ERMA ELG10

  • Heute möchte ich Euch mal ein Luftgewehr vorstellen. Wer meinen Sammlungsschwerpunkt ERMA kennt, kann sich natürlich denken, dass es sich dabei um das ERMA ELG10 handelt. Es ist die einzige jemals von ERMA hergestellte Luftdruckwaffe und weist ganz im Gegensatz zu den sehr hochwertigen anderen Waffen von ERMA und deren meist gut durchdachten Details einen Konstruktionsfehler auf. Stefan (HWJunkie, siehe Was hat Erma an LG/LP's gefertigt? ) hat ja bereits vor einiger Zeit in einem Thread darauf hingewiesen und auch gleich die Lösung mit gut nachvollziehbaren Bildern erklärt. Deshalb möchte ich darauf nicht noch einmal eingehen. Ich kann aber trotzdem nur jedem raten, der ein ELG10 besitzt und dies regelmässig nutzen möchte, die beschriebenen Änderungen vorzunehmen, bevor der Systemträger bricht. Meines ist nicht modifiziert, wird aber als reine Sammlerwaffe auch kaum genutzt. Nun aber erstmal was für’s Auge, bevor ich zu den technischen Details komme:

    Wie unschwer zu erkennen, orientiert sich das ELG10 am klassischen Winchester UHR (= Unterhebelrepetierer) Design. Hier sehen wir die Ausführung mit dunklem Buchenschaft im Vergleich zum allgemein bekannten Walther Lever Action Long, welches im Bild oben abgebildet ist. Beide Gewehre sind fast gleich groß und gut verarbeitet, wobei beim ELG10 alles aus Metall ist, während beim WLA einige Anbauteile aus billigem Kunststoff sind. Hier nun die technischen Daten des ELG10:

    Gesamtlänge: 970mm
    Lauflänge: 450mm
    gezogener Lauf
    Kaliber: 4,5mm (.177)
    Visierlänge: 400mm (11mm Prismenschiene für Zielhilfenmontage vorhanden)
    Gewicht: 2,9kg
    Sicherung: Schiebesicherung (Abzug blockierend)

    Die Waffe ist ein Einzellader mit starrem Lauf und beweglichen Luftzylinder (Kompressionsraum) und wird mit dem Unterhebel gespannt. Hier der Spannvorgang im Einzelnen. Wir fangen mit dem angeklappten Unterhebel an:

    Dieser bewegt sich, unterstützt durch eine innenliegende Feder, nach einem leichten Zug nach unten. Diese Funktion läßt sich auch durch das Schieben der Sicherung (der kleine Schieber oben am Griff, wo bei einer normalen UHR der Hahn sitzt) in die gesicherte Stellung erreichen, wobei automatisch auch der Unterhebel abgestellt wird. In beiden Fällen ist der Unterhebel jetzt in dieser Stellung:

    Nun nimmt man am Besten mit der einen Hand das Gewehr am Vorderschaft mit der Mündung nach unten (man hält es also fast senkrecht nach unten, aber natürlich nicht zielgenau auf die eigenen Füße....) während die andere Hand den Unterhebel umgreift und diesen langsam weiterspannt.

    Dabei greift eine innenliegende Rastung zur Sicherheit in regelmässigen Abständen, damit beim versehentlichen Abrutschen der Hebel in der letzten Stellung stehen bleibt. Auch sieht man auf den Bildern, wie sich gleichzeitig langsam die oben liegende Ladeöffnung offnet.

    Im folgenden Bild ist der Hebel in seiner Endstellung und damit der Luftzylinder komprimiert und die Ladeöffnung komplett offen.

    Nun kann man den Unterhebel loslassen, die Mündung in eine sichere Richtung drehen (normalerweise zum Ziel, da das Laden bei senkrecht stehenden ELG10 fummelig ist) und sieht so die offene Ladeöffnung vor sich:

    Jetzt nimmt man ein Diabolo (oder mit was man sonst schiessen will) und führt es in das Laufende. Auf dem folgenden Bild ist ein Diabolo für’s Foto nur halbreingesteckt worden:

    Das Diabolo muß natürlich komplett bündig in den Lauf. Also schnell rein damit:

    Somit ist das System gespannt und das Geschoß geladen. Jetzt müssen wir nur noch die Ladeöffnung wieder schliessen, was automatisch durch zurückklappen des Unterhebels passiert. Bevor wir das machen, schnell noch ein Foto vom Kompressionszylinder gegenüber des Laufendes in der offenen Ladeöffnung, damit Ihr das auch noch gesehen habt:

    Nun aber endlich zu damit:

    Nachdem wir nun mit der Waffe im Anschlag das Ziel anvisiert haben, müssen wir noch schnell den Abzug freigeben, sofern die Sicherung beim Spannen aktiviert war (sollte immer, es geht aber leider auch ohne.....). Dazu den Sicherungshebel mit dem Finger leicht eindrücken um dessen Sperre zu überwinden und dann leicht nach vorne schieben:

    Damit können wir nun unseren Schuß abgeben. Hierbei würdet Ihr angesichts des alten Systems, des kleinen Kompressionsraumes und der unergonomischen Winchester-Designs über die Genauigkeit erstaunt sein. Die drei von mir abgegebenen Testschüsse waren auf 10m alles 9er und 10er auf der LG-Scheibe und ich bin eigentlich ein grottenschlechter Schütze..... Die Messung von fünf weiteren Probeschüssen ergab im Mittel eine Energieabgabe von 4,64 Joule. Nicht viel aber man kann einigermaßen genau Löcherstanzen.

