Pistole 9mm: Walther PP (Umarex)


  • PP - in Nickel und brüniert


    Umarex Walther PP "Außen hui, innen pfui ?" Copyright Lars (WO User)

    Ich hatte mir vor einiger Zeit eine Walther PP Gaspistole bei Frankonia bestellt. Die Ausführung war brüniert im Kaliber 9mm P.A. , das Magazin hat eine Griffverlängerung. Als die Waffe eingetroffen war, unterzog ich sie einige Tage später einem ersten Test. Dabei zeigte sich, daß die Waffe beim Betätigen des Spannabzugs nicht schoß. Das heißt, der Hammer konnte offensichtlich dem Schlagbolzen nicht genügend Schlagenergie zuführen um die Patrone zu zünden. Untersuchungen an der Patrone zeigten, daß das Zündhütchen nur minimal eingedrückt war. Genauere Untersuchungen der Mechanik führten zu keinem Ergebnis und völlig zerlegen wollte ich die Waffe erstmal aus Garantiegründen auch nicht. Also schickte ich sie an Frankonia zurück, schilderte die Problematik und bat um eine Ersatzlieferung. Kurze Zeit später traf auch eine andere Waffe ein. Bei Auspacken merkte ich schon, daß der Abzugsbügel nicht paßgenau im Griffstück (unterhalb des Laufs) saß. Ich konnte das Problem aber durch energisches Nachbiegen des Bügels beheben (gut daß er nicht aus Stahl ist !). Danach konnte man wieder "Sie" zu der Waffe sagen.
    Bei einem Funktionstest zeigten sich auch keine Probleme mehr, sowohl im DA- wie auch im SA-Modus zündeten alle Patronen einwandfrei. Soviel zum ersten Eindruck. Zerlegt man die Waffe, bietet sich ein nicht so tolles Bild. Negativ fällt zunächst auf, daß der Auswerfer und die Abzugstange nur lose im Griffstück stecken und sehr leicht herauspurzeln. Interessanterweise wurden dadurch aber kaum Funktionsstörungen verursacht. Das Abzugssystem der Waffe ist höchst simpel gestaltet und führt zu einem barbarischem Abzugsverhalten mit sehr großen Widerständen. Wer besseres gewohnt ist (Erma !) der wird ziemlich enttäuscht sein. Ferner fällt auf, daß kein Schlittenfang und keine Entspannfunktion vorhanden ist. Ersteres führt dazu, daß das leergeschossene Magazin bei offenem Schlitten eingeklemmt wird und nur durch geschickte Fingerakrobatik wieder herausgenommen werden kann.
    Häufig hört man das Argument, daß ein Verschlußfang und ein Entspannhebel fertigungstechnisch zu aufwendig sind und zu einem unzumutbaren Preis führen würde, aber wenn man sich die Waffen der Konkurrenz anguckt, z.B. die Röhm RG88, die über beide Einrichtungen verfügt und mit rund 200 DM fast das gleiche kostet wie die PP, dann ist dieses Argument haltlos. Technisch wurde also hier eine "Billiglösung" gewählt. Des weiteren muß der Magazinknopf beim Einführen des Magazins gedrückt gehalten werden. Ich weiß nicht, ob die scharfe PP auch diese Funktion aufweist, aber ich empfinde es als sehr umständlich und gefährlich in Streßsituationen. Verstärkt wird der Streßeffekt durch den fehlenden Schlittenfang. Was wäre noch zur Verarbeitung zu sagen ? Äußerlich macht die Waffe einen guten Eindruck.
    Die Brünierung ist ordentlich, die goldene Beschriftung aber etwas überzogen, aber manche Leute müssen wohl auf 5 m ablesen können, daß es sich um eine PP handelt...
    Im Inneren sieht es mit der Verarbeitung schon anders aus.
    Die schlecht befestigte Abzugstange nervt ziemlich, wie schon angesprochen. Auffällig ist auch ein hoher Verschleiß an der Schlagfläche des Hahns. Dabei hat die Waffe erst wenige Schuß absolviert. Meine 9 Jahre alte Erma hat nach all der Zeit praktisch keine Abnutzung an der Schlagfläche. Scheint also, als wenn bei Umarex die Schlagfläche nicht gehärtet wird. Bei meiner CP88 trifft das gleiche zu. Bei der Demontage des Abzugsbügels entdeckte ich überraschend, daß die Abzugsbügelfeder im Griffstück stark mit Flugrost überzogen war. Offensichtlich wurde hier vergessen etwas Schmieröl einzufüllen.
    Soll ja vorkommen in all der Fertigungshektik. Naja, nachdem ich die Feder gesäubert und geölt hatte, lief auch hier wieder alles glatt. Als Fazit kann man sagen: die Waffe macht äußerlich einen ordentlichen Eindruck, das Innenleben offenbart aber einige Fertigungsmängel. Offenbar scheint die Qualitätskontrolle nicht so gut zu funktionieren, oder wie kann es sonst zu nicht passend gebogenen Abzugsbügeln und nicht funktionsfähigen Spannabzügen kommen? Als Verteidigungswaffe sehe ich die PP eher eingeschränkt. Für Walther-Liebhaber ist sie äußerlich sicher ein schönes Sammlerstück. Schießen sollte man vielleicht nicht zu oft, sonst verschleißt die Schlagfläche zu stark... Scherz beiseite, im Vergleich zu meiner EGP75 S von Erma enttäuscht mich die Walther PP doch ziemlich. Von einem Qualitätsprodukt zu sprechen wäre jedenfalls etwas übertrieben, denn eine Gaspistole mit so einem berühmten Vorbild sollte nicht nur gut aussehen, sondern auch entsprechend funktionieren.

    > Nachtrag:
    Inzwischen habe ich mit Hilfe einer Feile den Magazinhalteknopf bearbeitet,
    das Magazin rastet beim Einführen jetzt sauber ein. Außerdem habe ich den
    Abzug etwas überarbeitet, so daß der Spannabzug jetzt recht gut und sauber
    kommt. Der SA-Abzug hat einen etwas zu hohen Widerstand, aber das ist wohl
    konstruktionsbedingt. Die Brünierung leidet deutlich unter häufigem
    Angegrabbel mit den Händen, hier wäre doch besser die vernickelte Variante
    zu empfehlen.
    Trotz aller Mängel ist die Waffe für echte Walther-Fans praktisch ein Muß. <

    Danke für Eure Ausdauer... Lars

    Dieser Test wurde uns von Lars eingesandt, - Danke !