Pistole .315: Valtro mod. 8 Mini

  • Da Valtro als italienische Firma in erster Linie SSW-Klone von Beretta-Waffen herstellt, darf das Modell Beretta 950 nicht fehlen. Bei der Beretta 950 handelt es sich um eine der kleinsten Berettas, welche im Kaliber .22 lfb produziert wird.
    Valtro hat sich bei dem Nachbau als SSW richtig Mühe gegeben und baut gleich mehrere Versionen davon. Es gibt das Modell Mini als mod. 8 Mini ( .315 K ), als mod. 9 Mini ( 9 mm PAK ) und außerhalb Deutschlands auch als mod. 8 Mini ( 8 mm K ) und als mod. 35 Mini ( .35 K )ohne Laufgewinde, sowie Versionen mit Laufgewinde und Zusatzlauf mit dem Namenszusatz "L".

    Hier stelle ich die Valtro mod. 8 Mini vor:

    Vorbild: Beretta 950
    PTB: 582
    Beschuß: 1993 in Köln
    Seriennummer: G02898
    Kaliber: .315 K
    Magazinkapazität: 7 Schuß
    Länge: 128 mm
    Höhe: 98 mm
    Breite: 26 mm
    Gewicht: 460 g

    Alle Werte entstammen der Bedienungsanleitung.

    Verarbeitung
    Die Mini ist für eine Italienerin sauber verarbeitet. Formteilungsspuren sind nur minimal zufinden. Die Oberfläche der Waffe ist gebürstet und vermittelt den Eindruck einer Waffe aus gefrästen Stahl. Die Brünierung ( Beize ) ist gleichmäßig tiefschwarz und abriebfest.
    Die Formgebung entspricht auch im Detail der originalen Vorbild. Selbst die eingeprägten Valtro-Symbole in den Kunststoff-Griffschalen sind denen von Beretta sehr ähnlich.

    Leider findet man nur wenig Stahl an der Mini. Aus Stahl sind nur der Innenlauf mit Sperre, Abzugsgestänge, Ausstoßer, Magazinhalter und das Magazin ( Zubringer und Schuh aus Kunststoff ).
    Aus Kunststoff sind neben den Griffschalen der Abzug und der Sicherungshebel.
    Der gelochte Hahn und der Patronenstoßboden sind rein Zink, da hätte man sich wenigstens eine Stahleinlage gewünscht.
    Die Laufsperre endet 2 mm vor der Innenlaufmündung und ist aus der Nähe gut zu sehen. Aber schon auf einen Meter Entfernung ist sie so gut wie unsichtbar. Die 6 mm Laufdurchmesser entsprechen fast dem Original.

    Ansonsten kann man sich über die Verarbeitung nicht beklagen. Nichts wackelt und alle Teile haben eine hervorragende Passform.

    Technik
    Die Mini ist wie der Colt Government eine Singleaction-Pistole mit aussenliegenden Hahn. Wie viele Pistolen dieser Größe hat sie einen offenen Schlitten. Der Aussenlauf mit Korn ist somit ein Teil des Griffstücks.
    Der Hahn hat keinen Sicherheitsrast, er liegt im ungespannten Zustand immer auf dem Schlagbolzen auf. Der Schlagbolzen selbst bietet eine große Aufschlagfläche ( ähnlich der Röhm RG 96 ), dadurch arbeitet er sich nur wenig in den Hahn ein.
    Gegenüber der 9 mm PAK Mini hat dieses Modell keinen Patronenauszieher. Der Patronenausstoßer liegt mittig weit hinter dem Magazin und wird von den auszustoßenen Hülsen nicht erreicht. An der Stelle merkt man, daß die .315 K Version von der 9 mm Version abgeleitet wurde. Bei der 9 mm PAK Version erreichen die auszustoßenen Hülsen den Ausstoßer und werden von diesem zuverlässig ausgestossen!

    Der Magazinhalter sitzt wie beim Original rechts unten in der linken Griffschale. Beim Druck darauf springt das Magazin ein Stück raus und kann leicht entnommen werden. Leider muß der Magazinhalter beim Einführen des Magazins gedrückt werden, da er zu wenig angeschrägt ist.
    Die Sicherung ist ein kleiner Hebel vor der linken Griffschale, welcher zum Sichern etwa 45 Grad nach vorne geschwenkt wird. Gesichert wird aber nur der Abzug und der Schlitten, welche dann blockiert sind.
    Hier kommen wir zu einer Besonderheit:
    Im gesicherten Zustand kann der Schlitten hinten einfach nach oben abgenommen werden, um die Waffe zu zerlegen!
    Was beim Zerlegen sich so praktisch und einfach darstellt, ist im geladenen Zustand sehr gefährlich, da die Waffe sich jederzeit selbständig zerlegen kann!

