Walther LG 200 als Field-Target Umbau

  • Hallo,

    nachdem mir recht preisgünstig ein Walther LG 200 angeboten wurde, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, das Teil zu kaufen und sofort zu einem FT-tauglichen Gewehr umzurüsten.

    Es handelt sich hierbei um das Modell LG 200 Junior, also die etwas „abgespeckte“ Variante des LG 200. Das eigentliche System bzw. die Mechanik ist jedoch identisch mit dem LG 200.

    Das Gewehr war mit einem Bucheschaft für Rechts- und Linksschützen sowie mit einer kurzen Pressluftkartusche (Stahl) ohne eingebauten Manometer ausgestattet.

    Technische Daten (ursprünglich):

    Maße (L/H/B) 96,5 x 25,5 x 6,2 cm
    Gewicht 4000 gr
    Abzugsgewicht 70 - 130 gr
    Lauflänge 42 cm

    Und so sah das Gewehr (ungefähr) aus, als ich es erhalten habe. Allerdings war mein Modell nicht mit dem kurzen Laufgewicht/Korntunnelhalter ausgestattet wie hier abgebildet. Bei meinem Gewehr war der Korntunnel unmittelbar auf dem Laufmantel (Alu) angebracht (Einfräsungen).

    Zunächst habe ich den kompletten Schaft vom Lack befreit und die „schöne“ schwarz eingefärbte Punzierung im Griffbereich entfernt. Bei dieser Gelegenheit wurde mittels Handsäge, Raspel und Feile die Schaftform, z.B. im Bereich des Griffes etwas abgeändert. Geschliffen wurde – soweit es ging - mit Hilfe eines Bandschleifers. Der Rest war reine Handarbeit. Schmirgelpapier mit einer Korngröße von 80 bis 600 war hierbei im Einsatz. Abschließend erfolgte (nach mehrfachem Wässern) die Endbehandlung mit 1000-er Schleifpapier.

    Nun konnte gebeizt werden. Clou-Aqua-Beize (eine Mischung aus Nussbaum mittel und einem Schuss Mahagoni) wurde mit einem Küchenschwamm in Faserrichtung aufgetragen. Nach völliger Trocknung erfolgte die Weiterbehandlung des Holzes mit Hartöl (geeignet für Fußbodendielen und unbehandelte Küchenarbeitsplatten). Das Hartöl besteht überwiegend aus Naturprodukten und ist zudem lebensmittelecht. Eingerieben/aufgebracht habe ich es in mehreren Schichten mit einem fusselfreien Leinentuch. Jede Schicht musste zunächst mind. einen Tag durchtrocknen, bevor der nächste Auftrag erfolgte.

    Hier das Resultat:

    Da es sich um die Junior-Ausführung handelt, war noch eine Schaftverlängerung erforderlich. Diese habe ich aus zwei Stücken eines Eisenrohres hergestellt (Durchmesser ca. 20 mm, Länge ca. 25 mm). Zur optischen Aufwertung des Bereiches um die Schaftverlängerung erhielten des Schaft selbst und die Halterung der Schaftkappe eine dünne Gummi-Auflage (Schuhsohle).

    Was jetzt noch fehlte war eine abnehmbare Knieauflage, um das Gewehr in der sitzenden Schießposition in die richtige Höhe zu bekommen. Hergestellt ist die Auflage aus einem Stück Bucheholz, auf dessen Unterseite ebenfalls ein Stück geriffelte Schuhsohle aufgeklebt ist (rutscht auf dem Knie nicht ab).
    Im Gewehrschaft selbst sind zwei Rampa-Muffen eingebohrt worden. In diese greifen zwei Imbusschrauben, mit denen die Stütze angeschraubt ist. Als Abstandhalter dienen auch hier wieder zwei Stücke des o.g. Eisenrohres.

    Auf dem Gewehr montiert ist ein ZF Simalux 8 - 32 x 50 Gold Edition mit großem Seitenrad. Um die vordere 30 mm Hawke-Montage möglichst weit vorne montieren zu können, mußte auf dem System eine zusätzliche Prismenschiene eingefräst werden (Dank an Erwin/Bart). An der hinteren Montage ist dann noch ein selbst hergestellter „Zeiger“ montiert worden, um die Markierungen auf dem Seitenrad besser ablesen zu können.

    Der ursprüngliche Spannhebel musste gekürzt und leicht modifiziert werden, damit sich dieser bei montiertem ZF öffnen lässt und nicht dagegen stößt. Um den Verschluss besser öffnen bzw. das System leichter spannen zu können, ist am Spannhebel ein Knauf angeschraubt worden. Dieser ist mit einem strukturierten Gummischlauch ummantelt. Der ursprüngliche Abzugsschuh von Walther musste einem Modell von Feinwerkbau weichen (ist Geschmackssache).

    Die beim Kauf vorhandene kurze Pressluftkartusche habe ich gegen eine Maxi-Kartusche mit eingebautem Manometer (ursprünglich gedacht für das Walther Dominator) ausgetauscht. Der Pressluftvorrat reicht nun locker für einen schussreichen FT-Nachmittag. Außerdem wurde dadurch etwas mehr Gewicht nach vorne gebracht.

    Das Gewehr schießt mit JSB 4,51 mm äußerst präzise. Nicht nur auf 10 m, sondern auch auf 25 m und (mit den gewohnten Abstrichen) auch noch darüber hinaus.

    Mit der Schaftverlängerung ist das Gewehr nun über alles 103 cm „lang“. Durch die relativ kurze Bauweise und das relativ geringe Gewicht ist es sehr handlich. Es liegt ruhig im Schuss. Damit es bequem von Lane zu Lane transportiert werden kann, habe ich zwei abnehmbare Riemenbügel und einen Riemen angebracht. Als „Gewehrriemen“ zweckentfremdet wurde der verstellbare Trageriemen einer Notebook-Tasche. Die Riemenbügelhalter sind mit Holzschrauben im Schaft befestigt.

    Das Gewehr befindet sich noch in der „Testphase“. So sind z.B. die Markierungen auf dem Seitenrad derzeit nur provisorisch und noch nicht vollständig angebracht. Die Waffe war nun schon zwei Mal im Einsatz und hat völlig störungsfrei funktioniert. Alles in allem bin ich mit dem Gewehr schon jetzt sehr zufrieden. Sowohl von der Schußleistung, als auch von der Handlichkeit. In Kombination mit dem Simalux-Glas ein wirklich tolles Gewehr für FT Klasse 3. Den Kauf des LG 200 und die darin investierte Zeit habe ich jedenfalls nicht bereut.

    Gruß
    Kurt

    50% + 1

    3 Mal editiert, zuletzt von Paramags (24. Oktober 2004 um 20:23)