Wie weit fliegt eigentlich ein Diabolo?

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 43.258 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Oktober 2003 um 23:56) ist von GPB.

  • Ich weiß es, ich weiß es - und Volker Blüm auch. Der hat nämlich die letzten schönen Tage genutzt, um den lange angekündigten Weitschuß-Versuch durchzuführen.
    (Vorgeschichte zum Teil hier).

    Da die Ergebnisse dazu genutzt werden, die Schießstandsachverständigen davon zu überzeugen, daß normale Ballistik-Software die Maximal-Schußweiten zu optimistisch (und für FT-Schießstände ungünstig) berechnen, wurde im Auftrag des Bundesverbands BDS ein Notar mit Sachkenntnis herangezogen, der die Versuche abgesegnet hat.

    Durchgeführt wurde das ganze Experiment in einem Jagdrevier in Norddeutschland (also genehmigt :ngrins: ). Dort gab es die Gelegenheit, schnurgerade von einer Brücke aus einen Kanal "zu beschießen" und die Einschläge im Wasser zu berechnen.

    Volker Blüm dazu: "Vorher hatten wir schon zahlreiche Vorversuche gemacht. Summa summarum: die Gewehrmündung war ca. 3,10 m über der Wasseroberfläche. Bei horizontalem Abgang flogen die Diabolos im Schnitt 182 m weit (16,2 Joule Eo mit Schulz Exact 0,547 g). Wenn man das auf eine Horizontale bringt, liegen wir bei ca. 165 m maximale Schußweite. Und nun der Knaller: bei einem Abgangswinkel von 15° liegt die durchschnittliche Entfernung nur bei 149 m und NICHT weiter als 182 m, wie es uns Balistikprogramme sagen. Da passiert was mit dem Diabolo im Steigflug! Und meine in den USA erzielten 155 Yards (Anm. UE: 142 m) mit einem 27 Joule-Gewehr bei einem Abgangswinkel von 30° werden jetzt auch einsichtig."

    Diese endlich einmal im praktischen Versuch belegten Werte dienen künftig als
    Grundlage für die Berechnung der Sicherheitszonen rund um FT-Schießstände.

    In erster Linie ging es bei den Versuchen um die Max-Weite bei FT-Gewehren, also bis 16,3 Joule. Wie VB aber schilderte, sind bei dem USA-Versuch (auch unter Aufsicht des dortigen Verbands) auch stärkere Gewehre (27 Joule) nicht weiter gekommen. Irgendwo auf halber Strecke dürfte sich die aerodynamisch ungünstige Bauweise des Diabolos auswirken und es wohl rasch zu Boden trudeln.

    Nachfragen kann ich momentan nichts weiter, Volker ist ein paar Tage gen Osten in den Urlaub entschwunden.


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • jetz bin ich baff.
    Ich dachte immer jeh steiler der Winkel, also bis max. 45° um so weiter fliegt das diabolo.

    eine ganz gewagte These.

    Meine Überlegung ist, wenn das Diabolo die Beschleünigung durch die Waffe erhält und Wagerecht zur Ebene geschossen wird workt auf dem Diabolo die Erdbeschleunigung und der Luftwiederstand, soweit klar.
    Beschleunigt man ein Diabolo aber nicht mehr waagerecht sondern versetzt zur Ebene nach oben so könnt ich mit vorstellen das die Erdbeschleunigung nicht nur längs dem Diabolo wirkt, sondern durch den ansteigenden winkel auch am kelch in Form von Negativer beschleunigung wirkt.
    Dadurch wird das Dia möglichweise schneller abgebremst und gerät schneller ins trudeln was zu kürzeren reichweiten führt.

    Schiest man ein Diabolo genu 90° in den Himmel so fliegt das Diabolo niemals so weit wie bei Schuss in der Ebene, da die negative Beschleunigung zu 100° auf dem Diabolo wirkt.
    Zumindest wäre das für mich eine Physikalisch logische erklärung.

    aber wie gesagt nur eine gewagte vermutung.

    Einmal editiert, zuletzt von isalost (4. Oktober 2003 um 09:43)

  • hmm würde sagen ab 100 meter alle 10 meter am ufer ne person ide guckt wo es "platsch" macht ;D

    Bei der Eroberung des Weltraums sind zwei Probleme zu lösen: die Schwerkraft und der Papierkrieg. Mit der Schwerkraft wären wir fertig geworden. (Wernher Freiherr von Braun)

  • Endlich wissen wir mehr.

    Hoffentlich kommt noch ein ausführlicher Bericht.

    Trotzdem wird es noch einige ungläubige Thomasse geben die diese Ergebnisse anzweifeln. Aber gegenüber den Behörden ist es nun schwarz auf weiß.

    Ein Dank an VB und seine Helfer.

    Obba Gerrit

    Einmal editiert, zuletzt von GPB (4. Oktober 2003 um 11:10)

  • die rundkugeln dürften eine noch schlechtere flugeigenschaft haben.
    Bei den Magnum wiederum denk ich das die sehr gute balistische daten haben, minestens 16J vorrausgesetzt.

  • interpretiere ich das zu recht so, dass eine wasserstrasse beschossen wurde, also ein teil des bodengebundenen Verkehrswegenetzes ?

  • Zitat

    Original von robur
    interpretiere ich das zu recht so, dass eine wasserstrasse beschossen wurde, also ein teil des bodengebundenen Verkehrswegenetzes ?


    Auf die Idee, so eine Frage zu posten, kann wahrscheinlich nur ein Deutscher oder Österreicher kommen... :confused2: :new16:

    Was will uns der geschätzte Bedenkenträger damit sagen? Ist das einfach eine geschickt versteckte Formulierung der Frage, ob Kanäle eigentlich grundsätzlich schiffbar sind? Oder geht es darum, daß ggf. unsichtbare Geisterschiffe hätten getroffen und versenkt werden können (fliegender Holländer und so....)? Daß der Bleieintrag durch die Diabolos einen sonst außer durch Motoröl und andere Bootsabfälle völlig unbelasteten Kanal zum "Umkippen" bringen könnten? Oder daß sowas einfach verboten und schon deshalb nicht erlaubt und darüber hinaus sowieso untersagt ist? Oder vielleicht einfach ein bißchen heiße Luft?

    Gruß,
    O_S

  • stimmt ... ich bin deutscher.

    der rest war reines interesse, jedenfalls würd ich sowas nicht posten.
    wegen mir brauchst du keine paranoia zu zeigen, aber andere kriegen sowas u. u. in den falschen kragen.

    ... und ob man das brauchen kann, wage ich zu bezweifeln. ich hab mir jedenfalls sehr lebendig vorgestellt, wir ihr am z.b. mittellandkanal auf einer brücke steht und den kanal lang ballert.

    und das hat nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, ob dort eine jagd liegt.

    /edit:

    aber wenn ein notar zugegen war, wirds wohl kaum ohne erlaubnis gewesen sein...

    tztz... autobahnsniper, sowas...

    Einmal editiert, zuletzt von robur (4. Oktober 2003 um 15:58)

  • Ich kann da auch nur den Kopf schütteln - hatte aber irgendwie aus dem Bauch heraus heute morgen beschlossen, die genaue Ortsangabe rauszulassen. Es stimmt, daß das Jagdrevier das weniger Entscheidende in diesem Fall ist. Es gibt aber durchaus Kanäle, die schmaler als der Mittellandkanal sind, nicht befahren werden und im besagten Teil selbstverständlich Teil eines umfriedeten Privatgrundstücks sind. Und selbst unter Wasser ging der umfriedende Zaun weiter, Volker hat es durch Tauchen vorher selbst überprüft. :nuts: Und der Notar, der wird ja auch nicht (aber das sagten wir ja bereits).

    Es mußte natürlich auch ein totes, relativ strömungsfreies Gewässer sein, sonst kann man die Einschläge nicht beobachten (vom sicheren Ufer aus, GPB hat sich ja geweigert, sich mit dem Schlauchboot in die Einschlagzone zu begeben). Distanzen kann man per Laser-Meßgerät prima festhalten.

    Und ich denke, wir lassen jetzt die weitere Diskussion über die Durchführung zugunsten der Ergebnisse sausen, ansonsten verschwindet dieser Thread hier ganz plötzlich.


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Zitat

    Original von Ulrich Eichstädt
    IUnd ich denke, wir lassen jetzt die weitere Diskussion über die Durchführung zugunsten der Ergebnisse sausen.....

