Pistole 6mm: Record GP-1S PTB 167

  • Testbericht „FB (Fritz Barthelmes) Record GP-1S 6mm Flobert Knall/Gaspistole“

    Vorbild/Aussehen:

    Diese kleine Pistole hat kein „scharfes“ Vorbild. Sie ähnelt in der Grundform entfernt der Röhm RG-3 und sieht von weitem schon aus wie eine „typische“ 6mm-SSW. Die Pistole kommt mit schwarzen Kunststoffgriffschalen daher und ist in ihrer schlichten Ausführung eigentlich kein besonderer „Hingucker“. Interessant dürfte aber sein, dass der Namenszusatz „FB“ für Fritz Barthelmes steht. Dahinter verbirgt sich einer der Entwickler der legendären deutschen Großkaliberpistole Walther P-38 (bei der BW dann als P-1 bezeichnet). Inwieweit dieser Herr bei der Realisierung der GP-1S mitgewirkt hat, weiß ich aber nicht, seine Initialen deuten aber auf die enge Verbindung der Firma Record mit Fritz Barthelmes hin.
    Die Waffe wird in einem auffälligen gelben Pappkarton mit einem Pyro-Becher (das S hinter GP-1 für „Gaspistole“-1 steht vermutlich für „Signal“, da es ggf. auch Versionen ohne Gewinde für den Pyro-Aufsatz gab), einer Putzbürste und einer etwas knappen (zweisprachigen) Beschreibung ohne Bilder geliefert.

    Technische Daten und Maße:

    Kaliber: 6mm (Flobert Randzünder) Knall und Gas

    Magazinkapazität: 6 Patronen

    Länge: 110mm

    Höhe: 820mm

    Breite: 210mm

    Funktion: Double Action Only (DAO), Sicherungshebel mit 3 Funktionen (s. u.)

    Gewicht (leer): 213 Gramm (!)

    Neupreis: ? (brüniert)

    Varianten: nicht bekannt, ggf. aber auch ohne Gewinde für Pyro-Aufsatz erhältlich

    Beschriftung:

    • PTB im Kreis 167
    • Made in Germany
    • FB - Record GP-1S Cal. 6mm
    • Keine Beschusszeichen (bei 6mm-SSW nicht erforderlich)


    Verarbeitung:

    Die Waffe gibt insgesamt betrachtet eigentlich keinen Anlass zur Klage, wobei mich sehr stört, dass das gesamte (!) Griffstück aus Kunststoff hergestellt wurde. (Der obere Teil – bei 8mm- oder 9mm-Pistolen wäre das der bewegliche Schlitten/Verschluss - ist aus Zinkdruckguss.) Auch wenn die 6mm-Ladungen keine allzu großen Gasdrücke erzeugen, bin ich skeptisch, ob hier nicht nach längerem Gebrauch Risse entstehen könnten. Leider sind auch der Abzug und die kleine Klappe am Ende des Magazintunnels aus diesem Material. Dieser hohe Kunststoffanteil sorgt dann auch dafür, dass die Pistole sehr leicht (213 Gramm) ist und ein wenig „billig“ wirkt. Die Brünierung ist befriedigend – nichts Dolles (stellenweise etwas scheckig), aber nicht wirklich schlecht - und auch sonst ist mir nichts richtig Negatives aufgefallen.

    Im Vergleich zu einer Röhm RG-3 oder auch der Perfecta G-3 wirkt die hier gezeigte Record GP-1S allerdings wesentlich weniger hochwertig.

    Funktion:

    Sylvester `04/`05 habe ich probeweise 2 Magazine verschossen – ohne Probleme. Im Vergleich zu anderen 6mm-Pistolen kam mir diese hier etwas leiser vor, wobei das auch eine subjektive Empfindung sein mag. Der Sicherungshebel ist relativ schwergängig, was aber nicht unbedingt ein Nachteil sein muss – so kann sich nichts unbeabsichtigt verstellen. Wie bei einigen anderen 6mm-Pistolen gibt es die 3 Funktionen FEUERN, SICHERN und ENTLADEN. Bei letzterer wird das Stangenmagazin durch Betätigen des Abzugs stückweise nach hinten gefahren und dann „ausgeworfen“, ohne dass dabei die Patronen gezündet werden. Dazu noch ein Tipp an alle „Spielkälber“: NIEMALS eine leeres Magazin im Modus FEUERN durch die Waffe jagen. Der Schlagbolzen („Dorn“) hämmert dann nämlich direkt in das Magazin anstatt auf den Rand der Patronen und hinterlässt deutlich sichtbare Spuren! Das geht dann soweit, dass man u. U. später keine Patronen mehr in die dafür vorgesehenen Löcher bekommt, weil alles deformiert ist! Der DAO-Abzug erfordert schon einen etwas kräftigen Zeigefinger, dafür funktioniert aber alles ohne Störungen. Das Stangenmagazin wird nach dem Einsetzen der winzigen 6mm-Patronen vorne mit einer Rändelschraube verschlossen, so dass diese nicht herausfallen können – eine sinnvolle und pfiffige Idee, auch wenn das etwas dauert. Daher empfiehlt es sich für geplante Sylvester-Orgien, mehrere Magazine zu beschaffen und diese dann vorher in aller Ruhe zu laden.

    Sammlerwert (eigene Einschätzung):

    Gering bis mittel. Die Record wird zwar nicht mehr gebaut, aber hin und wieder findet man bei Händlern (oft in sog. Sylvester-Packs, zusammen mit Munition und Pyro-Effekten) oder bei den allseits bekannten und beliebten Online-Börsen noch neue oder gut erhaltene Stücke. Ohnehin sind die meisten 6mm-Waffen schon wegen ihres eher geringen Neupreises nicht unbedingt DIE gesuchten und wertvollen Sammlerstücke. Eine neuwertige GP-1S dürfte einen Kaufwert von knapp 20 Euro kaum überschreiten. Zweifellos ist die Record aber deutlich seltener als die Röhm RG-3. Die geringe PTB-Nummer macht sie vor allem für den ernsthaften Sammler zum Pflichtprogramm, denn sie ist ein früher und typischer Vertreter der vielen Gas- und Schreckschusswaffen, die hierzulande eine große Verbreitung fanden.

    Fazit:

    Wer für Sylvester eine günstige und zuverlässige Knallplattform braucht, der ist mit der GP-1S sicher gut bedient. Ob der Kunststoffrahmen nach einiger Zeit Defekte bekommt, bleibt abzuwarten (s. o.), wer da sicher gehen will, greift bestimmt besser zur Röhm RG-3 – auch, weil die Ersatzteillage bei der Record nicht sicher ist. Für seriöse PTB-Artikel-Sammler und SSW-Fans ist die kleine Pistole schon wegen des relativ geringen Anschaffungspreises eine Überlegung wert. Für die SV nimmt man (wenn überhaupt …) lieber einen gescheiten 9mm-Revolver, so dass sich das Einsatzgebiet der hier vorgestellten SSW eindeutig auf das Sammeln und die Sylvester-Knallerei beschränkt.

    + Günstiger Preis
    + Zuverlässig

    - Waffe besteht fast kpl. aus Kunstsoff
    - Mittelmäßiges Finish

    Jens (Flammpanzer)

    (Update 1/2010 by Flammpanzer)