Armotech WG65 und WG75

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 35.876 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. August 2004 um 15:00) ist von rugerclub.

  • Tja, die Sache mit den Armotech-Markierern ist ein zweischneidiges Schwert und grundsätzlich
    kann ich auch nur zu den sog. Milsim-Markern etwas sagen, es gibt aber auch 'Standardmarkierer'
    in der Produktpalette.

    Die Firma hat sich in letzter Zeit ein wenig umstrukturiert und inzwischen offenbar aufgeteilt in einen
    klassischen Zweig (http://www.armotech.net) über den noch einige der 'alten' Modelle vertrieben werden
    und einen neuen (http://www.ariakon.com), die komplett neue Entwicklungen vertreiben, die teilweise auf den
    Vorgängermodellen basieren.

    Ich kann vor allem empfehlen, die entsprechenden Foren mal durchzuforsten (gibt auf beiden Seiten
    Foren zu den entsprechenden Produkten), um sich einen Überblick zu verschaffen.

    Zu meinen eigenen Erfahrungen:

    Ich habe vor einiger Zeit schon eine WG-65 und eine WG-75 gekauft.

    Zunächstmal lässt sich sagen, die Verpackung ist überaus spartanisch; ein simpler Pappkarton mit einer
    darin herumfliegenden Kleinteile-Plastiktüte - keinerlei Dämmaterial, das den Markierer am herumfliegen
    im Karton hindert und einige Spuren im Karton, das er das während des Transportes auch schon ab und
    an getan hat. Überaus bescheiden sozusagen und somit nur etwas besser als gar keine Verpackung - aber nicht VIEL besser ;)

    Der außerordentliche Spartanismus setzt sich bei der Bedienungsanleitung nahtlos fort. Es gibt eine kleines Schwarzweiß-Faltblatt ( 'Heft' möchte ich es bewusst nicht nennen) in dem eine flüchtige Anleitung zum Zerlegen für alle Modelle enthalten ist und eine Teile-Skizze, zwar in etwas besserer Qualität als simple Fotokopien, aber auch nicht überragend.

    WG-75

    Vorab muss ich mal anmerken, dass dieses Modell recht schnell vom Markt verschwunden ist und nicht mehr hergestellt wird. Demzufolge sieht es auch mit dem Support möglicherweise recht problematisch aus. Mit der WG-75 gab es jede Menge Probleme und etwa die hälfte aller Markierer dieses Typs war sozusagen nahezu unbrauchbar und eine Reparatur/Austausch folgt auf die nächste, die andere Hälfte funktionierte wohl tadellos. So hat man mit dem Markierer eine 50%-Chance auf eine Menge Spass, oder entsprechenden Frust.

    Ich weiss noch nicht, zu welcher Hälfte meiner zu rechnen ist, das werde ich aber demnächst feststellen.

    Der optische Ersteindruck des Markierers ist zunächst einmal gut - sieht halt einfach nett aus mit dem MP5-Styling, auch wenn es doch etwas mehr Plastik ist, als erwartet: Das Oberteil inklusive Durchladerohr bis hin zur Visiereinrichtung ist aus Plastik, was die Waffe doch recht angenehm leicht macht - ob das jetzt ein Vor- oder Nachteil ist, überlasse ich mal jedem selbst ;) die Anbringung irgendwelcher Zielhilfen oder Visierschienen ist somit aber schonmal nahezu ausgeschlossen.

    Ein erster Blick durch die Visiereinrichtung überzeugt leider nicht wirklich. Zwar wurde das Trommelvisier der MP5 imitiert, jedoch nicht sonderlich erfolgreich wie ich finde. Die Lochbohrungen sind etwas deutlich zu tief geraten und die Neigung der Visiertrommel etwas zu gering, um damit sinnvoll zielen zu können, da die Oberkante der Visiertrommel den Blick auf das Korn versperrt. Die V-Kimme ist lediglich als banale Kerbe ausgefallen und ebenfalls kaum geeignet, damit einen gezielten Schuss abzugeben. Da sie aber ebenfalls aus Kunststoff ist, wäre es möglich (wenn auch sicherlich nicht unbedingt schön) sie etwas nachzubessern. Verstellen bzw. drehen sollte man das Visier sowieso besser nicht allzu sehr, da es sich dabei unter Umständen leicht losdreht.

    Spannen lässt sich die WG-75 mit einem Spannhebel, der ebenso wie beim Vorbild im Durchladerohr oberhalb des Laufes gelegen ist.

    Die meiner Ansicht nach recht hässlichen Winkelfassungen für die C02-Zufuhr sind glücklicherweise nicht funktionsrelevant und lassen sich daher auch guten Gewissens entfernen, was ich natürlich sogleich gemacht habe. Über einen einfachen CA-Adapter lassen sich so auch normale Standard-CO2-patronen anschließen, um mal ein paar Probeschüsse abzugeben.

    Aus diversen Foren hatte ich bereits die Information, dass man bevor man den Markierer benutzt, diesen unbedingt einer innerlichen Grundreinigung unterziehen sollte. Beim ersten Zerlegen stellt man schnell fest, das sich tatsächlich noch einige Produktionsrückstände (Staub, teilweise auch Späne) im Markierer befinden. Intern macht die Mechanik dennoch einen recht guten Eindruck und nach Reinigung und unter leichtem Öleinfluss sieht die Sache gleich noch besser aus. Somit also ein Markierer, den man keinesfalls 'out-of-the-box' in Betrieb nehmen sollte. Field-Stripping (also Zerlegen unter Gefechtsbedingungen) kann man allerdings vergessen, keine Rändelschrauben oder ähnliches vorhanden, für nahezu alles sind Imbusschlüssel erforderlich.

