kreisrund kann nicht schlechter sein, wurde die Bohrung ausgedreht und innen statt des Absatzes mit einem Konus versehen.

    Damit man die Schraube jetzt noch ein- und ausdrehen kann, wurden auf der Vorderseite zwei Bohrungen eingebracht, in die ein Spezialwerkzeug mit zwei Stiften eingreift.


    Separator

    Die 97k ist mit einem Laufgewicht ausgestattet. Das Laufgewicht macht aber nicht nur den „Lauf“ länger, vorne schwerer und damit etwas verwackelungsunempfindlicher, es dämpft auch etwas den Mündungsknall und schützt die eigentliche Laufmündung vor Beschädigungen. An Mündungen von Waffen findet man außer Laufgewichten noch Schalldämpfer, die dafür optimiert wurden den Mündungsknall stark zu dämpfen, Kompensatoren, die die Aufgabe haben, den Rückstoß der Waffe zu mildern bzw. im Sinne kleinerer Waffenbewegungen zu verändern und Separatoren.
    Die Aufgabe eines Separators liegt darin, die dem Diabolo nachfolgende Luft möglichst rasch hinter der Mündung vom Diabolo abzulenken bzw. fernzuhalten. Viele Pressluftgewehre sind werkseitig bereits mit Separatoren ausgestattet, da Pressluftgewehre mit deutlich größerem Luftvolumen arbeiten als Federdruckwaffen. Cardew&Cardew haben durch spezielle Fotos nachgewiesen, dass die nachfolgende Luft den Diabolo auch noch einige Zentimeter hinter der Mündung überholen kann! Die nachströmende Luft ist also schneller als der Diabolo. Und: Die nachfolgende Luft verhält sich keinesfalls schön gleichförmig dahinströmend, sondern explosiv chaotisch mit Druckmaxima und –minima. Das bedeutet, dass die dem Diabolo nachströmende Luft, die Flugbahn auch nach Verlassen des Laufs noch negativ beeinflussen kann. Bei Pressluftgewehren kann die Beeinflussung durch die nachfolgende Luft katastrophal sein, bei Federdruckgewehren ist sie aufgrund der deutlich kleineren Luftmenge eher gering.

    Natürlich schiebt der Diabolo auf seinem Weg durch den Lauf auch einige Kubikzentimeter Luft vor sich her, nämlich die Luft, die sich im Lauf befindet. Diese Luft verwirbelt natürlich auch vor der Mündung.

    Ob ein Separator an der Mündung eines Federdruckgewehrs Sinn macht, ist nicht nachgewiesen, aber bei einer meiner 16,3J 97k´s hat er sich meiner Einschätzung nach bewährt und wenn er sorgfältig konstruiert und gefertigt wird, wird er sicherlich auf keinen Fall schaden.

    Für diese 97k wurde ein Zwei-Kammer-Separator aus Aluminium realisiert. Hier zunächst die Einzelteile. Der freie Durchmesser für den Diabolo beträgt 6mm, kleinere Durchmesser erwiesen sich als kritisch.

    Die einzelnen Bauteile noch von der Rückansicht. Das Foto macht deutlich, dass vom Rohmaterial des Aluminium-Rundprofils praktisch nichts mehr übrig geblieben ist, die Wandstärke liegt fast überall unter 1mm.

    Zusammengesteckt ergibt sich ein erster Eindruck. Der sichtbare vordere Kegel beginnt nach 5mm innerhalb des vorderen Teils des Laufgewichts oder nach 10,5mm von der Laufmündung, der zweite Konus nach weiteren 10mm.

    Dann wurden die Einzelteile mit Uhu Plus endfest verklebt, im Ofen ausgehärtet und der komplette Separator am Stück auf das richtige Außenmaß abgedreht, so dass er sich stramm und spielfrei in das Laufgewicht einschieben ließ. Anschließend wurden zunächst 2-mal 7 2mm Bohrungen in das Laufgewicht eingebracht und diese Bohrungen nachbrüniert. Dann folgten 2-mal 7 3mm Bohrungen an den korrespondierenden Positionen im Separator.

    Der Separator im Laufgewicht. Durch die Deckelschraube wird unverrückbar verklemmt und arretiert.

