Feinwerkbau C60 als FT-Umbau

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 21.900 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. Januar 2005 um 00:19) ist von Pellet.

  • Hallo,

    hier mal ein paar Bilder und eine „kurze“ Beschreibung über den Umbau eines ehem. CO2-Matchluftgewehrs Feinwerkbau C60 zu einer Field-Target Version.

    Einiges lässt sich auch auf andere Gewehre, insbesondere die 600-er Serie der Feinwerkbau-Luftgewehre, übertragen.

    Das Kleingedruckte: Keinerlei Haftung oder sonst etwas bei Nachahmung :)

    1. Der Schaft:

    Der naturfarbene Schichtholzschaft ist (war) nicht so mein Geschmack. Er sollte dunkler werden. Also habe ich zunächst den ganzen Lack abgeschliffen. Hierbei habe ich mich mit Schmiergelpapier Körnung 80 bis zu einer 400-er Körnung „hochgearbeitet“. Dann wässern, mit 600-er Körnung die nach der Trocknung aufgestellten Fasern weggeschliffen und das Ganze nochmals wiederholt.

    Nach dem Auftragen einer Wasserbeizenmischung aus Nussbaum mittel und Mahagoni und dem anschließenden Trocknen kam der Schock: Der gesamte Schaft war mit hellen Stellen/Punkten übersät. Ich führe das darauf zurück, dass zwischen den verleimten Lagen des Schichtholzes die Beize an den Stellen nicht eingedrungen ist, wo außen kleine Leimstellen waren. Durch zusätzliches Auftragen/Einreiben einer Mahagonilasur mit einem Tuch war das aber zu kaschieren und die Flecken nicht mehr zu sehen. Die Endbehandlung erfolgte dann mit einem Überzug von Zaponlack (seidenmatt) aus der Spraydose.


    Nun musste noch eine kurze Schaftverlängerung her. Von einem Eisenrohr mit Außendurchmesser von ca. 16 mm wurden zwei ca. 1 cm lange Stücke abgeschnitten. Die ursprünglichen Befestigungsschrauben (M 6) für die Schaftkappe habe ich bei dieser Gelegenheit in längere Exemplare ausgetauscht.


    Und so sieht es im Detail aus, wenn die Schaftkappe mit den Distanzstücken montiert ist.


    2. Die Lade-/Verschlussklappe

    Wie mittlerweile wohl allgemein bekannt, lässt sich ein Zielfernrohr auf diesem Gewehr (wie auch bei der 600-er Serie) wegen der Länge der Lade-/Verschlussklappe nicht in angemessener Höhe montieren, weil die Lade-/Verschlussklappe beim Öffnen gegen die Unterseite des ZF stößt.

    Folglich habe ich das getan, was alle tun, die sich nicht eine extra hierfür vorgesehene neue Lade-/Verschlussklappe bei Feinwerkbau bestellen wollen; ich habe die Klappe demontiert und mittels feiner Eisensäge gekürzt. Zum Demontieren wurden auf einer Seite einfach die zwei Federringe (oder wie das fachmännisch auch immer heißen mag) von den Stiften gelöst und die Stifte herausgezogen.

    Nun wollte ich auf einer Seite noch eine Art Knebel an der Klappe haben, um diese mit dem Daumen leichter schließen zu können. Der vordere Stift ist hierzu zu kurz. Den musste ich gegen einen etwa 1 cm längeren austauschen. Der erste Versuch mit dem Stück einer M 3-Gewindestange hat sich nach etwa 10 Schuss als Fehlkonstruktion erwiesen. Bei jedem Schuss ist der Verschluss bzw. die Klappe aufgesprungen. Die Fehlersuche hat ergeben, dass die Gewindestange vom Material her zu weich war und sich leicht verbogen hatte. Dadurch hatte die Verriegelung nicht mehr gehalten. Es musste also härteres Material im Durchmesser von ca. 3,1 mm her, damit das Ganze Aussicht auf dauerhaften Erfolg hat.

