Röhm Twinmaster (Modell Action)

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 31.779 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Januar 2002 um 15:26) ist von CO2air.

  • [GLOW=blue]Autor: Harry & Gunimo[/GLOW]

    Die TWINMASTER von Röhm (Modell Action):

    Der Name Twinmaster (Twin=Zwilling) soll wohl auf die mehrfache Verwendbarkeit dieser
    Pistole hinweisen. Und wie es sich für Twin's gehört, werden wir diese dann auch doppelt testen.
    Und zwar zum einen durch Harry - den Luftgewehr-'Spezialisten' von Co2air -, zum anderen durch
    Gunimo - allseits bekannter Sammler und 'Pistolero'... macht euch also auf einen etwas längeren
    Testbericht als üblich gefasst :)


    Vorworte:

    H : Also irgendwie erinnerte mich diese TM sofort an irgendwas, nach längerem Überlegen fiel es mir wieder ein: Die Stealth! Dieses einmalige Ganz-Aluminium-Pressluftgewehr, welches ich voriges Jahr im Sommer testen konnte. Die gleiche saubere Verarbeitung und Verwendung von Materialien. Sogar optisch, bis auf die gelbe Griffeinlage, ist eine gewisse optische Verwandtschaft erkennbar.
    Die Twinmaster als ideale Backup zur Stealth :) ?

    G : "Das Auge isst mit" sagt man, wenn einem ein feudales Diner in einer entsprechenden Aufmachung kredenzt wird. Dieser Satz fiel mir spontan ein, als ich den qualitativ hochwertigen Koffer öffnete, in dem die "TwinMaster" geliefert wird. Eine feine Verpackung für eine ebensolche Luftpistole. Man hat sofort den Eindruck, ein High-End-Produkt vor sich zu haben. Der Rahmen besteht aus Aluminium und die Abzugsteile aus Stahl.


    Technische Daten:

    Lauflänge: 21cm
    Visierlänge: 30cm
    Gewicht: 950 gr (mit CO2-Kapsel) / 920 g leer
    Abzugswiederstand: DA >1800gr / SA >500gr (Herstellerangaben), justierbar
    Vo: 120m/s
    Antrieb: Co2 / Pressluft
    Trommel: 8 Schuss / bzw. Einzelschuss



    H :
    Die TM wird in einem sehr großzügig bemessenen Koffer mit allerlei Zubehör geliefert. Bei der
    Co2-Version sind das: Pistole, 3 Trommeln, Hahnabdeckung, Co2-Reinigungskapsel, Laufreinigungs-Bürste, eine Packung Reinigungspfropfen, sowie diverse Bedienungsanleitungen.
    Es gibt sie in 3 Versionen, die hier vorgestellte 'Action', die 'Allrounder' (Pressluft)
    und die 'Top' (Match/Pressluft-Modell).
    Es handelt sich dabei jedoch stets um dasselbe Modell, lediglich um einen Druckminderer sowie
    Presslufttank bzw. Formgriffstück erweitert.
    Dazu wird der vordere Co2-Behälter abgeschraubt und statt dessen der Druckminderer mit Presslufttank aufgeschraubt. Beim Modell Top kommt dann noch ein Schichtholz-Griffstück hinzu.
    Man kann also, wenn man alle Bauteile besitzt, je nach Bedarf auf- und umrüsten.
    Auch eine Einzelschuss-Vorichtung kann anstelle der 8-Schuss Trommel eingesetzt werden.
    Na ja, die brauchen wir ja -Gottlob- noch nicht, vielleicht beim übernächsten Gesetzentwurf...
    Für alle Vereinsschützen muss allerdings die 'Einschüssigkeit' wohl für bestimmte Disziplinen gegeben sein.


    G :
    Harry hat ja schon geschildert, welches Zubehör der Waffe beiliegt, und in welchen Varianten sie zu haben ist. Ich möchte an dieser Stelle auf die Einzelschuss-Einrichtung eingehen, welche man als Zubehör für DM 19,- ordern kann. Zwar scheint es zunächst unsinnig zu sein, eine mehrschüssige Pistole in einen Einzellader umzufunktionieren, der Vorteil ist aber, dass durch ein kleineres Spaltmaß der Treibmittelverlust verringert wird. Dadurch erhöht sich die Mündungsgeschwindigkeit.
    Ob das für einen Fun- und Freizeitschützen aber von Bedeutung ist, muss jeder für sich selber entscheiden, zumal drei Ersatztrommeln für DM 25,- erhältlich sind. Auf jedenfall ist keine Umrüstung erforderlich, sondern der ausschwenkbare Einzellader wird anstelle einer Trommel eingesetzt.
    Der zusätzlich angebotene Schichtholz-Formgriff bringt naturgemäss eine verbesserte Handlage mit, schlägt allerdings mit DM 189,- zu Buche.


