Revolver .380: Weihrauch Arminius HW88 Super Airweight "Combat"

  • Weihrauch Arminius HW88 Super Airweight - "Combat Hammer Shroud"

    Im Forum wird oft der HW37/88 empfohlen. Testbericht gibt es bisher keinen, was mich etwas verwundert, da es sich um eine recht beliebte und hoch angesehene Schreckschußwaffe zu handeln scheint. Dem kann abgeholfen werden:

    Die HW37/88-Serie besteht aus im wesentlichen baugleichen drei Modellen, die sich vor allem durch die verwendeten Materialien unterscheiden:

    1. HW37: Rahmen aus Zinkdruckguß, Trommel Stahl
    2. HW88 Airweight: Rahmen aus Aluguß, Trommel Stahl
    3. HW88 SuperAirweight: Rahmen und Trommel (!) aus Aludruckguß

    Zum Sondermodell "Combat Hammer Shroud" kommen wir später :nuts:

    Hahn, Schlagbolzen, Abzug und Trommelachse sind jeweils aus Stahl (Magnettest).

    Der HW88 Super Airweight dürfte mit 277 Gramm Leergewicht (Herstellerangabe, habe keine Briefwaage) die leichteste mehrschüssige SSW überhaupt sein, was sie als Waffe zum Führen prädestiniert. Aufgrund der Alutrommel dürfte der SAW für ausgiebige Sylvester-Orgien eher ungeeignet sein.

    Geliefert wird er in zwei Varianten: "Stainless Look" (silberfarben eloxiert) oder schwarz eloxiert, zum Preis von etwa 150-170 Euro einschließlich Putzbürste und Abschußbecher. Nicht billig, aber er zählt zu den hochwertigsten SSW, die ich bisher in der Hand hatte.

    Technische Daten:
    Abmessungen (LxHxB): 155x108x33mm (Herstellerangebe, mit Standardgriff)
    Gewicht: 277 Gramm (Herstellerangabe, mit Standardgriff)
    Abzug: Double Action
    Trommel: 5 Schuß, Kaliber 9mm Knall
    Abzugsgewicht SA/DA: 1600/4600 Gramm (Testwerte aus Visier special, Freie Waffen, 1997)
    Standardgriff: Holz oder Gummi

    PTB 659, Beschuß München AB (=2002?)
    Trommelspalt: 0,2mm (nachgemessen mit KFZ-Fühllehre)

    Laufsperre: vertikal eingefügte Sperre, ohne Probleme putzbar


    (Auf dem Bild ist der Gewindeschutz in Form einer Madenschraube erkennbar)

    Zubehör: Putzbürste, Abschußbecher 15mm, Gewindeschutz

    Verarbeitung/Service:
    Der HW88SAW ist eine der am besten verarbeiteten SSW, die ich bisher in der Hand hatte. Ich habe ihn nach einem ausgiebigen Vergleich verschiedener SSW-Revolver im Waffengeschäft ausgewählt, weil er mir den besten Eindruck, vor allem von der Verarbeitung, machte. Nachdem der Verkäufer auch einmal einen echten Smith&Wesson (das Vorbild des HW88) danebenlegte, war die Sache klar, weniger wegen der recht originalgetreuen Nachbildung, sondern weil man im Vergleich zu einem echten Revolver erst recht sah, wie schlecht die anderen Kanditaten verarbeitet waren.

    Allerdings gab es auch kleine Mängel: Der Gewindeschutz (eine Madenschraube, die man anstatt des Abschußbechers in die Mündung schraubt) fehlte. Von dem Vorhandensein eines solchen erfuhr ich erst aus dem oben zitierten Visier Testbericht.
    Der Guß und die Eloxierung ist im wesentlichen gut, aber bei genauerem Hinsehen zeigen sich doch winzige Unebenheiten. Ich gehe davon aus, daß dies technisch bedingt ist, denn der später erworbene HW37 aus Zinkdruckguß mit Stahltrommel ist perfekt verarbeitet (dafür fehlte abermals der Gewindeschutz). Da ich kein Sammler bin, der den Revolver mit der Lupe beäugt, sah ich darüber hinweg, zumal ich mich an die anderen Revolver im Laden erinnerte.
    Allerdings schien ich ein Montagsmodell erwischt zu haben: Die Patronen saßen sehr fest in der Trommel, waren schwer einzuführen, noch schwerer auszuwerfen, nach dem Schießen klemmten manche Hülsen fest.

    Nach der Lektüre des Visier-Artikels schickte ich ein Mail an Weihrauch, und bestellte zwei Gewindeschutzschrauben für meinen HW37 und den (silbernen) HW88. Mir wurde Lieferung per Nachnahme angeboten (ohne Preisnennung), ich teilte meine Adresse mit, und kurz darauf erhielt ich die Gewindeschutzschrauben kostenlos.
    Leider zwei schwarze (einer meiner Revolver ist silber), und beide waren etwas zu lang, so daß sie nach vollständigem Einschrauben noch etwa 1mm überstehen.

    Kurz, neues Mail an Weihrauch, und das Problem mit dem HW88 beschrieben, Waffe nach Aufforderung zur Prüfung eingesandt, und kurz danach mit gekürzter (schwarzer...) Gewindeschutzkappe und offenbar leicht ausgefrästen Trommelkammern kostenfrei nach Probebeschuß gereinigt zurückbekommen (Garantie lief noch). Leider hat die Eloxierung im Bereich der Trommelkammern und der Trommelrückseite dadurch etwas gelitten; ich hoffe, daß dies keinen Einfluß auf die Haltbarkeit der Waffe hat. Die Patronen sitzen jetzt jedenfalls perfekt.

