Haenel Sport Modell 49 vs. Sport Modell 49a

  • Hallo Freunde alter DDR-Repetierer und Rundkugelgewehre.
    Mir ist aufgefallen, das es immer wieder Verwechselungen zwischen dem Haenel Sport Modell 49 und 49a gibt.
    Deswegen nun mal ein direkter Vergleich der beiden nur auf den ersten Blick gleichen Kontrahenten der zeigen soll, daß diese Gewehre außer dem "a" noch einige andere Unterscheidungsmerkmale besitzen.
    Möglich wurde mir der Vergleich aber erst durch den Erwerb meines 49, nachdem ich bereits längere Zeit gesucht hatte.
    Wobei wir schon beim ersten, aber für mich als Sammler prägnantesten Unterschied zwischen den beiden Modellen wären - das 49 ist sehr viel seltener zu finden, da es über einen kürzeren Zeitraum gebaut wurde und wohl auch in einer sehr viel geringeren Stückzahl.
    Aber der Reihe nach...zunächst die Daten der beiden Gewehre im Überblick. Ich möchte gleich vorweg schicken, daß es sich bei diesen Daten um die handelt, die ich gemessen habe (die Literatur beschreibt das Modell 49 mit teilweise anderen Daten) :

    49
    Konzeption: Repetiergewehr/Mehrlader
    Energiesystem: Schlagfederverdichter mit Stossrohr
    Spannhebel: Kammerstengelform
    Verschluss: intern, Stossrohr
    Abzug: Druckpunktabzug regulierbar
    Kaliber: 4,4mm
    Geschossart: Bleirundkugel Nr. 10, 4,45mm
    Magazin: 6-,8- oder 12-schüssig
    Sicherung: Flügelsicherung
    Visierung: Dachkorn
    Gesammtlänge: 97,7cm
    Lauf,-länge: 12 Züge, 34,3 cm (ab Systemende gemessen)
    Systemhülsendurchmesser: 29mm
    Fertigungszeitraum: ab ca. 1949/1950 bis ca. 1955
    Systemhülsenlänge 30 cm (aussen gemessen)

    49a
    Konzeption: Repetiergewehr/Mehrlader
    Energiesystem: Schlagfederverdichter mit Stossrohr
    Spannhebel: Kammerstengelform
    Verschluss: intern, Stossrohr
    Abzug: Druckpunktabzug regulierbar
    Kaliber: 4,4mm
    Geschossart: Bleirundkugel Nr. 10, 4,45mm
    Magazin: 6-,8- oder 12-schüssig
    Sicherung: Flügelsicherung
    Visierung: Dachkorn
    Gesammtlänge: 106,5 cm
    Lauf,-länge: 12 Züge, 41,8 cm (ab Systemende gemesen)
    Systemhülsendurchmesser: 30mm
    Fertigungszeitraum: ab ca. 1955 bis ca. 1967/68
    Systemhülsenlänge 30 cm (aussen gemessen)


    Zunächst ein Bilder beider Modelle in der Gesammtansicht. Hier wird sofort deutlich, daß das 49 kürzer als das 49a geraten ist:

    Auch die Beschriftung der Systeme ist deutlich verschieden. Beim 49 findet sich noch der Zusatz "Ernst-Thälmann-Werk Suhl". Das 49 wurde nämlich noch bei ETW gefertigt. Zusätzlich trägt es auch noch die Stempelung MEWA.
    Zum besseren Verständniss ein kurzer Rückblick in die Geschichte:
    Die nach 1945 enteigneten Betriebe C.G. Haenel, Sauer & Sohn, Gebr. Merkel, Greifelt & Co. firmierten zunächst als Einzelbetriebe Werk 1-4 unter dem Namen "VEB MEWA Ernst-Thälmann-Werke".
    Nach dem Zusammenschluss (um 1955) als "VEB Ernst-Thälmann-Werk (VEB ETW)"
    Nimmt man an, daß der Produktionsbetrieb von Luftdruckwaffen ab 1949 wieder aufgenommen wurde, so schränkt dies den Zeitpunkt der Herstellung des 49 auf die Zeit zwischen 1949/50 und 1955 ein.
    Beim 49a ist der Zeitpunkt der Geburt weniger schwer zu schätzen. Die eingeschlagenen Zahlen "7.62" hinten am Schaft sind nicht etwa eine falsche Kaliberangabe sondern besagen, daß dieses 49a im Juli 1962 das Licht der ehemaligen DDR erblickt hat:

    Es folgen Bilder der unterschiedlichen Visierungen der beiden Modelle. Das 49 besitzt noch das alte Schraubvisier welches früher bereits beim Haenel 33 junior verbaut wurde. Die Höhenverstellung erfolgt mittels einer Bundschraube. Ebenfalls kann man den MEWA Stempel noch schön erkennen. Das 49a hat bereits das modernere Schieberastvisier, wie der Nachfolger 310, allerdings wurde es beim 49a noch aus Stahl und nicht wie später beim 310 aus Kunststoff gefertigt. Da Schieben aber immer leichter als Schrauben ist gibt es hier einen Punkt für das 49a :