    H :
    Das einlegen der Co2-Patrone gestaltet sich höchst einfach und effektiv. Man klappt dazu den
    unter dem Lauf liegenden Behälter auf, legt die Patrone ein, dreht eine Rändelschraube leicht an
    und klappt dann den Behälter wieder zu. Fertig.
    Beim Beladen der Metall-Trommeln siehts dann etwas anders aus, während die Trommel selbst - nach gewohntem Gefummel - mit Diabolos bestückt ist (natürlich andere Abmaße als die Umarex Trommeln - also kein Speedloader am Horizont...), ist es gar nicht so einfach diese in der Waffe zu plazieren.
    Man steckt sie in die sichtbare Lücke oberhalb des Abzugs. Der beidseitige davor angebrachte
    Schieber dient zur Arretierung und ist gleichzeitig auch Sicherung. Jedoch hapert es mit dem
    Einrasten. Damit der Schieber ganz geschlossen werden kann, muss jedesmal die Trommel etwas
    bewegt werden, um einzurasten. Im Gegenzug muss zum Sichern dieser Schieber wieder in die
    andere Richtung, etwa bis zur Mitte, bewegt werden. Dazu ist etwas Kraftaufwand vonnöten, was
    darin endet, daß man übers Ziel hinausschiesst und die Trommel wieder entriegelt ist.
    Man muss tatsächlich beidseitig, möglichst vorsichtig, versuchen den Schieber in die mittlere,
    gesicherte Position zu bringen...
    PS: Wenn keine Trommel in der Waffe ist, läßt sie sich auch nicht abfeuern.



    Der Sicherungs-Schieber,
    der wohl einzigste Kritikpunkt an der TM.


    G :
    In der Tat ist das Bestücken der Waffe mit einer CO2-Kapsel ein angenehmes Kapitel beim Vorbereiten auf das Schiessen. Auch hierbei fallen wieder die sorgfältige Verarbeitung und die hochwertigen Materialien auf, die zur Verwendung kommen. Der Lauf stammt übrigens aus dem Hause "Lothar Walther". Die 8-schüssige Trommel für die Aufnahme der Diabolos ist natürlich aus Metall. Das Händling kennen wir von den "UMAREXEN" und ist uns entsprechend vertraut. Im Hause Röhm hat man für diesen Vorgang zwar eine Art "Speedloader" entwickelt, der aber wohl nur hausintern zur Verwendung kommt und nicht vermarktet werden soll. Er dient lediglich dazu, die Diabolos lose in die Trommelbohrungen zu rütteln. Diese müssen dann aber noch manuell einzeln in die Abschussposition gedrückt werden.
    Der dreistufige Lade- und Sicherungsschieber ist von seiner multifunktionalen Konzeption her zwar recht innovativ, aber leider ist die Umsetzung dieser Idee, aus meiner Sicht, der schwächste Punkt der "Twinmaster". An der Testwaffe lässt sich der Schieber nur mit recht hohem Kraftaufwand betätigen, und ist, trotz guter Schmierung, sehr hakelig. Dies ist besonders ärgerlich, weil das Einlegen der Trommel ohnehin ein wenig 'fummelig' ist, und dadurch weiter erschwert wird. Am zweckmässigsten hält man die Waffe dabei mit der Mündung nach unten. Besonders das saubere Verstellen des Schiebers zwischen den Positionen "S" (Secure) und "F" (Fire) ist schwierig. Da dies einen sicherheitsrelevanten Aspekt beim Umgang mit der Pistole tangiert, sollte man über eine Nachbesserung dieses Mankos nachdenken. Vielleicht reguliert sich das nach längerem Gebrauch aber auch selbsttätig.



