Einführung:
Das Zielfernrohr wirkt bekannt, solche Optiken werden seit Jahren bei einschlägigen Auktionshäusern mit oder ohne Herstellerlabel und meist für wenig Geld vertrieben. Zeitweise bieten Händler diese Zielfernrohre sogar für Fantasiepreise jenseits der 200 Euro an und erschlagen den potentiellen Käufer mit einer Vielzahl an Features und Qualitäten. Tatsächlich verleiten die technischen Daten den Ahnungslosen Käufer dazu von einem hochqualitativen Produkt auszugehen. Überprüfen kann der Normalsterbliche die technischen Daten kaum, dazu fehlen ihm die Gerätschaften und das Wissen. So kommt es, dass immer wieder Käufer zu diesen Produkten greifen und in Ermangelung eines Vergleiches sogar einigermaßen zufrieden sind.
Diese Produktvorstellung (ein Test kann es nicht sein, zu viele Tests waren nicht sinnvoll durchführbar oder lohnten nicht) versucht die wirkliche "Qualität" des Testzielfernrohres zu beschreiben.
BSA Platinum 8-32x40 1/4MOA Target Dot
Technische Daten:
Modellnummer = PT832X44MD,
Vergrößerung = 8X-32X,
Objektivdurchmesser = 40mm,
Tubusdurchmesser = 25,4mm,
Absehen = 1/4MOA Target Dot,
Klickverstellung = 1/8 MOA (1/6MOA getestet), Targettürme,
Verstellbereich = ca. 55MOA,
Länge = 409mm,
Parallaxe = ab 20m Objektivverstellung,
günstigster bekannter Verkaufspreis in D = 139,-EUR bei
Garantie = Limited Lifetime (10 Jahre)
Lieferumfang:
Zielfernrohr,
Imbusschlüssel zum "Nullen" der Türme,
Linsenputztuch,
2 unterschiedlich lange Sonnenblenden,
Linsenschutzkappen zum aufschrauben,
Bedienungsanleitung,
Garantiekarte.
Beschreibung und Handhabung:
Parallax- und Vergrößerungsverstellring sind schwergängig, der Konterring der Objektivverstellung saß sehr fest und war nur mit großem Kraftaufwand zu lösen. Das Okular ist scharfkantig und nur schwer und mit vielen Umdrehungen auf das eigene Auge einzustellen. Die beweglichen Teile sind stark gefettet und es befand sich Fettreste an verschiedenen Stelen des Rohrkörpers. Die Absehenverstelltürme sitzen etwas schief, sind aber leichtgängig und auf der Innenseite sehr stark gefettet. Einen sonderlich hochwertigen Eindruck macht das Zielfernrohr nicht.
Die Absehenverstellung:
Im Gegensatz zu den Modellen Mildot und Contender besitzt das Platinum etwas ausgeprägtere Targettürme, die auch zumindest von der größe der Skala her einigermaßen genaue Klicks zulasen. Die Türme sitzen nicht 100%ig gerade und bieten auch nicht über den gesammten Verstellbereich den gleichen Drehwiederstand. Das größte Manko jedoch ist der Verstellbereich, bei vollen 3 Umdrehungen bleibt das Absehen unbewegt. Die Klickabstände sind nicht wie angegeben 1/8MOA klein, sondern liegen bei ca. 1/6MOA und variieren leicht über den Verstellbereich. Die Klicks der Absehenverstellung sind nicht spürbar, aber wenigstens hörbar, ein sauberes einrasten ist so kaum möglich. 
Die Optik:
...ist grün vergütet und wird im Prospekt hoch gelobt. In der Realität stellt man schon bei 8facher Vergrößerung ein relativ milchiges Zielbild fest, dass bei steigender Vergrößerung vom Rand her immer milchiger wird. Nur bei bis zu 13facher Vergrößerung liefert das ZF ein akzeptables Bild. Die Austrittspupille wird wegen des geringen Objektivdurchmessers sehr klein und schwer auffindbar, durch den fast totalen "Whiteout" bei voller Vergrößerung wirkt die Austrittspupille jedoch noch kleiner. Klein ist auch das Sichtfeld, es wirkt im Verhältnis zu anderen ZFs wie abgeschnitten. Der Hersteller hat wohl versucht mit einer Blende zu große Randunschärfen und Streulicht zu minimieren, was leider nicht gelungen ist. Kopfschmerzen lassen da nicht lange auf sich warten.
Das Absehen:
...besteht aus einem feinen Fadenkreuz und einem verdickten Fleck am Schnittpunkt der Fäden. Die relativ feinen Fäden sind wegend der schlechten Optik nur schwer mit dem Ziel zusammen scharf zu sehen. Das Absehen scheint zwischen 2 Positionen hin und her zu springen.
Die Parallaxe:
...stellt ab ca. 20m scharf. Leider ist eine Entfernungsmessung nicht möglich, da man selbst bei guten Lichtverhältnissen nie ein wirklich scharfes Bild sieht. Dadurch, dass der Verstellring sich nur mit relativ hohem Kraftaufwand bewegen lässt, bewegt man automatisch die Waffe mit und verliert so das anzumessende Ziel ständig aus dem Blickfeld.
Fazit:
Der Preis klingt verlockend, die vom Hersteller angegebenen Daten suggerieren die Einsetzbarkeit des ZFs auch beim Field Target, die Umsetzung lässt aber in jeder Hinsicht Wünsche offen. Man kann das ZF zwar einschießen und der Treffpunkt bleibt auch beim Verstellen von Parallaxe und Vergrößerung an seinem Fleck, die geringe Qualität der Optik ist aber selbst in diesem Preissegment erschreckend. Die Features wie hohe Vergrößerung, Parallaxverstellung und Targettürme sind kaum nutzbar. Bevor man sich dieses Glas kauft sollte man lieber zu einem ZF mit geringerer Vergrößerung und dafür besserer Optik greifen. Selbst mit einer 3-9x40 Billigoptik wird man mehr Spass haben als mit diesem "Zielfernrohr". Im Gesammtvergleich aller getesteter BSA Zielfernrohre schneidet das kleinste Contender noch am besten ab, dicht gefolgt vom Contender 6-24x40 und dem MilDOt 4-16x40 und etwas dahinter auch das Contender 8-32x50. Das Platinum belegt den letzten Platz, obwohl es zumindest vom Preis her die Spitze der BSA Produktpalette darstellen soll.
Erwähnenswert ist noch, dass BSA sich nicht sicher zu sein scheint wie die eigenen Zielfernrohre aussehen, die Bilder der ZFs auf der Homepage http://www.bsaoptics.com weichen von denen des Prospektes und dem Aussehen der Zielfernrohre ab, obwohl die Bestellnummern übereinstimmen.