Revolver .380: HEGE Uberti SA Mod. 1873 / PTB838 (Peacemaker)

  • Ich stelle Euch den Hege Uberti SA in der aktuellen PTB 838 vor, der als eine der wenigen als PTB-Ausführung erhältlichen Peacemaker-Kopien seine Existenz fristet. Vorbild ist der Single Action Army im Kaliber .45 Long Colt der gleichnamigen Firma der 1873 seine Geburt erlebte und in abgewandelten Formen bis zum heutigen Tage gebaut wird. Zuerst ein paar Basisdaten zur Kopie von Hege Uberti:

    Hersteller: Uberti, Brescia, Italien
    PTB: 838
    Kaliber: 9 mm R
    Kapazität: 6 Schuß
    Gewicht: 1,37 Kg
    Typ: Single-Action-Only Revolver mit rechtsseitiger Ladeklappe & Ausstoßer
    Ausführung: Ganzstahl, gebläut & buntgehärtet, Nußbaumgriffschalen

    Die Waffe wird in einem einfachen Karton mit Westernmotiv ausgeliefert. Es liegt weder ein Abschußbecher noch eine Reinigungsbürste bei. Dies hat bestimmte Gründe auf die ich später noch eingehe.

    Äußeres Erscheinungsbild

    Der Hege Uberti SA ist, wie oben bereits erwähnt, in Gänze aus Stahl gefertigt und damit eine der wenigen aktuell erhältlichen Ganzstahlwaffen im PTB-Bereich. Lauf, Ausstoßergehäuse, Trommel, Abzugsbügel sowie der Rahmen im Bereich des Griffes sind gebläut, nicht brüniert, wie es zwischenzeitlich bei diesem Modell wohl schon einmal der Fall gewesen ist. Es handelt sich um ein transparentes, mittelhelles Blau, daß sehr ansprechend ist, aber auch empfindlich. Dem Karton liegt ein kleiner Merkzettel bei, der darauf hinweist die gebläuten Teile kontinuierlich leicht geölt zu halten. Der Rahmen im Bereich der Trommel ist hell buntgehärtet. Für die Griffschalen kam geöltes Nußbaumholz zum Einsatz, das sehr paßgenau eingesetzt wurde.

    Technik

    Hier gab es im Vergleich zu den früheren PTBs offensichtlich einige massive Änderungen, die der Waffe nicht notwendigerweise zum Vorteil gereichen, abhängig vom geplanten Verwendungszweck. Wie in diesem Forum an verschiedenen Stellen zu lesen ist, waren die Läufe dieses Modells bislang entweder komplett verschlossen oder besaßen nur eine minimale Öffnung, so daß der Duck der 9mm R am Trommelspalt komplett entweichen mußte. Hier gibt es nun folgendes zu berichten:

    Die aktuelle PTB hat eine in der Mündung deutlich erkennbare und massive Laufsperre etwa 2 cm hinter der Laufmündung die in einem Winkel von 45 Grad steht. Der Lauf selbst ist hingegen nun „offen“ insoweit man dies bei versperrten Läufen sagen kann. Es ist problemlos möglich mit einem Pfeifenreiniger beidseits der Laufsperre durchzudringen und bis in die Trommelkammern vorzustoßen ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen. Der Trommelspalt wurde wohl offenbar um eine Nuance verkleinert, er ist nicht größer als bei zahlreichen aktuellen PTB-Revolvern mit sichtbarem Trommelspalt.

    Diese Änderung, die nun offenbar zuläßt daß zumindest ein Teil der Gase auch durch den Lauf getrieben werden kann, wurde allerdings teuer erkauft. Zum einen zeigt der Lauf nun die bereits erwähnte massive Laufsperre selbst bei ungünstigen Lichtverhältnissen, zum anderen wurden – und das ist recht unansehnlich – die Trommelbohrungen versetzt angebracht, so daß sie asymmetrisch zu den Flutungen stehen und äußerlich nicht fluchtend zum Lauf zur Ruhe kommen. Durch diese Versetzung reduziert sich die Wandstärke der Kammern an der dünnsten Stelle auf knapp einen Millimeter, wodurch jeder Umbauversuch ausgeschlossen werden soll.

