Revolver .380: Erma EGR 66 und Schwestermodelle

  • Heute wollte ich Euch mal etwas über den ERMA Revolver EGR66 und seine Schwestermodelle schreiben. Die Revolver wurden, wie bei allen ERMA-SSW’s üblich, zum Großteil aus Teilen Ihrer „scharfen“ Schestermodelle in den Kalibern .22LfB bis hin zu .38Spezial, zusammengebaut und beweisen, wie auch der EGR77 in einen meiner anderen Tests, die hochwertige Verarbeitung bei ERMA. Es sind ziemlich exakte Kopien der Smith & Wesson Revolver Modell 36.

    Der EGR66 erhielt am 18.5.1976 die Bauartzulassung der PTB unter der Nummer 162. Am 18.9.1980 kam sein Schwestermodell EGR66X unter der Zulassungsnummber PTB162/2 hinzu, welches der einzige jemals in Deutschland zugelassene komplett aus Edelstahl gefertigte Schreckschuß-Revolver ist. Es gab zwar auch Zulassungen von SSW-Umbauten scharfer Waffen (z.B. Enfield, Webley, H&R, Neumann, Hege, usw), erstere kommen aber bei weitem nicht an das Finish und die Qualität dran und auch bei den Western-Umbauten sind Spaltmasse ala ERMA (siehe Bilder weiter unten) kaum zu finden. Am 30.6.1992 erhielt der EGR66 dann noch zwei weitere Schwestermodelle mit gleicher Zulassung, den IWC Chief und den IWC Gendarm, die beide von ERMA für die Firma IWC gebaut wurden und bis auf die Beschriftung und Details am Finish, komplett baugleich sind. Später änderte die Firma IWC noch ihren Namen in IWG und so gab es auch einen IWG Chief. Ob es auch einen IWG Gendarm gab, entzieht sich meiner Kenntnis. Hier nun erstmal was für’s Auge:

    Die Zulassung der EGR66X lief am 31.3.1994 aus, wobei nach dem traurigen Ende von ERMA in Dachau aus Ersatzteilen noch weitere Edelstahlrevolver im Jahr 2000 in Suhl zusammengesetzt wurden, dort auch beschossen wurden und in den Handel kamen. Schon ungewöhnlich, dass das Beschußamt trotz der seit Jahren abgelaufenen Bauartzulassung so etwas macht. Wäre interessant zu wissen, wie bei so einem Stück die exakte Rechtslage aussieht, wobei das in der Realität wohl (hoffentlich) keine Probleme macht. Am 30.6.1994 lief dann auch die gemeinsame Zulassung für den EGR66 und seine IWC/IWG Schwestern aus.

    Die Seriennummern wurden durchgängig zwischen allen Modellen vergeben und fingen 1976 bei 00001 an. Zwischen 1977 und 1978 wechselte man dann auf die ERMA-typischen 6-stelligen Seriennummern und fing mit 010001 wieder an. Bis dahin wurden zumindest SN’s bis 05xxx ausgeliefert. Die Seriennummern liefen dann mit einigen „Löchern“ zumindest bis 082xxx durch. Momentan habe ich leider keine Seriennummern aus Suhl in meiner Datenbank (siehe Erfassung ERMA Bauzahlen & SN-Bereiche ), obwohl es zumindest einige EGR66X von dort gibt. Wenn also jemand die Daten seiner ERMA-Schätzchen noch nicht mitgeteilt hat, bitte PN an mich.

    Hier nun die Daten der Baureihe:
    Länge: 160mm
    Höhe: 106mm
    Breite: 33mm
    Lauflänge: 2“
    Kapazität: 5 Schuss
    Trommelspalt: von nicht meßbar bei einigen Exemplaren bis hin zu 0,2mm bei anderen
    Gewicht: EGR66/IWC/IWG = 565gr, EGR66X = 585gr

    Bei allen Modellen ist die Trommel, das Laufinnere, der Schlagbolzen und alle anderen Funktionsteile aus Stahl, beim EGR66X ist alles aus Edelstahl. Den EGR66 gab es meines Wissens nur brüniert. Der IWC/IWG Chief war normalerweise verchromt (wie oben abgebildet), wurde aber auch brüniert angeboten. Außerdem sind der Abzug, der Hahn und der Trommelöffner immer brüniert. Ein IWC Gendarm ist mir noch nicht über den Weg gelaufen. Eventuell gab es von diesem Modell auch nur Prototypen und die Waffe wurde ausschließlich als Modell „Chief“ vermarktet. Wenn jemand hier mehr Informationen hat, bitte per PN melden. Vom EGR66X gab es über die Jahre zwei verschiedene Oberflächenvergütungen. In den ersten Jahren wurden die Revolver poliert. Da dies trotz der Widerstandsfähigkeit des Edelstahls etwas empfindlich ist (man sieht halt auch die feinsten Kratzer auf der leicht spiegelnden Oberfläche...), ist man in den späteren Jahren dazu übergegangen, die Waffen mit einem etwas matteren Perlstrahlfinish auszuliefern.

