Anics 9000s - Erfahrungsbericht und Tuning

  • Also...
    ich habe die Anics 9000S jetzt knapp eine Woche.

    Vorab mal das Fazit: Einfach nur gut!
    Die CP99 Compact liegt in der Ecke und wird da wohl noch eine Weile bleiben. Ich war sehr skeptisch, ob mir eine CO2 ohne Blowback, die nicht so gut zum Scheibenschießen geeignet ist wie die 6" CP88, wirklich Spaß machen würde, weil sie irgendwie ein 'Zwischending' ist. Aber sie macht Spaß. Und wie!
    In der Wohnung kann man damit wunderbar auf Scheiben, Röhrchen, Dosen, Marmeladengläser (HPPs gehen da glatt durch) usw. schießen.

    Doch eins nach dem anderen...


    Inzwischen habe ich verschossen:
    ca. 400 Walther HPP
    ca. 500 No-Name Blei-Diabolos
    ca. 44 Stahlkugeln (mehr werden es auch nicht, ich will mir die Züge nicht ruinieren).

    Insgesamt habe ich bisher 16 CO2-Kartuschen verbraucht. Das ganze innerhalb von fünf Tagen. Ich denke, das spricht für sich und für das Vergnügen, das sie bereitet. Auf Dauer allerdings ein ganz schön teurer Spaß... ;)

    a) Genauigkeit:
    Anfangs war alles etwas hakelig, nach den ersten 500 Schuß und ein paar Nacharbeiten wurde sie leichtgängiger.
    Das Trefferbild verbesserte sich zusehends, inzwischen schaffe ich auf ca. 8m eigentlich immer eine 9 oder eine 10. Bei der CP88 wäre mir das peinlich, aber bei einer 'Schauwaffe' wie der 9000S, deren Kimme und Korn nicht wirklich präzise sind, finde ich das beachtlich.
    Sie zog zwar zu hoch, aber das ließ sich leicht abstellen, inzwischen trifft sie dorthin, wo man hinzielt.

    b) Verarbeitung:
    Die 9000S ist recht 'russisch' verarbeitet.
    Wer mal ein Ural-Motorrad hatte, weiß, was ich meine.
    Sehr robuste Substanz, aber eher grob verarbeitet. Dafür sehr einfach nachzuarbeiten und bei etwas handwerklichem Geschick mit wenig Aufwand auf 'Westniveau' zu bringen.

    c) Zuverlässigkeit:
    Ich hatte ganz wenige Klemmer und diese ausschließlich mit Blei-Diabolos.
    Mit HPP gab es kein Problem, ca. 20 Magazine sind dort problemlos durchgegangen.
    Bei den Blei-Diabolos war es immer dasselbe Problem. Stets hat sich ein Diabolo aus einem (und zwar immer demselben) Fenster an der Vorderseite des Magazins herausgedrückt, sodass es sich beim Weitertransport verklemmte.
    Dies ist das einzige Fenster, das gross genug ist, ein Diabolo nach vorn durchzulassen, wäre es etwas schmaler, würde das nicht passieren. Hier sollte Anics nachbessern.
    Da es bei 24 Magazinen lediglich vier mal passiert ist, ist das allerdings noch zu verschmerzen. In allen Fällen ließ sich das Magazin problemlos nach unten herausziehen und das Diabolo herausdrücken. Den dicken Metallstab für das Rohr habe ich bisher nicht gebraucht.


    d) Nacharbeiten / Tuning:
    Um die 9000S zu verbessern, habe ich ein paar Kleinigkeiten verändert:

    Gussgrate entfernt:
    Der Gussgrat auf der Oberseite des Laufes ließ sich vorsichtig mit einem scharfen Messer entfernen. Nach drei Durchläufen war er weg. Auf Nachschleifen habe ich verzichtet, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass das den Kunststoff ruiniert.
    Nach dem Abnehmen des Schlittens zeigte sich auf dem Metallgehäuse, dort, wo das Ventil eingeschraubt ist, ebenfalls ein Gussgrat. Dieser liess sich mit einer kleinen Feile problemlos entfernen.