    Diese dritte sehr abeitsintensive und zeitaufwändige Maßnahme muss sicherlich nicht unbedingt sein. Dennoch ist interessant, dass etwa die Hälfte der Druckluft durch die Separatorbohrungen entweicht. Die Gesamtfläche der 14 2mm Bohrungen entspricht ja auch einer Bohrung von 7,5mm Durchmesser und damit der Öffnung in der Deckelschraube des Laufgewichts.


    Die Schnittstelle zwischen Gewehr und Schützen

    All diese bisher geschilderten Maßnahmen verschwinden nahezu unsichtbar im Inneren des Systems, sie offenbaren sich nur in Kleinigkeiten – dem leichten Ein- und Ausrasten des Spannlaufs oder dem fast geräuschlosen Spannvorgang, den das leise Ansaugen von Luft begleitet. Daran gewöhnt man sich als Schütze rasch, wie man sich überhaupt recht schnell an positive Umstände gewöhnt. Beim Schießen bemerken wir eigentlich nur noch Abzug, Schaft und Zielfernrohr.

    Reden wir kurz über den Abzug. Das V-Mach-Tuning des Weihrauch-Matchabzugs ist so gut, dass man fürs erste nicht über Alternativen nachdenken muss.

    Bis auf das Abzugszüngel und eine leichte Veränderung der Vorrichtung zur Einstellung des Abzugsgewichtes, entsprechen alle Teile, denen des Original Weihrauch Matchabzugs. Aber die kleinen Veränderungen haben es in sich.

    Ganz wesentlich sind zwei Faktoren:

    1. Die Drehachse des Züngels wurde so weit wie möglich nach vorn gelegt (roter Pfeil, die ursprüngliche Lage der Achse entspricht der Bohrung schräg rechts davon). Dadurch ergeben sich völlig andere Hebelverhältnisse, durch die der Abzug wesentlich leichter betätigt werden kann.

    2. Über eine kleine Madenschraube im Züngel (gelber Pfeil) kann der Abzugsweg der ersten Stufe eingestellt werden. Dadurch kann der ganze Abzug sehr viel besser justiert und "trockener" eingestellt werden. Der Standard-Matchabzug erlaubt nur die Einstellung des Gesamtabzugsweges.

    Der V-Mach getunte Abzug wurde von mir nur unwesentlich verändert. Die Fangklinke wurde demontiert und so geschliffen, dass sie sich nach hinten verjüngt und nicht mehr innen, links am Abzugsgehäuse schleifen kann, was sie sonst gerne tut, da ihre Formfeder rechts angeordnet ist.

    Die Kontaktfläche der Fangklinke zur Kolbenraste wurde poliert (leider kein Foto vorhanden) genauso wie ihr Gegenstück an der Kolbenstange.


    Überarbeitung des Gewehrschaftes und Einbau eines Massedämpfers

    Natürlich war klar, dass bei diesem enormen Aufwand am Metall auch etwas am Holz getan werden musste. Aufgrund der bestehenden Erfahrungen zum großen Zeitaufwand wurde also bereits im Januar parallel in Metall und Holz gearbeitet. Zunächst wurde der Lack mit Clou Universal-Lackabbeizer gelöst und entfernt, der Schaft gewässert, getrocknet und der Abbeizvorgang wiederholt.. Das funktionierte diesmal so außerordentlich gut, dass selbst die gelaserte „Fischhaut“ fast vollständig vom farbigen Lack befreit werden konnte und somit erhalten erhalten werden konnte. Der Vorderschaft wurde nur in sofern nachgearbeitet, dass die Einbettung des Systems optisch symmetrisch wirkt. (HW 97k - Neuer Schaft)

    Große Veränderungen wurden nur am Hinterschaft vorgenommen. Links wurden mit dem Bandschleifer etwa 5mm von der Schaftbacke abgenommen, um die Kopfhaltung beim Blick durchs Zielfernrohr etwas freier zu gestalten. Rechts wurde eine Hohlkehle eingebracht, die meiner Ansicht nach den gesamten Hinterschaft leichter und eleganter wirken lässt, vielleicht sogar ein wenig britisch ;) . Anschließend mit immer feiner werdenden Schleifpapier nachgearbeitet. Rechts neben dem Schaft liegt ein Buchenholzstab mit Beizversuchen.

