Pistole 9mm: IWG Sport Club Bicolor ISPC

  • IWG Enser Sportwaffen (Colt 1911 “ISPC”) Government Mod. Sport Club Bicolor, Kaliber 9mm PAK, PTB: 668

    [BLOCK]Als ich diese Waffe vor vielen Jahren das erste Mal im Schaufenster des örtlichen Waffenhändlers sah, dachte ich: „Wow, die musst du haben!“ - der Preis von satten 329,00 DM war zwar etwas heftig, aber wer kennt das nicht …. Man ist verliebt und da spielen auch ein paar DM oder Euros mehr keine Rolle. [/BLOCK]



    Vorbild/Optik:

    [BLOCK]IPSC! Das fällt einem hier sicherlich zuerst ein. Und man erkennt klar das „Grundmodell“ unter dieser Tuningverkleidung: die amerikanische Legende Colt 1911 Government. IWGs Government, die übrigens verwandt (aber nicht baugleich) mit den Reck- und aktuellen Umarex 1911ern ist, stellt hier auf den ersten und auch zweiten Blick eine fiktive aber sehr überzeugende Nachbildung einer 1911er im IPSC-Gewand dar. Verlängerte Bedienelemente wie Sicherung und Schlittenfang fehlen ebenso wenig wie der serrated hammer, eine angedeutete Mikrometer-Visierung (Kimme), Fingerrillen vorne am herumgezogenen Gummigriff, der verlängerte Magazinboden und der skelettierte Abzug. Außerdem hat IWG der Sport Club noch einen Daumenschutz auf der linken Seite spendiert, der bei schnellen Schussfolgen und der mehr oder weniger gleichzeitigen Verwendung von Sicherung und Schlittenfang diesen Finger des Bedieners schützen soll. Versehen ist dieses vernickelte Plättchen mit einem großen IWG-Schriftzug auf dem bekannten Banner. Zudem findet man einen IWG-Schriftzug auf dem Schlitten und auf beiden Seiten des Gummigriffes. Da es einige mehr oder weniger bekannte Custom-Schmieden gibt, die echte 1911er tunen, stören die IWG-Schriftzüge nicht so sehr, da diese kleinen Hersteller auch oft ihre Embleme und Logos auf den Waffen verewigen. [/BLOCK]


    [BLOCK]Das Magazin hat an der Unterkante den IPSC-typischen „Puffer“, ein verlängertes (bei scharfen Waffen aus Gummi gefertigtes) Stück Plastik, um Beschädigungen beim schnellen Magazinwechsel zu verhindern, wenn diese dann auf den Boden fallen sollten. Gelöst wird das Magazin mit einem Löseknopf auf der linken Seite.[/BLOCK]

    [BLOCK]Die Laufsperre ist von vorne leider deutlich sichtbar und die Mündung ist nicht zentriert, so dass gleich den Status der SSW erkennt. Leider zeigen sich auch hier die wenigen Mängel der Waffe. Teile in der Mündung sind nicht richtig vernickelt und so schimmert hier das verräterische Kupfergold des Zinkdruckgusses dem Betrachter entgegen. Ebenfalls hässlich ist das geschlitzte und damit im Material geschwächte Patronenlager, welches die „Bastlelkönige“ abschrecken soll. [/BLOCK]

    Verarbeitung und Funktion:

    [BLOCK]Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut! Ich kenne KEINE Gaswaffe, bei der die Brünierung so sauber ebenmäßig und satt aufgetragen wurde! Der Schlitten schimmert tief seidenmatt und hat nicht den Hauch eines Makels. Lediglich durch das Repetieren von Hand ergeben sich vorne am Schlitten kleine Schleifspuren – ein Zeichen für eine nicht optimale Fertigungstoleranz in diesem Bereich. Auch die Nickelteile sind sehr gut gelungen, die Einzelteile sind sauber eingepasst und nix wackelt oder klemmt. Es ist eine Freude, diese Pistole genau anzusehen, hier ist alles nahezu perfekt. Der Hahn hat eine Sicherheitsraste und die Bedienelemente funktionieren in derselben Manier wie beim Vorbild und ohne Mucken. Lediglich die Handballensicherung ist ein Fake, was mich persönlich aber nicht stört.

