Pistole 6mm: Em-Ge Mod. 63

  • Heute stelle ich die Em-Ge Mod. 63 vor, eine der klassichen 6mm Pistolen mit Kastenmagazin.

    Die Em-Ge 63 gehört zu den Urgesteinen der PTB-SSWn, wie man der niedrigen PTB-Nummer erkennt. Eine unscheinbare, vielleicht ein wenig hässliche Pistole, mag man denken, und einen Preis für herrausragendes Design verdient sie wahrhaftig nicht. Aber dennoch: die "Kleine" ist nicht zu verachten. Das Material ist dauerhaft und solide, und die Zuverlässigkeit ist über jeden Zweifel erhaben, immerhin werden Waffen dieser Art schon seit Jahrzehnten gebaut und die Technik ist bewährt. Man ist anfangs auch erstaunt, wie massiv sich das kleine Ding anfühlt!

    Gefertigt wird die Pistole immer noch bei der Firma Em-Ge Sportgeräte, einer kleinen Firma ganz in der Nähe der schönen schwäbischen Albstadt Heidenheim (wie übrigens auch die viel bekanntere Firma Röhm), die auch den "Stakkato"-Signalgeber und den Rotostar herstellt, ebenso Kugelfangkästen und Schießspiele für LG/LP.


    Details:

    Breite: 24mm (mit Griffschalen)
    Länge: 104mm
    Höhe: 90mm
    Masse: 350g (mit Mündungseinsatz und ungeladenem Magazin)
    (alle Werte selbst ermittelt)
    Kaliber: 6mm Flobert
    PTB-Nr.: 6
    Preis (UVP des Herstellers): 37,75 EUR

    Da ich die Waffe quasi vererbt bekommen habe, kann ich zu dem Alter des vorliegenden Modells keine genauen Angaben machen, 20 Jahre dürften es aber mindestens sein. Obwohl die Waffe viel benutzt wurde und stark verschmutzt war, als ich sie bekam, ist die Brünierung immer noch top in Schuss und die Funktion einwandfrei.


    Mündung/Abschussbecher:

    Die Waffe hat einen intergrierten Abschussbecher für 15mm Effektmunition. Laufsperren sind bei den 6mm-Waffen mit senkrecht stehenden Patronen natürlich unbekannt. Wie man auf den Bildern oberhalb des Laufes sehen kann, ist dort eine Visierrille eingearbeitet - sinnlos, aber wahr ;)

    In den Lauf kann ein Verengungsstück eingeschraubt werden für den Einsatz mit Gasmuniton. Dieser Einsatz ist normalerweise aus blankem Stahl, da er bei meiner Waffe allerdings schon angerostet war, habe ich ihn abgeschliffen und brüniert.

    Ohne das leidige Thema wieder ansprechen zu wollen: hier ein Vergleich einer 6mm Platzpatrone und einer Gaspatrone mit einer 9mm P.A.K. (Mündungseinsatz rechts):


    Das Magazin:

    Das Kastenmagazin (genaugenommen ist es ja ein mehrfaches Patronenlager) nimmt sechs Patronen auf. Der Sinn des seitlichen Bügels ist zweifelhaft. Er liegt nicht, wie z.B. bei den Röhm-Waffen, waagerecht über den Patronen, um sie im Magazin zu halten (die Patronen sitzen recht locker). Andererseits ist er als Ausstoßhilfe auch nicht zu gebrauchen, weil er den Hülsenrand gerade einmal streift. Die Waffe sollte also kopfüber gehalten werden, wenn man das Magazin einführt.


    Die Abzugsmechanik:

    Ein technisches Meisterwerk darf man hier nicht erwarten. Die Mechanik ist eher im Bereich "einfach aber genial" anzusiedeln. Deswegen hier mal ein kleiner Einblick ins Innenleben:

    Die Platte (1) ist das Schlagstück, der Dorn links zündet die Patronen. Man sieht auch wie die Sicherung die Platte über den Stift (2) arretiert (wobei eine Sicherung bei einer solchen Waffe eher unnötig ist). Beim Zerlegen/Zusammenbau sollte man auf die Schraube (3) achten, diese hält nämlich gleichzeitig die Sicherung und die linke Griffschale.

    Eine simple, aber kräftige Feder (5) hält die Schlagplatte unter Spannung. Der am Abzug befestigte Bügel (4) drückt die Platte an einem Stift gegen die Feder.

    Dieser Bügel wird dann durch den eingeklappten Ausstoßdorn (6) nach unten gedrückt und löst die Schlagplatte, die dann auf die Patrone schlägt.

    Die Entladefunktion wird also nicht durch eine Stellung der Sicherung aktiviert (wie z.B. bei Röhm), sondern indem man den Abzug bei ausgeklapptem Dorn und entsicherter Waffe betätigt. Entsprechend ist der Abzug auch DAO und der Widerstand kann bei hohen Schussfolgen schon etwas anstrengend sein, wobei der exakte Abzugswiderstand bei einer SSW meiner Meinung nach eh nebensächlich ist. Es ist eben ein "angemessener Double-Action-Abzug" ;)

    Hier sieht man, wie der ausgeklappte Ausstoßdorn den Bügel (4) nicht erreichen kann, der Bügel und die Schlagplatte werden also nicht getrennt und es wird kein Schuss ausgelöst. Die Rückstellfeder (7) bringt den Abzug wieder nach vorne.

    Das Magazin trägt übrigens bei Trockenschüssen keine Beschädigungen davon, wie es bei anderen Waffen dieser Art manchmal passieren kann.


    Fazit:

    Eine zuverlässige Waffe, deren Haupteinsatzgebiet als Signalgeber und Backup-Waffe an Silvester zu sehen ist. Als Hauptwaffe zum gepflegten Böllern und zur SV ist sie wenig/gar nicht geeignet. Die gute Verarbeitung und Zuverlässigkeit sind eindeutige Pluspunkte. Zudem ist sie sehr reinigungsfreundlich.
    Das Besondere an dieser Waffe ist für mich persönlich, dass sie mein Einstieg ins SSW-Hobby war.