Walther SG68 (RAM-Pumpgun)

  • Testbericht zur Walther SG68

    Zu den technischen Daten:
    Hersteller: APS Paintball Ltd., Hongkong
    Importeur: Umarex Sportwaffen GmbH, Arnsheim
    Modell: Walther SG68
    Modellbezeichnung des Herstellers: RAM68-14
    Kaliber: cal .68 (17,3 mm)
    Mündungsenergie laut Hersteller: 7,5 Joule
    System: Pump-Action
    Antrieb: CO2
    Kapazität des Röhrenmagazins: 16 Farb- oder Gummikugeln
    Gewicht: 2224 Gramm
    Länge ohne Schulterstütze: 62 cm
    Länge mit Schulterstütze: 82 cm (bei kürzester Einstellung)


    Allgemeines & Ersteindruck
    Die Walther SG68 wird vom Hersteller als RAM68-14 bezeichnet, wobei es sich um die kürzeste Version mit einem 14 Zoll langen Lauf handelt. Es werden noch Ausführungen mit einem 16 und 18 Zoll Lauf angeboten, welche aber von Umarex nach Deutschland nicht importiert werden.
    Umarex bietet in Deutschland die SG68 mit 3 verschiedenen Schaftsystemen an. Zum einen die hierzulande recht verbreitete 88 Gramm Einwegkapsel, des weiteren ein sogenanntes „Emergency-System“, welches die enthaltenen 2 12 Gramm Kapseln erst durch Aufschlagen auf den Schaft ansticht. Schließlich gibt es noch den Behälter für 2 12 Gramm CO2 Kapseln, für welchen wir uns entschieden haben. Zu allen Systemen wird die jeweils passende Schulterstütze mitgeliefert.
    Der Lieferumfang umfasst die Waffe selbst, den entsprechenden Gasbehälter mit Schulterstütze, eine Betriebsanleitung sowie ein Reinigungsset.
    Die Betriebsanleitung erläutert neben den üblichen Sicherheitshinweisen die wichtigsten Bedienfunktionen in mehreren Sprachen.
    Geliefert wird die Flinte in einem schlichten, aber stabilen Pappkarton, nicht wie bei allen anderen RAM-Waffen üblich in einem Kunststoffkoffer. Nach Öffnen des erwähnten Kartons kommt die Waffe zum Vorschein, welche schon auf den ersten Blick einen erstklassigen Eindruck macht. Bis auf den Hinterschaft, das Griffstück und den Vorderschaft ist die SG68 vollständig aus Metall. Die erwähnten Teile sind aus einem hochwertigen Kunststoff. Bei keinem Teil der Waffe kommt das Gefühl auf, es sei minderwertig verarbeitet, vielmehr ist alles sehr stabil und sauber gefertigt. Der Vorderschaft hat ein winziges Spiel, wobei man hier aber weder von „Klappern“ noch von „störend“ sprechen kann.
    Die Markings (Beschriftungen auf der Waffe) sind alle samt sauber und gut lesbar.
    Glücklicherweise hat sich Umarex zur Abwechslung mal sehr zurückgehalten und nur das nötigste auf die Waffe gedruckt. Auf der linken Waffenseite befindet sich lediglich das Walther-Logo mit dem Zusatz „SG68“. Gegenüber auf der rechten Seite findet sich das essentielle :F: Zeichen, die Kaliberangabe, die Seriennummer, sowie ein kleiner dezenter Sicherheitshinweis in englischer Sprache, wie er auch auf vielen scharfen Waffen zu finden ist. Kaum zu glauben: Das war es schon! Mehr steht auf der Waffe einfach nicht drauf. Toll!

    Nach dem ersten Drehen und Wenden haben sich eigentlich alle Bedienfunktionen auch schon fast selbst erklärt. Abzug, Sicherung, Vorderschaft zum Repetieren, Ladeöffnung… das war’s auch schon – reicht aber auch völlig.
    Die SG68 hat eine offene Visierung mit einer Lochkimme, welche identisch mit der von M4-Modellen ist, was bedeutet, dass sie höhen- und seitenverstellbar ist und man durch umklappen zwischen 2 Kimmengrößen für verschiedene Distanzen wählen kann. Vor der Kimme befindet sich eine Picatinny-Montageschiene, welche das Anbringen von zusätzlichen Optiken, wie zum Beispiel eines Rotpunktvisieres, ermöglicht.

    Das Korn, welches vorne am Lauf sitzt ist abklappbar. Hier auf den ersten Blick ein kleines Manko: Das Korn kann man im aufgeklappten Zustand hin und her bewegen. Wie gesagt: nur auf den ersten Blick, aber dazu später mehr.

