Vergleich: ERMA EGP65 + EGP315

  • In diesem Test möchte ich einen Überblick über die SA-Taschenpistolen (SA=SingleAction) von ERMA geben. Dabei handelt es sich um eine der wenigen ERMA-Modellreihen, die kein bekanntes Vorbild haben, sondern über eine gewisse Eigenständigkeit im Design verfügen. Ihren Anfang nahm die Baureihe in der EGP65, die unter der Zulassungsnummer PTB 146 am 11.11.1975 in Deutschland zugelassen wurde. Sie wurde ausschließlich im Kaliber 8mmK gebaut und hat, wie auch bei fast allen anderen ERMA Schreckschuß-Waffen, „scharfe“ Schwestermodelle, die EP652 im Kaliber .22LfB, sowie die EP655 im Kaliber 6,35mm. Alle drei Waffen verfügen über diverse Gleichteile, um die Fertigungskosten zu senken. Hier erstmal ein Bild der ersten Baureihe:

    Wie bereits erwähnt, besitzt die Waffe im Gegensatz zur zweiten ERMA Taschenpistole, der EGP55, einen SingleAction-Abzug. Das heisst, man muß den Hahn vor der Benutzung einmal spannen, sofern das nicht bereits durch zurückziehen des Schlittens passiert ist. Das ist auch der Grund, warum der Abzug so weit hinten sitzt. Übrigens sind die Magazine der EGP55 und EGP65 baugleich. Die Waffe wurde fast ausnahmslos brüniert mit braunen Kunststoff-Griffschalen ausgeliefert. Holzgriffschalen, wie bei anderen ERMA-Modellen gab es nicht optional ab Werk, sondern blieben sehr wenigen im Werk veredelten Waffen vorbehalten. Hier als Beispiel eine EGP65 in Altsilber-Finish mit handgearbeiteten Arabeskengravuren (das Bild stammt aus einem ERMA-Prospekt, von der abgebildeten Waffe wurden nur ein paar Stück im Jahr 1977 hergestellt. Die Beschußstempel bei solchen Waffen saßen meist an der Schlitten-Innenseite, um die Gravuren nicht zu beschädigen):

    Im Jahr 1986 (da habe ich noch kein schlüssiges Datum) wurde das fast baugleiche Nachfolgemodell mit der PTB 400 auf den Markt gebracht, welches bis 1994 gebaut wurde (die Zulassung lief am 31.3.1994 ab). Auch diese Serie wurde fast ausschließlich brüniert mit Kunststoff-Griffschalen ausgeliefert, wobei es ausnahmslos schwarze Griffschalen waren. Hier ein Belegstück der Waffe:

    Die Demontage der EGP65 erfolgt nach Walther PPK Vorbild. Hierzu muß zuerst das Magazin entnommen werden, dann kann der Abzugbügel nach unten gedrückt werden und dabei wird der Schlitten bis zum Ende nach hinten gezogen und in der hintersten Stellung nach oben geführt. Durch den fest mit dem Griffstück verbundenen Lauf wird damit der Schlitten, die Vorholfeder und deren Führungsstange demontiert:

    Beim Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge ist darauf zu achten, dass die Vorholfeder sich an einem Ende weitet. Dieses größere Ende muß zur Mündung zeigen (und damit liegt die abgebildete Feder auf dem Foto oben genau falsch herum!). Ferner wird die Führungsstange der Vorholfeder mit deren Kopf in das Griffstück gesetzt.

    Nachfolger der EGP65 wurde EGP315, die im Wesentlichen fast baugleich ist; allerdings im Kaliber .315K. Sie wurde unter PTB 560 am 28.2.1993 zugelassen und ist damit in den Jahren 1993/94 parallel zur EGP65 gebaut worden. Auch zu Ihr gibt es mit der EP322 im Kaliber .22LfB wieder ein „scharfes“ Schwestermodell.

