Test Beretta 92 FS und Walther CP 88 mit verstellbarer Visierung

  • Da es für die Waffen selbst schon Testberichte in diesem Forum gibt, beschränke ich mich auf den Test der verstellbaren Visierung.

    Vorgeschichte für die Nutzung der verstellbaren Visierung
    Ich nutze meine Walther CP88 und die Berette 92 FS auch für das Schießtraining „Präzisionsschuss“ auf 10 Meter im stehend beidhändigen Anschlag (militärischer Anschlag).
    Das Training (mindestens zweimal pro Woche) zeigt auch schon erste Erfolge bei der Schießausbildung in der „Firma“. Erstmals in meinem hohen Alter habe ich beim Schießen mit Bw-Pistole P 8 (9 mm X 19) auf 25 Meter im militärischen Anschlag zweimal hintereinander 50 von 50 Ringen geschossen.
    :new11:

    Beim Anschießen der Waffen stand ich vor dem Problem, dass zwar die sehr geringen Seitenabweichungen der Standardvisierung durch Verstellen der Kimme korrigiert werden konnten. Beide Waffen schossen auf 10 Metern jedoch auch zu tief. Diese Trefferlage konnte ich nur durch Änderung des Haltepunktes korrigieren.
    Da ich das Ziel aufsitzen lassen wollte, musste auch für die Höhenabweichung ein Ausgleich her. Das behelfsmäßige Korrigieren durch „Unterfüttern“ der Kimme sagte mir nicht zu. Daher habe mir zunächst für die Beretta, später auch für die CP 88, die verstellbare Visierung gekauft.
    Die Trefferbilder der Kontrollserien (3 Schuss auf 10 Meter Anschlag sitzend aufgelegt ) nach dem Anschießen mit Standardvisier (oben) und verstellbarer Visierung (unten) sind auf Bild 1 und 2 zu sehen.


    Bild 1: Kontrollserie mit Standardvisier


    Bild 2: Kontrollserie mit verstellbarem Visier

    1. Umbau der Visiereinrichtungen
    Der Umbau der Visiereinrichtung kann bei beiden Waffen von handwerklich durchschnittlich begabten Menschen, die im Besitz von Schraubendrehern sind, problemlos durchgeführt werden.

    a.) Kimme bei Walther CP 88 und Beretta 92 FS
    Das Auswechseln der Standardkimme gegen die verstelltbare Kimme gestaltet sich bei beiden Waffen sehr einfach. Zunächst ist die Schraube der Standardkimme zu lösen und die Kimme zur Seite aus der Nut herauszuschieben. Die verstellbare Kimme wird soweit in die Nut eingeschoben, dass sie mittig sitzt und mit den beiden Inbusschrauben gesichert

    b.) Korn bei Beretta 92 FS und Walther CP 88
    Da durch die verstelltbare Kimme die Visierlinie angehoben wird, muss bei beiden Waffen ein höheres Korn eingebaut werden (Unterschiede siehe Bild 3, 4 und 5).


    Bild 3: Beretta 92 FS mit Standardvisier


    Bild 4: Beretta 92 FS mit verstellbarem Visier


    Bild 5: Vergleich Standardvisier (oben) und verstellbares Visier (unten)

    Die Arbeiten sind selbstverständlich nur bei entladenen und gesicherten Waffen durchzuführen. Die CO2-Kartusche ist aus der Waffe zu entnehmen.
    Also macht euch noch einmal einen Spaß und schießt sie leer
    :johnwoo:

    b1.) Korn bei Beretta 92 FS austauschen
    Zunächst ist der Vorderverschluss zu öffnen, um ein wenig Spannung von der Feder zu nehmen. Anschließend ist die Schraube unter dem Rohr (uups... Bw-Slang = Lauf) herauszuschrauben und der Vorderverschluss vom Griffstück abzuziehen.
    Danach sind zwei Befestigungsschrauben im Verschluss zu lösen und die Klemme für die Laufinnenteile zu entnehmen.
    Jetzt kann das Rohr ca. 2 mm in den Vorderverschluss geschoben (siehe Bild 6), das Standardkorn nach oben entnommen und das höhere Korn eingesetzt werden. Nachdem das Rohr wieder in die richtige Position geschoben wurde und die Waffe in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammengesetzt werden.


