Revolver .380: Umarex (Colt) Python Chrom

  • Kurzvorstellung UMAREX (Colt) mod. Python cal. 380 Knall (.357 Magnum) Police Revolver

    [BLOCK]PYTHON! Während man in der Tierwelt bei diesem Namen an eine mächtige und gefährliche Schlange denkt, dann fallen dem Kenner von Schreckschusswaffen dabei sicher eher solche Begrifflichkeiten wie „in Zink gepresster Schrott“ oder „schlechteste Gaswaffe überhaupt“ ein. Die Erfahrungen hier im Board und die von Bekannten, die ebenfalls eine Python besaßen, decken sich im Großen und Ganzen.
    Nun, auch ich habe eher schlechte Erinnerungen an dieses in Italien für UMAREX gefertigte Stück. Vor über 10 Jahren habe ich mit einer brünierten Version zu Sylvester geschossen und kurz bevor der Hahn abbrach (nach gerade mal 25 Schuss …), wurde fast die gesamte Laufsperre durch eine Platzpatrone nach vorne mit Geschossgeschwindigkeit „rausgeblasen“. Hätte jemand in der Nähe der Mündung gestanden, dann wären die Folgen kaum auszumalen gewesen. Also wanderte die defekte Schlange in die Mülltonne und ward bald darauf vergessen.

    Als ich aber vor kurzem die hier vorgestellte Variante in Chrom erblickte, juckte es mich doch wieder in den Fingern und ich kaufte das (neue) Stück für knapp 50 Euro beim Händler. Hier also eine kurze Vorstellung der Umarex Python: [/BLOCK]

    Colt`s Vorbild:

    [BLOCK]Der amerikanische Traditionshersteller COLT in Hartford/Connecticut produzierte diesen massigen Revolver im starken Kaliber .357 Magnum mit Lauflängen von 2.5 Zoll bis 8 Zoll. Die Produktion begann bereits 1955 und endete vor einiger Zeit zugunsten des neueren Typs „King Cobra“. Besonders bei den Polizeibehörden erfreute sich die Waffe recht großer Beliebtheit und war entsprechend verbreitet. Allerdings dürften diese Waffen mehr und mehr durch modernere Glock-, Beretta- oder Smith and Wesson-Pistolen abgelöst worden sein. Das Bild der Originalwaffe (oben rechts, mit 6 Zoll-Lauf) ist dem Buch „Moderne Handfeuerwaffen“ von R. ADAM (1989) entnommen. Trotz offensichtlicher Ähnlichkeiten (Erscheinungsbild, Trommelentriegelung, ventilierte Laufschiene etc.) fehlen dem Umarex-Klon leider etliche Details und Feinheiten wie z. B. die originale Beschriftung. UMAREX vertreibt diesen großen DA-Revolver hier schon seit etlichen Jahren und die Verbreitung der Waffe scheint recht groß zu sein, wenn man sich mal das Angebot der bekannten Online-Waffenbörsen anschaut.

    Eine Daseinberechtigung für diese und viele andere in Italien gefertigte Gaswaffen ergibt sich wohl aus der Tatsache, dass viele Kunden eben gerne „billig“ kaufen. Aber selbst für einen „Gelegenheitsschreckschützen“ geht diese Rechnung nur selten auf. Dazu aber später mehr. [/BLOCK]

    Technische Daten und Maße:

    Kaliber: 9mm R („Rand“ oder „Revolver“) Knall

    Trommelkapazität: 6 Patronen

    Trommelspalt: 0,90 mm

    Länge: 241 mm

    Höhe: 145 mm

    Breite: 38 mm

    Funktion: Single Action und Double Action

    Gewicht: 962 Gramm

    Preis: ca. 69,95 Euros (brüniert)

    Markings:

    • PTB im Kreis 595
    • 6-stellige Seriennummer
    • Made in Italy
    • Umarex Mod. Python cal. 380 K
    • C 3553 (?)
    • Italienische Beschusszeichen, Beschuss „BN“


    Verarbeitung:

    [BLOCK]Es fällt schwer, schmeichelhafte Worte dafür zu finden. „Saumäßig“ trifft es dann wohl am ehesten. Schon der Karton mit der actiongeladenen Szenerie weckt Assoziationen zu Spielzeugwaffen. Öffnet man die grelle Pappschachtel, bestätigt sich die Befürchtung fast vollends: Die Teile der wuchtigen SSW sind sehr grob gefertigt, alles ist irgendwie klapprig und hakelig und die Chromschicht ist stellenweise „unsauber“ und pickelig aufgetragen. Schnell kommt da das Gefühl auf, einen wirklich billigen Gegenstand erworben zu haben. Die Trommel hat – auch um die Längsachse – ein viel zu großes Spiel, so dass man beim sog. „Timing“ nicht annähernd von Präzision sprechen kann. Der Trommelspalt ist im Vergleich zu anderen gängigen Gas-Revolvern mit 0,90 mm untolerierbar groß. Beim Schuss geht hier einfach zuviel Energie verloren. Beim genauen Hinsehen fällt noch auf, dass der Revolver mehrere störende Kratzer „ab Werk“ hat, siehe das Foto mit der Trommel in Nahaufnahme! Dass die Chromschicht stellenweise abplatzt (am Abzugszüngel und vorne an der Trommel), verwundert da noch kaum. Überall sind neben den Kratzern und Macken Bearbeitungsspuren zu entdecken, die auf eine mangelnde Sorgfalt bei der Produktion hinweisen. So viel handwerkliche Lieblosigkeit ist umso enttäuschender, wenn man die UMAREX Python mal neben eine Luger R 93 oder eine Röhm RG 89 legt …