    Nach dieser bilderreichen Etappe jetzt noch ein paar Hintergrund-Informationen. Danach gibt’s auch wieder was für’s Auge.... Das ELG10 wurde meines Wissens auf die IWA 1981 vorgestellt. Die Auslieferung begann noch im gleichen Jahr. Die hier vorgestellte Waffe wurde am 2.2.1982 in Stuttgart gekauft und trägt die Seriennummer 782. Mir sind noch einige weitere Serienummern zumindest bis knapp unter 1500 bekannt. Wieviele der Waffen damals produziert wurden, ist mir nicht bekannt. Falls jemand von Euch noch eines besitzt, so sendet mir bitte eine PN mit der Seriennummer und sämtlichen Daten, die auf einen Produktions- bzw. Kaufzeitpunkt hinweisen (z.B. Rechnungsdatum, Datum in der Garantieurkunde, Aussagen vom Vorbesitzer, usw.). Aus gegebenen Anlass möchte ich auch nochmal auf meine ERMA Seriennummern-Datenbank (siehe Thread Erfassung ERMA Bauzahlen & SN-Bereiche ). Es sind bereits weit über 350 Belegstücke erfasst und wenn Deines noch nicht dabei ist, dann bitte Daten zusenden.

    Zumindest bis 1984 war das ELG10 regelmässig in den mir vorliegenden Prospekten, während es 1988 nicht mehr auftauchte. Mir sind auch keine Sondermodelle des ELG10 bekannt. Von allen anderen ERMA-UHR’s gab des Sondermodelle mit anderen Schäften, anderen Läufen, altversilbert mit Arabeskengravuren, vergoldete Systemkästen, eingelassene Jubiläumsplaketten, usw. Selbst von der SSW-Version (dem EG294) gab es zumindest eine Version mit Gravuren, aber scheinbar nicht vom ELG10.

    ERMA gab damals großzügig zwei Jahre Garantie auf Kolbenfeder und Kolbendichtung. Wieviele der Waffen allerdings mit gebrochenen Systemträger zurückkamen, ist mir auch nicht bekannt.....

    Bei ERMA wurden grundsätzlich möglichst viele Gleichteile zwischen den verschiedenen Modellen verwendet. Allerdings sind das beim ELG10 sehr wenige, da dies ja die einzigste Luftdruckwaffe bei ERMA war. Neben einigen Federn, Schrauben und Stiften, die mit vielen anderen Modellen geteilt werden, sind es z.B. der Schaft (gleich mit EG294, EG71, EG712, EG72, EG722 und EG76) oder auch die gesamten Teile der Visierung. Übrigens trägt der Schaft eine massive Schaftkappe aus Metall, die sehr passgenau mit zwei Schrauben am Schaftende montiert ist.

    Nachdem wir uns etwas mit der Historie der Waffe und einigen Details befasst und auch bereits geschossen haben, schauen wir uns jetzt einmal die Mündung genauer an:

    Da ist nicht nur das Korn mit dem massiven Metall-Kornschutz auf dem Kornsattel und die Mündung selbst gut zu sehen, sondern auch eine gerändelte Abdeckung am unteren Rohr, das bei echten UHR’s normalerweise das Magazin darstellt. Da es sich um einen Einzellader handelt, wollen wir der Sache doch gleich mal auf den Grund gehen, was sich da verbirgt und siehe da, ERMA hat mal wieder mitgedacht und hat dort gleich einen Putzstab mit eingebaut. Hier sieht man den Stab abgeschraubt und ein paar Zentimeter rausgezogen.

    Es ist ein Messingstab, um den gezogenen Lauf nicht zu zerkratzen. Mit der aufgeschraubten Bürste ist der Stab etwas länger als der Lauf womit man sehr gut den Lauf komplett reinigen kann.

    Ein letztes Bild habe ich noch für Euch, bevor ich langsam zum Ende komme. Hier sieht man die linksseitige Beschriftung der Waffe und auch das Visier relativ gut:

    So, das war’s auch schon zu diesem Luftgewehr. Als Fazit kann ich nur sagen, dass die Waffe eher für den ernsthaften Luftgewehr oder ERMA Sammler in Betracht kommt. Sie schießt zwar relativ gut, ist aber als Einzellader auf Dauer etwas nervig. Auch bekommt man keinerlei Ersatzteile mehr, da es ERMA ja nicht mehr gibt und von dem ELG10 ziemlich wenig Waffen produziert wurden. Zum UHR-Schiessen nehme ich ganz ehrlich lieber die WLA. Da muß man nichts spannen, kann schnell die 8-schüssigen Magazintrommeln nachladen, die Waffe ist stärker und man bekommt bei Bedarf jederzeit Ersatzteile. Trotzdem ist das ELG10 für technikverliebte wie mich eine schöne und zum Großteil gut durchdachte Konstruktion, die auch einige Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Luftgewehren aufweist und so möchte ich die Waffe nicht missen.