Übersicht: Special Forces Nachbauten

  • Heute habe ich für diese weitere kleine Übersicht von Schreckschußwaffen mal ein ganz anderes Thema gewählt. Es geht nämlich diesmal um Special Forces. Damit meine ich keine bestimmte Gruppe, sondern Sondergruppen im militärischen, geheimdienstlichen und hoheitlichen Bereich im Allgemeinen. Wodurch zeichnen sich solche Gruppen aus? Zum einen natürlich durch höhere Anforderungen an den Einzelnen und durch eine spezielle Ausbildung. Ferner verfügen diese Gruppen aber auch gegenüber dem normalen Streifenpolizist, Soldat oder auch Personenschützer über spezielle Ausrüstungsgegenstände und hierzu zählen dann letztendlich auch Waffen, die für Otto-Normal und selbst normale Polizisten nicht erwerbbar sind, auch nicht auf WBK. Ein paar solcher interessanter Stücke gab es auch als PTB-zugelassenen Schreckschuß-Nachbau, womit wir endlich beim Thema angekommen sind. Hier das kleine Arsenal, um das es heute geht:

    Zu sehen ist rechts oben die Reck Miami 93, darunter die IWG Special Force, links oben der Röhm Sicherheits-Kompensator, darunter die Reck Special Marines und links unten schließlich die Reck Special Commando.

    Kommen wir zu den einzelnen Kanidaten. Erster im Bunde und die billigste und einfachste Möglichkeit, eine besondere zum Thema passende Schreckschußwaffe zu erhalten, ist der Kauf und die Anbringung des Sicherheits-Kompensators der Firma Röhm (bzw. Joniskeit). Dieser Kompensator wurde zum gefahrlosen Umgang mit der eigenen Schreckschußwaffe von Herrn Joniskeit entwickelt und kann über einen entsprechenden Adapter auf fast jede Schreckschußwaffe mit Laufgewinde geschraubt werden. Dabei sieht der Kompensator wie ein Schalldämpfer aus und so passt das Ergebnis perfekt zum heutigen Thema. Hier ein Bild des Kompensators in alter Bauweise nebst ein paar Adaptern, sowie angesetzt an eine Reck PK800 (PTB196):

    Die Optik wirkt noch perfekter mit der aktuellen Version vom Kompensator, bei der die vordere Abdeckung auch schwarz ist und eine zentrale Öffnung aufweist. Wer denkt nicht unweigerlich angesichts des PPK-Klons mit Schalldämpfer an Geheimdienste oder auch James Bond....?
    Zu beachten ist dabei, dass der Kompensator aufgrund seiner bauweise und Funktion nicht zum Selbstschutz geeignet ist und auch nicht für alle erhältlichen Schreckschußwaffen freigegeben wurde. Bei billig verarbeiteten Waffen kann es zur Zerstörung der Waffe durch den erhöhten Staudruck kommen, was im ungünstigsten Fall auch Verletzungen des Schützen nach sich ziehen kann. Also entweder mit alten für 600bar-8mmK-Patronen ausgelegten Waffen oder hochwertigeren Waffen (z.B. Röhm, Erma, Weihrauch) benutzen oder lieber gleich jungfräulich in die Vitrine stellen. Offiziell freigegeben hat den Kompensator meines Wissens bisher nur Röhm für ihre Waffen.

    Nächste Möglichkeit wäre, sich Kompensator bzw. Schalldämpfer-Attrappe im Set zusammen mit einer passenden Waffe zu kaufen. Umarex bietet hier aktuell z.B. die P99 und die PP als Sondermodell „Special Operations“ an. Hier bekommt man also beides auf einen Schlag und muss sich nicht um einen passenden Adapter bemühen, falls der von Kompensator von Röhm keinen passenden für die eigene Waffe dabei hat. Da ich mir diese Sondermodelle nicht kaufen wollte, gibt’s auch hier kein Foto davon. Bei Umarex und auch bei Muzzle.de wird man aber diesbezüglich fündig.


    Kommen wir nun zur ersten Waffe im Test, der Reck Miami 93. Diese Schreckschußpistole ist ein mehr oder weniger nahes Replik der Beretta 93R auf Basis der Reck Miami 92, welche nur durch den angeschraubten Griff, die aufgeschraubte Laufverlängerung und die längeren Magazine geändert wurde. Deshalb entspricht sie auch nicht exakt der Vorlage. Trotzdem ist die Reck Miami mit ihrem 25-Schuß-Magazin im Kaliber 8mmK und dem vorderen Haltegriff, der seit dem Wegfall des Anscheinparagraphen auch in Deutschland angeschraubt werden darf, eine sehr interessante Schreckschußwaffe. Unter der Zulassungsnummer PTB 494 kam die Waffe in Deutschland auf den Markt. Leider wurde nach Einführung des Kalibers 9mmPA trotz existierender Prototypen keine Version der Miami93 in diesem Kaliber herausgebracht. Mit ihren Größe und dem Gewicht von 1,3kg (ungeladen) kann man die Waffe fast schon als Zimmerflak bezeichnen, wenn auch die Schreckschußversion im Gegensatz zum Orginal nur Einzelfeuer erlaubt, während das Orginal mit ihrer zusätzlichen 3-Schuß-Funktion eine ideale Mini-MP für Sondereinsätze darstellte, die nicht nur bei Sondereinsatz-Kommandos in Italien Verwendung fand. Hier ein Bild der Miami93:

    Oben ist der Zusatzgriff abgeklappt und ein Ersatzmagazin liegt bei; unten wurde dieser Griff angeklappt. Bei Benutzung von pyrotechnischer Munition muss man die vordere Laufattrappe durch den entsprechenden Signalbecher ersetzen. Aufgrund der von der Miami92 übernommenen Technik, kann die Waffe wahlweise in SA oder DA benutzt werden. Das hier abgebildete Belegstück wurde 1993 in Köln staatlich beschossen.


    Machen wir mit der nächsten Waffe weiter, der IWG Special Force. Dieser ist einer der ganz wenigen Schreckschuß-Revolver auf dem deutschen Markt, dessen Hahn innenliegend verdeckt wurde und der damit ausschließlich im DA-Modus funktioniert. Dies hat den Vorteil, dass der Revolver sich beim schnellen Ziehen während des Führens nicht in der Kleidung verfangen kann. Zusätzlich kann man solche Revolver auch in der Manteltasche benutzen, was natürlich bei Schreckschußrevolvern keinerlei Sinn macht. Der Revolver ist trotz seiner Größe mit knapp 600gr (ungeladen) relativ schwer. Vorbild ist der Ruger SP101, wobei der IWG diesen nicht exakt kopiert, aber viele typische Merkmale übernahm. Hier wieder das obligatorische Bild der Waffe:

    Oben ist die Waffe komplett zu sehen, unten sehen wir die ausgeschwenkte Trommel und den leicht zu reinigenden zentrischen Lauf mit nur einer horizontalen Laufsperre. Der Trommelspalt beträgt etwa 1mm, was nicht an Weihrauch und Erma rankommt, aber gegenüber vielen anderen Schreckschuß-Revolvern trotzdem noch gut ist.
    Die Trommel schwenkt nach dem Drücken des linksseitigen Auslöseknopfes nach links aus und erlaubt das Laden der fünf Trommelkammern mit 9mmR-Kartuschenmunition. Die Waffe gab es auch vernickelt und auch mit Kunststoff-Griffschalen. Allerdings passt eine unauffällig scharz-brünierte Waffe irgendwie besser zum Thema und beim Anblick denkt man doch gleich an Personenschützer und Geheimdienste, oder nicht? Die abgebildete Waffe wurde 1996 in Köln staatlich beschossen und trägt die Zulassung PTB 694.


    Wir bewegen uns auf der Gesamtansicht weiter im Urzeigersinn und kommen schon zum zweiten Revolver im Bunde, dem Reck Special Commando. Dieser wurde von der Firma Umarex Mitte der 80er Jahre in kleinen Mengen hergestellt und war ausschließlich matt brüniert zu bekommen. Vorbild ist der Colt Python mit 4“-Lauf. Das spezielle an dieser Schreckschußwaffe ist die aufschraubbare Kompensator-Attrappe mit dem integrierten Klapp-Bajonett und Signalbecher. Ob es hierzu ein Vorbild gibt, kann ich nicht genau sagen. Allerdings gab es in der Vergangenheit bereits mehrfach Kurzwaffen mit Bajonetten und so ist dies zumindest vorstellbar. Falls jemand fundiertes Wissen über die Hintergründe bzw. evtl. existierende Vorbilder hat, so melde er sich, damit ich das hier nachpflegen kann. Hier ein Bild der Waffe mit angeklappten und darunter mit aufgeklappten Bajonett:

    Die Waffe hat einen schwarz lackierten Holzgriff und ist 6-schüssig im Kaliber 9mmR. Zugelassen wurde der Revolver unter PTB 392 und das abgebildete Belegstück ist 1985 in Köln staatlich beschossen worden. Die Laufverlängerung nebst Bajonett läßt sich auch abschrauben und dann sieht das so aus:

    Ob ein solcher Revolver inklusive dem Klapp-Bajonett mit einem KWS geführt werden darf, kann ich nicht beantworten, weil ich das zum einen nicht mache und zum anderen keine Ahnung über die aktuelle Rechtslage bezüglich dem Führen von Stichwaffen und Messer habe. Vielleicht kann einer der anderen Forumsnutzer diesen Sachverhalt der Vollständigkeit halber klären und mir das zum Nachpflegen mitteilen? Zu den Details des Bajonetts komme ich weiter unten noch.


