Revolver .380: Erma EGR 77 mit 4"-Lauf

  • Im Gegensatz zu meinen bisherigen Tests möchte ich mich heute statt mit einer Übersicht einer Modellreihe nur mit einer Waffe befassen – mit der Erma EGR77 in der 4“-Variante.

    Erma baute lediglich zwei Grundversionen seiner Revolver auch als SSW-Variante. Neben den 5-schüssigen EGR66 (PTB162) und EGR66x (PTB162/2) Kompaktrevolvern, wurden die größeren EGR77-Brüder in unterschiedlichen Versionen angeboten. Die frühen Versionen mit der Zulassungsnummer PTB 233 wurden von irgendwann um 1979/80 eingeführt und bis 1993 gebaut. Etwa bei Seriennummer 27000 wechselte die Zulassung zu PTB-Nummer 601, von welcher weit geringere Stückzahlen gebaut wurden. Nicht zuletzt auch aufgrund der relativ kurzen Bauzeit. Beide Versionen gibt es in der 2,5“-Lauf und in der hier gezeigten 4“-Lauf Variante. Hier möchte ich mich nur mit der abgebildeten selteneren 4“-Variante beschäftigen. Erstmal die Daten:

    Länge: 245mm
    Höhe: 145mm
    Breite: 37mm
    Gewicht: 992gr
    Trommelspalt: 0,2mm
    Kapazität: 6-Schuß Trommel
    Abzugswiderstand: 2850gr SA, 6000gr DA
    Seriennummer: 024618
    Beschuß: 1992 in München

    Dieser Revolvertyp wurde von Erma auch in „scharfen“ Kalibern bis hin zur .357Magnum gefertigt. Viele Teile zwischen „scharfer“ und SSW-Version sind gleich. Der Abzugsmechanismus mit seinen mehrfachen Sicherungen ist, da auch er von der „scharfen“ Version stammt, für eine SSW sehr genau und aufwendig konstruiert:

    Selbst der Hahn hat einen separat eingesetzten und federbelasteten Schlagbolzen, der durch die Rahmenführung sauber rechtwinklig auf das Zündhütchen auftrifft (man beachte die sehr hochwertige Brünierung, welche sich z.B. in der hervorragenden Spiegelung des Trommelöffners zeigt):

    Die Trommel ist natürlich aus Stahl und hat zum Lauf hin sauber fluchtende Bohrungen:

    Der Lauf ist reinigungsfreundlich nur durch eine von unten hineinragende Stahlplatte versperrt. Dahinter zeigt sich im Bild unten deutlich der Schlagbolzen:

    Der Revolver besitzt oben eine durchgehende Visierschiene. Der hintere Teil ist geschraubt.

    Die extrem hochwertige Verarbeitung von Erma erkennt man z.B. auch an den Holzgriffschalen. Während bei anderen Herstellern einfache Metallplättchen oder Prägungen als Herstellerlogo eingeklebt sind, sind die Erma-Logos hier aus massiven Metall und wurden mit einer großen Unterlegscheibe vernietet. Auch ist die Aussparung zur Aufnahme des Rahmens sehr exakt gearbeitet.

    Neben den hier abgebildeten punzierten Holzgriffschalen gab es auch einfachere Versionen aus Holz. Viele Besitzer machen auch andere Griffschalen von Zulieferern wie z.B. Pachmayr dran. Dies ist einfach, da die Griffstückmaße denen von S&W-Revolvern entsprechen.

    Die hier abgebildete Waffe entspricht noch in allen westenlichen Einzelteilen der Werksauslieferung. Das erkennt man unter anderem auch an der sogenannten „Nummerngleichheit (matching numbers)“ und auch hier zeigt sich wieder die sehr hohe Passgenauigkeit, mit der Erma arbeitete, da selbst hochwertige SSW’s normalerweise nur eine Seriennummer, maximal noch die letzten Nummern auch auf die Trommel gestempelt haben, während beim Erma-Revolver die einzelnen Bauteile so genau angepasst wurden, das auf diesen einzelnen Teilen auch Seriennummern erforderlich waren, um Verwechsellungen auszuschliessen. Dies trifft auf den Trommel-Schwenkarm und den Rahmendeckel zu. Der Holzgriff trägt die Nummer natürlich nur, weil er die orginale Seriennummer verdeckt.

    Insgesamt läßt sich wohl kaum ein SSW-Revolver auf dem Markt finden, der besser verarbeitet ist, wenn man von den anderen Erma-Modellen und speziell dem EGR66x einmal absieht. Selbst die zu SSW’s umgebauten „scharfen“ Revolver von Enfield, Webley, Abion, usw. sind aufgrund Ihrer einfachen Kriegsproduktion schlechter verarbeitet und haben erheblich höhere Toleranzen. Bei guter Pflege ist so ein Teil eine Anschaffung für’s Leben......