    Bild 6: Rohr in den Vorderverschluss schieben

    b2.) Korn bei Walther CP 88 austauschen
    Auch hier ist der Vorderverschluss zu öffnen, um ein wenig Spannung von der Feder zu nehmen. Anschließend ist die Schraube unter dem Rohr herauszuschrauben und der Vorderverschluss vom Griffstück abzuziehen.
    Danach ist die Schaftschraube (siehe Bild 7) mit dem mitgelieferten Inbusschlüssel aus dem Vorderverschluss herauszudrehen und das Verschlussinnenteil nach hinten herauszunehmen. Dadurch wird das Korn frei und kann gegen das höhere Korn ausgetauscht werden.


    Bild 7: Schaftschraube herausdrehen

    Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge, wobei es eine ziemliche Fummelei war, die Schaftschraube wieder einzusetzen (das Spiel der Schraube geht gegen Null).


    Bild 8: Walther CP 88 mit verstellbarem Visier

    c.) Anschießen der Waffen
    Das Anschießen der Waffen ist mit der Justieranleitung ganz leicht:
    - Rechtsschuss: Schraube rechts an der Kimme gegen den Uhrzeigersinn drehen
    - Linksschuss: Schraube rechts an der Kimme im Uhrzeigersinn drehen
    - Tiefschuss: Schraube auf der Kimme gegen den Uhrzeigersinn drehen
    - Hochschuss: Schraube auf der Kimme im Uhrzeigersinn drehen
    (siehe Bild 9) Die Schrauben geben ein leises >Klick< beim Drehen von sich.


    Bild 9: Justieranleitung für beide verstellbaren Visierungen

    2. Qualität der verstellbaren Visierung
    Die Qulität der verstellbaren Visierung bewerte ich als gut.
    Die mehrsprachigen Bedienungsanleitungen (einschließlich der Justieranleitungen) sind verständlich geschrieben und zur besseren Verständlichkeit ausreichend bebildert.

    Die Schraubenschlitze sind ausreichend hart, sodass sie nicht schon beim ersten Justieren beschädigt werden (passende Schraubendreher vorausgesetzt).

    Lediglich bei der Beretta 92 FS habe ich festgestellt, dass sich das Korn geringfügig bewegen lässt. Ich werde es voraussichtlich mit einem Kleber fixieren.

    3. Vorteile / Nachteile der verstellbaren Visierung gegenüber dem Standardvisier
    a.) Vorteile
    - leichteres Nachjustieren der Visiereinrichtung bei Seitenabweichungen
    - Nachjustieren der Visiereinrichtung bei Höhenabweichungen oder Distanzänderungen wird möglich

    b.) Nachteile
    - das Waffendesign wird verändert. Insbesondere das höhere Korn stört den Gesamteindruck der Waffen (vergleiche Bild 3 und 4)
    - hoher Preis der verstellbaren Visierung (je ca. 40,00 €)

    4. Welche Verbesserungen wünsche ich mir für die verstellbaren Visierungen
    - das Nachjustieren sollte ohne Werkzeug möglich gemacht werden (wie beim Matchvisier)
    - Kimme und Korn sollten mit selbstreflektierenden Punkten oder zumindest Farbmarkierungen versehen werden, um auch bei schlechteren Lichtverhältnissen gut zielen zu können (vielleicht bin ich da von der „Firma“ auch nur etwas verwöhnt).

    5. Fazit
    Aus meiner persönlichen Sicht lohnt sich die Nachrüstung der Waffen mit einer verstellbaren Visierung immer dann, wenn besonderer Wert auf den Präzisionsschuss bei wechselnden Distanzen oder Bedingungen (z.B. Schießen im Freien mit Seitenwind) gelegt wird.
    Dabei ist in Kauf zu nehmen, dass sich das Erscheinungsbild der Waffe etwas zum Nachteil verändert.

    Wer nur mal eben auf ein paar Dosen schießen oder zum Spaß schnell ein Magazin leeren will, kann sich das Geld sparen.

    Ich hoffe, dass euch dieser Testbericht ein wenig weitergeholfen hat. Wenn es noch Fragen oder Anregungen gibt, immer her damit....

    Gruß... Marathon

    :F: Die einfachste Sicherheitsregel: Das dünne Ende ist gefährlich :F:
    S&W 586 in 6", Walther CP88, CP99, Lever Action long, Umarex Desert Eagle, Beretta 92FS, Px4 Storm; in der "Firma" HK G36 und P8
    FWR-Mitglied Nr. 30524

    2 Mal editiert, zuletzt von marathon (24. April 2006 um 23:41)