    Wie viele „Nichtmetaller“ habe auch ich keine Stahlstifte in diversen Durchmessern auf Lager. Und eine Drehbank usw. besitze ich auch nicht. Also hieß es improvisieren. In meiner Werkzeugkiste war noch ein ganzer Satz Metallbohrer. HSS stand drauf. Also schön hart, prima. Aber, der 3,0-Bohrer war zu dünn für das Loch in der Klappe und der 3,2-Bohrer zu dick. Nun ja, die Fachleute werden jetzt bestenfalls ein mitleidvolles Lächeln aufbringen können, aber Not macht erfinderich. Den Bohrer habe ich falsch herum in die Bohrmaschine gespannt und dann durch Dranhalten einer Feile und später immer feinerem Schmiergelpapier auf 3,1 mm Durchmesser „abgedreht“. Der passte nun wunderbar und ohne Spiel in die Löcher der Klappe. Als Knebel fand der „Drücker“ eines Druckkugelschreibers dann eine sinnvolle Verwendung.


    3. Die Zielfernrohr-Montage

    Das Übel bei diesem Gewehr (und bei der 600-er Serie) ist die kurze 11 mm Prismenschiene, auf die ja eigentlich nur ein Diopter passen soll. Montiert man das Glas mit einer Montage vor und einer Montage hinter dem Turm und soll dann noch die Lade-/Verschlussklappe aufgehen, sitzt das ZF sehr weit hinten. Die Alternative, beide Montagen hinter den Turm zu setzen, kam für mich aus optischen Gründen nicht in Frage. Also musste wieder eine improvisierte „Erfindung“ her.

    Ich habe mich für einen zusätzlichen (zweiteiligen) Laufmantel über dem serienmäßigen Laufmantel entschieden, auf dem ich dann die vordere Montage befestigen wollte. Aus dem Baumarkt habe ich mir handelsübliches Eisenrohr mit einem Innendurchmesser von 20 mm und einem Außendurchmesser von 22 mm besorgt. Innen habe ich das Rohr mittels dünnerem Rohr und daran befestigtem Schmiergelpapier noch ein wenig aufweiten bzw. polieren müssen, sonst hätte es nicht über den eigentlichen Laufmantel (Durchmesser 19,7 mm) gepasst.

    Da die serienmäßige Befestigung des Laufes/Laufmantels am Schaft einen zusätzlichen einteiligen Laufmantel nicht zuläßt, musste ich diesen zweiteilig gestalten.


    Auf dem vorderen Teil wurde als Abschuss (Mündung) eine Unterlegscheibe mit 8 mm Loch gelötet und die überstehenden Teile abgefeilt.


    Auf dem folgenden Bild sind die Übergänge des vorderen und hinteren Laufmantelteiles auf die Halterung sowie die M 4-Gewinde zur Aufnahme kurzer Madenschrauben zu sehen.


    Auf der Unterseite des ursprünglichen Laufmantels wurden in Höhe dieser M 4-Gewinde ca. 1 mm tiefe „Einbuchtungen“ gebohrt, in die beim Festschrauben der zusätzlichen Laufmantelteile die Madenschrauben greifen und diese fixieren. Im vorderen Laufmantelteil reicht eine Schraube. Im hinteren sind zwei, da auf diesem die vordere Montage für das Glas befestigt werden soll.


    Am hinteren Ende des hinteren zusätzlichen Laufmantels habe ich dann eine aus einem Reststück Rohr herausgeschnittene „Prismenschiene“ von ca. 4 cm Länge aufgelötet. Vorher wurde das Teil natürlich noch mit der Feile behandelt.


