Anschütz Mod. 380

  • Anschütz Match Mod. 380


    Bei dem vorgestellten Gewehr handelt es sich um ein Anschütz Modell 380. Es soll ein kurzer, informativer Überblick dieser Waffe entstehen, sodaß man sich ein schnelles Bild machen kann. Auf entsprechende Details soll in einem anderen Beitrag genauer eingegangen werden. Falls im Beitrag nur kurz FWB oder Diana erwähnt wurde, so sind die Modelle FWB 150/300 und die Diana 75 gemeint und bieten sich in meinen Augen gut für einen kurzen Vergleich an.


    Technische Daten:
    Hersteller:............J. G. Anschütz (Jagt- und Sportwaffenfabrik)
    Modell:..................Anschütz Match Modell 380
    Typ:........................Seitenspanner, Federdruck (prellschlagkompensiert), ca 7,5J
    Kaliber:..................4,5mm (.177) Diabolo
    Lauflänge:.............51-51,5cm
    Gewicht:.................ca 4,7kg
    Gesamtlänge:......105cm


    Beim Modell 380 handelt es sich um das zuletzt und damit das wohl am weitesten entwickelte Matchgewehr, welches mit Federdruck arbeitet. Es profitiert somit von den vorhergehenden Erfahrungen dieser Waffen, was man bei vielen Bauteilen und intelligenten Lösungen auch erkennt. Hierauf wird jedoch später noch eingegangen, auch was die möglichen Probleme betrifft.
    Zum Zeitpunkt des Erscheinens befanden sich bereits CO2-Waffen sowie Vorkomprimierer für die Wettkämpfe (10m) auf dem Markt. Anschütz mußte sich damit sicher einer großen Konkurrenz stellen, was das Ganze in meinen Augen noch etwa kühner erscheinen lässt.



    Verarbeitung:
    Wenn man die Waffe das erste Mal in die Hand nimmt, fällt dem Schützen von Freizeitluftgewehren wohl vorrangig das hohe Gewicht auf, welches für diese Luftgewehre nicht untypisch ist. Somit ist dieses Gewehr kaum etwas für den Jungschützen und mir ist auch bisher keine leichtere Jugendversion bekannt, wie man sie von FWB als recht prominentes Beispiel kennt. Falls es eine solche gab, dürften deren Anzahl nicht allzu hoch liegen. Die moderne Formgebung und das gesamte Erscheinungsbild weiß zu gefallen. Auch die Verarbeitungsqualität, seis nun bei den brünierten Oberflächen oder den diversen Einzelteilen, war erwartungsgemäß überzeugend. Ich habe nur wenige Exemplare in der Hand gehabt, bei denen Kleinigkeiten beim Innenleben mal nicht paßten. Jedoch ist man da auch recht pedantisch und sie fallen kaum ins Gewicht.
    Der Schaft ist hervorragend verarbeitet, sehr gut geformt und im Vergleich zum FWB auch recht „modern“ gehalten. Gleich danach käme meines Erachtens der Schaft der Diana und diese Meinung teilen wohl auch einige Schützen. Sehr schön und simpel (und typisch für Anschütz) finde ich die Höhenverstellbarkeit der Schaftbacke. Diese Einstellung erfolgt über die typischen, unterschiedlich starken Kunststoffscheiben die einfach zwischen Schaftbacke und Hinterschaft angebracht werden. Für diejenigen welche eine gewissen Abneigung gegen „Plaste“ haben: Neben der Standardbacke aus Kunststoff konnte man auch ein Exemplar mit Holzbacke in der Hand halten. Gegen die Kunststoffbacke kann ich jedoch kaum etwas sagen. Sie fügt sich auch sehr gut ins Gesamtbild der Waffe ein und über die Unempfindlichkeit gegenüber Schweiß braucht man wohl kaum ein Wort verlieren. Auch wenn dies für manche ein vollkommenes „Aus“ für diese Waffe wäre: man findet sicher noch mehrere Kunststoffteile bei der Waffe, wie sie auch bei heutigen Matchwaffen üblich sind. Zu nennen wäre da vor Allem der Abzug sowie einige Abzugsteile, welche dem Handschweiß ausgesetzt sind. Beispielweise der Hebel in dem die Triggerstoppschraube sitzt, scheint für mich aus GFK zu sein. Ich hatte hiermit noch keinerlei Probleme und als störend empfindet man dies auch nicht. Jedoch haben es, entgegen allen Erwartungen, auch einige Schützen geschafft den Abzug oder auch gar diesen kleinen Hebel ab zu brechen! Dies wird jedoch eher an mangelndem Feingefühl und der Gewohnheit eines Direktabzuges gelegen haben.


    System / Prellschlagkompensation:
    Entgegen diverser Quellen im Internet besitzt das Systhem, welches für die Prellschlagkompensation verantwortlich ist, keinerlei „Öldruckstoßdämpfer“ (Anschütz Mod. 250). Die Funktionsweise lässt sich viel eher mit dem System der FWB vergleichen. Jedoch erfolgt der Rücklauf, im Gegensatz zu diesen Modellen, unbemerkt für den Schützen. Die sich bewegenden Massen (Abzugssystem, Kompressionshülse und eigentlicher Lauf) laufen im Inneren einer großen Systemhülse beim Schuß zurück. Damit sorgt man für den Impulsausgleich und die für den Schützen nicht wahrnehmbare Schußentwicklung.
    Das Scheibenschießen mit Diopter ist für die meisten Schützen mit diesem System oft einfacher, da hierdurch die Visierung still steht. Die Bewegung des gesamten Systems der FWB (und somit auch des Diopters oder ZFR’s) auf das Auge des Schützen, führt vergleichsweise oft zu Irritationen. In den seltensten Fällen kommt es dabei zu „blauen Augen“ (aber schon erlebt, wenn neue Schützen nicht drauf hingewiesen wurden). Sehr oft wird jedoch kurz „gezwinkert“ und das Nachhalten der Waffe kann nicht beobachtet werden. Dieses Problem hat die Anschütz durch den inneren Rücklauf eben nicht.

    Die Präzision der Waffe ist auf höchstem Federdruckniveau und steht einer FWB 300S oder Diana 75 meiner Meinung nach, sicher in Nichts nach. Durch den komplexen Aufbau weist die Waffe jedoch eine kleine Temperaturempfindlichkeit auf. Diese macht sich jedoch erst bei hohen Temperaturschwankungen und größeren Distanzen bemerkbar.
    Bezüglich der Verschleißteile kann man sagen, dass kein Austausch einer Kolbendichtung oder anderer größerer Teile notwendig sein wird, sofern mit der selbstverständlichen Handhabung ohne diverse Fehler an die Waffe heran gegangen wird. Jedoch denke ich, dass dieses Gewehr nicht die Robustheit einer FWB aufweist. Meines Erachtens ist auch nach Jahren oder gar Jahrzehnten intensiver Nutzung kein Austausch der Kolbendichtung oder Pufferplatte notwendig. Die Kolbendichtung kann wohl nur durch unsachgemäße Demontageversuche zerstört werden. Selbst der Kunststoff der Laufdichtung ist nahezu für die Ewigkeit. Auch noch ein paar Gründe, warum man vom Innenleben die Finger lassen sollte, da oftmals einfach keine Notwendigkeit für die Demontage besteht.

    Die für freie Waffen maximale Geschoßenergie von 7,5J wurde selbst mit einer stark in die Jahre gekommenen Feder noch erreicht. Hierbei wäre noch zu bemerken, dass ein Schütze (man sollte seine Waffen eben nicht verleihen!) die Waffe eine gute Woche gespannt im Schrank stehen ließ und es war nach einer kleinen Pause von 2 Tagen keine wirkliche Verringerung der Geschoßgeschwindigkeit feststellbar, was mich doch überraschte.

    Die Federn selbst sind auch sehr langlebig, von eventuellen (seltenen) Brüchen einmal abgesehen. Verbaut wurden 2 Kolbenfedern (vergleichbar mit Diana 75). Dies ist auch einer der Gründe warum der Einbau einer Exportfeder, konstruktionsbedingt so nicht zu bewerkstelligen ist! Der Spannvorgang erfolgt mit recht wenig Kraft, was auch längeres Schießen zu einer Freude macht (vergleichbar FWB). Sobald die Entriegelungsklinke betätigt wurde, springt der Spannhebel ein klein wenig zur Seite und man kann mit den typischen, klickenden Lauten der Sicherung die Waffe spannen. Hier ist nun ein Problem bei der Sicherheit fest zu stellen. Kurz bevor die Waffe vollständig gespannt und somit der Spannhebel in seiner Endposition ist, sollte man nicht an den Abzug kommen oder den Hebel gar aus der Hand gleiten lassen. Dies geschieht einigen Schützen jedoch nur allzu schnell, seis nun durch die Aufregung, das unvermeidliche Schwitzen bei einem Wettkampf im Verein oder der entsprechenden Jahreszeit. Nicht nur das man sich hierdurch stark die Finger einklemmen kann, leider ist dies oftmals mit einem Schaden an der Waffe verbunden. Vorrangig bei den Führungshülsen und anderen, im Normalfall kaum belasteten Teilen, wird es nun schwierig für Nachschub zu sorgen. Diese Ersatzteile sind auch nur noch sehr selten zu bekommen, was wirklich ärgerlich sein kann. Einige Schützen hatten sich dann im Nachhinein überlegt, dass man dann evtl. doch lieber den eingeklemmten Finger riskiert hätte!
    ;D

    Visierung:
    Zumeist trifft man die Anschütz mit einem, für den Freizeit- und selbst etwas verwöhnten Sportschützen, sehr guten Diopter an. Wobei man da auch selbst sicher keine Ausnahme macht. Man gewöhnt sich nur allzu schnell an schöne Dinge. Dieser Diopter verschiebt die Treffpunktlage um etwa 0,6mm auf 10m. Laut Auskunft eines Bekannten wurden auch einige Modelle mit 0,3mm hergestellt (also ohne Garantie).
    Dieser ist auf der typischen 11mm Prismenschiene befestigt und sollte über eine Gummiblende verfügen (auf dem Bild 2 fehlt diese leider). Für die eventuelle Zielfernrohrmontage ist diese Schiene mit 110mm zwar etwas kurz, jedoch ausreichend.
    Der Korntunnel ist ebenfalls auf prismatischen Einfräsungen befestigt und kann leicht abgenommen werden.
    Bei den Zielfernrohrmontagen und dem Glas muß man sich keine übermäßigen Gedanken bezüglich der Prellschlagfestigkeit machen. Allein durch die Prellschlagkompensation der A380 ist diese auch für nicht prellschlagfeste Glaser sehr gut geeignet (Vgl. Diana 75). Die Optiken werden durch keinerlei abrupte Bewegung beschleunigt. Es ist lediglich eine äußerst geringe Schwingungsausbreitung auf das Glas feststellbar (mit Hilfsmitteln). Diese hat bei den mir bekannten Gläsern, auch nach einigen Jahren, zu keinerlei Schaden geführt.
    Natürlich sieht man für die Befestigung des Zielfernrohres gern eine einteilige Montage auf ihr verbaut (zumindest ich), zweiteilige erfüllen jedoch auch ihren Zweck und dies recht sicher. Es kann hier jedoch eher vorkommen, daß man mal am Glas nachstellen muß. Zumindest beobachtet man dies recht oft bei einfachen, zweiteiligen Montagen. Bei einteiligen Montagen ist man jedoch bei den möglichen Objektivdurchmessern oft recht begrenzt. Durch die recht kurze Schiene hat man jedoch oftmals nicht den optimalen Augenabstand zum Glas. Für das FT-Schießen ist bis auf etwas über 30m bei den A380 noch keine geneigte Montage notwendig gewesen. Erst darüber, sagen wir typische 50m, wäre eine solche notwendig. Dies ist in meinen Augen aber auch eine enorme Distanz für ein freies LG und man wird sich die meiste Zeit auf den typsichen 10 oder zwischen 10 und 30m bewegen!



