Crosman 262

  • Vor kurzem hat mich ein neues (altes) Luftgewehr erreicht
    und meine Sammlung erweitert und verschönert:


    Das Crosman 262 CO2 - Luftgewehr


    Erster Eindruck:

    Das Luftgewehr zeigt auf den ersten Blick erfreulich viele Metallteile für ein Crosman-Gewehr. Das mag daran
    liegen, daß diese Gewehre nur kurz Anfang der 90er Jahre gefertigt wurden; obwohl es andererseits den
    Plastikbomber Crosman 1077 damals ebenfalls schon gegeben hat. Neben dem zweiteiligen Lauf sind beim
    262 auch Systemgehäuse und Sicherungshebel aus Metall gefertigt. Das Gehäuse, welches die Abzugs-
    mechanik aufnimmt, besteht aber leider mitsamt dem Abzug wieder aus Kunststoff.

    Dafür macht der Schaft wiederum in Natura einen viel besseren Eindruck als auf mancher Abbildung. Er ist in
    einem leicht matten Finish gehalten und wirkt durchaus hochwertig. Das nach hinten abgeschrägte vordere
    Ende wirkt eigenwillig modern, ist aber auch nichts Unbekanntes (vergleiche: Feinwerkbau 300, Baikal IJ 60
    bzw. IJ 61). Auch hat der Hinterschaft eine für meinen Geschmacht etwas zu nervöse Linienführung erhalten.
    Die Schaftkappe ist zwar durch eine weiße Scheibe vom Schaft abgesetzt, was die Waffe zusätzlich optisch
    aufwertet, die Kappe selbst ist aber aus hartem Kunststoff. Eine Kappe aus weichem Material wäre hier
    bequemer gewesen.

    Etwas unschön ist auch die in Amerika weitverbreitete Unsitte, die Waffe mit Sicherheitshinweisen
    vollzutexten. Beim Crosman 262 findet sich dieser unvermeidliche Text auf dem Laufmantel. Hier wird
    neben dem Hersteller, der Modellnummer und der Kaliberangabe auch auf die Beachtung der Bedienungs-
    anleitung hingewiesen und gleich noch die Bezugsadresse derselben genannt. Der Lauf hat übrigens einen
    Außendurchmesser von 14,1 mm, was eventuell interessant wird wenn ein Schalldämpfer angebracht
    werden soll.

    Trotzalledem macht das Crosman 262 durchaus einen guten ersten Eindruck!


    Einzelheiten:

    Das Gewehr nutzt die üblichen 12 Gramm CO2-Kapseln. Diese werden wie beim Crosman 1077 von vorne
    in ein unter dem Lauf liegendes Rohr eingeführt und durch eine aufschraubbare Kappe gegen einen Dorn
    gedrückt und angestochen.


    Das Gewehr ist ein Einzellader. Der Lademechanismus spricht eher die traditionelleren Gewehrbesitzer an, da
    er einen Repetiermechanismus andeutet. Leider ist es aber genau nur das: Ein Andeuten. Nach dem Öffnen
    der „Ladeluke“ mit dem angedeuteten Kammerstengel kann in den Gummieinsatz ein Diabolo im Kaliber
    4,5mm eingeschoben werden. Diese Ladekammer bietet Platz für Diabolos bis zu einer Länge von 8 mm.
    Danach kann sie mittels des Kammerstengels wieder geschlossen werden. Auch etwas schade ist, daß dieses
    oft verwendete und bewegte Teil nur aus Kunststoff gefertigt wurde. Man kann den Hebel beim normalen
    Betätigen bereits etwas verbiegen, wodurch man automatisch sehr vorsichtig damit umgeht (umgehen muß).
    Trotzdem macht das System mit der Ladeklappe irgendwie schon Spaß.


    Jetzt folgt (meiner Meinung nach) das Manko dieser Waffe schlechthin: Sie ist ausschließlich auf Single Action
    ausgelegt! Dies bedeutet, daß nach jedem Laden das System zuerst von Hand gespannt werden muß. Dazu
    wird der runde Griff am Ende des Systems bis zum zweiten „Klick“ herausgezogen, das Gewehr ist erst jetzt
    gespannt und schußbereit. Der Griff schnellt übrigens durch eine Feder betätigt nach dem Loslassen wieder
    zurück ins Gehäuse, bleibt also nicht draußen. Eine Verbindung der Lademechanik und der Spannfunktion
    ähnlich scharfen Repetierwaffen wäre hier sicherlich die angenehmere Lösung gewesen. Schlußendlich ist der
    Sinn eines CO2-Gewehres ja eigentlich darin zu sehen, den lästigen Spannvorgang der Feder
    wegfallen lassen zu können, und nicht, diesen durch einen anderen Spannvorgang zu ersetzen.


    Beim In den Anschlag gehen macht sich das sehr geringe Gewicht des Crosman bemerkbar. Dadurch ist ein
    ruhiger Anschlag eher selten. Hier zeigt sich deutlich, für welche Klientel dieses Gewehr in Amerika
    ursprünglich gedacht war: Fun-Shooting für Jugendliche. In der Bedienungsanleitung werden deswegen auch
    Personen ab einem Alter von 16 Jahren als Zielgruppe genannt. Die Montage eines Zielfernrohres und der
    damit verbundene Zuwachs an Gewicht ist daher fast schon ein Muß (auch wenns zugegeben nicht viel
    bringt).

    Dieser Zielgruppe trägt auch die verwendete Original-Visierung Rechnung. Es ist, ähnlich wie die bei Crosman
    auch später noch beim 1077 verwendete Visierung, eine einfache Blechkimme, welche durch einen grob
    gerasterten Schieber in der Höhe verstellt werden kann. Sie ist oben etwas geschwungen, was das Zielen
    zusätzlich erschwert, da die gerade obere Kante fehlt. Man muß die Ecken des Kimmenausschnittes als obere
    Linie suchen, das ist umständlich und meiner Meinung nach schwerer als bei geraden Kimmen. Gerade wenn
    man (wie ich) beim Zielen mit Kimme und Korn sowieso schon etwas Schwierigkeiten hat tendiert man zum
    sogenannten Vollkorn (nein, nicht das Brot!), was Hochschüsse zur Folge hat. Eine seitliche Verstellung ist
    möglich durch Lösen der Befestigungsschrauben und Verschieben des Visiers. Also Minimalismus in
    Reinkultur. Das Korn ist ein Balkenkorn aus Kunststoff, welches in einer schön traditionell und jagdlich
    anmutenden Form daherkommt.

    Ein wirklich genaues Einschießen ist mit diesem Visier wohl nicht in der Planung gewesen. Für ein
    freundschaftliches Plinking unter Freunden reicht es aber allemal.


    Leider zeigt sich beim Entfernen des Visieres aber auch, daß das Systemgehäuse offensichtlich aus Guß
    hergestellt und nur einfach überlackiert wurde. Diese Lackschicht ohne Grundierung ist äußerst empfindlich
    gegenüber Kratzern, wodurch hier ein gelegentliches Nachbessern von Zeit zu Zeit unumgänglich sein wird.


    Das Gewehr verfügt über eine 11mm Prismenschiene zur Anbringung von optischen Zielhilfen. Die normalen
    Montagen von zwei 4x32 Zielfernrohren (Okta und Walther) waren beide gerade noch so hoch genug, um die
    Ladevorrichtung ausschwenken zu können. Beim Okta kommt die Abdeckkappe der Einstellschraube aber
    leider so ungünstig genau über dem Kammerstengel zu liegen, welcher mit dem „Knubbel“ an seinem Ende
    beim Öffnen dagegenstößt, daß wichtige Millimeter an Weg verloren gehen. Hohe Montagen sind entgegen
    meinen ersten Befürchtungen demnach (gerade noch) nicht notwendig.


    Eine positive Überraschung hingegen ist das metallisch kühle Gefühl beim Betätigen der Schiebesicherung.
    Dieser Schieber ist ein Metallteil und fühlt sich damit wesentlich angenehmer an als der aus Plastik des
    Crosman 1077. Außerdem wirkt er durch sein mattes Finish und den feinen roten Strich hochwertig und läßt
    die Sicherung vertrauenserweckender wirken als seine Verwandten aus Kunststoff.


    Dieser positive Eindruck verflüchtigt sich aber wieder etwas beim Abdrücken. Hier hat Crosman einen
    Kunststoffabzug verwendet, der durchaus ein wenig stabiler hätte ausfallen dürfen. So dünn und nachgiebig
    wie er sich rein subjektiv (gewarnt durch den Kammerstengel) anfühlt ist er sicherlich nicht, trotzdem wäre hier
    mehr Massivität oder ebenfalls ein Metallteil vielleicht besser gewesen.