    Schießen
    Das Schießen mit der Valtro mod. 8 Mini ist ein so dunkles Kapitel, daß ich die Sache etwas ausführlicher beleuchten muß, um klarzustellen, woran es hapert.
    Die Pistole habe ich im ungeschossenen Zustand erworben. Vor dem Schiessen habe ich die Waffe zerlegt und ordentlich durchgeputzt, geölt und die Gleitflächen zwischen Schlitten und Griffstück mit technischer Vaseline gefettet. Danach mehrfach trocken repetiert, um sicherzustellen, daß der Schlitten ohne Reibung oder Widerstand gleiten kann.

    Geladen habe ich die Waffe mit 7 Schuß Wadie Platzpatronen. Durchgeladen und Schuß - die Hülse wurde sauber ausgeworfen und die nächste Patrone nachgeladen. Soweit, sogut, aber schon beim nächsten Schuß offenbarte sich das Disaster. Die Hülse wurde nicht ausgeworfen und vom Schlitten wieder zur Hälfte ins Patronenlager geschoben. Weiter kam der Schlitten nicht, da die nächste Patrone zur Hälfte aus dem Magazin geschoben war.

    Normalerweise würde man jetzt das Magazin entnehmen und den Schlitten manuell repetieren, um die Hülse mittels des Ausziehers nach draussen zu befördern - aber diese Pistole hat keinen Auszieher!
    Also mit spitzen Fingern reingreifen, dabei den gespannten Schlitten festhalten und die kleine .315er Hülse herausziehen, ohne sich die Finger zu klemmen, weil der Schlitten einem aus der Hand gerutscht ist.
    Kann ja mal passieren, daß eine neue Waffe eine Zuführstörung hat, also Magazin wieder rein, durchladen und weiter beim Schiessen.
    Der nächste Schuß war kein Problem, aber der zweite Schuß wiederholte das Spiel von eben. Wieder die Hülse zur Hälfte zurückgeschoben und der Schlitten verklemmt. Warum wird diese verdammte Hülse nicht wie die Erste ausgeworfen? :evil:

    Also Magazin raus, Schlitten ab und Magazin wieder rein und plötzlich sehe ich die Ursache: Der Ausstoßer liegt in Höhe der obersten Patrone im Magazin hinter dem Magazin! Da kommt niemals eine Hülse hin, auch wenn der Patronenstoßboden des Schlitten bis auf seine Höhe zurückläuft. Die Hülse stößt sich an der obersten Patrone im Magazin ab. Leider liegt diese so tief im Magazinschacht, das die Hülse die oberste Patrone gerademal streift. Ein Auswerfen ist also reine Glückssache, mal geht es und mal nicht. :(

    Bei näherer Betrachtung des Magazinschachts stellt man fest, daß dieser für das breitere Magazin der 9 mm, bzw. der .35 Version konstruiert ist. Ebenso der Ausstoßer, unter dem dann die oberste Patrone im Magazin anliegt. Da geht die Hülse zurück bis zum Ausstoßer und wird von ihm ausgestossen und der Schlitten schiebt dann die oberste Patrone unter dem Ausstoßer weg in Richtung Patronenlager.
    Außerdem haben die 9 mm PAK und .35 K Versionen einen Patronenauszieher im Schlitten. Da fragt man sich, warum die .315 K und 8 mm K Version diesen nicht haben.

    Aber zurück zum .315 K Magazin: Dieses ist bedingt durch die kurze Patrone erheblich schmaler und ist im Magazinschacht im vorderen Bereich Richtung Patronenlager durch eine Führungschiene geführt. Damit liegt der Ausstoßer ca. 2 cm hinter dem Magazin.

    Nachdem der Funktionstest so mangelhaft war, bekam diese Pistole das, was ihr zustand: Den vorgesehenen Platz in der Vitrine bei den anderen Beretta-Klonen. Zu etwas anderen taugt die .315 k Version nicht.

    Fazit
    Die Valtro mod. 8 Mini ist eine sauber verarbeitete kleine Taschenpistole, die durch die ungenügende Umkonstruierung von 9 mm PAK auf .315 K sehr mangelhaft funktioniert. Damit taugt sie nur etwas für die Vitrine, wo sie sich wegen ihrer originalgetreuen Optik sehr hübsch macht.
    Wer eine Valtro Mini zum Schiessen sucht, sollte in Deutschland nur zur 9 mm PAK Version greifen, alternativ im Ausland zur .35 K Version.

    Soviel zur hübschen Italienerin :new16: