Pistole .315: Röhm RG 70 Nickel

  • Ich stelle hier mein Röhm RG 70 vernickelt mit rot gebeizten Holzgriffschalen der Sonderausführung Ladystar vor.
    Die Röhm RG 70 gibt es in der älteren PTB 633 und in der aktuellen PTB 753. Die RG 70 orientiert sich optisch an der Erma EGP 55, die eher den scharfen Varianten der Erma folgt als der anvisierten Walther TPH.

    RG 70 Ladystar, linke Seite:

    Vorbild: Erma EGP 55
    PTB 633
    Beschuss AA = 2000
    Seriennummer: 0374253
    Kaliber : .315 K
    Kapazität : 6 Schuß
    Gewicht : 410 Gramm
    Länge : 136 mm
    Breite : 26 mm ( Schlitten : 21 mm )
    Höhe : 91 mm

    Alle Werte sind selbst ermittelt.

    Rechte Seite:

    Meine Röhm RG 70 Ladystar ist velourvernickelt ( seidenmatt ) und besitzt rotgebeizte Holzgriffschalen. Unter der Bezeichnung Ladystar ist sie mit den rotgebeizten Holzgriffschalen in brüniert, teilvernickelt und vernickelt zu bekommen.Die Normalausführung hat schwarze Kunststoffgriffschalen. Neben den deutschen Beschußzeichen ist auch das "B" im Dreieck für den polnischen Beschuß vorhanden. Die Seriennummer und die Beschußzeichen befinden sich auf der linken Seite des Griffstücks zwischen Abzug und Griffschale aufgelasert. Auf dem Schlitten sind auf der linken Seite die Typ- und Kaliberbezeichnung, sowie rechts davon das PTB-Zeichen, tief eingeprägt ( mitgegossen ).

    Gelaserte Beschußzeichen plus das polnische Zulassungszeichen "B im Dreieck" ( gut sichtbar sind die Unsauberkeiten in der Vernickelung :(

    Ein direktes Vorbild hat die RG 70 in der Erma EGP 55, sie erinnert an eine verkleinerte Walther TPH. Der Walther TPH-Nachbau ist die RG 9 / 90, welche einen ca. 20 mm längeren Schlitten und eine andere Schlittenform hat.
    Die RG 70 liegt trotz ihrer geringen Größe gut in der Hand, wobei die guten Griffschalen, welche das Griffstück hinten umfassen, mit ihrer Fischhautriffelung viel betragen. Die Hand passt mit zwei Fingern auf das Griffstück, nur der kleine Finger liegt frei unter der Waffe.

    Nach dem letzten Schuß bleibt der Schlitten am Magazin hängen:

    Die zerlegte RG 70 Ladystar:

    Verarbeitung:
    Die Qualität ist gut, hat aber nicht das Röhm-typische Niveau. Die Vernickelung zeigt bei meinem Exemplar am Griffstück vor den Griffschalen beidseitig einige kleine Pickel. Der brünierte Hahn besteht aus Zinkdruckguss ohne Stahleinlage, wo sich der relativ schmale Schlagbolzen nach und nach einarbeitet. Zudem hat der Hahn deutliche Formteilungsspuren.

    Der Hahn nach etwas über 200 Schuß:

    Der Rest ist wieder typisch für Röhm. So findet man einen Stahllauf mit einer senkrechten plattenförmigen Laufsperre, welche nicht sofort ins Auge springt. Die Laufsperre endet 6 mm vor der Mündung in einer mittigen Nase. Der Mündungsdurchmesser beträgt 7 mm, was für eine Taschenpistole realistisch ist.

    Die Laufmündung mit Sperre:

    Das Abzugsgestänge ist ebenfalls aus Stahl, der Abzug selber brünierter Zinkdruckguss. Die Schlittenfeder liegt um den Lauf.
    Der Zinkdruckguss-Schlitten ist makellos vernickelt und ohne Formteilungsspuren aussen und innen. Er hat eine Stahleinlage im Patronenstoßboden, sowie einen brünierten Stahl-Schlagbolzen.

    Der Patronenboden mit der Stahleinfassung um das Schlagbolzenloch:

    Der Sicherungshebel ist ebenfalls brüniert, die Rastkugel der Sicherung ist am Sicherunghebel sichtbar. Der Schlitten ist hinten offen und gewährt oberhalb der Sicherungswalze einen freien Blick auf den Schlagbolzen mit Feder.

    Blick auf Sicherungswalze mit Schlagbolzen, entsichert:

    Der Auszieher besteht auch aus brünierten Stahl und ist für die Pistolengröße recht lang. Das zerlegbare Magazin ist aus brünierten Stahlblech gefertigt, der Magazinfuß und der Zubringer sind aus Kunststoff. Auf der rechten Seite sind fünf runde Bohrungen, welche den Füllstand anzeigen, darunter ist die Typbezeichnung eingeprägt. Die Magazinhalterung ist unter dem Magazin. Der Magazinfuß und die Halterung werden von den tief herunterreichenden Griffschalen verdeckt.

    Der Blick auf dem Magazinhalter, daneben das Magazin:

    Funktion:
    Die RG 70 genießt einen durchwachsenen Ruf in Bezug auf die Zuverlässigkeit. Mein wenig gebraucht erworbenes Exemplar hat am letzten und vorletzten Silvester mit RWS- und Wadie-Platzpatronen keinerlei Störungen gehabt. Ob bei einer langsam oder einer schnell verschossenen Magazinfüllung, alle Hülsen wurden sauber ausgeworfen. Die RG 70 lässt sich sehr schnell schiessen. Der Rückstoß ist sehr moderat, das Abzugsverhalten sauber und leichtgängig.
    Der Abzug ist nur SAO, daß heißt, man muss vor dem ersten Schuß den Hahn spannen ( wie beim Colt Goverment ). Der Hahn hat keinen Sicherheitsrast. Da es auch keinen Schlittenfang gibt, wird der Schlitten bei leergeschossener Waffe vom Magazin gestoppt. Die Patronenhülsen werden von einen brünierten Stahlblech ausgestossen, welches links am Griffstück angenietet ist.
    Die Sicherung ist eine Schlagbolzen-Walzensicherung, welche es im gesicherten Zustand unmöglich macht, daß der Hahn den Schlagbolzen erreicht.Im gesicherten Zustand umschließt die Walze den Schlagbolzen.
    Das Zerlegen erfolgt wie bei den bekannten Walthermodellen PPK und PP. Das Magazin wird entnommen und der gefedert gelagerte Abzugsbügel heruntergeklappt. Danach wird der Schlitten bei gespannten Hahn nach hinten oben abgenommen. Bei eingeschobenen Magazin lässt sich der Abzugsbügel nicht herunterklappen, dadurch ist ein versehentliches Zerlegen ausgeschlossen.

    Die RG 70 Ladystar in der Hand ( Handschuhgröße 9,5 :(

    Fazit:
    Die Röhm RG 70 ist eine kleine gut verarbeitete Taschenpistole, welche sicher zu benutzen ist, aber wegen ihres SAO-Abzuges und des fehlenden Sicherheitsrastes im Hahn nur gesichert geführt werden kann. Die Magazinkapazität von 6 Schuß ist ihrer Größe angemessen. Das Preis- / Leistungsverhältnis ist ebenfalls gut. Wer SSWs im Taschenformat sammelt oder eine kleine SSW sucht, kommt an dieser Pistole kaum vorbei.