    Der farbige Lack wurde durch die Abbeize wirklich tiefgründig selbst aus der Fischhaut entfernt, nur an ganz wenigen Stellen mussten winzige Lackreste weggekratzt werden.

    Zur Unterbringung des Massedämpfers wurde von hinten eine ziemliche gewaltige 20mm Bohrung 180mm tief laufparallel eingebracht. Im Vordergrund ein 20mm Kunststoffrohr (Lehrrohr Elektroinstallation) mit vorderem und hinterem Abschlussstopfen und das mit Blei ausgegossene 18mm Kupferrohr (Heizungsinstallation). Das mit Blei gefüllte Kupferrohr wiegt ca. 350g. Abgebildet außerdem ein kleines Abfallstück mit Bleifüllung

    Die 20mm Bohrung wurde laufparallel gebohrt, anschließend noch etwas vergrößert, so dass das Kunststoffrohr als Gleitlager für das bleigefüllte Kupferrohr absolut laufparallel mit 2-Komponentenkleber im Schaft fixiert wurde.

    Zur Funktion des Massedämpfers: Das schwere bleigefüllte Kupferrohr (mit Lupus-Teflonfett präpariert) ist der Massedämpfer, der über zwei vorne und hinten angebrachte Zellgummipuffer mittig und erst einmal „unbeweglich“ in dem beidseitig verschlossenen und auch mit Lupus-Teflonfett präpariertem Kunststoffrohr sitzt. Beim Schuss bewegt sich das Gewehr zusammen mit dem Schaft durch den Prellschlag zunächst sehr plötzlich rückwärts, nicht aber die träge Masse des bleigefüllten Kupferrohrs, die möchte da bleiben, wo sie ist. Es ist der gleiche Effekt, der im Auto beim Bremsen einen Gegenstand auf dem Beifahrersitz nach vorne katapultiert. Der Gegenstand möchte in seiner gleichförmigen Bewegung verbleiben und „wehrt“ sich mit seiner trägen Masse gegen den Bremsvorgang. Genauso „wehrt“ sich der Massedämpfer gegen eine plötzliche Beschleunigung. Das Gewehr läuft also nicht nur gegen die Schulter und Hände des Schützen, sondern auch gegen die 350g des Massedämpfers. Nach dem ersten rückwärtsgerichteten Schlag schwingt das komplette Federdruckgewehr, der Massedämpfer dämpft diese Schwingung zusätzlich.

    Es ist ein merkwürdiges Gefühl mit diesem Gewehr zu schießen, es fühlt sich anders an, vielleicht sogar subjektiv heftiger. Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber vielleicht bau ich den Massedämpfer auch noch einmal aus, um den direkten Vergleich zu haben. (Edit: Nach einigen hundert Schuss und Vergleichen der Schussbilder wurde das bleigefüllte Kupferrohr, dann später doch im Hinterschaft festgesetzt. Es stellt also heute nur noch eine unbewegliche Zusatzmasse im Hinterschaft dar.)

    Hier ein Foto nach dem Beizen:

    Mit Verschussstopfen:

    Mit der Standardschaftkappe konnte ich jetzt auch nicht mehr zufrieden sein, es musste schon eine ventilierte Pachmayr Schaftkappe sein.

    Das Anpassen einer Schaftkappe an den Schaft ist eine Riesensauerei und bedeutet echten Nervenkitzel, schließlich ist die Kappe dabei bereits an den Schaft angeschraubt und dieser nur durch eine Lage stabiles Klebeband geschützt. Eine falsche Bewegung und der Bandschleifer frißt sich in das Holz des gerade fertiggestellten, geschliffenen und gebeizten Schaftes…..

