Daisy Red Ryder 1938 B

  • Für alle Scharfschützen/Sniper, Präzisions-Freaks und Waffen-Fans in der Gewichtsklasse von 155 mm Panzerhaubitzen, bitte hier sofort aufhören zu lesen. Allen anderen, die einfach Spaß an kultigen, einfachen, und mit BB's zu schießenden Luftgewehren haben, ruhig mal weiterlesen.
    Mich reizte schon immer eines von denen auf dem Markt zu findenden Unterhebel-Repertier-LG, aber das Daisy Winchester 1894 ist momentan einfach zu begehrt, um es zu einem vernünftigen Preis bei diversen Auktionshäusern zu ersteigern. Zu den Preisen, dachte ich, kann man auch ein neues kaufen. Preislich kam da das Red Ryder in die engere Wahl.


    Die Entscheidung eins zu kaufen, habe ich dann doch erst nach längeren hin und her getroffen. Zu lange, als dann auch der letzte deutsche Importeur das LG aus seinem Programm genommen hatte. Da ich nun aber unbedingt so ein LG wollte, blieb mir doch nur der Weg über ein gebrauchtes. Eins vorweg, ich hoffe ein Importeur erbarmt sich wieder, dieses LG wieder in sein Programm aufzunehmen. Also Internet durchstöbert und ein "bezahlbares" Angebot ergattert (wenn man bedenkt, das man das Daisy in den USA für weniger als 50 US-Dollar bekommt, war es trotzdem teuer).
    Wer etwas zur Geschichte und den verschiedenen Modellen des Daisy Red Ryder 1938 wissen möchte, sollte mal hier anklicken: http://www.bbairguns.com/redryder.htm (leider nur in englisch, aber sehr informativ).
    Als ich das Paket in Empfang nahm, war ich mir nicht mehr so sicher, ob sich überhaupt ein Gewehr darin befindet, so leicht war es. Also, ein Messer her und aufgeschnitten, dann hielt ich es in der Hand.
    Was mir als erstes auffiel, ich hatte richtiges Metall und Holz in der Hand. Auch optisch macht die Daisy echt etwas her (natürlich auch Geschmackssache). Mein Exemplar ist mit so lustigen Features wie einem Kompass und einer Sonnenuhr ausgestattet (ob das Standard ist, können vielleicht nur andere Red Ryder-Besitzer sagen).

    Die Verarbeitung des in den USA hergestellten LG ist durchweg als gut zu bezeichnen.
    Als erstes musste eine Waage her und man glaubt es kaum, man kann mit 1050 Gramm Leergewicht ein Gewehr aus Holz und Metall (nicht nur Alu-Guss) herstellen, Respekt. Das vermittelt natürlich auch einen gewissen „Spielzeugcharakter“. Die Gesamtlänge beträgt exakt 90 cm, die des Laufes (Glattlauf) ca. 28 cm. Die Dimensionen sind natürlich schon auf "Jungschützen" zugeschnitten. Aber es hält sich auch bei Erwachsenen gut im Anschlag. Also, die meisten Bekannten (auch gestandene Schützenkameraden) hielten das LG optisch nicht unbedingt für ein Kinderspielzeug. Von einem Knallkorkengewehr, wie in einem Forum bezeichnet, kann man hier wirklich nicht reden.
    Kommen wir nun zu dem, wozu das Teil hergestellt worden ist, zum Schiessen. Erst einmal checken, wie das mit den Laden der Munition funktioniert. Recht einfach, Klappe an der Mündung auf und die Rundkugeln (es sollen 650 Stück reingehen) in den Laufmantel reinrollen lassen.


    Dadurch kommen noch einmal ca. 200 Gramm dazu. Toll, welche Waffe kann man schon durch aufmunitionieren im Gewicht um 20% erhöhen (außer ein Maschinengewehr)? In einem kleinen Ausschnitt im Laufmantel kann man die Kugel in der Zuführung sehen (ist eine einfache aber effektive Rückmeldung über den Ladezustand).

    Das LG ist ein Schwerkraftlader, das heißt das Gewehr muss beim Spannen mit dem Lauf nach oben gehalten werden. Das BB’s geladen sind, merkt man auch am Geräusch der hin und herrollenden Kugeln. Das Spannen mit dem Unterhebel, welcher aus Alu-Guss (kein Kunststoff) hergestellt, ist trotz des kleinen Hebelarms recht einfach. Es können auch nicht muckiehallengestärkte Arme das LG spannen. Das ist der Vorteil einer nicht zu hohen Geschossgeschwindigkeit. Daisy gibt diese mit ca. 90 m/sek. an, die meiner Meinung nach auch locker eingehalten wird. Alle Highspeed-Freaks werden jetzt die Nase rümpfen, aber die Geschossgeschwindigkeit reicht locker, um Ziele noch in ca. 10 Meter zu treffen (mehr sollte es aber dann doch nicht sein). Außerdem hat das den Vorteil, das die Anforderungen an den Kugelfang nicht so riesig sind. Mein selbstgebauter Kugelfang ist eine ehemalige Lautsprecherbox, in welcher ein mehrfach zusammengelegtes Tischtuch frei hängend seinen Dienst als Energievernichter sehr gut erfüllt (die Kugeln bleiben in der Box und prallen nicht zurück). Dadurch ist das LG auch ideal für kurze Zimmerentfernungen bei schlechten Wetter. Gesichert wird das LG durch eine Abzugssicherung (kleiner Schiebeknopf).

    Die Kimme an dem LG ist nur höhenverstellbar, das Korn statisch. Der Kontrast ist auch bei schlechtem Licht gut. Ich muss immer etwas rechts anhalten (kann aber auch an meiner nicht immer professionellen Schusstechnik oder auch an dem doch etwas schwergängigen Abzug liegen). Geschossen habe ich auf Entfernungen von 3 bis 7 Meter. Selbst auf 7 Meter aufgelegt war der Streukreis kleiner 5 cm. Für einen glatten Lauf und Stahlkugeln, welche im Durchmesser einige 0,01 mm abweichen, ist das Ergebniss meiner Meinung nach ok. Auf diverse Abbildung von Trefferbildern habe ich hier verzichtet, das liegt doch zu sehr im Können des einzelnen Schützen. Sehr viel Spaß macht das Abräumen in kurzen Abständen von mehreren Zielen. Hier haben sich die leeren 0,5-Liter PET-Flaschen eines Großdiscounter sehr gut bewährt. Die Flaschen sind sehr leicht und fallen dadurch auch leicht um. Man sollte aber bedenken, das durch die geringe Geschossernergie die Flaschen nicht durchschlagen werden (die Pfandautomaten beim Discounter erkennen die Flaschen wieder) und dadurch einige Kugeln hier und da auch zurückkommen. Das heißt immer Schutzbrille tragen!
    Welches Resümee kann man daraus ziehen? Auf alle Fälle mache ich eine Erfahrung immer wieder. Wenn man in meinem Bekanntenkreis ein Diana 24 oder selbst ein Baikal IJ61 neben das Daisy stellt, kann man sicher sein, dass der erste Griff (auch von Nicht-Schützen) nach dem Daisy geschieht. Sicher keine Präzisions-Waffe, aber ein LG mit hohem Spaßfaktor und einem gewissen Charme, welches sicher in meinem Besitz bleiben wird. Schade, das man es momentan nur gebraucht auf den Markt bekommt.

    2 Mal editiert, zuletzt von ivtu (3. August 2007 um 10:57)