    Da es sich ja umgangsprachlich um eine „Pumpgun“ handelt muss man natürlich gleich mal die Durchladefunktion ausprobieren, welche die Funktionsweise einer Vorderschaftrepetierflinte ja prägt und so charakteristisch macht. Also Waffe in die Hand, die linke an den Vorderschaft und TSCHACK TSCHACK – Geil! Wie im Film, wie bei einer Echten. Ein schwerer, metallischer Sound, der charakteristischer gar nicht sein könnte!
    Man versucht ja so einen Testbericht immer objektiv und sachlich zu schreiben, aber hier muss ich kurz erwähnen: Spätestens jetzt hat es einen gepackt und ab diesem Moment konnten wir bei unserem Testschießen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Aber es wird noch besser…


    Technik & Funktionsweise
    Wie oben erwähnt haben wir uns für den Hinterschaft mit den 2 12 Gramm Einwegkapseln entschieden, dessen Funktionsweise eigentlich sehr einfach ist: hinten aufdrehen, eine Kapsel mit der Spitze zuerst, dann die zweite Kapsel mit der dicken Seite zuerst rein und wieder zuschrauben. Dann an der hinteren Schraube drehen um beide Kapseln gleichzeitig anzustechen.
    Im Anschluss wird der Behälter in das Gewinde auf der Rückseite des Systemgehäuses gedreht und handfest angezogen. Sobald Druck auf dem Waffensystem anliegt, wird dies durch einen hervortretenden, rot lackierten Stift angezeigt. Dieser Stift ist sicht- und fühlbar => Nützlich und sinnvoll!

    Das Sichern der Waffe erfolgt über einen Druckknopf der sich vor dem Abzug am Gehäuse befindet. Durchdrücken von links nach rechts sichert die Waffe, von rechts nach links macht die Waffe schussbereit.
    Die Sicherung sperrt den Abzug zuverlässig, selbst mit hohem Druck ist im gesicherten Zustand der Abzug nicht mehr zu betätigen.

    Wie bei einer scharfen Pump-Action-Flinte wird die Waffe über eine Ladeöffnung an der Unterseite des Systemgehäuses geladen. Dazu muss an der Unterseite eine Klappe geöffnet werden. Anschließend können die cal. 68 Kugeln in das Röhrenmagazin unterhalb des Laufes geschoben werden. Dies geht recht einfach und zügig und bereitet keinerlei Probleme. Das Magazin fasst 16 Kugeln.
    Nach dem Einführen der Kugeln wird die Ladeklappe wieder geschlossen und die Waffe repetiert. Die SG68 ist jetzt schussbereit.

    Ladeklappe geschlossen:

    Ladeklappe geöffnet:


    Kaliber & Munition
    Die Walther SG68 ist der einzige Real Action Marker, der cal. 68 Kugeln (also Kugeln mit einem Durchmesser von ca. 17,3 mm) verwendet. Der Unterschied zu den RAM-üblichen .43er Kugeln (10,9 mm) ist allein optisch immens, wie das folgende Bild zeigt:

    Links ist ein Rubberball (Gummikugel) im Kaliber .43, rechts einer im Kaliber .68

    Hinzu kommt noch, dass die von uns dazu gekauften so genannten Speedballs, welche aus Gummi sind, richtig schwer und steinhart sind. Die Materialfestigkeit dieser Kugeln ist etwa mit der eines Eishockeypucks vergleichbar.
    Natürlich können in die SG68 alle handelsüblichen Paintballs im Kaliber .68 geladen werden, welche ja in einer großen qualitativen und quantitativen Vielfalt auf dem Markt zu haben sind.

    Hier noch ein Bild, welches den Kaliberunterschied deutlich macht. Zu sehen ist die Mündung einer RAM P99 und der SG68:


    Präzision & Durchschlag
    Nach dem Fertigladen, in Anschlag gehen und entsichern, legt man voll gespannter Erwartung den Finger an den Abzug und krümmt ab.
    Der Knall der sich in unserem kleinen Kellerraum ausbreitete ist für eine CO2-Waffe enorm. Ein Vergleich mit dem Abschussgeräusch einer RAM 3R oder einer P99, lassen die beiden ziemlich zärtlich da stehen. Das für eine Pumpgun obligatorisch folgende TSCHACK TSCHACK (< da war es wieder) gibt dem tollen Feeling endgültig den Rest.
    Der Beschuss einer handelsüblichen 25m Großkaliber Scheibe förderte für eine Paintballwaffe schier unglaubliche Trefferbilder zutage. Leider ist in unserem Testkeller die maximale Schussdistanz auf 7m beschränkt. Auf diese 7m kann man aber nicht wirklich von Streukreisen sprechen. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Die Walther SG68 schießt auf diese Distanz annähernd Loch in Loch. 10 recht zügig abgegebene Schüsse auf einen Pappkarton hinterließen lediglich ein (!!!) zirka 4 Zentimeter großes Loch – also das oben erwähnte wackelige Korn stört keineswegs.
    Dieser Umstand regt an, über einen Umbau zu einer Scharfschützen-RAM nach zu denken. Ein Trefferbild auf eine größere Distanz sowie eine maximale Einsatzreichweite wird von uns noch ermittelt.