    Gebeizt wurde mit einer Mischung verschiedener wasserlöslicher Clou-Beizen, mit den Hauptbestandteilen Nussbaum-Dunkel und Mahagoni-Dunkel, ich wollte einen sehr dunklen Schaft mit warmen, rötlichen Akzent. Nach dem (zweifachen) Beizen und Schleifen wurde das Holz zunächst mehrfach mit dünnflüssigem, tief eindringendem Naturharzöl-Imprägniergrund geölt und nach jedem Ölen mit Stahlwolle 00 nachgearbeitet. Danach wurde der Schaft mit Tru Oil von Birchwood Casey behandelt, 24 Stunden trocknen und dann mit 1000er Schleifpapier und 000 Stahlwolle geschliffen bzw. poliert. Dieser Vorgang wurde etwa 20-mal wiederholt. Die Fischhaut wurde NICHT mit Tru Oil geölt, sondern jeweils sorgfältig ausgelassen! Nach der letzten Politur mit 000 Stahlwolle wurde der absolut glatte, seidenmatt glänzende Schaft noch einige Male mit Holzwachs behandelt. Die Meinungen zu Tru Oil sind gespalten, es ist eine sehr schnell aushärtende „Substanz“, die zu einem hochglänzenden Oberflächenfinish führt. Ich habe an einem anderen Schaft aber sehr gute Erfahrungen gemacht, der Schaft ist sehr gut vor allen Umwelteinflüssen geschützt, fühlt sich aber dennoch nicht „lackiert“ an.

    Hier ein Zwischenstand des gebeizten und bereits mehrfach geölten und mit Stahlwolle polierten Schaftes. Danach wurde der Schaft aber mindestens noch 15 Mal geölt und geschliffen.

    Tja, leider ist es nur normales Buchenholz und nicht einmal ein besonderes schönes Stück. Ich konnte nur herausholen, was drinsteckt


    Montage des Gewehrs

    Nach etwa 10 Wochen war es so weit, alle Komponenten waren optimiert und konnten endlich wieder zusammengebaut werden.

    Unterschiedliche Fette und Öle stehen bereit, Ballistol verwende ich eigentlich nur für die Laufreinigung und die Behandlung nachbrünierte Stellen.

    Da liegen sie, die sorgsam veredelten Bestandteile. Noch nicht erwähnt habe ich, dass die 4 Schlitzschrauben, die System und Schaft miteinander verbinden, durch Edelstahl-Innensechskantschrauben ersetzt werden, auf dem foto liegen sie jeweils neben den Originalschrauben. Es lohnt auch ein Blick auf den Spannlauf. Dieser ist mit einem überaus griffigen und zudem chic gemusterten Schrumpfschlauch (von Conrad Electronic, danke für den Tipp Dieter) versehen.

    Jetzt wird es ernst, wir beginnen mit dem Fetten der Systemteile. In dem weißen Töpfchen befindet sich (abgefüllt) das Molyduval MoS2 Sicherheitsfett Mona-Lisa aus der großen, gelben Dose. Hiermit wird die hintere Federführung recht großzügig innen und außen gefettet und die Feder wesentlich sparsamer (mit Küchenkrepp um eine Windung herumgelegt) von oben bis unten „lackiert“. Das dünnflüssigere Moly Gun Grease (was den Venom/V-Mach-Tuning-Kits beiliegt) verwende ich nur für Stellen, die weniger „klebrig“ besser „flutschen“ sollen. Hier für die Schmierung der Druckscheibe für die Feder im Teflonlager. Kleine Hölzchen wie Zahnstocher oder die größeren Schaschlikspieß-Hölzchen sind für mich unverzichtbare Hilfsmittel.

    Sehr, sehr sparsam wird dann die Kompressionshülse von innen mit Mona Lisa gefettet. Hier als Hilfsmitte ein Buchenholzstab, an den mit Klebeband etwas Küchenkrepp befestigt wurde.

    Damit nur noch ein Hauch von Fett im Inneren der Hülse verbleibt, wird diese noch einmal mit sauberem Küchenkrepp ausgewischt.

    Großzügiger wird der Kolben von innen (auch die Kolbenstange) und etwas sparsamer von außen gefettet, wieder mit Mona Lisa. Die Kolbendichtung wird auf ihrem Umfang mit dem dünnflüssigeren Moly Gun Grease gefettet. Die Raste der Kolbenstange, bekommt an der Stelle, mit der sie in die Fangklinke eingreift einen winzigen Klecks MoS2 Quickpaste von Molyduval verpasst. Dies habe ich aus der gelben Tube in das winzige quadratische Döschen abgefüllt, in dem der Zahnstocher steht. Dieses Zeug ist so zäh und klebrig, dass es auch an stark beschleunigten Teilen haftet, wo anderes Fett einfach „wegfliegen“ würde

    Ganz wichtig: Kein Fett darf an die Vorderseite der Kolbendichtung gelangen, sonst dieselt es direkt stark! (Da kommt dann schon mit der Zeit von selbst genau die richtige Menge hin).