    Meine weitere Frage an Weihrauch, ob andere (größere) Griffschalen lieferbar seien, wurde negativ beantwortet.

    Schneller und zufriedenstellender Service ist eindeutig ein Pluspunkt.

    Handhabung:
    Der Revolver liegt gut in der Hand (warum gehört das Original wohl zu den meistverkauften?), hat einen schönen, weichen Schloßgang, wenn auch nicht ganz so gut wie bei meinem HW37 und dem neu (gebraucht) hinzugekommenen HW10GR.
    Allerdings sind die Standardgriffschalen für meine recht großen Hände doch etwas klein.

    Schießen:
    Kurz, keine Probleme (nach Behebung der zu engen Trommelkammern). Zunächst war eine ausgiebige Schmierung fällig, da der Revolver, wie schon in einem anderen Weihrauch-Testbericht angemerkt, recht trocken in seiner Schachtel lag.
    Das DA-Abzugsgewicht kann ich nur schätzen, aber die Angebe von 4600 Gramm kommt mir recht hoch vor; mich würde glatt einmal ein Federwaagentest interessieren.
    Ich habe nicht allzu viel damit geschossen, erwarte mir aber von einem gut verarbeiteten Revolver keine Probleme.
    Ich sehe einen geringen Trommelspalt als Qualitätsmerkmal, möglicherweise kann dies aber nach häufigem Schießen ohne Pflege zu Problemen führen. Zum "Ballern" besser einen billigen Zweitrevolver?

    Griffschalen:
    Meinen HW88SAW wählte ich mit Holzgriffschalen, schlicht und einfach deswegen, weil kein anderer im Laden verfügbar war. Sie sind gut verarbeitet, fühlen sich gut an, nur sind sie (konzeptbedingt) etwas klein. Sie passen aber gut zum hochwertigen Look der Waffe.

    Die Schalen aus Gummi (oder ein weicher Kunststoff?), mit denen ich meinen HW37 kaufte, passen natürlich auch an den HW88SAW. Sie sehen ebenfalls gut aus, und fühlen sich ausgezeichnet an.

    Klein sind sie deswegen trotzdem.

    Nun offenbart sich ein weiterer Vorteil der weitgehenden Originalgetreue des Revolvers: auch der Rahmen entspricht in seiner Form dem Original, dem sogenannten Smith&Wesson "J-Frame Round Butt". Es sollten also alle für diesen Revolver gefertigten Griffschalen (und von denen ist eine Menge verfügbar) auch an den HW88SAW und Konsorten passen!

    Gute, bekannte Hersteller sind z.B. NIL und Pachmayr (ein Test meines HW37 mit Pachmayr-Griffschalen folgt vielleicht einmal ;-)). Sehr gut zur Optik passen z.B. die Pachmayr "Gripper Grip" für etwa 45 Flocken. Wer die mal in der Hand hatte, weiß, was "Haptik" bedeutet. Darüberhinaus sieht der Revolver gleich eine Hausnummer größer aus, und ist wesentlich besser zu halten.

    Da ich wegen des geringen Gewichts den HW88SAW bevorzugen würde, sollte ich einmal eine SSW führen wollen, wollte ich sogenannte "Hammer Shroud" Griffschalen dazu haben, also Griffschalen, die den Hahnsporn so abdecken, daß er sich nicht mehr in einer Tasche oder sonstwo verhaken kann.

    Diese fanden sich in Form von "Combat&Target-Griffschalen" von Frankonia Jagd, "Hammer Shroud" (Art.Nr. 95214) für etwa 45 Euro aus braunem klarlackiertem Nußbaumholz.


    Nun hakt nichts mehr, der Revolver liegt bestens auch in Metzger-Händen (Wurstfinger), allerdings erkauft man sich den Vorteil damit, daß man nun kein SA mehr schießen kann. (Aber wer will das schon, vor allem, wenn die Waffe zum Führen gedacht ist). Zumal ist meine Griffschale etwas ungenau verarbeitet, so daß der Hahn seine Endrastenstellung nicht mehr ganz erreichen kann. Darüberhinaus ist das manuelle Spannen nun gefährlich, da einem der Hahnsport leicht unter dem Finger wegrutschen und eijnen ungewollten Schuß auslösen kann. Man sollte den revolver mit diesen Schalen als reinen DA-Revolver betrachten.

    Außerdem paßt der Revolver nun nicht mehr in ein für dieses Modell vorgesehenes Gürtelholster, was allerdings mit HammerShroud auch keinen Sinn macht.

    Noch zwei Bilder zum Größenvergleich der Griffschalen, und der Revolver "nackt":


    Fazit:
    Schöne, originalgetreue Waffe, sehr gut verarbeitet mit kleinen Detailmängeln, nicht billig, aber Mehrwert für Mehrpreis. Führig, und aufgrund des großen Kalibers und vor allem des geringen Gewichts ausgezeichnet als Verteidigungswaffe zum Führen geeignet. Nur fünfschüssig, dies ist aber konzeptbedingt (Vorbildgetreue). 5 Schuß sollten aber für Verteidigungszwecke ausreichen.
    Aufpeppen durch Zubehör für S&W-Revolver möglich, eher weniger für Sylvester geeignet.

    Kurzum: Sehr empfehlenswert.

    Wheel guns are real guns