    Auch wenn die Waffe auf den ersten Blick fast gleich aussieht, wurden neben den nötigen Änderungen bedingt durch die Kaliberumstellung auch andere Dinge gleich mitüberarbeitet. So wurde bei der EGP315 der Stahllauf nicht eingegossen, womit die Schlitten beider Waffen völlig unterschiedlich sind:

    Ferner ist die EGP315 etwa 5mm länger als ihr Vorgängermodell. Dadurch wurde auch eine längere Vorholfeder nötig, wie auf dem Bild gut zu sehen. Hier nochmal die beiden Griffstücke im Vergleich. Das obere ist eine EGP315, das untere eine EGP65 mit PTB400:

    Auch der gesamte Kartuschenauswurf ist komplett anders gestaltet, wie man auf den folgenden Bild gut erkennen kann (oben wieder EGP315, unten EGP65):

    Bei der im oberen Bild unten abgebildeten EGP65 sieht man auch, das ERMA nicht immer perfekt war. Ansonsten wäre wohl so eine Waffe mit einem völlig schiefen ERMA-Logo auf der Plastikgriffschalen nicht ausgeliefert worden......

    Abschließend bezüglich der Unterschiede hier noch ein Bild vom Mündungsbereich der Waffen. Links eine EGP65, in der Mitte eine EGP315 und rechts nochmal die Ausfräsung am Lauf der EGP315 zur zusätzlichen Schwächung:

    Von der EGP315 wurden auch größere Mengen an vernickelten Waffen mit und ohne Holzgriffschalen hergestellt. Hier ein Exemplar mit Holzgriffschalen:

    Die Holzgriffschalen sind, wie bei ERMA üblich, aus einem Stück und sind sehr passgenau:

    Hier sieht man auch gut den gegenüber der EGP65 viel breiteren Magazinhalter, da die .315K-Magazine schmaler sind. Auffällig ist das besoners im direkten Vergleich. Oben ist eine EGP315, unten eine EGP65, deren Magazinhater erheblich kürzer ist:

    Hier die passenden Magazine zu den Waffen:

    Links ein 8mmK-Magazin der EGP65 (baugleich mit EGP55), in der Mitte ein .315K-Magazin der EGP315 und rechts ein baugleiches Magazin ohne ERMA-Beschriftung, das von der bei ERMA für IWC gefertigten IWC Lady stammt, welche fast baugleich zur EGP315 ist:

    Wie auch die EGP315 gab es auch die IWC Lady vernickelt. Allerdings wurde sie immer mit schwarzen Kunststoff-Griffschalen ausgeliefert auf denen ein IWC-Logo eingeprägt ist. Neben der Beschriftung ist der an der Mündung beidseitig angephaste Schlitten die einzige Änderung gegenüber der EGP315. Die IWC-Waffen haben allerdings auch einen eigenen Seriennummern-Bereich, der mit 01xxxx anfing, während die EGP315 mit 00xxxx versehen wurde. Vertrieben wurden die IWC-Modelle ausschließlich über IWC.

    Sämtliche Waffen hier besprochenen Waffen besitzen aufgrund des SA-Abzuges keinerlei Sicherung zur Bedienung. Lediglich eine Fallsicherung ist für den Hahn integriert, damit sich beim Herunterfallen der durchgeladenen aber entspannten Waffe kein Schuß lösen kann. Ausprobieren möchte ich das natürlich nicht, da es sich bei allen Waffen bis auf die abgebildete PTB146-Waffe noch um ungeschossene Exemplare (abgesehen vom staatlichen Beschuß) handelt, die teilweise noch jüngfräulich in der Orginalverpackung mit allen Unterlagen lagen und ein solcher Test die entsprechende Waffe zumindest für immer zeichnen würde.....

    Ich hoffe, dieser kleine Überblick nützt Euch ein wenig. Alles an Informationen konnte ich nicht einbauen, damit es nicht zu langweilig wird. Natürlich möchte ich auch an dieser Stelle wieder auf die ERMA-Datenbank hinweisen: https://www.co2air.de/wbb2/thread.php?threadid=24894. Falls noch nicht geschehen bitte die Daten Eurer ERMA’s (egal ob LG, SSW oder scharf) per PN an mich senden.