    Der Kolben wird in die Kompressionshülse eingeschoben, so dass der Ausbruch in der Hülse über dem Langloch des Kolbens liegt.

  • Die Systemhülse wird von innen großzügig mit Mona Lisa gefettet.

    Aha, wieder einmal hat sich ein winziger Span (Pfeil) vom Innengewinde der Systemhülse gelöst. Die „tödliche“ Gefahr für alle Gleitlager und Dichtungen wird sorgfältigst entfernt.

    Die Kompressionshülse mit Kolben wird in die Systemhülse eingeführt, die Spannlaufsicherung aufgelegt und der Spannhebel in den Ausbruch der Hülse (kreisförmige Bewegung von senkrecht nach waagerecht) eingeklinkt.

    Der Spannlauf mit dem Zylinderstift (von links einschlagen, wie auf dem Bild) gesichert. Die Spannlaufmontage geht einfacher, bevor die Feder das innere System unter Spannung setzt.

    Jetzt wird die Feder eingeschoben.

    Sie verschwindet im System, so dass es gar kein Problem ist, den Abzugsblock von Hand in die Systemhülse zu drehen.

    Bis fast in die Endposition. Vorher unbedingt überprüfen, ob der Spalt zwischen Systemhülse und Abzugsblock sauber und frei von Fremdkörpern ist.

    Dann muss wieder der 14er Schlüssel her und mit ganz vorsichtigen Schlägen, z.B. mit dem Griff eines großen Schraubendrehers wird der Abzugsblock in die Endposition gebracht. Die ergibt sich aus dem nahtlosen Übergang der 11mm-Schiene am besten. Hier hilft die Fingernagel-Probe, der Übergang darf nicht von links nach rechts und auch nicht von rechts nach links zu spüren sein.

    Die große Halteschraube mit dem konischen! Unterlegstück (dicke Seite zur Schraube, dünne zur Systemhülse) wird vorsichtig eingedreht. Dabei wird der Spannlauf etwas gegen die Hauptfeder angewinkelt und sorgfältig darauf geachtet, dass keine Blechteile der Sicherung eingequetscht werden. Beweglichkeit der Sicherungsteile prüfen, dann erst die Schraube mit dem 13er Schlüssel moderat aber fest anziehen. Der Sicherungsstift für die Abzugssicherung liegt schon bereit.

    Zunächst aber wird der Abzug noch einmal kurz geölt, ein kleiner "Sprüher" reicht. Es sollte möglichst ein vollsynthetisches, nicht harzendes, extrem kriechfähiges Öl sein wie z.B. das abgebildete Rivolta T.R.S Plus.

    Mit der extrem zähen Quick-Paste werden noch die beiden Stellen der Fangklinke minimal gefettet, die später in Kontakt mit der Kolbenraste und auf der anderen Seite mit dem Rasthebel kommen.

    Zum Einbau muss der Abzug gespannt werden, am besten durch Herunterdrücken der Fangklinke mit einem kleinen Schraubendreher.

    Der Sicherungsstift wird in seine Bohrung im Abzugblock eingesteckt und anschließend der gespannte Abzug eingeschoben. Durch das Fenster (Pfeil) sieht man, dass der Abzug noch gespannt ist.

    Jetzt die Bohrungen von Abzugsblock und Abzugsgehäuse sorgfältig zur Deckung bringen.

    Erst einen Zylinderstift eintreiben.

    Dann den anderen, beide Stifte unbedingt wie auf dem Foto von links einschlagen.

    Den Abzug einmal auslösen! Nicht vergessen, sonst lässt sich das Gewehr nicht spannen und man denkt möglicherweise, irgendetwas wäre nicht in Ordnung ;)

    Vor dem Einbau in den Schaft wird das System noch von außen eingefettet, um es gegen Korrosion zu schützen, zum Beispiel mit Vaseline oder wie hier mit Lupus PTFE Waffenfett.