    Stahlteile findet man wenige, um genau zu sein, eigentlich keine. Alles scheint aus Zinkdruckguss gefertigt zu sein, wobei die Waffe aber keinesfalls billig wirkt. Der Hammer mit dem griffigen Sporn hat eine Sicherheitsraste, was beim Entspannen von Hand sehr nützlich ist; so kann dieser einem nicht durch die Finger gleiten und den Schlagbolzen treffen. Die Sicherung blockiert sowohl den gespannten als auch den entspannten Hahn. Der verlängerte Schlittenfanghebel funktioniert tatsächlich und hält den Verschluss sicher in der hinteren Stellung. Das unterscheidet diese 1911er Gaswaffe von anderen Varianten, bei denen der Schlittenfang lediglich der Optik dient aber keine Funktion erfüllt. Interessant ist noch, dass die Sport Club im weitesten Sinne ein Verschlussverriegelung besitzt, denn im Griffstück ist eine gefederte Kugel eingelassen, die in eine entsprechende Aussparung unten im Verschluss greift, wenn dieser sich in der „Ruhestellung“ befindet.
    Das Zerlegen funktioniert in bewährter Colt-Manier und ist etwas fummelig, nach einiger Übung aber kein großes Problem.
    Der Gummigriff liegt sehr gut in der Hand und vermittelt auch bei Schwitzehändchen einen sicheren Halt. Für große Hände ist das Griffstück gut geeignet. Störend wirkt hingegen die Tatsache, dass man das Magazin nicht in das Griffstück bekommt, ohne dabei den Magazinlöseknopf zu drücken. Das nervt auf Dauer ein wenig und hätte besser gelöst werden können. [/BLOCK]

    Das Schießen:

    [BLOCK]Okay, so leid es mir tut, aber DAS tue ich dem Stück nicht an. Daher ist dieser Test eher eine Waffenvorstellung als ein echter (Schuss-)Test. Ich hatte vor langer Zeit die normale IWG Government und die funktionierte ohne Probleme. Auch der legendäre Visier-Test (vgl. Visier Spezial Nr. 8 - „Freie Waffen“, 1997, S. 61) attestiert der hier gezeigten Version eine sehr zuverlässige und fehlerfreie Funktion. Auffällig ist, dass die Patronen recht stramm, also mit viel Spannung, im Magazin sitzen, dennoch lässt sich der Repetiervorgang von Hand ohne Zwischenfälle simulieren. Die etwas veraltete SA-Funktion stört mich persönlich wenig, wer die Sport Club tatsächlich zur SV einsetzen will, sollte das aber bedenken. Der Abzug löst sehr trocken aus und der Widerstand ist – rein subjektiv – als mittelmäßig einzustufen. Gemessen wurde er von den Visier-Experten mit 3220 Gramm. Alle Bedienelemente sind angenehm zu erreichen und zu bedienen und funktionieren tadellos. [/BLOCK]

    Beschriftung/Daten:

    IWG Mo. Government cal. 9mm P. A. Knall (linke Seite); 101XX (Seriennummer), Beschuss 1996, Enser Sportwaffen Made in Germany, PTB 668 (rechte Seite)

    PTB: 668 im Kreis

    Gewicht: 942 Gramm (leer)

    Maße: Länge 22 cm, Höhe 14 cm (mit Magazinboden), Breite 3,5 cm

    Kaliber: 9mm PAK („Pistole Automatik Knall“)

    Schusskapazität: 8 Patronen (plus 1 im Patronenlager)

    Preis: 329,00 (1996)

    Varianten:

    [BLOCK]Meines Wissens gab es neben der „regulären“ 1911er noch eine Sport Club (ohne den Zusatz „Bicolor“, dann nur komplett brüniert), die völlig brüniert war. Als weiteres Zubehör hatten einige Pistolen einen Kompensator (ohne Funktion), bei meiner fehlte dieser ab Werk und in der OVP wäre auch gar kein Platz dafür gewesen. Auch Sondermodelle mit vergoldeten Bedienelementen und Holz- oder Metallgriffen mit Arabesken gab es auf dem Markt, diese dürften aber wie die Bicolor eher selten sein. Eine gewisse Ähnlichkeit im Grundaufbau haben noch die Walther BIG BORE 9mm PAK und die Colt Gold Cup 9mm PAK (die mit bis zu 529,00 DM damals schon als Neuwaffe preislich für viele indiskutabel gewesen sein dürfte). Alle diese Schätzchen werden heute leider nicht mehr gebaut. Übrigens: Wer irgendwo noch einzelne Bauteile (etwa die „Pseudo-Micrometervisierung“) der Sport Club ergattern kann, könnte damit seine Standard-1911er aufmotzen. [/BLOCK]


    Sammlerwert:

    [BLOCK](Meine persönliche Einschätzung): Hoch! Die megacoole Optik dürfte nicht nur was für den wahren 1911er-Fan oder den ISPC-Verehrer sein. Die Stückzahlen der Waffe sind als gering einzuschätzen, da IWG relativ kurz nach Produktionsstart der Sport Club Pleite ging. Zudem dürften seinerzeit nicht viele (Kranke? ;-)) den stolzen Preis von fast 330 DM für eine Schreckschusswaffe hingeblättert haben. Entsprechend gering dürften auch die Nachfrage und somit die Stückzahlen gewesen sein. Die Preise bei hiesigen Online-Börsen zeigen dann auch deutlich, wie beliebt diese Pistole ist: Der alte Neupreis wird meistens erzielt und oft sogar übertroffen, wenn die Pistole in gutem bis neuwertigem und komplettem Zustand ist. [/BLOCK]

    Fazit:

    [BLOCK]Eine seltene und (wie ich finde) höchst attraktive Waffe mit einem interessanten Vorbild, die in keiner Vitrine fehlen sollte. Zum Ballern ist sie definitiv zu schade, vor allem dann, wenn man ein ungeschossenes oder neuwertiges Exemplar sein eigen nennt. Für die SV ist diese Pistole sicher geeignet, da das Teil auch noch von weiten ziemlich echt und wuchtig wirkt, aber die Größe, die SA-Funktion, das hohe Gewicht und nicht zuletzt der Seltenheitswert sprechen eher dagegen. Für Government-Fans und seriöse SSW-Sammler ist die IWG Sport Club Bicolor das absolute Pflichtprogramm, keine Frage.


    Die Waffe mit orig. Colt-Griffschalen

    Natürlich erscheint es dem nüchertenen Betrachter als ausgemachter Humbug, eine SSW im IPSC-Stil herzustellen oder gar so ein Stück für recht teures Geld zu erwerben, aber kaum eine Gaswaffe hat ein so ausgefallenes Erscheinungsbild wie diese. Daher mein Tipp:

    :direx: KAUFEN, wo sich die Chance bietet!

    IWG hätte wohl auch bei den anderen Waffen auf soviel Qualität achten und das Ganze zum moderaten Preis anbieten sollen, dann hätte es vielleicht doch geklappt. Die 1911 Government Sport Club rettet zumindest z. T. den eher zweifelhaften Ruf, den dieser Hersteller bei vielen genießt/genoss und dürfte bei manchem zu recht einen Ehrenplatz in der heimischen Vitrine erhalten.[/BLOCK]

    + Tolle Optik
    + Gute Verarbeitung
    + Seltene Sammlerwaffe, die man nicht oft findet

    - Hoher Preis
    - Ersatzteillage schwierig
    - Nicht mehr in Produktion
    - Für die SV und das dauerhafte Schießen zu groß/wertvoll

    Update: 01/2010 by Flammpanzer