Spring: Tokyo Marui Automag III

  • Tokyo Marui Automag III


    Gewicht: 420g
    Energie: ca. 0,5 Joule
    Hop-Up: fix
    Visierung: fix
    System: Federdruck
    Magazin: 23 Schuß
    Preis: 34-50€ innerhalb Deutschlands


    Einleitung

    Die Automag III der Firma Irwindale Arms Inc. (IAI) wurde von Firmengründer Harry Sanford als drittes Modell der fünfteiligen Automag-Serie entworfen. Der Fertigungszeitraum der Automag III lag zwischen 1992 und 1999. Wie alle Automag-Pistolen ist die Automag III ein großkalibriges Stahlmonster: Schwer, kantig, klobig und langläufig. Sie verschießt gekürzte Gewehrmunition im Kaliber 0.30 (9mm Winchester Magnum). Es steckt also mächtig „Bumms“ dahinter. Das Hülsenformat erklärt auch den breit geratenen Pistolengriff. Die Automag III ist eine rückstoßgeladene, halbautomatische Single-Action-Pistole mit Browning-Verschluss.

    Es gibt sicherlich viele Waffenkenner, welche die Automag III schlicht hässlich finden. Für mich ist sie so hässlich, dass sie schon wieder schön ist. Die „Wuchtbrumme“ Beretta 92FS sieht daneben jedenfalls aus wie ein italienisches Handtaschenaccessoire.


    Kaufgrund

    Ich hatte eine schlechte Erfahrung mit dem Steyr-AUG AEG der Firma Both Elephant gemacht. Nach wochenlangem Reklamationshickhack habe ich einen Ersatz gewählt, der für meine Zwecke genau richtig ist: Eine Federdruck-Airsoft eines Markenherstellers, ohne Batterien, ohne Gas, ohne Kugelsalat und Gear Box Jams, ideal für’s entspannte Zimmershooting nach Feierabend. Einfach durchladen und los geht’s…


    Der erste Eindruck

    Als die Automag per Post ankam, öffnete ich erst einmal den Pappdeckel der Styroporbox, in welche die Waffe bei Auslieferung gebettet ist. Erster Gedanke: „Boah, ist die groß“. Als Beilagen gab es den aktuellen Tokyo Marui-Katalog, eine japanische Bedienungsanleitung, Zettel mit Warnhinweisen sowie eine deutsche Bedienungsanleitung des Importeurs, in meinem Fall Kotte&Zeller. Die übliche Packung BBs fehlte nicht, passend zur dicken Automag sogar im 025g-Format. In der Automag selbst steckte noch ein Laufstopfen, der vor Staub und Verschmutzung schützen soll.


    Als ich die Waffe aber aus der Verpackung nahm, kam die erste kleine Enttäuschung: Das Ding ist ja kinderleicht! Klar, ist ja auch alles aus Plastik! Mehr als 400 Gramm bringt sie nicht auf die Waage, trotz ihrer Größe. Als SSW- und LG-Fan bin ich ja fachfremd und eher an Metall und Holz gewöhnt – na ja, Airsoft ist halt ein anderes Thema und in dieser Preisklasse ist Plastik durchaus OK, wenn die Waffe denn was taugt.

    Und das tut sie! Es knarzt nichts, das Mattsilberfinish sieht gut aus, die schwarzen Kunststoffgriffschalen sind mit dem Griffstück verschraubt und die Detailversessenheit sucht seinesgleichen. Ob Abmessungen, Markings oder Visierung – wir haben es mit einer 1:1-Abbildung zu tun, die auf den ersten Blick gar nicht nach Plastik aussieht.


    Auf den zweiten Blick fiel an der Mündung ein winziger „Plastikhubbel“ auf, der zeigt, dass die Einzelteile der Waffe vor dem Zusammenbau aus einer Spritzgussform herausgedrückt wurden (ihr kennt das alle sicher vom Revell-Bausatz her). Außerdem spaltet eine durchgängige Naht die Waffe in zwei Teile (erkennbar beim Blick von oben auf Visierung und Schlittenrücken und von unten auf die Laufunterseite), aber das fällt eigentlich kaum auf.