    Achtung wichtig: Eigentlich gehört zu jeder Demontage, Reinigung, Schmierung und Montage ein Vo-Messgerät oder ein feines Gespür. Es besteht nämlich eine Gefahr, die leicht übersehen werden kann. Ich habe darauf hingewiesen, dass die Kompressionshülse von Innen nur sehr sparsam gefettet werden darf und dass möglichst kein Fett an die Vorderfläche der Kolbendichtung gelangen darf. Dass ist auch richtig, aber es hängt von Winzigkeiten ab, ob es nicht vielleicht doch ein Hauch Fett zu wenig ist. Dann nämlich läuft die Kolbendichtung trocken! Das macht sich in einem rapiden Abfall der Vo und später (zu spät?) am leichten Geruch nach verbranntem Kunststoff bemerkbar. Man sollte sich also darauf einstellen, dass das Gewehr noch ein- oder zweimal demontiert, leicht nachgefettet und erneut montiert werden muss.

    Und hier das Resultat, schon mit Wasserwaage ;) , 11mm-auf-Weaver-Adapter und edler Leupold Montage, von rechts:

    Und von links.

    Und eine Detail-Aufnahme des Hinterschaftes.


    Ein erster Versuch zum Streukreis der getunten HW97k

    Nach dem Tuning haben bis zu diesen Zeitpunkt seit der Herstellung in Mellrichstadt etwa 20 Diabolos den Lauf durchquert und zwar beim Büchsenmacher, um sicherstellen, dass die veränderte Feder und später das gesamte System den gesetzlichen Bestimmungen entspricht. Das ist viel zu wenig für einen aussagekräftigen Test zum Streukreis, die einzelnen Komponenten sind noch lange nicht aufeinander eingespielt, da fehlen noch einige hundert Schuss bis zu einem stabilen Zustand. Aber ich war zu neugierig und da mir Ende Februar ein kurzer Krankenhausaufenthalt bevorstand, habe ich am 23. Februar ein Bushnell Elite 4200 8-32 x 40 montiert und bin den Garten. Es schien grad die Sonne.

    Weitere ca. 20 Schuss später war das Zielfernrohr grob eingestellt, jedenfalls ausreichend, um einen ersten Streukreis zu schießen. Der Kugelfangkasten wurde exakt auf 25m Entfernung aufgestellt und das Gewehr provisorisch auf einem Hocker und einem Reissack aufgelegt. Leider hatte ich nur meine gedruckte Multi-Target-Scheibe aus Normalpapier zur Verfügung, das zum Zerfetzen neigt. Herausgekommen ist dieses Schussbild:

    Ich habe den Streukreis mit der Lupe untersucht, konnte aber in dem eingerissenen Papier nicht die geringste Spur eines Einschlags entdecken. Der Streukreis wurde draußen geschossen und es war leicht windig. Ich bin davon überzeugt, dass sich mit diesem Gewehr, wenn es erst eingeschossen ist und mit einer vernünftigen Auflage in der Halle geschossen wird, noch bessere Streukreise um 6-7mm auf 25m erzielen lassen.

    Ich bin also sehr zufrieden mit dem Resultat.

    Ich habe mich außerdem bemüht – grade die letzten Tage hatte ich situationsbedingt ungewöhnlich viel Zeit – hier einen Bericht zu schreiben, der neben exquisiten Tuningmaßnahmen deutlich und vollständig die Demontage und Montage der 97k erläutert.


    Viele Grüße
    Musashi


    Dieser Text ist auch auszugsweise geistiges Eigentum des Verfassers. Er darf wie auch die hier enthaltenen Fotos nicht kopiert oder in anderer Weise an anderer Stelle verwendet werden. Der Verfasser ist dem verantwortlichen Seitenbetreiber namentlich bekannt.

  • Hallo Bernard,

    auch wenn ich Deinen "Beitrag" noch mehrmals lesen muss/will, so steht für mich jetzt schon fest, dass er unbedingt in die "Hall of Fame" gehört. Glückwunsch und Dank.

    Gruß Kurt

    50% + 1

  • Genau ! Ganz grosses Kino ! DAS wird DAS Nachschlagewerk in Sachen HW97 Tuning :huldige: :huldige: :huldige: :huldige:
    Auf jeden Fall unter "Wichtig" festtackern, ach was ...nageln .

    Markus

    Ich hab da mal einen getroffen ... FWR / BDMP / BDS / DSB

    Einmal editiert, zuletzt von theSpy (11. März 2008 um 21:02)

  • Einfach sehr professionel dieser Bericht, sehr anschaulich und für viele sehr nützlich.
    Was so ein Bericht und auch andere dieser Art auf einer Web-Seite für Freie
    Waffen zu suchen hat ist mir schleierhaft, das so etwas geduldet wird noch viel mehr.

