Pistole 6mm: Umarex Mod. 302 (Italien)

  • Umarex (Italienfertigung) Mod. 302 cal. 6mm Knall/Gas-Pistole

    [BLOCK]Nun, es geht wieder einmal um eine etwas weniger spektakuläre Waffe, die es außerdem auch nicht mehr neu zu kaufen gibt. Trotzdem meine ich, dass auch diese (manchmal schrottigen) „Mauerblümchen“ ihren Weg in dieses wunderbare Forum finden sollten, denn den wahren Fan und Sammler reizen nicht nur Sahnestücke wie eine Erma EGR 66X oder eine GECO P 217, meine ich … . Für Tipps, Kritik, Ergänzungen und Anregungen bin ich natürlich dankbar. [/BLOCK]

    Vorbild/Aussehen:

    [BLOCK]Für diesen Winzling gibt es kein originales Vorbild. Bei der Pistole handelt es sich um eine sehr „typische“ 6mm-Pistole. Der hohe Aufbau lässt schnell erkennen, um was es sich hierbei handelt – eine kompakte Gas/Schreckschusswaffe im Kaliber 6mm Flobert. Entfernt ähnelt die Mod. 302 einer Röhm RG3, wobei letztere in einer ganz anderen Qualitätsliga mitspielt. Der Grund für diese weniger elegante Bauform ist der: Das Stangenmagazin mit den horizontal eingelegten Patrönchen wird mechanisch von vorne nach hinten durch die Waffe geschoben, damit ergibt sich auch hier das charakteristische Äußere, das die 302 mit den meisten anderen 6mm-Pisolen teilt. Ihren wahren Einsatzzweck kann die „Uma“ auch durch die vorhandene (angedeutete) Visierung aus Kimme und Korn, sowie die Riffelung am hinteren Teil des Gehäuses nicht verbergen - bei „richtigen“ Pistolen dienen diese zum besseren Halt, wenn man den Schlitten mit der Hand repetiert. Man kann sagen, das Aussehen haut einen nicht vom Hocker und weckt nicht gerade Begehrlichkeiten oder einen Kaufwunsch. Das gilt aber auch für die Verarbeitung, aber dazu an anderer Stelle später mehr …

    Geliefert wird die handliche SSW in einem blauen Pappkarton, mit einer Putzbürste und mit einem schlecht brünierten Pyro-Becher. Die Anleitung (nur in Deutsch) ist z. T. bebildert und enthält eigentlich ausreichend Informationen zum sicheren Umgang mit dem kleinen Ballermann. Sie gibt mit dem Datum 10/99 u. U. auch einen Hinweis auf das ungefähre Produktionsdatum der Waffe. [/BLOCK]

    Technische Daten und Maße:

    Kaliber: 6mm Flobert (Randzünder) Knall und Gas

    Magazinkapazität: 7 Patronen im Stangenmagazin

    Länge: 10,8cm

    Höhe: 9,1cm

    Breite: 2,6cm

    Funktion: Double Action Only (DAO)

    Gewicht (leer): 300 Gramm

    Neupreis: ca. 30,00 – 35,00 DM (um 1997)

    Herstellungszeitraum: ?

    Varianten: n. b.

    Beschriftung:

    • PTB 313 (im Kreis)
    • M.302 C.1861 - Made in Italy
    • Umarex cal. 6mm Flob. Pl.
    • 368xxx (sechsstellige Seriennummer)
    • Beschusszeichen entfallen, da für 6mm-SSW kein staatl. Beschuss nötig ist


    Verarbeitung:

    [BLOCK]Schlecht. Billig. Schlampig. Die in Italien gefertigten Umarex-Waffen glänzten noch nie wirklich durch eine hochwertige Anmutung (man denke nur mal an die Verarbeitung der 9mm-Revolver „Python“ oder „Champion“ …) und genauso ist es leider auch bei der Mod. 302.
    Besonders störend ist zunächst die Tatsache, dass die Pistole – die völlig aus Zinkdruckguss besteht – nicht etwa brüniert oder phosphatiert ist, sondern schlichtweg lackiert! Erkennbar ist das zum einen an der sehr dick anmutenden und stellenweise unregelmäßigen, schwarzen Schicht und zum anderen sieht man auf der Innenseite der Entladeklappe des Magazinschachts den verräterischen Sprühnebel. Bei älteren oder oft benutzten Umarex-Waffen mit dieser dubiosen Lackierung zeigt sich oft, dass die Lackschicht an etlichen Stellen einfach abplatzt. Offensichtlich hat man bei der Konstruktion nur auf eine möglichst billige Form der Oberflächenbearbeitung Wert gelegt.