    Alle Waffen wurden mit dem standart-ERMA Abschußbecher geliefert. Bei den EGR66 und den IWC/IWG-Modellen ist das der brünierte Becher mit der Nummer 6523 und den kleinen Bohrungen. Der EGR66X wurde mit einem baugleichen Edelstahlbecher geliefert. Einige dieser Edelstahlbecher tragen auch die Nummer 6523, andere gar keine Bezeichnung. Die normalen brünierten Becher wurden übrigens bei allen ERMA-SSW’s im Kaliber 8mmK, 9mmR und .315K benutzt während die .35K und 9mmPA-Modelle mit einem Becher mit erheblich größeren Bohrungen und dummerweise gleicher Bezeichnung ausgeliefert wurden......

    Alle Revolver haben ab Werk eine blanke Edelstahlschraube für die Griffschalen (selbst bei den brünierten Waffen) und wurden normalerweise mit Holzgriffschalen inkl. Messingbuchse für die Griffschalenschraube ausgeliefert. Auf dem Bild oben sieht man verschiedene Versionen. Während der IWC Chief (oben links im Bild) natürlich keine ERMA-Plakette in die Griffschalen genietet hat, ist das bei allen anderen der Fall. Auch hier kam die sehr hochwertige Nietverbindung zum Einsatz, wie ich sie bereits beim EGR77 Test beschrieben und abgebildet habe (siehe Revolver: Erma EGR 77 mit 4"-Lauf ). Beim abgebildeten EGR66 (oben rechts im Bild) sind die rundlichen Standard-Griffschalen montiert, die aber bei diesem Modell ziemlich dunkel ausgefallen sind. Im Vergleich dazu sind die Griffschalen beim alten EGR66X ( Beschuß 1984, unten rechts im Bild) ähnlich, aber bei genauem Hinsehen doch eckiger gestaltet. Der relativ späte EGR66X (Beschuß 1991, unten links im Bild) weisst dagegen komplett runde Griffschalen ohne Fischhaut auf. Ferner gab es noch längere, unten komplett eckige Griffschalen für den normalen EGR66 (nicht abgebildet) ab Werk und beim EGR66X gab es noch ein Sondermodell mit Perlitt-Griffschalen (Perlmutt-Ersatz, auch nicht abgebildet) ab Werk. Hier der Rahmen ohne montierten Griff:

    Da die Griffe exakt dem Smith & Wesson J-Frame gleichen, passen für diesen Rahmen alle Griffschalen der Zulieferer (z.B. Hogue oder Pachmayr). Hier zwei Bilder eines EGR66X mit verschieden Pachmayr-Griffschalen (wobei die unteren Griffschalen eigentlich zu einem größeren S&W-Rahmen gehören):

    Der Hahn und das oberflächenfinish sind ERMA-typisch extrem hochwertig produziert. Allerdings ist der Schlagbolzen im Hahn vom EGR66 nicht federbelastet wie beim EGR77, da der zu kompensierende Winkel, um das Zündhütchen exakt im Lot zu treffen, nicht so groß ist. Hier ein Bild davon:

    Appopos Finish. Damit alle, die die ERMA Qualität bisher nicht kennen, einen Vorgeschmack bekommen, wollte ich Euch hier noch ein Bild zeigen, wie exakt die Seitenplatte in den Revolver eingearbeitet ist. Deshalb trägt die ja auch eine eigene Seriennummer im Inneren, weil die so exakt nur beim zugehörigen Rahmen passt (wie auch der Trommelarm, Details könnt Ihr im EGR77-Test sehen). Bei dem Bild handelt es sich übrigens um einen 15 Jahre alten und langjährig beim Vorbesitzer „geführten“ Revolver.......

    Anfangs habe ich noch unterschiedliche Details beim Finish zwischen dem EGR66 und seinen IWC/IWG-Schwestermodellen erwähnt. Auch hierzu möchte ich Euch noch zwei Detailfotos zeigen. Auf dem ersten ist die Beschriftung des IWC Chiefs:

    und das zweite zeigt die unterschiedliche Rändelung auf dem Trommelausstoßer. Während alle EGR’s, wie auf dem oberen Teil des Bildes anhand eines EGR66X zu sehen ist, eine grobe Rändelung besitzen, hat der darunter abgebildete IWC-Revolver eine feine Rändelung. Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, das die Verchromung dies erforderte.

    Hier noch ein Frontblick. Welche SSW sieht heute noch so „scharf“ aus mit den bündigen und etwa gleich großen Trommelbohrungen?

    Der Lauf ist nur durch eine etwa zur Hälfte von unten hineinragende Laufsperre blockiert und ist deshalb sehr reinigungsfreundlich. Wie auch beim EGR77 sieht man den Schlagbolzen, wenn man durchsieht:

    Die Trommel hat saubere unterkalibrige Bohrungen, die mit dem Lauf fluchten:

    Und zum Schluß noch als „Schmackerl“, wie man hier in Bayern sagt (ich bin allerdings eingewanderter Fischkopp) noch der legendäre Trommelspalt. Auch auf diesem Foto sieht man wieder das überragende Finish und der sogenannte Trommelspalt ist eigentlich gar nicht vorhanden.....

    So, das war ein kleiner Überblick über diese kleinen ERMA-Revolver. Ich habe Alles nach besten Wissen geschrieben. Wenn jemand aber andere Quellen, Meinungen oder zusätzliche Informationen hat, dann bitte eine PN.