    Und dann wundert man sich dass, das Waffengesetz verschärft wird.

    Trotz alle dem ziehe ich meinen Hut vor dem Autor und spreche ihm meinen Respekt aus.

    Man sieht sich

    Einmal editiert, zuletzt von Macpressluft (11. März 2008 um 22:31)

  • Ich glaub, dass ist der professionellste Bericht, den ich hier seit langem gesehen habe!!! :new11: :new11: :huldige: :huldige: Der reine Wahnsinn! Klasse Arbeit, ein ganz großes Lob an dich, dass du wirklich fast alles auch per Bild erklärt hast! War bestimmt ne Menge Arbeit, aber hat sich wirklich gelohnt! Ganz dringend irgendwo festnageln und ab in den Testbereich damit!!!

    Zitat

    Was so ein Bericht und auch andere dieser Art auf einer Web-Seite für Freie Waffen zu suchen hat ist mir schleierhaft, das so etwas geduldet wird noch viel mehr.

    ??? Versteh ich beim besten Willen nicht...ihr etwa? Warum sollte so etwas hier nicht geduldet werden? SOWAS ist doch genau das, was man hier erreichen will, nämlich so viel Wissen zu sammeln wie nur irgend möglich! c02air.de ist in Deutschland eh mit kilometerweitem Abstand das professionellste und größte Forum, das es gibt! Ganz großes Lob an dieser Stelle auch nochmal an die Mods!

  • Da fehlen mir die Worte! Der Bericht ist perfect.Da würden sogar die verantwortlichen der Firmer Weihrauch große Augen machen.
    Danke! :huldige: Den werd ich mir noch sehr oft durchlesen!
    Respect!!!! :respect: :respect:

    Gruß FT Sniper.

    Legaler Waffenbesitz ist ein Recht um das wir
    leider kämpfen müssen!Einer für alle,alle für einen!

    Einmal editiert, zuletzt von FT SNIPER (11. März 2008 um 22:29)

  • Spitzenbericht. Klasse. Das gehört in Tipps, Tricks.. oder Eigenbau, verschönerte Waffen, damits schneller gefunden wird und dumme Kommentare ausbleiben. 10 Punkte von mir. Jetzt fehlt noch die Doppelfeder und ein Rücklaufsystem zum Overkill. Wieso sind da nur 3 Daumen nach Oben! :evil: :evil: :evil:

    Einmal editiert, zuletzt von Kippchen (11. März 2008 um 22:29)

  • Zitat

    Original von Macpressluft
    Einfach sehr professionel dieser Bericht, sehr anschaulich und für viele sehr nützlich.
    Was so ein Bericht und auch andere dieser Art auf einer Web-Seite für Freie
    Waffen zu suchen hat ist mir schleierhaft, das so etwas geduldet wird noch viel mehr.
    Trotz alle dem ziehe ich meinen Hut vor dem Autor und spreche ihm meinen Respekt aus.

    Man sieht sich

    Lieber Mcpressluft!
    Dies ist nicht nur ein Forum für freie Waffen, sondern auch ein Forum für
    Fieldtarget Schützen. Will nicht sagen..lange Zeit das einzige und das
    älteste in .de.. Aus diesem Forum sind sehr viele Fieldtargetschützen
    hervorgegangen. Von hier kommen WM Teilnehmer und sogar ein
    Weltmeister. Aus diesem Grunde ist dieser Bericht hier gut aufgehoben.

    Gruß Klaus

  • Mensch Bernard, da hast Du Dir ja wirklich eine menge Arbeit gemacht. :huldige:
    Ein sehr aufschlussreicher und sehr interessanter Bericht! Absolut Topp! :huldige:
    Und deshalb auch von mir ein :respect: , für diesen tollen Bericht.

    "Ten Points goes to Musashi!" :new11:

    "DENN SIE :W:ISSEN NICHT, :W:AS SIE TUN!"

  • Zitat

    Original von Macpressluft
    Was so ein Bericht und auch andere dieser Art auf einer Web-Seite für Freie
    Waffen zu suchen hat ist mir schleierhaft, das so etwas geduldet wird noch viel mehr.
    Und dann wundert man sich dass, das Waffengesetz verschärft wird.