    Säubern des Schlittens:
    Auf der Innenseite des Schlittens zeigten sich im hinteren Bereich drei runde, erhabene Stellen. Ich habe den gesamten Bereich mit dem Dremel vorsichtig geglättet und dann poliert.
    Der Schlitten lässt sich nun problemlos und mit vergleichsweise moderatem Kraftaufwand nach hinten ziehen, er schnellt nach dem Drücken des Fanghebels satt und gleichmäßig vor.

    Nacharbeiten der Magazine:
    Die Magazine ließen sich recht schwer einstecken und herausziehen.
    Ich habe festgestellt, dass das schwarze Teil oben am Magazin, dort, wo es im Schlitten steckt, überstand und so quasi einen Widerhaken bildete, der das Herausziehen erschwerte.
    Nachdem ich es abgeschliffen habe, um es plan mit dem transparenten Kunststoff zu machen, lassen sich die Magazine erheblich leichter einstecken und herausnehmen.

    Abstellen des zu hoch Schießens:
    Zum einen habe ich die Kimme etwas abgeschliffen, bis fast an die weißen Punkte heran. Da dies immer noch nicht genügte, habe ich mir den Lauf mal näher angeschaut.
    Dabei ist mir aufgefallen, dass das Metallrohr innerhalb des Kunststofflaufes nicht ganz gerade saß, der Spalt an der Oberseite war erheblich schmaler als jener an der Unterseite.
    Ich habe dann ein dünnes Blech genommen, dies vorsichtig in Form gebogen, sodass es etwa ein Drittel des Rohres bedeckte. Das habe ich dann oberhalb des Rohres, zwischen Rohr und Kunststofflauf eingesetzt und es mit Hilfe eines dünnen Feinmechanikerschraubendrehers vorsichtig reingetrieben. Nachdem es ca. 1cm tief drin saß und man es nicht mehr sehen konnte, war der Spalt rundum gleich groß.
    Seitdem schießt sie dorthin, wo ich hinziele.

    Weiße Aufschrift auf dem Schlitten:
    Diese hat mir gar nicht gefallen, deshalb habe ich entfernt, indem ich sie mit schwarzem Lexan-Lack (z.B. erhältlich bei Conrad-Elektronik, entspricht optisch zu 99,9% dem von Anics verwendeten Lack) eingesprüht den ich dann direkt wieder abgewischt habe. innerhalb der gravierten, weiß eingefärbten Schrift blieb so der Lack zurück, vom Rest des Schlittens verschwand er.
    Der 'Pietro Beretta'-Schriftzug sowie das 'F' sind bei genauem Hinschauen noch zu erkennen, aus ein paar cm Entfernung aber schon nicht mehr. Da sich im Polymergriffstück ein weiteres 'F' befindet, sollte dies bezüglich der vorgeschriebenen Kennzeichnung in Ordnung sein.
    Sie ist jetzt -abgesehen vom kleineren Kaliber- optisch vom Original erst auf den dritten Blick zu unterscheiden.


    Zusammenfassung:
    Die 198,- Euro sind gut angelegt und ich bereue es nicht, mir die Anics 9000s gekauft zu haben.

    Eigentlich sollte man in dieser Preisklasse erwarten, dass keine weiteren Nacharbeiten erforderlich sind. Aber andererseits macht es auch Spaß, mal wieder das Feinmechanikerwerkzeug auszupacken und selbst Hand anzulegen.

    Ich kann sie guten Gewissens jedem empfehlen, der genug handwerkliches Geschick hat, die erforderlichen Nacharbeiten selbst zu erledigen.
    Alle anderen sollten sich den Kauf allerdings überlegen, ohne diese Nacharbeiten ist die Freude doch etwas getrübt.