Pistole 6mm: EM-GE 6mm Kastenmagazin-Pistolen Übersicht

  • Heute möchte ich Euch etwas über die kleinen 6mm Pistolen der Firma EM-GE schreiben, die es bereits seit etwa 50 Jahren auf dem deutschen Markt zu kaufen gibt. Da 6mm-SSW’s in Deutschland erst seit 1969 von der PTB bauartgeprüft sein und nach wie vor nicht wie stärkere Kaliber beschossen werden müssen, ist die Altersbestimmung leider recht schwer.

    Bekannt sind mir folgende Modelle:

    Modell 2a (Bild siehe PrePTB-Bilder weiter unten) wurde ausschließlich vor 1969 vertrieben und erhielt nie eine PTB-Zulassung. Diese Waffe weicht erheblichvon allen anderen 6x-Modellen ab und deshalb trifft die allgemeine Beschreibung nur zum Teil auf diese Waffe zu. Da ich dieses Modell nicht besitze, kann ich dazu auch nichts genaues schreiben.

    Modell 6 (Bilder siehe PrePTB- und PTB-Bilder weiter unten) gab es bereits in mehreren Ausführungen vor 1969 und viele dieser Waffen sind trotz der aktuellen Gesetzeslage in Deutschland und der damit verbundenen WBK-Pflicht dieser nicht PTB-gekennzeichneten Pistolen nach wie vor im Umlauf (natürlich bei WBK-Inhabern!). 1969 bei Einführung der Bauartzulassung durch das PTB wurde der damals aktuellen Version der Pistole die PTB-Nummer 25-69 zugeteilt. Die Waffe wird bis zum heutigen Tage mit dieser Zulassung hergestellt und vertrieben.
    Bei der Waffe handelt es sich um eine sog. Starterwaffe. D.h. der Ausschuß ist oben und nicht vorne. Normalerweise ist auch kein Gewinde zur Anbringung eines Singalbechers vorhanden, obwohl die etwas eigentümliche Version mit der falschen PTB33 ein Gewinde nebst Becher aufweist.
    Interessanterweise tauchen immer wieder gebrauchte Waffen dieses Modells mit der PTB-Nummer 33 auf, welche eindeutig nicht zu dieser Waffe gehört, sondern zur nach ähnlichem Funktionsmuster aufgebauten RG3 der Firma Röhm. Da mir mehrere dieser Waffen sowie auch eine alte RG3 aus den 50ern mit dieser professionell aufgebrachten Stempelung bekannt sind, scheint es sich hier um eine größere Serie von nachträglich gestempelter Waffen zu handeln. Wer das machte und ob dies gesetzeskonform war, ist eine offene Frage.

    Modell 6a (Bild siehe PrePTB-Bilder weiter unten) wurde ausschließlich vor 1969 ohne PTB-Zulassung vertrieben. Die Waffe hat ein Gewinde und mit dem passenden Signalbecher läßt sich Pyromunition verschiessen. Der Ausschuß ist vorne.

    Modell 6d (Bild siehe PTB-Bilder weiter unten) gab es auch bereits vor 1969. Danach erhielt die Waffe die Zulassung PTB 28-69 und damit wird sie bis zum heutigen Tage gefertigt und verkauft. Auch bei diesem Modell ist der Ausschuß vorne und es läßt sich mit dem passenden Signalbecher Pyromunition verschiessen.

    Modell 6g (kein Bild) kam wohl auch erst 1969 auf den Markt und trägt die Zulassungs-Nummer 27-69. Diese Waffe wurde scheinbar in geringer Stückzahl verkauft und wird auch seitens der Herstellers nicht mehr angeboten. Damit scheint dieses Modell von allen PTB-gekennzeichneten Waffen die seltenste Version zu sein. Da ich diese Waffe leider noch nicht besitze, kann ich dazu auch nichts beitragen.

    Modell 60 (Bild siehe PTB-Bilder weiter unten) wurde meines Wissens erst 1969 eingeführt und wird bis heute mit PTB 26-69 Stempelung vertrieben. Die Waffe hat einen Ausschuß nach oben (siehe Detailfotos am Ende des Berichts) und es kann kein Signalbecher angebracht werden.

