Pistole 2mm: Die kleinste Pistole der Welt! Berloque PTB 222

  • Berloque (PTB 222) – Die kleinste Pistole der Welt!

    Vorbild/Aussehen:

    [BLOCK]Kirmesgewinn von der Schießbude mit Schlüsselanhänger? Piratenpistole für ein Playmobilmännchen? Inhalt eines Kinderüberraschungs-Eis? Es fällt zunächst mal schwer, sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass man eine (nach dem deutschen Waffengesetz so klar definierte) WAFFE vor sich hat und kein Spielzeug, wenn man diesen mechanischen Floh in die Hand nimmt.

    Übrigens, das Stichwort Schlüsselanhänger ist gar nicht so weit hergeholt, bedeutet doch Berloque auf Französisch angeblich so viel wie „Schlüsselanhänger“. Die Geschichte des Knirpses beginnt tatsächlich schon 1905, als der Uhrmachermeister Göbharter die Idee, die kleinste funktionierende Pistole der Welt zu konstruieren, in die Tat umsetzt. Seitdem wurde und wird dieses bemerkenswerte Gerät in alle Welt exportiert.

    Ein konkretes Vorbild gibt es sicher so nicht, dennoch erinnert der silbrige Zwerg an eine typische Steinschlosspistole aus vergangenen Tagen, auch wenn die Funktionsweise eine andere ist und eher einem Hinterlader entspricht. Um den Spielzeugcharakter etwas abzumildern, habe ich gleich die Schlüsselanhängerbefestigung abgenommen und wieder in den Holzkasten gelegt – an der Gürtelschlaufe führen werde ich diese SSW nämlich trotz KWS nicht ... [/BLOCK]

    Lieferumfang:


    [BLOCK]In der rustikalen Holzkiste mit aufgebrannter Bezeichnung „BERLOQUE PISTOLE“ erhält man die verchromte Version samt außen liegendem Gewinde zusammen mit einem 9mm-Pyrobecher (nicht in 15mm, wie sonst bei Gasern Standard!) und 10 entsprechend passende Pyro-Effekte in den Farben Rot, Grün, Weiß und Gelb. Ebenfalls ab Werk wird eine kleine runde Packung mit 25 sog. „Knallkapseln“ beigelegt. Die Dinger sind so klein, dass sie – einmal auf den Teppich gesegelt – gerne auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Zusätzlich gibt es einen Entladestab und eine an der Waffe selbst befestigte, allseits bekannte Halterung für einen Schlüsselring oder die Gürtelschlaufe. Die etwas altbacken wirkende Bedienungsanleitung („Pensionistenheim“) ist fest auf die Deckelunterseite geklebt und gibt Aufschluss über die korrekte Bedienung und Pflege der Berloque und warnt ausdrücklich vor Missbrauch. Insgesamt also ein nettes und vor allem vollständiges Set, mit dem gleich loslegen kann. [/BLOCK]


    Technische Daten und Maße:

    Kaliber: 2mm Stiftfeuer (Knall)

    Magazinkapazität: 1 (je ein Patrönchen im Lager)

    Länge: satte 4,2 cm (ohne Schlüsselanhänger)

    Höhe: 2 cm

    Breite: 0,6 cm

    Funktion: Single Action only, verriegelter Kipplauf, Einzelschuss

    Gewicht (leer): ca. 20 Gramm (!)

    Neupreis 7/2006: 29,95 €

    [BLOCK]Varianten: vernickelt in Holzkassette (wie hier vorgestellt); vergoldet in runder Sammlerdose aus Blech

    Die Ausmaße werden vielleicht auch durch den Vergleich zur IWG Sport Club Bicolor 9mm PAK deutlich … [/BLOCK]

    Beschriftung:

    • PTB 222 im Kreis
    • (Arabeskenartige Verzierung in Form von Minilandschaften mit einem Hasen und einem Reh auf beiden Seiten der Waffe)

    Verarbeitung:

    [BLOCK]Wirklich sehr gut. Zu bemängeln gibt es tatsächlich nichts, alle 15 Einzelteile passen und sind in insg. 124 Arbeitsgängen mir großer Präzision zusammengesetzt worden – da möge sich so mancher junger Hersteller mal eine Scheibe abschneiden! Es ist überhaupt fast ein Wunder, dass man diese ganzen kleinen Teile so sauber zusammen bekommt und dass dann auch alles funktioniert. Die Oberfläche ist schön und ebenmäßig galvanisiert (vermutlich vernickelt). Die Mechanik arbeitet genau und zuverlässig und größere Defekte sollten wegen der an sich simplen Funktionsweise eigentlich kein Thema sein. [/BLOCK]

    Funktion:

    [BLOCK]Wer ungelenke Wurstfinger hat sonst irgendwie an motorischen Störungen leidet, der wird so seine Probleme mit der Miniwumme bekommen. Alles ist wirklich geradezu niedlich winzig und die Bedienung bedingt durch die Abmessungen nicht gerade einfach. Sinnvoll erscheint es mir, die Berloque mit beiden Händen abzufeuern, auch wenn das jetzt etwas lächerlich klingt. Man nimmt sie dazu zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und betätigt mit der linken Hand den Abzug. Versucht man nämlich einhändig zu schießen, verrutscht der Winzling leicht (Schweiß der Hände!) und es besteht die Gefahr, dass man sich ordentlich die Pfoten durch das Mündungsfeuer versengt. Zur Schussvorbereitung: Zunächst zieht man den Hahn zurück und spannt ihn damit auch gleich (logisch …). Dann drückt man den kleinen, federbelasteten Entriegelungsknopf auf der rechten Seite der Waffe. Danach kippt man den Lauf – der übrigens völlig offen ist – ab und lädt eine der 2mm Kartuschen. Wichtig ist dabei, dass man den Stift (daher auch der Name „Stiftfeuerpatronen“), auf den der Hahn dann schlägt, in die vorhandene Nut an der Oberseite des Laufes positioniert. Nun kann man den kaum fühlbaren Abzug betätigen …. [/BLOCK]