    Die „brünierte“ Version scheint in irgendeiner Form lackiert (?) zu sein, denn die dicke und unprofessionelle schwarze Schicht ist eine denkbar schlechte Außenhaut für eine Waffe, mit der man viel Schießen will. Hat man dann eine solche Python in gebrauchtem Zustand in den Händen, sieht diese meist aus, als hätte sie in drei Weltkriegen mitgekämpft (vgl. die angebotenen Waffen bei einschlägigen Auktionshäusern). Schnell nutzt sich diese Schicht ab und hinterlässt überall hässliche Spuren. Mechanische Defekte sind ebenfalls an der Tagesordnung, fragt mal einen BÜMA nach dieser Waffe und ihre werdet sehen, wie der gute Mann über seinem Tresen zusammenbricht …

    Die Laufsperre fällt übrigens nicht so stark auf, wie bei vielen neueren Revolvern; wenigstens hier kann die Italienerin ein wenig punkten. Neben den billig wirkenden Plastikgriffschalen (sehr hart und unbequem) gibt es noch etwas schlicht gehaltene Holzgriffe, die das Äußere vielleicht noch etwas aufwerten können und für eine bessere Handlage sorgen[/BLOCK].

    Funktion:

    [BLOCK]Analog zur dürftigen Verarbeitung ist auch die Funktion keine Freude. Der Schlossgang ist ziemlich hakelig, genauso geht das Ausschwenken der Trommel vonstatten. Der Abzugswiderstand ist eine pure Frechheit: DA: 14 Kg und SA: 3,8 Kg!
    Da schon bei meiner neuen und ungeschossenen Waffe Teile der Verchromung (es handelt sich dabei ggf. auch „nur“ um eine Nickelschicht) abplatzen, werde ich das Schießen tunlichst unterlassen. Erfahrungen mit meiner ersten Python zeigen, dass der Revolver zwar schießt, meist aber nicht allzu lang. [/BLOCK]

    Sammlerwert (eigene Einschätzung):

    [BLOCK]Eher gering bis mittelmäßig. Die Pythons werden immer wieder mal günstig (neu) angeboten und meines Wissens fertigt KIMAR (I) derzeit einen Ableger der „alten“ Python. Rar waren diese Waffen nie, lediglich die Varianten mit 6-Zoll-Lauf haben einen gewissen Seltenheitswert. Der User „Ostwock“ hat hier im Forum an anderer Stelle diese beeindruckende SSW vorgestellt. Der reine Sammlerwert wird aber durch die unterirdische Verarbeitung reichlich getrübt. Der recht moderate Anschaffungspreis – auch für eine Neuwaffe – relativiert sich, wenn man die gebotene Qualität bedenkt. Vielleicht sind in ein paar Jahren diese Waffen doch mal selten, denn wer seine Python gebraucht, der muss damit rechnen, dass sie schnell verschleißt und höchstwahrscheinlich bald vollends kaputt geht – und dieses Schicksal dürfte den meisten Pythons widerfahren sein.

    Ungeschossene und neuwertige Exemplare könnten also in Zukunft durchaus mal einen gewissen Sammlerstatus erreichen, da die meisten nach Benutzung unansehnlich oder bald defekt sind. Ein wertvolles Evergreen wie z. B. die Erma EGR 66X wird diese schlampig gefertigte Lady aus Italien aber sicher nie. Der Vergleich von einem Fiat 500 mit einem Mercedes S-Klasse mag hinken, aber … [/BLOCK]

    Fazit:

    [BLOCK]Die (oder heißt es „der“?) Umarex Python ist leider eine große Blenderin. Auf den ersten Blick ist sie eigentlich eine ganz ansehnliche und imposante Waffe, sie entpuppt sich beim genauen Hinsehen und vor allem bei der Benutzung als faules Ei und es tun sich Abgründe auf. Man wird in der Regel kaum lange Freude an dieser SSW haben, wenn man sie auch schießt. Für die SV ist dieses Exemplar kaum geeignet, da die Funktion viel zu unsicher ist. So kommt es bei meiner manchmal vor, dass die Trommel sich nicht richtig weiter dreht und völlig verhakt. Außerdem ist die Python mit fast einem Kilogramm Lebendgewicht viel zu schwer und zudem zu klobig für einen außerhäuslichen Einsatz gegen böse Buben. Dieser Revolver taugt also eigentlich nur für die Vitrine. Und da macht gerade die hier gezeigte Chrom-Python einen ganz guten Eindruck. Mein Tipp: Wer günstig ein Exemplar (am besten gleich eine Version in Chrom oder die noch rareren 6 Zoll „Dallas“-Typen) erwerben kann, sollte es tun, allerdings bietet es sich nicht an, eine gebrauchte Python zu kaufen, da man hierbei noch eher davon ausgehen kann/muss, dass sich bald irgendwelche Teile verabschieden und mechanische Defekte auftreten. Für das (exzessive) Sylvester-Schießen oder die SV sollte man aber ohnehin eher zu anderen Fabrikaten (Röhm, Luger/Vox/Mercury/Alfaproj in 9mm) greifen.

    Für Anregungen, Korrekturen, Tipps, Fragen und Schelte ist ein Thread eröffnet. Vor allem könnte interessant sein, ob jemand durchgängig positive Erfahrungen mit der Python gesammelt hat … [/BLOCK]

    + Imposante Waffe (für die Vitrine)
    + Einziger Nachbau der Python

    - Eine der schrottigsten SSW!
    - Miese Verarbeitung
    - hakeliges Handling

    Jens (Flammpanzer), updated 01/2010