Röhm Twinmaster Desperado

  • Liebe Kohlenstoffdioxidler, ich möchte euch heute meinen zweitliebsten Schatz vorstellen, das CO2-Gewehr Röhm Twinmaster Desperado. Ich hatte mit dem Desperado geliebäugelt, seit ich freie Waffen sammle (seit Ende 2006), aber der recht hohe Preis und das ungeliebte und trotzdem mitzubezahlende Zubehör hatten mich zunächst von einem Kauf abgehalten. Man beginnt auch nicht gleich mit dem Teuersten und Besten, sondern sammelt erst einmal drum herum ... Dann stieß ich per Zufall auf einen Onlineshop, der das Gewehr ziemlich günstig im Angebot hatte, und als dann auf meine Anfrage, ob das Desperado auch ohne Zweibein und ohne Zielfernrohr günstiger erhältlich sei, die Antwort kam, ja, für 299 Euro, hatte ich wenige Minuten später bestellt.

    Hier stört kein Billig-Zweibein den genialen Gesamteindruck.

    Wenn man nicht im Liegen schießt, braucht man so etwas eh nicht ...

    Und warum ein Zielfernrohr mitbestellen, wenn man schon eins hat, das so heißt wie man selbst (Walther). ;)

    Das Desperado ist sozusagen ein verlängerter Revolver. Es wird mit achtschüssigen Trommeln gefüttert, die schön brüniert und irgendwie solider sind als die von Umarex. Die Trommeln werden mit 4,5-mm-Diabolos bestückt. Angetrieben wird es wahlweise mit handelsüblichen 12-g-CO2-Kapseln (dafür liegt eine Metallhülse als Adapter bei) oder mit den wesentlich selteneren 16-g-Kapseln für Bierzapfanlagen. Mein Desperado ist so, wie ich es eingestellt habe, knapp 86 cm lang und damit für ein Luftgewehr recht kompakt. Es wiegt sehr viel im Vergleich beispielsweise zu einem Knicklaufgewehr mit Holzschaft (etwa 4,5 kg). Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, aber das hohe Gewicht vermittelt auch ein tolles Qualitätsgefühl.

    Der Röhm-Schalldämpfer sieht toll aus, ist prima verarbeitet und dämpft sehr gut.

    Da war wohl mal das Billig-Zweibein montiert ...

    Der Combat-Griff ist ziemlich klobig und liegt mir sehr gut in der Hand.

    Der Schaft wird mit einer einzigen Schraube befestigt, sitzt aber wackelfrei.

    Schaftbacke und Schulterstütze sind individuell einstellbar.

    Das Desperado ist - wie schon gesagt - erstaunlich schwer. Zumindest war ich sehr überrascht, als ich es zum ersten Mal in der Hand hielt, und sehr erfreut. Auf vielen Fotos erkennt man nicht so recht, aus welchen Materialien die Bauteile bestehen und wie sie qualitativ einzuschätzen sind. Da kann ich euch beruhigen: Das Desperado besteht hauptsächlich aus schwerem, sehr gut brüniertem Metall. Nur die Handauflage unter dem Lauf, der Combat-Griff, der Hauptteil der Schaftbacke und die meisten Teile der Schulterstütze sind aus Plastik, welches aber einen hochwertigen, sehr stabilen Eindruck macht und sich griffig anfühlt. Die Schulterstütze ist hinten zudem dick gummiert.

    Der Anstich für die CO2-Kapsel.

    Der Hebel dient der Grobfixierung der Kapsel. Man sieht hier auch das Ende der Anstichschraube.

    12-g-Kapseln werden vorher in die Adapterhülse gesteckt.

    Eingelegte Adapterhülse mit Kapsel.

    Der Hebel wird entgegen einem Federdruck nach vorne bewegt und umgelegt.

    Die Anstichschraube muss nun schnell und kräftig zugedreht werden.

    Damit steht das Desperado unter Druck. Und dieser Druck entweicht gerne unbemerkt, wenn man die Schraube nicht fest genug zugedreht hat. Beim ersten Mal ist mir das passiert. Wenn das öfter vorkommt, hilft etwas Öl, welches man auf den Kapselkopf tupft oder auf die Anstichdichtung sprüht. Auch wenn das dann gut funktioniert und kein CO2 mehr entweicht, hätte Röhm sich meiner Meinung nach hier eine bessere Lösung einfallen lassen müssen. Wenn man die wesentlich gelungenere Anstichmethode bei der eng verwandten Röhm-CO2-Pistole Twinmaster Action in Betracht zieht (dort mit Hebelkraft, sehr bequem), erstaunt einen die rustikale Anstichschraube doch sehr ...

    Steht die Sicherung auf L, kann das Trommelmagazin herausgezogen oder eingelegt werden.

    Auf S ist das Gewehr gesichert; der Abzug ist blockiert.

    Das Desperado von rechts. Die Sicherung steht auf F, der Hahn ist nicht gespannt.

    Bewegt man den Spannhebel (im Schießbetrieb mit dem Zeigefinger) nach oben, wird der Hahn gespannt.

    Der Abzug steht nun weit hinten. Um den Schuss auszulösen, muss der nur noch leicht gedrückt werden. Das geht butterweich. Ein echter Genuss, der jeden einzelnen Euro des doch recht hohen Kaufpreises wert ist. Auch der Double-Action-Betrieb (ohne Vorspannen des Hahns) geht butterweich und ohne großen Kraftaufwand. Der Druckpunkt des Abzugs ist zwar verstellbar, aber bei meinem Desperado ist er so gut, dass ich gar nichts an den Werkseinstellungen ändern will. Der Schalldämpfer, den ich an die Stelle der optischen Laufverlängerung gesetzt habe (welche für die Funktionalität des Gewehrs keinerlei Bedeutung hat außer vielleicht als Stabilisator aufgrund ihres hohen Gewichts), dämpft den Schall stark. Damit ist das Desperado absolut wohnungstauglich.

    Das blieb von einer Serie Diabolos übrig. Bums hat das Ding, laut Hersteller bis zu 155 m/s.

    Geschossen habe ich hier aufgelegt (auf einer wackeligen Bürosessellehne) aus 7,5 m Entfernung. Da ich zwischendrin zu faul war zum Aufstehen und Scheibenwechseln, habe ich eine komplette Serie bis zum Druckabfall (gelbe Ringe) auf ein und dieselbe Scheibe abgegeben. Die Aussagekraft dieses Versuches ist damit natürlich größer, als wenn ich mir einzelne, besonders gelungene Schussbilder für den Testbericht aussuche, um damit anzugeben. Hier sind alle Schüsse echt, jeweils acht pro Treffergruppe. Erst bei der vorletzten Trommel gab es einen plötzlichen Ausreißer (auf 9 Uhr), bei der letzten verschossenen Trommel (der neunten, auf 8 Uhr) sank die Trefferlage langsam, aber deutlich ab und die Diabolos waren schön durchs Zielfernrohr zu verfolgen. Zwei weitere Trommeln habe ich noch auf meinen Pendelkugelfang entleert, dann war

    Schluss.

    6 Mal editiert, zuletzt von Tilvaltar (6. September 2007 um 21:58)