    Ich vermute, es gibt perfekte Exemplare und weniger perfekte in der Serienherstellung. Der nächste Käufer sieht evtl. bis auf die Naht überhaupt keine Verarbeitungsspuren.


    Technik

    Das Federdrucksystem der Waffe ist eine nette Analogie zum Single-Action-Prinzip des Originals – mit dem Unterschied, dass es keinen automatischen Repetiervorgang gibt. Zum „Skirmen“ ist die Automag also denkbar ungeeignet. Wenn man noch die hohe Kratzempfindlichkeit des weichen Plastiks bedenkt, ist sie umso mehr als Indoor-Waffe zu empfehlen.

    Schlittenfanghebel und Flügelsicherung sind nur angedeutet. Bei einer Federdruck macht ein Schlittenfanghebel technisch ja wenig Sinn, eine Sicherung hingegen gibt es, und zwar unter dem Lauf, direkt neben der Öffnung für den Abzugshebel.


    Das Magazin hat keine gleichmäßige Farbgebung, sondern eine „verquirlte“ Oberfläche, wie aus verschiedenfarbigen Plastikresten zusammengegossen. Kosmetisch unschön, aber ohnehin die meiste Zeit unsichtbar. Die Beladung mit BBs erfolgt einzeln. 23 Schuss passen ohne zu große Gewaltanwendung hinein, 20 Schuss sind ratsamer, da dann Durchladeprobleme unwahrscheinlich sind. Sollte ein „Kugelfresser“ vorkommen, muss man nur das Magazin auswerfen und den Schlitten zurückziehen. Die verklemmte BB fällt dann durch die Magazinöffnung.


    Zum Schießen führt man das gefüllte Magazin ein, bis es hörbar einrastet. Dann zieht man den Schlitten nach hinten und lässt ihn wieder nach vorn schnellen. Die Bewegung sorgt dafür, dass das vorn im Magazin liegende BB über eine Führung in den Lauf gedrückt wird, während durch die Federspannung im Magazin das nächste BB hochrutscht. Das Durchladegeräusch ist schön satt und „schmatzig“. Der Hahn ist nach dem Durchladen gespannt. Ohne vorheriges Durchladen ist er leicht hin- und her beweglich – wie bei einer echten Single Action eben.

    Der gespannte Abzug hat „Biss“, einen Druckpunkt gibt es nicht. Man muss nur wenig Kraft zum Auslösen aufwenden. Wer ein paar Mal geschossen hat weiß, bei welchem Kraftaufwand sich der Schuss löst. Genauso knackig wie der Abzug ist die Schussabgabe. Der Knall ist nicht allzu laut, aber kurz und hart, passt eben zur Waffe. Ist der Lauf „leergeschossen“, hat der Abzug ca. 4 mm Spiel und ist damit im ungespannten Zustand beweglich wie der Hahn auch.

    Für den nächsten Schuss ist dann wieder erneutes Durchladen fällig. Das Nachladen ist mir nicht lästig, es macht mir Spaß, immer wieder aufs Neue das Durchladegeräusch zu hören während ich den dicken Prügel wieder scharf mache. ;)


    Insgesamt ist die Federdruck-Technik dieser Tokyo Marui sehr zuverlässig. Anders als bei der schrottigen AEG, die ich zuvor gekauft habe, geht das Repetieren immer wieder anstandslos von der Hand, und jeder Schuss verlässt den Lauf mit Schmackes. Sollte es mal einen Klemmer geben, kriegt man den, wie oben beschrieben, auch ganz schnell wieder weg.


    Visierung und Schussleistung

    Die Automag III wird mit 0,25g / 6mm BBS ausgeliefert und hat ein fixes Hop Up. Dieses ist allerdings auf 5 Meter so stark, dass die Projektile weiter nach oben ziehen, als man mit der fixierten offenen Visierung einkalkulieren kann.