    Nun gab es ein neues Problem (das mir aber vorher schon bekannt war). Die vordere Montage ist im Verhältnis zu hoch. Ca. 2–3 mm Differenz zur hinteren Montage sind unakzeptabel und durch Turmdrehen nicht zu kompensieren. Also nochmals die Feile in die Hand und die vordere Montage entsprechend bearbeitet, bis sie tiefer war. Das hört sich einfacher an als es tatsächlich war. Auf dem folgenden Bild kann man, so hoffe ich jedenfalls, den Höhenunterschied erkennen.


    Dann kam der erste spannende Moment, das Anbringen der Montage auf der neuen Prismenschiene. Und siehe da, es hält! So, nun den hinteren Teil des neuen Laufmantels über den serienmäßigen Laufmantel schieben und mit den zwei (gekürzten) Madenschrauben fixieren. Den neuen Laufmantel habe ich so gestaltet, dass er sich um etwa 0,5 mm nach rechts und links verdrehen lässt. Dadurch lässt sich ohne übermäßiges Turmdrehen die seitliche Treffpunktlage beeinflussen.


    Nun folgen noch einige Bilder des hinteren Gewehrteils, auf denen das montierte Glas zu sehen ist. Das ZF lässt sich jetzt im gewünschten Abstand montieren, ohne dass man auf überlage Schaftverlängerungen angewiesen ist.


    Abschließend noch je eine Gesamtansicht von rechts und links. Hier ist nun auch der montierte vordere Teil des neuen (zusätzlichen) Laufmantels zu sehen.


    Ich hoffe, ich konnte das Ganze einigermaßen verständlich rüberbringen. Vielleicht kann der ein oder andere Teil ja jemandem als Anreiz oder zur Insperierung bzw. als Hilfe bei der Lösung eines individuellen Problems dienen. Wer Maschinen und entsprechendes Fachwissen hat, wird über diese laienhaften Ausführungen eher lächeln, aber Maschinen habe ich nun mal nicht.

    Kurt

    50% + 1

    Einmal editiert, zuletzt von Pellet (23. Oktober 2007 um 20:26)

  • Hallo,

    habe noch ein paar Bilder gefunden, auf denen die auf den zusätzlichen Laufmantel aufgelötete Prismenschiene deutlich zu sehen ist.


    Die Schiene wurde einfach aus einem Stück des gleichen Rohres herausgeschnitten. Dadurch hat sie automatisch den gleichen Durchmesser wie der Laufmantel und passt vorzüglich auf diesen. Die Prismenschiene ist ca. 4 cm lang und ca. 11 mm breit (abweichende Längen sind natürlich möglich). Ich habe sie mit einem kleinen Gas-Lötkolben unter Verwendung von Weichlot befestigt. Hält bombenfest.

    Nun noch zwei Bilder, die den teilmontierten bzw. komplett montierten zusätzlichen Laufmantel zeigen. In diesem Stadium war der Mantel noch mit Alu-Spray beschichtet, was sich allerdings nicht bewährt hat (schlechte Haftung).



    Ergänzend bleibt noch zu sagen, dass ich das serienmäßige Zusatzgewicht im vorderen Teil des Schaftes entfernt habe, um das zusätzliche Gewicht des Laufmantels auszugleichen.


    Abschließend noch ein paar Worte zum Austausch der Dichtungselemente beim FWB C60:

    Ein kompletter Satz Dichtungselemente besteht aus insgesamt 5 Teilen. Nachstehend die Artikelnummern und Artikelbezeichnungen für diejenigen, die sich die Teile bei Feinwerkbau ordern wollen.

    Artikelnummer Artikelbezeichnung
    4.9.0002 O-Ring 7,0 x 2,0
    4.9.0005 O-Ring 16,0 x 2,0
    1762.214.1 Dichtring
    1750.215.1 Stützring
    1750.359.1 Dichtung


    Das nächste Bild zeigt etwa die Positionen, an denen die alten Dichtungselemente gegen die neuen Elemente zu tauschen sind.


    Kurt

    50% + 1

    Einmal editiert, zuletzt von Pellet (23. Oktober 2007 um 20:30)