    Die Herstellerangabe von 7,5 Joule ließ sich von uns leider nicht nachprüfen, aber man kann es bei dieser Waffe unbesehen glauben: Die SG68 hat richtig Power! Wesentlich mehr als sämtliche sonst erhältlichen RAM-Waffen.
    Wir haben unterschiedliche Beschusstests durchgeführt auf die ich jetzt eingehen möchte:

    Zuerst beschossen wir eine leere, recht stabile Weißblechdose vom Modell „eingelegte Pfirsiche“. Der Beschuss erfolgte mit einem fast vollen Tank auf die oben erwähnte Distanz von 7 Metern mit einem (!) Schuss:

    Als nächstes mussten alte, ausgediente CDs herhalten. 4 CD-Rohlinge wurden mit einem sauberen Loch durchschlagen. Ein weiterer Versuch mit 8 Rohlingen zerfetzte (!) die ersten 3 und die letzten beiden. Die mittleren wiesen mehrere Risse auf, welche sich durch die ganze Scheibe zogen.

    Interessant wurde der Vergleichstest zwischen meiner RAM 3R und der SG68. Wir nahmen 2 Instant-Kaffeedosen aus Alublech und beschossen eine mit der RAM 3R mit 3 Schuss unter Verwendung von Rubberballs. Anschließend die andere Kaffeedose mit den Gummikugeln aus der Walther SG68 - ebenfalls mit 3 Schuss.

    Ohne weitere Worte:

    Beschuss mit RAM 3R:

    Beschuss mit Walther SG68:

    Der Vergleich: (leider unscharf geworden)


    Besonderheiten
    Bei der ersten Benutzung ist uns im Großen und Ganzen eine saubere Funktionsweise aufgefallen – es gab mit den Speedballs keine Störungen. Allerdings muss man darauf achten, dass man wirklich kraftvoll durchlädt und den Vorderschaft bis ganz nach hinten repetiert, da sonst zwar eine Kugel zugeführt, aber die Waffe nicht gespannt wird.
    Des weiteren ist uns aufgefallen, dass man durch mehrmaliges Repetieren mehrere Kugeln in den Lauf laden kann. Also 3 mal durchladen bedeutet auch, 3 Kugeln werden abgefeuert – und zwar immer noch mit mehr Energie als eine normale RAM-Langwaffe hat.
    Der 2x12 Gramm Gasbehälter hält bei der SG68 etwa für 40-50 Schuss. Auffällig ist, dass der Druck sehr schnell nachlässt. Also ein Schuss kommt noch ganz normal, beim nächsten fällt die Kugel dann nur noch grade so aus dem Lauf.
    Wünschenswert wäre eine Ladestandanzeige gewesen. Während unseres Testschiessens wurde öfters vergessen, ob jetzt schon durchgeladen wurde oder nicht und so kam es zu einigen Leer- beziehungsweise Doppelschüssen. Die „System-unter-Druck“-Anzeige funktioniert tadellos.

    Frei nach dem Motto „Never touch a running system“ haben wir momentan noch darauf verzichtet, die Waffe zu zerlegen, somit können wir auch keine Aussagen zur genauen technischen Funktion machen. Ich denke aber, es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Infos nachgereicht werden.

    Fazit
    Teuer ist sie, die Walther SG68, aber sie ist ihr Geld wert. Qualität, Druck, Präzision und nicht zuletzt die realitätsgetreue, authentische Funktionsweise und der Kultfaktor von Pump-Action-Flinten machen die SG68 fast schon zu einem „Must-have“ für Liebhaber und RAM-Fans. Auch wenn man über den Sinn und Zweck in einem taktischen Paintballspiel streiten kann: Cool ist sie auf jeden Fall!

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    Dieser Test wurde so objektiv wie möglich verfasst, dennoch spiegeln einzelne Aussagen die Meinung des Verfassers wieder. Die abgebildeten Markennamen auf den Zielen sind rein zufällig und sind keine Werbung für das entsprechende Produkt.

    Vielen Dank an Chris für das Bereitstellen seiner Walther SG68 für diesen Test!

    Für CO2AIR.de, am 6. Januar 2008
    Famas