Buch: Bruno Brukner - Die Luftpistole, 2. Auflage

  • Bruno Brukner - Die Luftpistole, 2. Auflage

    Erscheinungsjahr: 2000
    ISBN: 3-935210-01-9
    Seiten: 214
    Verlag: Journal Verlag Schwend

    Ich möchte den Forumsmitgliedern eines der wenigen deutschsprachigen Bücher zu Luftdruckwaffen und der noch selteneren zu Luftpistolen vorstellen.

    Zum Inhalt:

    Der Autor listet ausführlich die bis zum Erscheinungsdatum des Buches vorhandenen Luftpistolen nach dem Funktionsprinzip geordnet auf: Federluftpistolen mit und ohne Massenausgleich, Druckluftpistolen (mit Pumpe und mit Kartusche), CO2-Pistolen (einfache mit Co2-Kapsel bzw. Matchluftpistolen mit Kartusche bzw. CO2-Kapsel).

    Zu Anfang eines jeden Abschnittes steht eine kurze Darstellung der technischen Funktion des jeweiligen "Antriebs-"verfahrens mit dessen Vor- und Nachteilen, dann werden geordnet nach Herstellern die jeweiligen Waffen grösstenteils mit Bild aufgelistet. Zu besonders interessanten Modellen (z.B. Walther PPK/S, Makarov MP 654-K) gibt es auch vereinzelt eigene Erfahrungen.

    Ausführlicher wird die Beschreibung jeweils bei den Matchpistolen, die ausserdem nach Antriebsart getrennt in Tabellen mit den technischen Daten, was am Abzug und Griff verstellbar ist, Erscheinungsjahr usw. gelistet werden.

    Diese sind aus meiner Sicht bis zum Erscheinen des Buches vollständig dargestellt. Von den Feinwerkbaus mit Massenausgleich (Modelle 65, 80, 90) über die FWB 100 bis 103 bis zur FWB P 34, die Hämmerli Singles und Match (die man wohl heute kaum noch matchmässig schiessen würde), von den Walther LP 2 und 3 über die LPM 1 bis zur Pressluft 200 und 201 sowie die Diana´s Modell 6 und 10 und die Steyr´s sind bis zur LP 10 vorhanden. Auch Exoten wie die Crosman-Skanaker 88, die Joniskeit oder die Modelle von Tau und Aeron sind beschrieben.

    Die mehrschüssigen Matchluftpistolen sind vollständig erwähnt, von den Pressluftmodellen war aber wohl nur die Steyr LP 5 schon auf dem Markt.

    Die im Buch ausführlich beschriebenen CO2-Matchwaffen aufzulisten spare ich mir hier, da diese wohl eher von Anfang der 80er bis Mitte der 90er Jahre eine Rolle gespielt haben. Der Autor scheint ein Faible für CO2 zu haben, weil auch das technische Verhalten von CO2 und Waffen bis hin zur historischen Entwicklung einigen Raum einnimmt.

    Aus dem Freizeitwaffenbereich werden alle Weihrauchs und Dianas und die Gamo-Pressluftmodelle, die bisher erschienen sind beschrieben, bei den Federdruckmodellen u.a. die Record´s, Webley und Scott, Benjamin, EM-GE, eine BSA und zwei Gamo.

    14 Seiten widmet Brukner den Freizeit-CO2-Waffen (Crosman, Daisy, Gamo), davon den hier allseits beliebten Umarex´en ganze drei Seiten, von denen sich eineinhalb der Walther PPK/s zuwenden.

    Etwa 50 Seiten befassen sich mit Schiesstechnik des Schützen, Zielfehlern, mentalem Training, Sehen, Greifen, Atmen usw.
    Ansprechend geschrieben, aber diese Bereiche überfliege ich gerne.

    Spannend wird es dann wieder bei den kurzen immer wieder eingestreuten ballistischen Ausführungen und Versuchen, z.B. wie schiesst sich eine Hämmerli Single mit Lachgaskapseln (nicht besser), was bringen Setz- und Kalibriergeräte für Diabolos, wirkt sich eine längere Auslösegesamtzeit auf das Trefferergebnis negativ aus (kaum).

    Neu waren für mich Erkenntnisse wie das die Fallstrecke, d.h. der Weg, um den das Geschoss zwischen Mündung und Ziel fällt, zwar von der Flugzeit, nicht jedoch vom Gewicht des Geschosses abhängt, das heisst ein Geschoss mit gleicher Form und Grösse schlägt bei gleicher VO am selben Punkt ein, egal ob es 0,5 gr. oder 5 kg wiegt (klar, geht nur im Modell, weil man das 10000-fache Gewicht nicht in dieselbe Form und Grösse kriegt und keiner ´ne Waffe bauen kann und darf, die das 5 kg Geschoss auf die V0 bringt. Wäre eine etwas unhandliche Pistole).

    Oder das bei einem etwas zu kleinen Geschoss, dessen Massenschwerpunkt sich um 0,1 mm ausserhalb der Rotations(=Mittel)achse des Laufes bewegt, der Treffer im 10 m entfernten Ziel schon um das 50-fache, also 5 mm streut (bei einer Drallänge von 400 mm). Zu solchen Themen gibt´s dann jeweils auch Formeln zum Selberrechnen.

    Alles in allem hat das Buch einen anschaulichen Schreibstil, der durch viele Bilder und Tabellen aufgelockert wird.

    Für den Luftdruckwaffensammler und jeden, der sich tiefer in die Materie begeben will, ist es sicher ein Muss.

    Es gibt seit 2000 keine Neuauflage, wer also was zur Röhm Twinmaster sucht sucht vergebens.

    Man findet insbesondere was die Darstellungen und Beschreibungen der Waffen betrifft, sicher dasselbe und mehr auf tagelangen Streifzügen im Internet.

    Wenn man jedoch eine überschaubare Zusammenfassung von Erkenntnissen und Ideen sucht und sich zu eigenen Erkenntnissen und Gedanken von den Ausführungen des Autors anstecken lassen will, liest man besser das Buch.

    Zu bekommen ist es leider nur noch selten und nur auf dem Gebrauchtmarkt (meins ist ein per Internet gefundener "Reimport" aus Los Angeles). Es gibt noch eine erste Auflage aus den 80ern, aber da fehlen natürlich jede Menge Modelle und die ist ca. 100 Seiten kürzer.

    So, ich hoffe meine Buchvorstellung geht was den Textumfang betrifft im Vergleich zum im Forum bereits vorhandenen Review nicht zu sehr ins andere Extrem und ist verständlich

    gilmore