    Modell 61 (Bild siehe PTB-Bilder weiter unten) kam wohl erst 1970 auf den Markt. Damals war die Zulassungsnummer 22-70. 1972 wurde die Waffe verändert und erhielt PTB 10-72, später nach erneuter Änderung die Zulassung PTB 122, mit der sie noch heute vertrieben wird. Allerdings ist diese Waffe aktuell als Exportmodell auf der Webseite des Herstellers gekennzeichnet. Sie hat einen Ausschuß nach oben, kann aber dank Gewinde einen Signalbecher aufnehmen.

    Modell 62 (Bild siehe PTB-Bilder weiter unten) folgte Anfang 1971 mit der Zulassung 1-71, welche später durch die Zulassung 120 ersetzt wurde. Dieses Modell wird heute nicht mehr vertrieben. Der Auschuß erfolgt durch den fest integrierten Signalbecher. In meinen Augen ist diese Waffe nicht gerade die formschönste der Baureihen.

    Modell 63 (Bild siehe PTB-Bilder weiter unten) kam 1973 mit der PTB-Nr.6 auf den Markt. Bis heute wird diese Waffe mit dieser Zulassung vertrieben, wobei die Waffe, wie auch alle anderen Modelle, über die Produktionszeit verändert wurde. Während die ersten Waffen noch über einen außen runden Lauf verfügten, sind die aktuell vertriebenen Modelle beidseitig angephast. Beide sind auch im direkten Vergleich weiter unten nochmals abgebildet. Der Ausschuß erfolgt vorne durch den integrierten Signalbecher.

    Gemeinsam sind allen Modellen die grundsätzliche Funktion und Bedienung. Bisher sind mir ausschließlich Waffen mit Kunststoff-Griffschalen bekannt. Bei alten Modellen sind die Griffschalen meist schwarz bzw. bei verchromten Waffen weiß und tragen zum Teil in den Griffschalen goldfarbene Metall-Plaketten, in der linken Griffschale (aus Schützensicht) mit der Hersteller-Bezeichnung EM-GE und in der rechten Griffschale der Modelltyp (z.B. 6d) oder die Herstellerbezeichnung. Aber auch vor 1969 wurden häufig Griffschalen ohne Plaketten verwendet, bei denen lediglich eine Hersteller-Prägung im Kunststoff anstelle der Plakette vorhanden ist.

    Alle Waffen verfügen über ein 6-schüssiges Kastenmagazin, welches unter dem Lauf von vorne nach hinten „durchläuft“. Vor dem ersten Schuß wird das Magazin vorne eingeführt. Beim Durchzug des Abzuges wird erst das Magazin um eine Patrone weitergeführt, dabei der Schlagbolzen, der im Griffstück sitzt, gespannt und am Ende bricht der Schuß. Es ist keine Vorspann-Funktion (SA=SingleAction) vorgesehen, wie bereits erwähnt. Nach dem letzten Schuß wird das Magazin am hinteren Ende der Waffe aus einer Klappe herausgeführt (siehe Bild mit dem ausgeklappten Dorn), kann entnommen werden und ein neues Magazin von vorne wieder eingeführt werden.
    Es gab in der etwa 50-jährigen Bauzeit drei verschiedene Magazine, welche nicht mit den Magazinen ähnlicher Waffentypen (z.B. Röhm RG3, Walther UP-1, Record GP-1, Umarex Mod.302, usw) wohl aber untereinander kompatibel ist. In der folgenden Abbildung sieht man alle drei Varianten.

    Das oberste ist die aktuelle Variante, wo die Patronen durch aufklappen eines Stahlbügels entfernt werden können. Das mittlere Magazin ist die alte Version für alle PrePTB und frühen PTB-Modelle und das untere ist von der Funktion her gleich dem ersten. Lediglich der vordere Teil des Bügels fehlt. Da ich aus mehreren Quellen einige dieser Magazine bekam, gehe ich davon aus, das nicht etwas jemand nur das Bügelende kürzte, was ich aber grundsätzlich nicht ausschliessen kann. Alle Versionen sind durch die in dieser Abbildung jeweils oben zu sehenden Stahlfeder gegen Herausfallen aus der Waffe gesichert.