  • H :
    Die Pistole beherscht sowohl DA wie auch den SA-Modus. Die Abzugskräfte betragen nur etwa
    500gr beim SA, sowie 1800gr beim DA-Modus. Als 'trainierter Funwaffen Schütze' kann man
    regelrecht erschrecken, wie leicht dieser im SA-Modus auslöst... :)
    (Man schiesse spaßeshalber mal abwechselnd mit der Anics A3000 und der TM - so vorhanden... ;)
    Das wirkt natürlich einem Verreißen der Waffe entgegen, was sich äusserst positiv auf die Treffpunktlage auswirkt. Aber auch der DA-Modus ist, meiner Meinung nach, sogar den meisten anderen im SA-Modus überlegen.
    Das Trefferbild konnte ich aufgelegt auf 10m erzielen. Die beiden 'Ausreisser' sind keine, ich
    habe lediglich, nachdem ich den winzigen Zielkreis schon nicht erkennen konnte, versucht
    wenigstens die beiden Füchse zu treffen...
    Daß keine runden Löcher zu erkennen sind, liegt wohl daran, daß die Diabolos eine gewiße
    'Kreiselstabilisierung' bevorzugten, um ins Ziel zu gelangen. Ich meine damit, daß sich die
    Diabolos wohl im Fluge um die Längsachse drehten, deshalb auch die eingerissenen Einschläge.
    Könnte an einem ungenauen Timing der einzigen (auch schwierig einzulegenden) von mir verwendeten Trommel liegen.
    Da ich selbst aber nur wenige Schüsse mit der TM abgab, und auch nur 'Billig-Diabolos' verwendete, überlasse eine weitere Überprüfung dieses Phänomens dem Langzeittest meines Kollegen Gunimo. Dieses Diabolo-Flugverhalten wäre mir persöhnlich aber auch egal, solange man so präzise wie mit der TM schiessen kann. Und das kann man wirklich, da kann bisher nur die S&W 686 8", jedenfalls einigermaßen, mithalten.


    G :
    Der geringe Abzugswiderstand und die sehr saubere Charakteristik, gepaart mit der guten, ausgewogenen Handlage, machen sich sehr positiv bei der Trefferlage bemerkbar. Für meinen Geschmack könnte der Abzugsweg im DA-Modus eine Idee kürzer sein. Im SA-Modus bleiben keine Wünsche mehr offen. Bei meinen Schiesstests auf 7 m Entfernung, stanzte die "TwinMaster" saubere, runde Löcher. Es trat bei mir also kein Überschlagen der Diabolos ("Frankonia Meisterklasse") auf, wie Harry es festgestellt hatte.
    Davon kann man sich auf den gezeigten Schiessscheiben überzeugen. Um der Sache mit den sich überschlagenden Diabolos auf den Grund zu gehen, habe ich jeweils eine Reihe von Testschüssen aus unterschiedlichen Distanzen auf eine handelsübliche LP-Scheibe abgegeben: 4 m, 6 m, 7 m und besonders die fraglichen 10 m.
    Entwarnung: Immer waren kreisrunde Löcher zu sehen und stets auch ein gutes Trefferbild. Möglicherweise waren bei Harry's Testdurchgängen mit der "jungfräulichen" Waffe Probleme aufgetreten, die sich nach etlichen Schussfolgen gelegt haben. Leider konnten wir die "TwinMaster" nur nacheinander testen. Der Grund bleibt also im Dunkeln. Sei's drum!
    Nach rund 800 abgegebenen Schüssen kann ich mit Fug und Recht behaupten: Das Schiessen mit dieser Pistole macht ausserordentlich viel Spass! Im SA-Modus kann man auch ein sogenanntes 'Trockentraining' durchführen. Dazu wird die Waffe gespannt und anschliessend gesichert. Beim Betätigen des Abzuges wird dann kein Schuss ausgelöst.



    H :
    Die Visierlinie ist mit 30cm sehr lang. Auch die Visierung selbst ist über jeden Zweifel erhaben. Sie ist fein rastbar, pro Klick 3mm auf der Scheibe, bei 10m Abstand.
    Der Hammer, welcher zum SA gespannt werden kann, kann auch mit einer kleinen Plastikhaube
    abgedeckt werden, was wohl nur der Optik dienen soll - ich finde sie 'offen' schöner!
    Diese Haube ist übrigens das einzige Plastikteil, das ich entdecken
    konnte (den Kunststoffgriff mal ausgenommen).
    Das Gewicht der Pistole (950gr) ist mir persöhnlich noch etwa 200gr zu leicht, was aber
    Geschmackssache ist, genauso wie die Optik der Waffe.
    Die Schussabgabe ist sehr leise, was auf den langen Lauf zurück zu führen ist.
    Die gemessene VO lag immer zwischen 121m/s und 126m/s, also im oberen Drittel aller von uns
    gemessenen. Die Schussausbeute beträgt etwa 50 Schuss, wenn man die Treffpunktlage auf 10m
    beibehalten will, ansonsten ergibt sie auch bis zu 70 'verwertbare' Schüsse.