    Die Schußleistung hingegen muß sich vom ersten Eindruck her nirgendwo verstecken. Mit einer Gamo
    CO2-Kapsel, Diabolos der Frankonia-Hausmarke und einem Combro-Meßgerät hat sich folgender
    Verlauf der Kraftausbeute ergeben:


    Entschuldigt bitte die schlechte Qualität der Darstellung, aber die Forumssoftware verkleinert die Bilder leider
    pauschal auf vorsinntflutliche 600 Pixel Breite.
    Die Schußfolge wurde ohne große Hektik abgegeben. Nach jeweils 10 Schuß wurde eine kurze Pause
    eingelegt. Nach einer anfänglich um bis zu 16 m/s höheren Geschwindigkeit und damit auch 1 Joule höheren
    Kraft pendelt es sich bei an die 150 m/s bzw. 6 Joule ein. Das ist (aller reißerischer Werbung zum Trotz) der
    normale Standard. Woher der kurze Einbruch bei Schuß 19 und 20 kam kann ich allerdings nicht sagen.
    Vielleicht Vereisung?

    Laut Bedienungsanleitung (von mir unter DOWNLOADS eingestellt) können mit einer Kapsel 35 Schuß
    abgegeben werden. Daher waren alle Schüsse jenseits der 35 naturgegeben besonders interessant. Wie
    lange hält der CO2-Vorrat denn nun wirklich? Antwort: Überraschend lange! Erst jenseits von Schuß 65
    fällt die Leistung in den Keller, bis dorthin bleibt sie relativ konstant. Allerdings ist die Kurve doch
    sehr holperig. Vielleicht stammt der Wert in der englischsprachigen Anleitung ja auch noch von einer in
    den USA vertriebenen stärkeren Version der Waffe mit höherem CO2-Verbrauch? Zum Vergleich:
    Das Crosman 1077 schafft 4 Magazine, das sind 48 Schuß, mit konstanter (?) Energie. Während des
    5. Magazins fällt der Druck normalerweise bereits stark ab, also noch vor Schuß 60.

    Kleiner Witz am Rande: In eben dieser erwähnten Anleitung findet sich auf Seite 11 eine recht, na ja,
    interessante Art beschrieben, festsitzende Diabolos aus dem Lauf zu entfernen. Man soll einfach einen
    Kleiderbügel aus Draht geradebiegen und den Diabolo nach hinten aus dem Lauf drücken. Nun, dafür sind ja
    dann auch „Repair-Services“ am Ende aufgeführt, wenn man das Gewehr kaputtrepariert hat und Hilfe braucht
    oder ein Neues kaufen muß. Der Kreis schließt sich.....

    Die im Mittelsektor nur relativ konstante Kraft wirkt sich dann auch nicht gerade positiv auf die
    Trefferlage aus. Die Waffe produziert einen sehr großen Streukreis, und das auch beim Verwenden
    verschiedener Munitionssorten, wobei die Frankonia erwartungsgemäß „bessere“ Ergebnisse lieferten.
    Hier das Schußbild der Schüsse 26 bis 30 mit Frankonia-Diabolos sowie das der Schüsse 31 bis 35 mit
    Perfecta-Diabolos, beide 5er-Serien jeweils abgegeben aus 10 Metern Entfernung;
    Die Waffe wurde dabei auf einer MTM-Einschießvorrichtung fixiert:



    Fazit:

    Ein schönes Gewehr, das Spaß macht, ist es allemal. Das anfangs etwas nervige Spannen vor jedem Schuß
    ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, trübt den Gesamteindruck aber nicht mehr so stark wenn man sich erst mal
    daran gewöhnt hat. Das System der Ladeklappe dagegen macht irgendwie schon von Anfang an Spaß. Auch
    wenns im Ganzen gesehen noch so umständlich ist...

    Die Präzision ist zwar nicht besonders gut, zum Plinking auf Coladosen sollte es aber reichen. Dafür wurde es
    ja schließlich einmal gebaut. Und der Druck ist immerhin im normalen Rahmen einer :F:-Waffe anzusiedeln.

    Das Crosman 262 CO2-Luftgewehr ist also eher ein für Sammler durchaus lohnendes Objekt, wenn man die
    Chance hat ein möglichst neuwertiges Exemplar zu erwerben.


    Gruß
    Heiko


    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


    Weiterführendes:

    Die Bedienungsanleitung sowie eine Explosionszeichnung habe ich unter den Downloads zur Verfügung
    gestellt.

    https://www.co2air.de/wbb2/jgs_db.ph…31&katid=6&sid=
    https://www.co2air.de/wbb2/jgs_db.ph…30&katid=8&sid=


    Dieser Testbericht wurde von mir zur Veröffentlichung in CO2Air.de geschrieben.
    Einer anderweitigen Veröffentlichung, auch nur in Auszügen, speziell in anderen Foren stimme ich nicht zu.


    .