    Das Schießen:

    [BLOCK]Nachdem man sich das fummelige Laden (s. o.) angetan hat und die dicken Finger den kleinen Abzug endlich gefunden haben, bricht der Schuss. Oho! Gar nicht so übel für diesen kleinen Krachmacher, der aussieht, wie eine zu heiß gebadete Spielzeugpistole. Subjektiv empfunden sind die winzigen Knallkapseln durchaus auf dem Niveau einer 6mm Flobert-Platzpatrone, was Lautstärke und Schärfe des Knalls betrifft. Dazu gibt es ein deutlich sichtbares Mündungsfeuer. Man sollte also die Wirkung des Geräts nicht unterschätzen; die Definition als Waffe und nicht als Kinderspielzeug erscheint spätestens nach dem ersten Schusstest als absolut legitim. Leider verdreckt der komplett offene Lauf nach wenigen Schuss ziemlich stark, sodass eine Zwischenreinigung nötig wird. Der beiliegende Entladestab kommt spätestens nach 6 oder 7 abgefeuerten Kapseln zum Einsatz, weil durch die angesprochene Verdreckung diese einfach im Lauf/Patronenlager stecken bleiben. Wer will, kann die beiliegenden 9mm Pyroeffekte verfeuern. Ich werde dies am kommenden Jahreswechsel mal spaßeshalber versuchen. Übrigens könnte die Berloque durch die Fähigkeit, diese Effekte mit dem mitgelieferten Becher abzuschießen, auch für in Not geratene Bergsteiger o. ä. Situationen interessant machen, zumal die Waffe mit diesen ganzen Teilen praktisch nix wiegt und kaum Platz beansprucht. Naja, wie das in der Praxis dann funktioniert, sollte jeder lieber vorher austesten … :confused2: [/BLOCK]


    Sammlerwert (eigene Einschätzung):

    [BLOCK]So mittelmäßig. Klar, der PTB-Sammler und „mikrotechnisch“ Interessierte muss das Ding haben. Alle, die es zum Knallen oder zur SV nutzen wollen, sollten es sich wirklich gut überlegen. Mehr als ein Gag und/oder Sammlerstück ist die Berloque meiner Meinung nach nämlich nicht, sprich, der praktische Nutzen tendiert eigentlich gegen null. Bei großen Versandhäusern der Branche ist der Zwerg für knapp 30 Euros zu haben, sodass die Berloque trotz ihres Alters von 101 Jahren immer noch keine Seltenheit ist – Sammler können sich also noch nach Lust und Laune eindecken (als Ergänzung zum XYTHOS-Revolver vielleicht?). [/BLOCK]

    Fazit:

    [BLOCK]Wer schon immer mal legal (mit PTB!) eine SSW mit einem völlig offenen Lauf und ohne nervige Laufsperren haben wollte, ist mit der Berloque gut beraten. Das bietet dieser sympathische Winzling nämlich. Ansonsten dürften sich Fans feinmechanischer Schmankerl an der Waffe erfreuen und auch Sammler historischer Schusswaffen kommen auf ihre Kosten. Wer ein wenig im Web stöbert, wird eine hervorragende Seite (auf Englisch) entdecken, auf der diese kleinen Ballermänner (und andere) ausführlich vorgestellt werden. Ggf. tut sich hier für den einen oder anderen ein neues, interessantes Sammlergebiet auf, wobei die PTB-Frage sicher genau geklärt sein muss. Nochmals: Für den reinen Knalleinsatz eignet sich die kleinste Pistole der Welt dann eher weniger, weil die Munition einerseits gar nicht mal so billig ist (25 Stück kosten zwischen 6-7 Euros) und andererseits bieten die geringe Schusskapazität und der äußerst fummelige Umgang mit dem Teil nur wenig „shooting-fun“. Für Silvester bieten sich daher weit bessere Alternativen an. Wer es nicht glaubt: Auf der Firmenhomepage von Berloque (siehe unten) wird doch allen Ernstes die Selbstverteidigung mit dem Teil empfohlen! Ich weiß ja nicht, das scheint dann doch eher etwas für Lebensmüde zu sein … :( Ansonsten gilt aber: Wer in seinem heimischen Setzkasten noch ein kleines Fach für ein geschichtsträchtiges Schmuckstück frei hat, der möge zuschlagen … [/BLOCK]

    [BLOCK]Weitere Infos rund um die kleinste Pistole der Welt erhält man auch unter http://www.berloque.com[/BLOCK]

    Jens (Flammpanzer)

    + Keine Laufsperre
    + Interessantes Sammerstück mit Tradition
    + Angemessener Preis, wenn auch nicht billig

    - Munition ist teuer
    - Zum Schießen nur bedingt tauglich
    - Z. T. fummelige Handhabung durch die Größe

    Update 1/2010 by Flammpanzer