    Uli,

    wie schade. Hatte schon drei Seiten Kommentar zusammen.

    Obba Gerrit

  • schon gut, dann möchte ich mich mal entschuldigen...

    interessant wäre aber wohl, wenn stärkere gewehre auch nicht gross weiter kommen, wie die sache mit "freien" lg´s ausshen würde.

    ob diese nun im gegenzug zu og. ergebnissen näher an die getesteten herankommen als die "starken" ?

  • Wie gesagt weiß ich nicht (und kann momentan nicht nachfragen), ob auch Versuche mit "freien" LG's gemacht wurden. Hier ging es ja nicht um die Weitschieß-Kunst an sich, sondern um eine für die Standzulassung in Deutschland wichtige Maximalweite. Immerhin mußte der Versuch auch bezahlt werden( Notar + Urkundenkosten, Organisation, Fahrtkosten undwasweißich), und das hat der Verband BDS übernommen (merci!)

    Also bitte Geduld...


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Also erst mal danke an Volker Blüm und sein Team. :huldige:
    Wie und unter welchen Bedingungen der Test nun stattgefunden hat ist erst mal nebensächlich, das was jetzt zäht ist das Ergebnis. :ngrins:
    Nur durch diesen Test können wir auf lange sicht zu einem eigenen FT gelände kommen.

  • Danke an Volker und sein Team !!

    Endlich haben wir verlässliche Angaben .Das wird sicher helfen,um
    einige Bedenken innerhalb der zuständigen Behörden auszuräumen.
    Gruß an alle FT-ler, Goldi .

  • Hallooo erstmaaal...

    nun möchte ich zu diesem Thema auch noch meinen völlig unbedeutenden Senf beitragen. Vorweg: Ich bin weder Physiker, noch Ingenieur. Ich muß mit dem gesunden Menschenverstand auskommen.

    Unsere Altvorderen Arthilleristen haben ja mal herausgefunden, daß eine Kanonenkugel die größtmögliche Weite erreicht, wenn sie im Winkel von ca. 40 Grad abgeschossen wird. Auf befiederte Pfeile trifft das auch annähernd zu. Diese Geschosse haben eines gemeinsam: Sie fliegen (nein - sie fliegen nicht im Sinne des Wortes - dafür braucht man Auftrieb erzeugende Flügel - aber wir sagen ja so...) mit der "Nase" voran und ändern während ihres Fluges nicht die Stirnfläche. Nur die Geschwindigkeit bestimmt den Luftwiderstand - der L.-Beiwert bleibt unverändert.

    Bei Geschossen, die durch Rotation lagestabil gehalten werden, dürfte die Sache anders sein. Warum sollte ein Diabolo (oder jedes andere um die Längsachse rotierende Geschoß) seine Achse der Flugbahn nachführen, wenn diese sich zum Schluß mehr oder weniger steil auf den Erdboden zu bewegt? Nein - die Längsachse des Geschosses wird einmal, und zwar beim verlassen des Laufes, festgelegt und durch die Kreiselwirkung (zunächst) stabilisiert. Solange keine störenden Kräfte auf den Kreisel wirken, kreiselt der auch munter weiter. Aber das ändert sich, wenn die Flugbahn mehr und mehr von der Rotationsachse des Kreisels abweicht. Dann treten seitliche Kräfte auf. Wie uns allen durch frühkindliche Erfahrungen bekannt sein dürfte, wehrt sich der Kreisel gegen die Änderung der Rot.-Achse und verbraucht dabei die in der Rot.-Geschwindigkeit steckende Energie. Die Drehzahl nimmt ab und mit der Stabilisierung ist es bald vorbei.

    Ein Diabolo erhöht seinen Luftwiderstand drastisch, wenn es nicht mehr mit der Nase voran fliegt - nicht gerade wie ein Fallschirm, aber mit "Geschoß" dürfte das dann nicht mehr viel zu tun haben. Es dürfte sogar noch viel heftiger trudeln, als andere Geschosse dies tun. Nur so kann ich mir erklären, daß ein Diabolo - selbst nach Arthilleristen-Art abgeschossen - einfach nicht über 200m Schußweite zu kriegen ist.

    Ihr Physiker und Ingenieure, jetzt dürft Ihr mich abwatschen. Aber nicht zu doll, bitte - ich schieß sonst noch schlechter.

    Andreas