Revolver .380: Reck Wildcat - Veteranentreff

  • Eigentlich ist dies mehr ein Liebhaber,- als ein Testbericht, da ich seit dem Kindesalter in die Wildcat -Revolver vernarrt bin. Damals sah ich eine „Tiger“ in dem „Quelle Sylvester – Extra Prospekt“ und motiviert durch den Konsum zahlloser Episoden der „Straßen von San Francisco“ und „Western von Gestern“ sagte ich mir: So eine muß es sein!
    Nun es sind einige Jahre vergangen, bis ich mir den Wunsch erfüllen konnte, und mancher wird für die ganze Geschichte wenig Verständnis aufbringen, aber Tatsache ist, daß es oftmals die Eine, oder Andere Waffe gibt, die einem besonders auffällt, und nach der, auch Jahrzehnte nach Einstellung der Produktion, auch hier im Forum, immer noch gefragt wird (meist unter so tollen Titeln wie: „Ne dicke Wumme“, oder „Grooosser Revolver?“): Da ist z.B. die „Combat Eagle“, die „P217“, die „KGP690“, oder eben die Reck „Wildcat“ Revolver.

    Bei den Reck „Wildcat“ Revolvern handelt es sich um eine Familie von drei Revolvern, die auf dem gleichen Rahmen basieren, aber unterschiedliche Lauflängen, sowie einige andere, kleinere Unterschiede aufweisen.


    (alle Werte gemessen, -Breite und Höhe mit den Original Griffschalen)

    Des Weiteren kam etwas später noch ein Revolvergewehr namens „Gepard“ mit der PTB Nummer 237 hinzu, dies möchte ich hier jedoch nicht weiter verfolgen, da es nicht zur Ursprünglichen Serie - und ich nicht zu den wenigen Besitzern dieser Rarität gehöre!

    Die „Wildcat“ Revolver sind eng verwandt mit den „Smith&Wesson“ - ähnlich designten Reck „GR90“ Revolvern, die noch aus der „Prä – Umarex Zeit“ stammen. Tatsächlich könnte man meinen das z.B. ein „Tiger“ ein Sondermodell der GR90/6“ sein könnte, bei dem der leicht konische Lauf a ´la „S&W“ gegen einen zylinderischen mit einer ventilierten Laufschiene ausgetauscht wurde. Der Rest ist, abgesehen von den Griffschalen, so ziemlich gleich.


    Vergleich: Tiger – Cobra - Python

    Die „Wildcats“ gehören zu den wirklich großen Revolvern, der sechszöllige „Tiger“ wird höchstens noch durch eine Umarex „44 Magnum“, oder durch einen entsprechend langläufigen „Peacemaker“ - Nachbau getoppt. Der vierzöllige „Leopard“ beeindruckt durch seine „bullige“ Optik und lässt eine, objektiv gesehen gleich große, Umarex „Python“ blaß aussehen. Die zwar langläufigen, aber auf dem kleinen Reck „Cobra“- Rahmen basierenden Revolver a ´la Mauser L100/Colt Anaconda und Browning BR9 reichen nicht wirklich an die „Wildcats“ heran. Etwas seltsam macht sich hier der dreizöllige „Panther“ aus, er wirkt durch den kurzen Lauf optisch etwas „unausgewogen“, -man hätte ihm wohl besser noch eine Trommelachsabdeckung spendiert, wie dem „Leopard“!


    Vergleich: Tiger – HS121/Frontier

    Die Wildcat´s bestehen aus einem interressanten Materialmix, der Rahmen wurde aus dem bei SSW üblichen Zink- Druckguss gefertigt, Lauf, Trommel und Schloß bestehen hingegen aus Stahl!
    Der Lauf besitzt eine relativ enge, aber voll durchgehende Bohrung, und ist im Hinteren Bereich durch zwei gehärtete Stahlstifte fest mit dem Gußrahmen verbunden, des Weiteren sind zwei Hartmetallstifte hinten, paralell zur Laufachse eingesetzt– eine Laufsperre im üblichen Sinne gibt es bei den Wildcat´s nicht!

    Die aufwendig verarbeitete Laufschiene ist durch eine von oben eingelassene M3er Schlitzschraube fest mit dem Lauf verschraubt. Der vierzöllige „Leopard“ besitzt im Gegensatz zu den Beiden anderen Modellen noch eine, bis zur Mündung durchgehende Trommelachsabdeckung. Auch diese ist durch eine Schraube (hier M4 – Inbus) am Lauf befestigt.