    Die vordere Visierung tritt bei beiden Modellen als traditionelles Dachkorn in Erscheinung. Dies ist noch ein Relikt aus der Militärzeit, da bei fast allen Gewehren des 2.W.K. diese Kornform Standard war. Das Dachkorn des 49 lässt sich sehr luxuriös per seitlichen Schrauben verstellen, wo hingegen beim 49a mit dem Hammer oder einer entsprechenden Kornschiebervorrichtung gedrückt werden muss. Klarer Pluspunkt hier für das 49. Der Kornschutz beim 49a war optional, es wurde sowohl mit, wie auch ohne diesen gefertigt:


    Die Systemhülse des 49 ist über die gesammte Länge hin glatt, während beim 49a kurz hinter dem Laufansatz die zwei typischen "Rillen" zu sehen sind, die auch andere spätere Haenel Modelle aufweisen. Rein optisch gefällt mir die glatte Hülse besser, also ein kleiner Designpunkt hier für das 49:

    Am anderen Ende der Systemhülse sitzt bei beiden Modellen eine Flügelsicherung. Hier unterscheiden sie sich nicht, wobei am Ende der Hülse des 49 lediglich der Haenel Pfeil zu sehen ist und beim 49a zusätzlich das berühmte Abbild des "Schmiedes". Unentschieden also was diesen Punkt angeht:

    Beim Magazinschacht unterscheiden sich die beiden Modelle ebenfalls geringfügig. Zwar kann man bei allen Haenel Repetiermodellen dieselben Röhrenmagazine verwenden, der Entriegelungsdrücker ist beim 49 aber etwas anders ausgeführt (und auch abgenutzer *lol*) Hier siegt die bessere Ergonomie und es gibt einen Pluspunkt für das 49a:

    Kommen wir zum letzten Unterscheidungsmerkmal, dem Abzug. Dieser ist beim 49 aus Blech gepresst, also quasi "hohl" wohingegen beim 49 ein massives und filigraneres Bauteil verwendet wurde. Hier geht ein Optikpluspunkt an das 49a:


    Was die Schussleistungen beider angeht zeigen sich ebenso Unterschiede. Eigene Messungen ergaben beim 49 eine V0 von ca. 90 m/s, wohingegen das 49a mit ca. 115 m/s deutlich mehr Power an den Tag legt. Diese Geschwindigkeit deutet auf eine Modell 310 Feder hin, die beim 49a teilweise bereits verbaut wurde und die mit 2,5mm Drahtdurchmesser einen deutlichen Kraftvorteil gegenüber der 2,2mm starken 49/49a Feder besitzt. Hier also auch wieder ein Punkt an das 49a, allerdings mit deutlichem Hinweis auf Doping ;-).
    Aufgrund seines Längeren Laufes und der "Extrapower" sind die Streukreise des 49a ebenfalls besser als die des 49. Genauigkeitspunkt hier also an das 49a.
    Was das Schaftholz angeht, so ist der Schichtholzschaft des 49a um Längen schöner als der nussbaumfarben gebeizte Buchenschaft des 49. Wieder ein Optikpluspunkt an das 49a. Allerdings muß man der Fairness halber sagen, daß es das 49a auch mit einem gebeizten Buchenschaft zu kaufen gab.
    Gegen Ende des Wettstreites zeigt sich das 49a also als klarer Sieger nach Punkten.
    Allerdings ist für den Sammler wohl das 49 das interessantere, weil seltenere Modell.
    Kurz noch ein Wort zu den Längen des 49. Die Literatur weist das 49 mit einer Lauflänge von 44,5 cm aus und einer Gesammtlänge von 105,5 cm. Mein 49 zeigt sich da als etwas zu kurz geraten.
    Falls noch ein Leser solch ein 49 besitzen sollte, so wäre es schön, wenn er mir mitteilen könnte, welche Maße sein Modell besitzt.
    Gruß
    Ralph
    Nachtrag:
    Sammlerkollege collector hat mir noch einen wichtigen Tipp gegeben -
    Das Haenel 49 einmal mit dem Haenel 33 junior zu vergleichen.
    Und siehe da ; die beiden gleichen sich bis auf die verschiedene Schaftform sehr viel mehr, als das Haenel 49 dem 49a.
    Lauflänge, Systemlänge und sogar der Systemhülsendurchmesser von 29mm sind bei beiden identisch. Sogar der Haenel Pfeil hinten vor der Sicherung ist gleich. Lediglich die Aufschriften sind anders und die Bodenplatte des Schraubvisiers ist beim 33 junior etwas anders gestaltet.
    Man kann also vermuten, daß die ersten Modelle des 49 auf Basis des 33 Junior gebaut wurden, wahrscheinlich sogar noch mit Teilen aus der alten Produktion.
    Für mich eine interessante Entdeckung ;)

    Einmal editiert, zuletzt von ivtu (17. Januar 2005 um 21:07)