    An dieser Stelle möchte ich alle potentiellen Käufer warnen: Die Visierung ist unverstellbar, auch wenn es anders aussieht. Tokyo Marui hat die originale höhen- und seitenverstellbare Kimmenvisierung zwar mit japanischer Detailversessenheit nachgebaut, aber es ist bloß funktionsloses Plastik! Das hab ich erst gemerkt, als ich die „Schraube“ zur Höhenverstellung mit einem Schraubendreher optisch ruiniert hatte!


    Um auf 5 Meter halbwegs genau zu treffen, musste ich alternativ das Korn verlängern, um den Aufwärtsdrall des fixen Hop Ups zu kompensieren – trotz der schweren 0,25er BBs. Hat man sich erst mal einen Kornaufsatz in der richtigen Größe zurechtgeschnitten, schießt die Waffe auf 5 Meter recht genau. Meine Streukreise liegen im Durchschnitt bei 2 cm, oft landen die BBS Loch in Loch. Dass ich nicht immer ins Schwarze treffe, schreibe ich meiner unpräzisen Visierung zu, aber nicht der Waffe selbst. Auf den Anbau eines Reddots habe ich verzichtet, aber mit einem gescheitet montierten ZF, welches den Prellschlag gut verkraftet, kriegt man bestimmt enge Schussgruppen hin.

    Ich kann also sagen, dass die Waffe erstaunlich genau schießt. Obwohl die Projektile aus einer Aufwärtsbewegung heraus einschlagen, lassen sich Treffer reproduzieren.


    Probleme

    Problematisch für so manchen Airsoft-Fan sind sicherlich das fixe Hop Up und die unverstellbare Visierung. Die Automag III ist keine Sidearm für Freizeit-Geiselnahmen, daher reicht es nicht, aus 15 Meter eine geduckte Silhouette treffen zu können. Wenn man sie zu Hause einsetzt, erwartet man mehr Präzision fürs Plinking und Scheibenschießen.

    Will man das Präzisionspotential der Automag nutzen, kommt man nicht umhin, ein ZF anzubringen oder die offene Visierung zu manipulieren. Ein ZF müsste man an der Laufunterseite fixieren und darauf achten, dass es genug Spiel für den beweglichen Schlitten gibt.

    Für einen SSW- und LG-Nutzer wie mich ist es vielleicht nur eine Gewöhnungsfrage, doch das geringe Gewicht und die Tatsache, dass man kein Metall fühlt, nehmen etwas von der Authentizität der Waffe, die ansonsten hervorragend gelungen ist. Eine ABS-Version mit Metallteilen würde wahrscheinlich das Doppelte kosten, von daher erscheint das Preis/Leistungsverhältnis in jedem Fall angemessen.

    Ein weiterer störender Punkt ist für mich die Kratzempfindlichkeit des Weichplastiks, aus dem die Waffe gefertigt ist. Auch das mag für Airsoft-Plastikwaffen normal sein, für mich als Airsoft-Neuling ist es ungewohnt, obwohl ich schon in anderen Tests davon gelesen habe. Durch das Herumbasteln an der Visierung und die vorübergehende Anbringung eines Reddots habe ich mir so viele Schrammen eingehandelt, dass ich die Waffe zur Rettung der Optik neu „teilbrünieren“ musste. Ich hab ihr eine Bemalung verpasst, welche die schlimmsten Schnitzer verdeckt.

    Jetzt hat sie einen „Custom“- und „Used“-Look.


    Fazit

    Ich habe den Kauf meiner Automag keine Sekunde bereut. Obwohl es ein authentischer Nachbau ist, würde ich sie einem Sammler wegen dem vielen Plastik und dem geringen Gewicht jedoch nicht empfehlen. Auch die Kratzempfindlichkeit des Materials erfordert eine schonende Behandlung. Es ist meine erste richtige Softair und doch ein Volltreffer. Sie ist zuverlässig und genau und es ist einfach ein tolles Gefühl sie zu führen. Magazin nachschieben, durchladen, auslösen – mit diesem „Faustgewehr“ in der Hand macht das Schießen einfach richtig Spaß.