    Optischer Vergleich mit der bisherigen Klassenbesten FS92


    G :
    Bei der von mir geschossenen Entfernung von 7 m musste ich die Visierung bis zum Anschlag nach unten drehen, um sie richtig einzustellen. Die sehr gute Visierung wäre perfekt, wenn sie noch mit hellen bzw. fluoreszierenden Punkten an Korn und Kimme ausgestattet wäre.
    Ob die mitgelieferte Hahnabdeckung aus optischen Gründen nun aufgesetzt wird oder nicht, ist sicherlich Geschmacksache. Auf jeden Fall schützt sie die Mechanik vor Verunreinigungen und hat daher auch einen praktischen Nutzen.
    Der Handgriff ist per Inbus-Schlüssel justierbar, sodass man den Fingerabstand zum Abzug universell auf seine Hand einstellen kann. Dass man den Universalgriff mit einem farblich abgesetzten Inlay versehen hat, gefällt mir ganz gut, da es das moderne Design der Waffe unterstreicht. Warum man aber ein 'schreiendes' Gelb gewählt hat, anstatt z. B. ein gediegenes Blau, erschliesst sich mir nicht.
    Mir liegt das Gewicht der "TwinMaster" recht gut, und die Optik ist, wie Harry schon richtig bemerkte, ebenfalls Geschmacksache. "Schöner" finde ich persönlich Druckluft-Waffen, die realen Vorbildern nachempfunden sind, also sogenannte "Lookalike"-Waffen.




    H :
    FAZIT:
    Was mich am meisten an dieser Pistole beeindruckt, ist die wirklich ausserordentlich
    gute Verarbeitung aller Bauteile. Keine 'überstehenden' Schrauben, keine groben Maschinen-
    Bearbeitungsspuren etc. - alles blitzsauber! - DIE Waffe für alle High-Tech Freaks -
    Lediglich das gelbe Inlett des Griffstücks beleidigt mein Auge, da hätte man doch besser
    die dunkle Grundfarbe der Pistole beibehalten.
    Die TM ist der 'Mercedes' unter den Co2-Kurz-Waffen, was Präzision und Verarbeitung anbelangt. Preislich trotzdem nicht allzuweit von den anderen Topmodellen entfernt (ca. 450.-DM).
    Zum Fun-Shooting ebenso prädestiniert, wie auch zum Üben auf der Scheibe. Was die eiernden
    Diabolos anbelangt, so scheint das ein Zufall, bedingt durch die von mir verwendeten (08/15) Diabolos oder/und der (einzigen) von mir verwendeten Trommel gewesen zu sein, was mich als hauptsächlichen 'Dosenschützen' aber sowieso nicht sonderlich tangiert. Dieser Effekt konnte jedoch bei Gunimos Langzeittest nicht beobachtet werden und wird daher auch nicht gewertet.
    Die TM, unsere neue Referenz in der Co2-Klasse!



    G:
    FAZIT:
    Der Firma "Röhm" ist mit ihrem Debüt auf dem Druckluftwaffenmarkt eine ausserordentlich gute Pistole gelungen.
    Sie knüpft nahtlos an die Qualität an, die man von den "Röhm"-Produkten auf dem Signalwaffen-Sektor seit langem kennt.
    Sicherlich ist die Waffe nicht ganz billig (Modell "Action" = DM 449,-), aber für sein Geld erhält der Käufer eine vielseitige und wandlungsfähige Pistole, die sich sowohl für das "Funschiessen", als auch für "ernsthafte" Disziplinen eignet.
    Wenn die wenigen Kritikpunkte noch ausgemerzt werden, dann kann man sicherlich das Prädikat "ausgezeichnet" vergeben.


    Einzelschuss Einrichtung



    Formgriff




    Co2air, im April 2001


    Wir danken der Fa.M.Kähny für die Teststellung der Waffe!