    Durch das nicht-fluchten der Trommelbohrungen mit dem Lauf wird also auch weiterhin ein Teil der Gase an der rechten Rahmenseite entlang entweichen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß die eigentlichen Gasdurchlaßöffnungen innerhalb der Kammern, die sich auf halber Trommellänge stark und abrupt verengen, innerhalb der Bohrung wiederum versetzt gebohrt wurden, so daß letztendlich die eigentlichen Gasdurchlaßöffnungen innerhalb der Kammern mit der Laufwurzel wieder fluchtig liegen.

    Daß diese Waffe daher nicht für Reizstoffpatronen ausgelegt ist versteht sich von selbst. Ebenso wenig besitzt die Laufmündung ein Gewinde für einen Abschußbecher, weshalb ein solcher auch nicht beiliegt. Eine entsprechend lange Reinigungsbürste hätte man der Waffe allerdings spendieren können.

    Als SAA-Kopie besitzt der Hege Uberti SA selbstredend keinen Trommelkran, sondern besitzt eine rechtsseitige Ladeklappe, die sauber eingepaßt ist und ebenso sauber arretiert. Die Trommel ist sehr leichtgängig und rotiert zuverlässig, das Spiel der Trommel im arretierten Zustand ist sicher nicht größer als bei anderen qualitativ hochwertigen Revolvern, fällt aber aufgrund der massiven und schweren Stahltrommel sofort auf wenn man die Waffe etwas ruckartig bewegt.

    Im Endergebnis: Zum Verschießen von Platzpatronen ist die Waffe nun wohl etwas besser geeignet als die Vorgänger-PTBs, bei denen der gesamte Gasdruck am Trommelspalt entweichen mußte. Für Liebhaber originalgetreuer Repliken allerdings müssen sich die versetzten Trommelbohrungen und die deutlich sichtbare Laufsperre mehr als ärgerlich ausnehmen. Wenn man einen WBK-freien „Peacemaker“ in Ganzstahl besitzen möchte, dann bleiben eigentlich nur entsprechende Umbauten von Originalwaffen zu Deko oder auf Druckluft zu entsprechend hohen Preisen. Im PTB-Bereich zwingen die immer schärfer werdenden Bestimmungen die Hersteller zu drastischen Eingriffen wie oben beschrieben. Bei dieser Ganzstahlwaffe ließen die Vorgaben der PTB aufgrund der hochwertigen Materialen offensichtlich nur zwei Optionen zu: Vorne offener Lauf (schön anzuschauen) aber an der Laufwurzel komplett verschlossen oder ein durchgehend offener Lauf mit einer massiven Sperre (nicht schön anzuschauen) und versetzten Trommelbohrungen (noch unschöner anzuschauen), um jeden Ansatz eines illegalen Umbaus zu verhindern.

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    Um es aber deutlich zu sagen: Wer mit dieser Waffe tatsächlich Platzer verschießt ist selber schuld! Für Reizstoffpatronen oder Silversterfeuerwerk ist sie nicht zu gebrauchen und das Thema „Selbstverteidigung mit SSW“ sollte man hier nicht einmal ansatzweise andenken. Und auch die praktische Möglichkeit Platzpatronen zu verfeuern ist in Wirklichkeit eher eine theoretische, denn für fast 400 Euro gibt es gleich mehrere gute SSW die diese Aufgabe genausogut erledigen! Diese Waffe kann ihren Platz ausschließlich in einer Vitrine finden.

    Fazit: Eine erstklassig verarbeitete und extrem stabile PTB-Waffe mit sehr schönem Finish die aber aufgrund ihrer eigentlichen Funktionalität starke Abweichungen zum Original zeigt und lediglich Sammler und Liebhaber schöner Dinge an sich - so wie mich ;) - ansprechen kann. Gegen einen Gebrauch als SSW sprechen neben der Empfindlichkeit der Oberflächen und der Unbrauchbarkeit als SV-Waffe auch der hohe Anschaffungspreis von knapp 400 Euro. Wer mehr Originalität sucht, der ist sicher mit einer der früheren PTB-Nummern besser bedient, auch wenn diese älteren Modelle die besagten Vollsperrungen der Läufe aufweisen.

    Ich hoffe, mein erster Bericht im Testbereich hat Euch gefallen.

    Mike