    Linksseitig am oberen Ende der Griffschale sitzt bei allen Waffen eine Sicherung. Bei den vor 1969 gefertigten Modellen ist der Sicherungsknopf noch groß (siehe PrePTB-Bilder weiter oben). Seitdem gibt es nur noch kleine Knöpfe (siehe nächstes Bild). Diese haben lediglich zwei Stellungen: nach links geschoben ist die Waffe entsichert und feuerbereit und nach rechts ist die Waffe gesichert, wobei nur der Abzug einfach gesperrt wird, was aber durch die reine DA (Double Action) Funktion unkritisch ist. Im ungesicherten Zustand ist zur optischen Unterscheidung meist ein roter Farbpunkt sichtbar.

    Leider ist bei keinem Modell eine Entladefunktion, wie bei den aktuellen Konkurrenz-Modellen der Firma Röhm (z.B. RG3), vorhanden, was das sichere Entladen einer geladenen Waffe schwieriger macht. Ich mache das meist so, dass ich mit einem Bleistift oder Kugelschreiber von vorne auf das Magazin drücke, dabei die Waffe in eine sichere Richtung halte und langsam den Abzug ziehe, bis etwa auf halben Wege der Magazintransport freigegeben wird und ich mit dem Stift das Magazin komplett hinten aus der Waffe schieben kann.

    Des weiteren haben alle Waffen einen klappbaren Dorn um unteren Griffstück, mit welchen klemmende Patronenhülsen nach dem Schiessen aus dem Magazin herausgedrückt werden können. Dieser ist im vorherigen Bild im ausgeklappten Zustand zu sehen.

    Der Abzugswiderstand sämtlicher mir zur Verfügung stehenden Modelle lag zwischen 3,5kg und 6,0kg (im Mittel etwa bei 5kg). Das ist nicht wenig. Bedenkt man aber, dass mit dem Abziehen sowohl das Kastenmagazin bewegt, als auch das Schlagstück gespannt werden muß, ist das durchaus in Ordnung und trägt angesichts der einfach wirkenden Sicherung zur Sicherheit selbst bei.

    Bei allen Waffen ist aus Schützensicht links auf der Waffe die Herstellerbezeichnung und auf der rechten Seite der Modelltyp, sowie ggf. die PTB-Zulassung eingeprägt. Die Waffen wurden zum Großteil brüniert ausgeliefert. Früher gab es noch verchromte Versionen und angeblich soll das Modell 63 immer noch auf Anfrage und gegen Aufpreis verchromt lieferbar sein.

    Nun der direkte Vergleich der unterschiedlichen Ausschußöffnungen. Die Details der einzelnen Waffen sind ja bereits weiter oben beschrieben. Da meine PrePTB-Waffen gesetzeskonform in Österreich sind, standen für die Vergleichsfotos nur PTB-Modelle zur Verfügung. Hier sieht man die unterschiedlichen Mündungen:

    (beide Bilder von links nach rechts: Mod.60/PTB26-69, Mod.6d/PTB28-69, Mod.61/PTB22-70, Mod.62/PTB1-71, Mod.63/alt m.rundem Lauf/PTB6, Mod.63/neu m. Angephasten Lauf/PTB6, Mod.6/PTB33 Falschstempelung)

    Sämtliche Waffen sind zwischen 100-105mm lang, 75-90mm hoch, 24mm dick und wiegen ungeladen mit Magazin 240-350gr. Am besten eignen sie sich für kleine Hände mit kräftigen Zeigefinger...... Neu werden einige der Modelle immer noch vom Hersteller angeboten (siehe:
    http://www.emge-online.de/). Ich hoffe, dieser kleine Vergleich war für irgendjemand sinnvoll und falls Ihr noch eines der fehlenden Modelle loswerden wollt, oder mir Fotos & Details dieser Modelle mitteilen könnt, bitte PN senden.

    Danke an Ben (t610), der mich darauf hinwies, das sämtliche EM-GE's doch gefahrlos entladen werden können. Man muß nur den Entladedorn am Griffstück ausklappen und schon wird durch den Abzug nur der Magazintransport, nicht aber der Schlagbolzen betätigt. Ich habe es ausprobiert und es funktioniert bei allen meinen EM-GE's. Das kommt davon, wenn man alle Waffen gebraucht ohne Anleitung gekauft hat..... Danke an Ben.