    Schon sind wir bei der letzten Waffe in dieser Übersicht angekommen. Es ist auch die seltenste in diesem Bericht. Sie wurde parallel zur bereits besprochenen Special Commando von Umarex auf den Markt gebracht und ist eine Art Schwestermodell zu dieser, weil sich Finish, Konzept und Bajonettaufsatz gleichen. Es handelt sich um die Reck Special Marines mit der Zulassungsnummer PTB 391. Die Waffe ist im Grunde eine Reck PK800 mit mattbrüniertem Finish, schwarz lackierten Holzgriffschalen mit linksseitiger Daumenauflage und einem anderen Laufgewinde zum Anbringen der Kompensator-Attrappe nebst Bajonett. Hier ein Bild ein- und ausgeklappt:

    Wie auch die baugleiche PK800 fasst das Magazin sieben Patronen im Kaliber 8mmK. Die Waffe hat vom Vorbild Walther PPK sämtliche Funktionen bis auf die Entspannfunktion übernommen. Das Bajonett lässt sich auch hier leicht abschrauben und das sieht dann so aus:

    Selbst der Lauf ist matt brüniert worden, was man hier gut sieht:

    Wie auch die Special Commando ist diese Special Marines 1985 in Köln staatlich beschossen worden. Von den Waffen wurden damals scheinbar nur sehr wenige verkauft, weil sie sehr selten sind. Allerdings haben sie Mitte der 80er Jahre auch bereits um die 200,- DM gekostet. Da war selbst die EGP75S von Erma günstiger oder man konnte mit der baugleichen PK800 mit dem Verzicht auf das Bajonett nochviel günstiger einsteigen. Schiessen sollte man mit der Special Marines nie mit eingeklappten Bajonett, da in diesem Zustand das Korn der Waffe in das arretierte Bajonett greift und es dadurch zu Schädigung der Waffe kommen würde. Nähere Details hierzu sind weiter unten im Absatz über das Bajonett selbst. Auch zu dieser Waffe kann ich nicht sagen, ob es jemals eine Vorlage gab, bei der ein derartiges Bajonett für eine PPK vorgesehen war, oder ob die Waffe in dieser Ausführung der Fantasie eines kreativen Umarex-Mitarbeiters entsprungen ist. Vielleicht weiss jemand von Euch mehr darüber?

    Betrachten wir uns zum Abschluß noch dieses etwas seltsame Bajonett, was auf den letzten beiden Waffen montiert war. Es handelt sich im Wesentlichen um eine stumpfe Spritzgußklinge mit dreieckigem Querschnitt und der Kompensator-Attrappe, die gleichzeitig als Signalbecher für 15mm pyrotechnische Munition dient. Hier ein Bild:

    Oben sieht man beide ausgeklappten Bajonette. Dabei fällt bereits auf, dass zwar die Abmessungen exakt gleich sind, der Becher der 8mmK-Variante aber zwei schräge Entlastungsbohrungen aufweist, während die 9mmR-Version ohne diese auskommt, weil scheinbar der kleine Trommelspalt bereits ausreichend den Staudruck senkt. Der Becher hat ein großes Feingewinde von M10x0,9 und passt damit meines Wissens nur auf diese beiden Waffen und sonst auf keinerlei in Deutschland zugelassene Schreckschußwaffe. Das Bajonett selbst ist über einen Haltering mit dem Becher verbunden welcher zwei Nasen trägt. Diese Nasen passen in entsprechende Nuten an der Mündung der Waffen, damit eine richtig ausgerichtete Montage vereinfacht wird. Dies ist wichtig, da eingeklappt das Bajonett mit seiner auch auf dem Bild zu sehenden Nut das Korn der jeweiligen Waffe umschliesst und das funktioniert natürlich nur, wenn das Bajonett exakt ausgerichtet ist. Mit dem im unteren Bildteil gezeigten Schieber löse ich das Bajonett aus seiner Arretierung und kann es damit um 180 Grad frei bewegen. Da der Schieber federbelastet ist, arretiert das Bajonett selbstständig, sobald der jeweilige Endpunkt (zugeklappt bzw. aufgeklappt) erreicht ist. Soweit zum Aufbau und zur Funktion dieses Aufsatzes.

    Damit wäre ich auch schon wieder am Ende und hoffe, die Arbeit hat sich gelohnt und Ihr hattet beim Lesen ein paar kurzweilige Minuten. Falls Ihr Fehler findet, Ergänzungen oder weitere Hintergründe habt, dann meldet Euch.