    Die aparten, schokobraunen Plastegriffschalen sind auch nicht besser, das Material wirkt wenig hochwertig, hat diverse Formtrennspuren, Gussgrate und ist zudem sehr spröde. Auf dem Abzug entstehen durch mechanische Belastung sichtbare Schleifspuren (siehe rote Markierung) – ein klarer Hinweis auf die miese Passung der ganzen Innereien. Ich persönlich würde die Umarex Mod. 302 im direkten Vergleich zu anderen 6mm-Pistolen wie z, B. der Röhm RG3, EM-GE 6d, Record GP1S oder der Perfecta G3 als absolutes Schlusslicht bezeichnen, was die Qualität angeht. [/BLOCK]

    Funktion:

    [BLOCK]Wie die meisten 6mm-Pistolen funktioniert die 302 mit einem Stangenmagazin, welches in Längsrichtung von vorne nach hinten durch die Waffe wandert. Automatisch wird es durch die Abzugsmechanik von Schuss zu Schuss immer weiter transportiert, bis es am Ende der Pistole eine kleine Klappe aufstößt und dann nach hinten rausfällt. Der Abzug funktioniert nur in DAO und erfordert einen gewissen Kraftaufwand, da man nicht nur den Schlagbolzen betätigt, sondern auch die ganze Mechanik. Der Abzug wird bei Bedarf von einer simplen Sicherung blockiert. Das geschieht mit dem goldfarbenen Sicherungsschieber auf der linken Seite der Umarex. Ärgerlich: Die Waffe hat keinen „ENTLADEN“-Modus wie etwa die Röhm RG3, EM-GE 6d oder die Record GP1S. So hat man das Problem, dass man ein leeres Magazin nur aus der Waffe bekommt, indem man einfach 7-mal „abkrümmt“. Das wäre an sich ggf. noch nicht so schlimm, aber das innen liegende Schlagstück gräbt sich dabei immer in den Rand des Magazins und hinterlässt tiefe Spuren für die Ewigkeit. Das geht u. U. soweit, dass man später die Patronen nicht mehr in das Magazin bekommt.

    Unten am Griffstück gibt es einen ausklappbaren Dorn, mit dem festsitzende Patronen aus dem Magazin stoßen kann. Dieses Teil hat durchaus seine Berechtigung, auch bei mir passierte es nach etwa 3 verschossenen Magazinen, dass einige Patronen kaum aus den Aussparungen im Stangenmagazin herauskommen wollten, so dass ich mit dem Teil nachhelfen musste. Allerdings ist bei dieser Aktion Vorsicht geboten, da der Dorn aus einem sehr weichen Metall hergestellt wurde. Bis er bricht, fehlt offensichtlich nicht viel.

    Ganz witzig ist noch die Idee mit dem runden kleinen Sichtfenster: Ein Loch in der linken Waffenseite gewährt den Blick auf das Magazin, in dem sich kleine Ziffern von 1 bis 7 befinden. Je nachdem, wie viele Patronen man schon verschossen hat, kann man an diesen Nummern ablesen, was einem noch zum Ballern übrig bleibt. [/BLOCK]


    Das Schießen:

    [BLOCK]Normalerweise gelten die kleinen 6mm-Waffen als sehr zuverlässig. Das trifft nur bedingt auf dieses Exemplar zu. Von 36 abgefeuerten Platzpatronen zünden zwischendurch immer mal wieder welche nicht. Genau 6 Patronen wollten einfach nicht. Woran das nun liegt, kann ich nicht sagen – evtl. hängt es auch mit den Patronen selber zusammen. Fakt ist aber, dass die 302 deshalb nicht als „absolut zuverlässig“ gelten kann. Der Sound und der Mündungsblitz sind einer 6mm angemessen – der helle, scharfe Knall reicht sicher für manchen, der mit der Italienerin am Jahreswechsel für wenig Geld mal ein bisschen Krach machen will. Die Handlage ist wegen der „ergonomischen“ Griffschalen trotz der geringen Ausmaße als gut zu bezeichnen. Auch bei großen Händen liegt die 302 angenehm im Anschlag. Für Sylvester-Schützen empfiehlt es sich übrigens, gleich mehrere Magazine zu besorgen (ggf. im Fachhandel nach Restbeständen fragen), denn das fummelige Nachladen macht bei Kälte, Dunkelheit und 2 Promille (nee, war nur ein Scherz, natürlich nüchtern!) keinen allzu großen Spaß. [/BLOCK]

    Sammlerwert (eigene Einschätzung):

    [BLOCK]Eher gering. Obwohl es die 302 als einzelne Waffe offiziell nicht mehr neu zu kaufen gibt, finden sich immer mal wieder Restbestände (beim Händler um die Ecke oder im WWW). Oft gibt es die Umarex zusammen mit ein paar Platzpatronen und einem Set aus allerlei Pyro-Effekten zu erwerben. Interessant und durchaus spannend könnte es für Sammler übrigens sein, sich auf das Gebiet 6mm-SSW zu konzentrieren, dann gehört die 302 ganz selbstverständlich dazu. Die enttäuschende Qualität macht sie zwar nicht zum Star einer solchen Sammlung, aber bedingt durch den verhältnismäßig geringen Anschaffungspreis sollte man bei neuwertigen und kompletten Exemplaren einfach zugreifen. Bei den allg. bekannten Auktionsplattformen im Netz erzielen neuwertige Umarex Mod. 302 max. ca. 15 – 20 Euros. [/BLOCK]

    Fazit:

    [BLOCK]Wieder gilt, dass man als Sammler die Umarex Mod. 302 natürlich „gebrauchen“ kann. Für den Sylvestereinsatz würde ich doch eher eine Röhm RG3 6mm empfehlen. Die oben genannten Probleme könnten bei einigen Benutzern nämlich für gewaltigen Frust sorgen. Die Röhm ist dazu deutlich hochwertiger und langlebiger, dazu ist die Funktion einfach sicherer. Und: Wer billig kauft, kauft zweimal! Wer sich also von einem vermeintlichen Schnäppchen verleiten lässt, der sollte einfach wissen, dass es deutlich bessere 6mm-Pistolen gibt. Einsatzfelder für die 302 tun sich vielleicht noch im Bereich Theateraufführung oder Sportveranstaltung (Starterwaffe) auf. Wenn man die 302 nämlich nur sporadisch benutzt, ist sie wegen des geringen Preises sicher eine gute Wahl. Bei exzessivem Einsatz (Sylvester z. B.) sehe ich aber die Gefahr, dass sich früher oder später Defekte einstellen können – sicher eher, als bei den qualitativ höherwertigen Exemplaren anderer Hersteller. Die schlampig-minderwertige Verarbeitung verspricht zumindest keine Haltbarkeit bis in die Ewigkeit. Kurz: Reine Gelegenheitsschützen und Sammler könnten sich durchaus mit dem Teil anfreunden können, wenn sie denn eines irgendwo ergattern können, alle anderen sollten die Finger davon lassen.

    Wer meint, er müsse die 302 zur SV nutzen, den kann man nur bedauern. Das schwache Kaliber 6mm ist grundsätzlich nicht dafür geeignet und die 302 schon gar nicht, weil die beschriebenen „Zündaussetzer“ eher für Belustigung als für Abschreckung sorgen dürften. Apropos Abschreckung: Vielleicht sollte man sich die 302 in jedem Fall besorgen – als abschreckendes Beispiel dafür, wie eine Gaspistole nicht gemacht sein sollte … [/BLOCK]

    + Kompakte Ausmaße
    + Extrem billig in der Anschaffung

    - Miese Verarbeitung
    - Grottenschlechtes Finish

    Jens (Flammpanzer)