    Problematisch ist bei der Montage großer Zielfernrohre, die Zuführung des Diabolos - wie bei allen Waffen die in dieser Position ihr „Ladefenster“ besitzen. Oft verdeckt ein Teil der Optik die Ladeöffnung. Hierbei ist es von großem Vorteil, dass diese Öffnung seitlich ausgearbeitet ist und nicht nur von oben (Vgl. FWB, Diana noch größere Öffnung). Eine scharfe Kante und somit eine Verletzungsgefahr gibt es nicht da die Aussparung mit einem Kunststoffteil abgedeckt wurde.


    Abzug:
    Dieser lässt kaum Wünsche offen und ist natürlich den gängigen Freizeitgewehren weit überlegen und steht auch den Abzügen gängiger Pressluftgewehre kaum in etwas nach. Das Abzugsgewicht, Druckpunkt, Vorzugsweg und Triggerstop lässt sich recht bequem und fein über kleine Schlitzschrauben verstellen. Der Abzug selbst lässt sich nach lösen einer kleinen Klemmschraube (2,5er Innensechskant) um einige mm (20) verschieben und auch leicht seitlich neigen. Die einzelnen Stellmöglichkeiten sind in der Abbildung 4 ersichtlich (ja die Waffe ist sauber, trotz der Fussel). Eine Einstellung des Abzugsgewichtes wäre über eine kleine Öffnung, in Schußrichtung etwa 5cm vom Abzug entfernt, möglich. Jedoch erachte ich dies als recht unsinnig (vor Allem für ungeübte Schützen), da er bereits vom Werk aus sehr fein eingestellt ist.


    Fazit:
    Falls man über den Kauf einer solchen Waffe nachdenkt, sollte dieser am besten nach einem Probeschießen erfolgen. Bei entsprechendem Umgang und keinerlei Fehlern seitens des Schützen, wird man auch sicher sehr lange Freude an diesem Gewehr haben. Wenn bei der Waffe eine Störung auftritt, sollte man deren Behebung jedoch dringend einem Fachmann oder besser noch, direkt der Firma Anschütz überlassen und dies auch bereits beim Kauf bedenken! Sie weist leider nicht ganz die Robustheit einer FWB 150/300S auf und kann auch nicht so einfach überholt werden, auch da einige Teile recht rar werden . Ein einfacher Aufbau hat wenig Fehlerquellen und dies ist bei der Anschütz eben nicht der Fall. Für mich stellt sie dennoch die Spitze der Entwicklung von Federdruckluftgewehren dar und man ist glücklich mit ihr. Die Präzision ist hervorragend, das Schußverhalten ist nahezu perfekt und es läßt sich recht unkompliziert und ohne Sorge bezüglich eines Prellschlagschadens eine kleine Optik montieren. Ich wage auch vorsichtig zu behaupten, hier eine recht unparteiische Bewertung dieser Waffe abgeben zu können. Die für den Bericht gelegentlich herangezogene FWB und Diana besaß man selbst eine Zeit lang. Die Waffe besitzt wie alle ihrer Konkurrenten ihre Vor- und Nachteile, wobei für mich die Vorteile doch überwiegen.

    Im Anschluß möchte ich noch um konstruktive Kritik bitten und wäre auch für weitere Informationen dankbar.
    Ich hoffe der Beitrag war für euch recht informativ und konnte vielleicht auch ein klein wenig gefallen. Er wurde mit dem mir zur Verfügung stehenden Wissen verfasst, daher wage ich es auch kaum einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

    Gruß
    grey