    Die gegen den Uhrzeigersinn drehende Trommel besteht ebenfalls komplett aus Stahl. Die Trommelbohrungen besitzen auf der Mündungdsseite einen Durchmesser von etwa 9,5mm, sind aber leider etwa um 2° zu den Bohrungen auf der Rückseite versetzt, was die Optik der Waffe doch etwas beeinträchtigt! Alle Bohrungen sind des weiteren durch einen tangential zur Bohrung eingesetzten Hartmetallstift gegen Manipulationen gesichert. Bei meinen Wildcat – Exemplaren ist mir aufgefallen, das die Trommel der „Leopard“ deutlich massiver ausgeführt ist, als bei den anderen Modellen – die Trommelflutungen sind dort viel tiefer eingefräst.- Da alle Waffen das gleiche Baujahr aufweisen, -etwas rätselhaft!

    Die Verarbeitung der „Wildcats“ ist hervorragend, alle Gußoberflächen sind feinstsäuberlich poliert, auf den Stahlteilen sind noch feinste Bearbeitungsspuren zu sehen. Alle demontierbaren Bauteile sind praktisch spaltfrei eingepasst und alle Beschriftungen sind sauber, gleichmäßig und grade eingraviert, bzw gestanzt. Die Brünierung ist auf den Gußteilen tiefschwarz und sehr haltbar, auf den Stahlteilen ehr bräunlich und, was verwundert, deutlich empfindlicher! Den einzigen wirklichen Minuspunkt bringt der ungeheuer breite Trommelspalt ein, der wahrscheinlich zur Gasentlastung bei Signalschüssen (ähnlich der HS121) so groß gestaltet wurde und nicht weil man bei Reck die Fertigungstoleranzen etwas großzügig auslegte.
    Auch technisch spielen die Wildcats in der ersten Klasse mit. Die Mechanik ist aufwendig und hervorragend verarbeitet, was insbesondere dadurch belegt ist, das selbst meine betagten und vielbenutzten Modelle keine nennenswerten Verschleißspuren an den Funktionsteilen zeigen und auch noch einwandfrei funktionieren, auch wenn die Optik unter den inzwischen 26 Jahren gelitten hat (andererseits: wie wird wohl meine P99 im Jahre 2030 aussehen?)

    Zusammengefasst kann man sagen das sich Reck mit den „Wildcats“ auf einem Qualitätsniveau bewegt, das man sonst eigentlich ehr Produkten der Firma „Erma“ zuschreibt.

    Als technische „Eckpunkte“ sind hier aufzuzählen:


    Trommel mit Trommelkran separat demontierbar.


    Vorspannung der Trommelrastung einstellbar


    entspannter Hahn durch Sicherung vom Schlagbolzen getrennt


    Korn mit nachtleuchtendem Kunststoff hinterlegt

    Einige Abstriche muß man allerdings bei der Handhabung machen, die Buchenholzgriffschalen dieser Revolver sind zwar einwandfrei verarbeitet und sehen auch gut aus, sind aber für meinen Geschmack zu rund und zu glatt, - sie liegen einfach nicht gut in der Hand. Mit den Pachmayr Griffen, die ich versuchsweise an einer „Leopard“ montiert habe, ist Handlage jedoch hervorragend!
    Der Abzug mag mir auch nicht recht gefallen, im DA Modus ist das Abzugsgewicht einfach zu hoch, da kann auch nicht trösten, daß er beim SA- Schießen hervorragend ist. Kurios ist auch, das der entspannte Hahn das Visier verdeckt, wie bei einem reinen Single -Action Revolver, wahrscheinlich dachte man sich bei Reck, daß der DA -Abzug so schwergängig ist, das sich zielen sowieso nicht lohnt! Aus diesem Grund hat wohl einer der Vorbesitzer meiner „Panther“ den Hahnsporn um ein ganzes Stück abgefeilt, was das Zielen erleichtert, das Spannen aber deutlich erschwert!

    Über den Verwendungszweck solcher Raritäten braucht man sich nicht lange Gedanken machen, sie gehören einfach in die Sammler Vitrine! Das Problem dabei ist, das es mittlerweile gar nicht mehr so einfach ist alle drei Revolver zu bekommen, noch dazu in einem halbwegs guten Zustand!
    Am einfachsten dürfte der „Tiger“ zu finden sein, mit seiner enormen Größe war er damals sicher der „Wunschkandidat“ vieler Käufer, der „Leopard“ ist schon seltener und der „Panther“ galt wohl ehr als „häßliches Entlein“ und ging entsprechend selten über die Ladentheke, -heute kann man ihn mit Fug und Recht als Seltenheit bezeichnen!

    ....einer wartet immer!