• Slavia 631


    Die Slavia 631 ist in Deutschland kaum bekannt, die wenigen Erfahrungsberichte ließen aber hoffen. Als ich ein günstiges Angebot für ein gebrauchtes Slavia 631fand, schlug ich zu.

    Erster Eindruck
    Das Gewehr ist äußerlich einwandfrei verarbeitet. Der Holzschaft hat eine schöne Maserung, ist gut lackiert und hat eine schönes Muster auf beiden Seiten. Der Schlitz auf der Unterseite ist viel kürzer als bei den meisten anderen Luftrgewehren, die Kunststoffplatte am Ende sitzt sauber an. Bis auf den Entriegelungsknopf und den Abzugsbügel ist alles aus Metall.

    Weiterhin fällt die ungewöhnliche Länge des Gewehr auf. Der Lauf allein ist über 53cm lang, die Gesamtlänge beträgt 116cm. Das Gewehr wiegt etwas 3 kg. Für Kinder dürfte das Gewehr zu groß sein.


    Technik
    Das gesamte Gewehr besteht gerade einmal aus 53 Teilen. Obwohl Abzug und Visierung aus (im Vergleich zu Weihrauch und Diana) wenigen, relativ einfachen Einzelstücken zusammengesetzt sind, braucht sich die Slavia 631
    nicht zu verstecken. Man hat nie das Gefühl, dass Zielgenauigkeit oder Komfort dem Preis zum Opfer fielen.
    Das Korn kann mit einem Schraubenzieher abgenommen werden. Es sollte möglich sein, Laufgewichte und Schallis anzubringen.
    Die Entriegelung erfolgt durch Ziehen des vorderen Hebels unter dem Lauf. Es hat einen Keilverschluss wie die Hw35.


    Beim Spannen wird die Sicherung aktiviert. Sie lässt sich leicht mit dem Daumen einschieben und kann wieder herausgezogen werden.

    Ein echter Nachteil ist die fehlende Raste: Wenn man den Lauf spannt und ihn vor dem Einrasten loslässt, fliegt er wieder zurück und kann böse Quetschungen verursachen!


    Visier und Abzug
    Die Kimme lässt sich in Höhe und Seite verstellen. Der Augenabstand ist gut.


    Eine Schiene für Zielfernrohre ist vorhanden - leider hat sie aber einen Abstand von 14mm, weshalb die normalen 11mm-Montagen nicht optimal aufsitzen (siehe Bild). Tatsächlich sitzt mein Zielfernrohr trotzdem einwandfrei, und angeblich haben die neueren Slavias eine 11mm-Schiene, vor dem Kauf sollte man sich aber sicher sein, dass man eine passende Montage besitzt. Zielfernrohre mit geringem Augenabstand sollten nicht verwendet werden.

    Der Abzug ist ein Direktabzug, d.h. er hat keinen Weg nach hinten. Im Grundzustand ging er etwas schwer, ein wenig Öl brachte ihn aber gut in Schuss. Das Abzugsgewicht ist einstellbar, wird aber wohl von jedem normalen Schützen auf die leichteste Stufe gestellt werden.

    Erstes Schiessen
    Das Spannen ging leicht von der Hand, die feder quietschte aber jedesmal.
    Der Abzug hakelte ein wenig, bevor er am Druckpunkt anlag, und beim Schuss gab es ein "Twäng" und das Gewehr vibrierte. Trotzdem konnte man überraschend genau schiessen, auf sieben Metern hatte ich ungefähr den Streukreis eines Eurostückes. Insgesamt also ein zufriedenstellendes Gewehr für einen günstigen Preis.



    Tuning
    Ein Blick ins Internet ließ schnell erkennen, dass das Slavia 631 im Osten, in den Niederlanden und in Kanada ein sehr beliebtes Modell ist - und ganz häufig getunt wird. Neben Federn (die uns nicht interessieren) gibt es Massenenweise neue Federführungen, Dichtungsringe und Tips, wie man den Abzug verbessern kann. Häufige Basteleien sind
    -Anpassung der Federführung an die Feder (meistens durch Aufbiegen)
    -Polieren der Kontakststellen von Abzug und Kolben
    -Verwenden eines besseren Öles, da sie entweder ungeölt oder voller rotzartigem Fett aus dem Werk kommen.



    Zerlegen
    Das Schöne an der Slavia ist, dass man sie innerhalb von wenigen Minuten mit einem Jahrmarkt-Schlitzschraubenzieher komplett zerlegen kann. Die Feder hat fast keine Vorspannung, die Systemhülse kann von Hand geöffnet werden.
    Mein Gewehr war die Rotz-Edition, es war alles voller grünem Fett. Nach einer ausgebigen Reinigung ölte ich alles mit Waffenöl und klebte dünnes Paketklebeband um die Federführung, bis sie eng in der Feder saß. Und dieser "Tune" reichte, um die Slavia in ein neues Gewehr zu verwandeln.



    Schiessen nach den "Tune"
    Das Gewehr spannt sich leicht und geräuschlos. Es ist sehr leise und der Abzug ist recht leicht und bricht sauber, der Prellschlag ist kaum spürbar. Und die Präzision ist umwerfend: Auf meinen sieben Metern ist es überhaupt kein Problem, Streichhölzer zu zerschiessen oder Loch in Loch zu treffen.



    Fazit
    Die Slavia 631 ist jedem ans Herz gelegt, der sich traut, das Luftgewehr aufzuschrauben und ein wenig Klebeband um die Federführung zu wickeln. Sowohl vom Aussehen als auch von der Genauigkeit her ist es bestimmt kein Gewehr, das "eben für den Preis" ganz gut ist, es kann ohne Probleme mit den größeren Freizeitluftgewehren mithalten. Nachteile sind die fehlende Sicherheitsrast und die breite Montageschiene für das Zielfernrohr bei den älteren Modellen.

    Vergleich mit anderen Luftgewehren
    Das Slavia kostet um die 150€. Keine Frage, die billigen China-Kracher steckt sie locker in die Tasche - aber für wenig mehr bekommt man auch eine Hw30s. Und das ist eine harte Konkurrenz, die auf alle Fälle mit dem Rekord-Abzug, der garantierten 11mm-Schiene und aufwändigerem Visier aufwarten kann. Einen genauen Vergleich müsste man mit beiden Gewehren parallel machen, aber ich denke, dass die Slavia mit besserem Schaft und dagegenhalten kann und größeren Schützen evtl. besser in der Hand liegt.

    In anderen Ländern ist die Slavia für ca. 100€ zu haben. Da die deutsche Version nicht extra abgeschwächt ist, kann man hoffen, dass sie auch in anderen Ländern ein :F: tragen...dann kann man im Urlaub ein gutes Gewehr zum sagenhaft günstigen Preis finden!