    Ja, das liegt daran, daß die Politiker irgendwie genauso viel Ahnung von der Materie haben wie du - ein "wunderbares" Startposting, was du dir da rausgeschraubt hast... :confused2:

    Zitat

    so ein Bericht und auch andere dieser Art

    zeigt schon, daß du den Unterschied zwischen diesem für CO2AIR bisher einmaligen Thread und anderen Technik-Beschreibungen noch nicht, ähm, so ganz verinnerlicht hast. Also, schön der Reihe nach:


    Zum einen hat dieses Forum schon seit Jahren einen recht ausgeprägten Bereich für die Disziplin Field Target, in der nun mal neben :F:-Luftgewehren auch WBK-pflichtige Modelle zugelassen sind, also ist das hier auch Thema, auch wenn FT keinen separaten "bastel"-Teil besitzt.

    Zum zweiten hat unsere Musashi (der das fachlich/beruflich halt drauf hat) natürlich vorher bei mir angefragt, ob das okay geht. Denn einen solchen Text schreibt niemand ohne die Garantie, daß er nicht nach 5 Minuten wieder gelöscht wird...

    Zum dritten sind die das Waffengesetz betreffenden Punkte von Leuten mit der erforderlichen Berechtigung vorgenommen worden (auch hier ist es ein Vorteil, daß (nicht nur) ich die Beteiligten persönlich kenne, auch wenn sie hier nicht genannt werden).

    Und wir werden viertens noch einen Extra-Platz für diesen Thread finden, wo er auf Dauer stehen bleiben kann, sozusagen die "Hall of Fame" von Co2Air.

    Danke, Musashi, einsame Spitze.
    :huldige::huldige::huldige:


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Wow - ich bin überwältigt. Meinen Respekt für soviel technisches Verständnis und Erfindungsreichtum. Bist du dir sicher dass du nicht das HW 97k schon besser kennst als der Konstrukteur bei Weihrauch? ;)

    Ich schließe mich an, dieser Bericht gehört für die Ewigkeit festgehalten. Denn noch beeindruckender als die Faszination mit welch einfachen Mitteln hier so vieles erreicht wurde ist die Tatsache dass jemand der immerhin stets im sportlichem Wettkampf steht, all seine Ideen und Entwicklungen derart offen und detailliert der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.

    Meinen höchsten Respekt und viel Erfolg bei allen Projekten die noch folgen mögen!

    Gruß Georg

    "Als erste zivilisierte Nation haben wir ein Waffenregistrierungsgesetz. Unsere Straßen werden dadurch sicherer werden; unsere Polizei wird effizienter und die Welt wird unserem Beispiel in die Zukunft folgen!"
    (Adolf Hitler, Reichsparteitag am 15.09.1935)

  • Als feinmechanischer Grobmotoriker und jemand, der sich anderthalb Jahre an der HW im Schießen versuchte,
    kann ich nur sagen:

    :huldige: Du hast Silber zu Gold verwandelt :huldige:

    Die HW lag Dir ja schon von Anfang an, aber das ist wahre Liebe zum Hobby und zum Material, mit Hingabe zur Niederschrift auf / aus-gearbeitet.

    Hut ab!

    [SIZE=7]... möchtest Du nicht mal meine 100er mit in den Keller nehmen ...? [/SIZE] :nuts:

    FWR-Mitglied 26256 ...und Du? :deal: -+- Field Target -Mitglied im DFTC2000 -+- Co2-Mehrdistanz.de

    Alles, was ist, dauert 3 Sekunden: Eine für vorher, eine für nachher und eine für mittendrin ...

  • :n1:Dieser Bericht ist wirklich WAHNSINN!!! :huldige: :huldige: :huldige:

    Sooo viel Fachwissen, so tolle Bilder, so toll geschrieben..

    Man kanns fast nicht in Worte fassen, ich möchte NICHT wissen, wie viel Zeit du da für uns geopfert hast!!!

    :huldige: :huldige: :huldige:GANZ GANZ DICKES LOB :huldige: :huldige: :huldige:

    :n1:DER Hammer schlecht hin, einfach super! :n1:

  • Ganz großen Respekt. Würde mal gern wissen, wie lang du für den Bericht gebraucht hast :)).

    MfG lukrab