Revolver .380: PIETTA Remington New Army, PTB 862

  • Heute möchte ich eine weitere Westernwaffe vorstellen, nämlich den von Pietta hergestellten Remington New Army in 9mm R:

    Zu den technischen Daten:

    Hersteller: F.LLI PIETTA, Brescia, Italien
    Modell: "Western Remington New Army"
    Gewicht: 1,43 Kg, Material: Stahl, Messing
    Kaliber: 9mm R Knall, PTB: 862
    Beschuß: Gardone, Italien, 2003

    Der von Pietta hergestellte Singel-Action-Only Revolver ist mit Ausnahme des Abzugsbügels, der aus Messing besteht, in Gänze aus Stahl hergestellt und schwarz brüniert. Vorbild ist der New Army, den Remington nach Ablauf des Patents von Colt im Jahre 1857 auf den Markt brachte. Es handelte sich um einen sechsschüssigen Vorderladerrevolver im Kaliber .44 mit Perkussionszündung und geschlossenem Rahmen, was die Stabilität der Waffe erhöhte und stärkere Ladungen erlaubte.


    Remington New Army

    Der New Army wird auch heute noch als schußfähige Replik hergestellt, darunter auch durch die Fa. Pietta. Es ist daher nicht verwunderlich, daß für den Bau der Schreckschußvariante zum Teil Originalteile aus laufender Produktion abgezweigt werden, so zum Beispiel der komplette Rahmen.

    Der massive Achtkantlauf würde entsprechend den PTB-Vorgaben adaptiert, d.h. es wurde eine massive Sperre eingebaut, die den Lauf vertikal verbaut. Ebenfalls wurde ein Gewinde für einen Abschußbecher eingeschnitten - ein Abschußbecher liegt der Waffe aber offenbar generell nicht bei.


    Laufmündung mit erkennbarer Sperre

    Die wohl augenfälligste Veränderung findet sich in der Konstruktion der Trommel. Diese wird offensichtlich aus den gleichen Rohlingen hergestellt wie die scharfen Vorbilder, denn die Trommelbohrungen entsprechen dem Nominalkaliber des Originals. Damit enden aber alle Gemeinsamkeiten zur scharfen Variante.

    Die Trommel ist deutlich kürzer, wodurch ein Trommelspalt von satten 4mm entsteht, der einen Großteil der Gase entweichen lassen wird.


    Verkürzte Trommel und großer Trommelspalt

    Die Trommelbohrungen sind mit massiven Stiften versperrt. Die Arretierungsnuten wurden versetzt eingefräst so daß die Trommelbohrungen nicht mit der Laufwurzel fluchtend zur Ruhe kommen. Das bedeutet daß ein Teil der Gase auch an der linken Rahmenseite entlang gehen wird. Statt der bei Schwarzpulverrevolvern unvermeidlichen Pistons besitzt die Trommel natürlich Patronenlager, wie sie für Zentralfeuerpatronen üblich sind.


    Verstiftete Trommelbohrungen und versetzte Trommelarretierung

    Pietta baut einige historische Vorderlader als SSW-Varianten. Bei den meisten dieser Waffen wird im Hinblick auf die verwendete Munition eine rechtsseitige Ladeklappe eingebaut, um zu verhindern daß die Kartuschen herausfallen können wenn die Waffe mit der Mündung vertikal nach oben gehalten wird. Die entspricht natürlich nicht den Originalen, die lediglich eine entsprechende Ausfräsung besitzen damit der Schütze seine Zündhütchen aufsetzen kann.


    Ausfräsung an der rechten Rahmenseite wie beim Original

    Auf diese "Adaption" hat man beim New Army gottlob verzichtet. Durch die versetzte Trommelarretierung wird aber sichergestellt, daß die Kartuschen nicht gleich herausfallen, sofern man die Waffe erst im gespannten Zustand nach oben hält. Man sollte es aber tunlichst vermeiden den Hahn in dieser Lage zu spannen, da es dabei zu herausfallenden oder sich verklemmenden Hülsen kommen kann.

    Die Qualität der Verarbeitung entspricht im Großen und Ganzen wohl den scharfen Vorbildern. Die Trommelarretierung ist straff - so straff, daß bereits bei nur kurzzeitigem Gebrauch deutlich sichtbare Transportspuren durch die Arretierklinke an der Trommel entstehen. Diese Klinke arbeitet mit derart wenig Toleranz, daß die Trommel im arretierten Zustand "bombenfesten" Sitz hat. Sie läßt sich in KEINE Richtung bewegen. Hier wackelt nichts, hier klappert nichts. Das würde ich mir auch für den HEGE Uberti von 1873 wünschen, den ich bereits an anderer Stelle hier im Testforum vorgestellt habe.

    Der Abzugsmechanismus wurde natürlich ebenfalls an die 9mm R angepaßt. Weil man den Hahn im Original belassen hat, wurde in den Rahmen ein Schlagbolzensystem eingeschraubt, wie man es heute bei vielen Revolvern für Zentralfeuerpatronen findet.

    Wobei sich hier wieder die Frage stellt ob man mit dieser Waffe überhaupt schießen sollte. Ich glaube nicht. Es ist eine Waffe für die Vitrine und nichts anderes, denn sie ist weder für SV, Signale oder anderes geeignet.

    Der Remington New Army ist eine Waffe für Sammler und solche die es werden wollen. Das Material, das Gewicht, das Aussehen und der satte Klang der SA-Mechanik sorgen für ein gutes Handlingsgefühl. Zum Verschiessen von Platzpatronen ist die Waffe zwar geeignet, aber angesichts der versetzten Trommelbohrungen und des großen Trommelspalts nicht wirklich zu empfehlen.

    Mike