    Fazit:

    Verpackung : schlecht
    Anleitung : minimalistisch
    Verarbeitung : befriedigend
    Optik : gut
    Stabilität : fragwürdig
    Handling : ok
    Schussleistung : - Beschusstests folgen -
    Support :


    WG-65

    Im Gegensatz zur WG-75 hat dieses Modell sich auf dem Markt behauptet uns ich noch immer erhältlich. Mit diesem Markierer gab es laut diversen Foreneinträgen offenbar weniger Probleme und die Mehrzahl der Besitzer äußerte sich recht positiv über die Performance und das Schussgefühl - also her mit dem Teil.

    Die WG-65 ist unverkennbar nach dem äußerlichen Vorbild des M4 bzw. ähnlichen M-16 Clonen gefertigt und macht ebenfalls ein gutes Bild auf den ersten Blick. Auf den zweiten offenbaren sich aber sogleich auch leichte Schwächen. Der typische Tragegriff ist entgegen meiner Erwartung ebenfalls aus Kunststoff und war (zumindest bei meinem Exemplar) ein wenig verzogen, was sicherlich erst bei genauerem Hinsehen auffällt und der Funktionalität keinen Abbruch tut, aber doch ein bisschen unschön ist.

    Die Visiereinrichtung scheint recht brauchbar zu sein, zumindest lässt sich darüber anständig zielen. Wie beim Vorbild lässt sich die Lochkimme sowohl in der Höhe, als auch seitlich verstellen. Gewichtsmäßig liegt die 65 etwas über der 75 ist aber immer noch recht handlich.

    Der Vorteil dürfte sein, dass darunter eine Weaver-Schiene gelegen ist, so dass sich ggf. auch anderes Zubehör anstelle des eigentlichen Tragegriffes montieren lässt. Anzumerken wäre allerdings noch, dass diese Schiene ebenfalls aus Kunststoff besteht.

    Der Spannhebel liegt (abweichend vom Vorbild) auf der linken Seite, ähnlich wie bei der alten VM-68, ist so jedoch unter Einsatzbedingungen eigentlich auch besser erreichbar.

    Auch für dieses Modell galt die dringende Empfehlung einer gründlichen Grundreinigung vor Inbetriebnahme aus diversen Webforen. Das Zerlegen gestaltet sich vergleichsweise einfach und eine Reinigung zeigt sich auf Anhieb auch durchaus erforderlich. Auch hier waren diverse kleinere Produktionsrückstände feststellbar. Das Rohr lässt sich samt Handschutz und vorderer Visiereinrichtung einfach abschrauben, hier offenbart sich sogleich eine Reihe weiterer Probleme. Schon beim ersten Entfernen des Rohrs sieht man leichte Abrieb-Rückstände auf dem Gewinde des Laufes, das offenbar auch einem recht weichen Material gefertigt ist. Ein häufiges Ein- und Ausbauen des Rohres ist somit nicht sonderlich ratsam und möglicherweise besteht die Gefahr des Überdrehens, wenn es jemand beim Wiedereinbau etwas zu gut meint mit der Festigkeit. Im Gegenzug kann sich das Rohr, wenn es nicht ausreichend festgedreht ist, im Einsatz unter Umständen wieder lösen, zumal es ja unmittelbar mit dem Handschutz verbunden ist. Erschwerend kommt hinzu, dass nach dem Wiedereinbau die Winkelstellung von Handschutz und Visier in der Regel nicht mehr übereinstimmen. Das trifft zwar auch auf die Schulterstütze zu, diese lässt sich jedoch mit einer entsprechenden Abstandsmutter zurechtjustieren. Im Falle des Rohres ist eine komplette Demontage von Handschutz und Kornhalter notwendig, um wieder eine korrekte Ausrichtung herzustellen. Eindeutig zuviel Fummelei für meine Begriffe.

    Noch Schlimmeres zeigte sich mir jedoch nach einem Blick ins Innere; irgendetwas ragte da seitlich ins Gehäuse hinein und auf dem Bolt war schon eine entsprechende kleine Schramme erkennbar, obwohl ich noch keine einzige trockene Schussabgabe angetestet hatte. Nach genauerer Untersuchung stellte sich heraus, dass die beiden Fassungen der Schrauben, mit denen der Feeder befestigt ist, etwas zu weit eingelassen sind und somit innen etwas sichtbar und fühlbar herausragen. Sowohl der Bolt als auch die vorderste Dichtung wären ohne eine Nachbearbeitung mit Sicherheit sehr schnell im Eimer. Wer über einen Dremel oder ein ähnliches Werkzeug, sollte in der Lage sein, die überstehenden Fassungen entsprechend abzuflachen, so dass der Bolt wieder ungehindert laufen kann.


    Auf diesem Bild ist der Fehler bereits beseitigt, der Bolt ist in dieser Stellung zurückgezogen.


    Letztlich kann ich dazu allerdings nur sagen: Sowas darf nicht sein und lässt auf eine äußerst schlampige Fertigung schliessen. Die WG-65 ist also ebenfalls ein Markierer, der AUF KEINEN FALL out-of-the-box verwendet werden, nicht unbedingt unter Feldbedingungen zerlegt werden sollte und generell am besten nur im Ganzen transportiert werden sollte, da ein häufiges Auseinander- und Zusammenbauen für eine längere Lebensdauer ausserordentlich schädlich sein dürfte.

    Fazit:

    Verpackung : schlecht
    Anleitung : minimalistisch
    Verarbeitung : ungenügend
    Optik : gut
    Stabilität : ausreichend
    Handhabung : ok
    Schussleistung : - Beschusstests folgen -
    Support :

    Einmal editiert, zuletzt von Böser Bob (5. August 2004 um 14:36)