Pistole 9mm: Erma EGP 490

  • Testbericht ERMA EGP 490

    Die EGP 490 ist der jüngste (und auch letzte) Spross der EGP 4xx Baureihe von ERMA, sie stellt sozusagen die „Combat -Version“ der EGP45 bzw. der EGP459 dar.

    Die EGP 490 ist einer, der in jüngerer Zeit recht seltenen Fälle einer SSW ohne scharfes Vorbild, wenn man einmal davon absieht, das einige Baugruppen der „scharfen“
    EP 452 in der EGP Baureihe übernommen wurden (oder umgekehrt).
    Im großen und ganzen handelt es sich bei ihr, wie bei den Basismodellen auch, um eine Mischung aus Colt Government -Optik und Walther PPK -Technik.

    Die EGP Baureihe umfasst das Grundmodell EGP 45 im Kaliber 8mm PAK, die EGP459 die praktisch nur eine leicht modifizierte und auf das Kaliber 9mm PAK umgestellte EGP 45 ist, und schließlich die EGP 490. Einige Exemplare der EGP 45 wurden außerdem von der Firma „Enser Sportwaffen“, die mittlerweile das Schicksal der Firma ERMA geteilt hat, überarbeitet und unter dem Label „IWC“ als Modell „Officer“ auf den Markt gebracht.
    Die EGP 490 ist matt schwarz brüniert, wobei der Schlitten etwas matter wirkt als das Griffstück, fast so, als sei er Sandgestrahlt worden, auf dem Griffstück sieht man hingegen noch sehr feine Schleifspuren. Die Kuststoffgriffschalen sind ebenfalls schwarz, über die Verwendung von Holzgriffen, oder anderer Oberflächenbeschichtungen ist mir nichts bekannt.

    Die EGP 490 ist auf dem Gebrauchtmarkt etwas seltener anzutreffen, als die Basismodelle, was wahrscheinlich schlicht daran liegt, das sie durch die ERMA- Pleite nicht so lange, wie diese hergestellt wurde!

    PTB Nummer: 647
    Kaliber: 9mm PAK
    Länge: 156mm
    Breite: 27mm
    Höhe: 122mm
    Lauflänge: 84mm
    Gewicht: 550g
    Patronenkapazität: 6 im Magazin

    Verarbeitung und Technik:

    Die Verarbeitungsqualität der EGP 490 liegt nicht ganz auf dem gewohnten ERMA- Niveau, am Schlitten und Abzug sind deutliche Formteilungsspuren zu erkennen, und auch die Gußoberfläche scheint an einigen Partien des Schlittens nicht so gründlich nachbearbeitet zu sein, wie man es sonst von Produkten dieser Firma gewohnt ist.

    Des weiteren könnte der Schlitten etwas weniger Spiel haben und auch der Magazinschuh aus Kunststoff sieht etwas „billig“ aus. Im Großen und Ganzen habe ich bei der EGP 490 den Eindruck, das hier versucht wurde, durch Vereinfachungen in der Fertigung, Produktionskosten einzusparen, auf Kosten der fast sprichwörtlichen ERMA- Qualität.
    Damit will ich nicht sagen das die 490er schlecht verarbeitet ist, es fehlt halt nur sozusagen das „Tüpfelchen auf dem I“. Objektiv gesehen liegt die Verarbeitungsqualität immer noch über der einer (Umarex)Walther PPK, oder einer (Umarex) Colt Government!
    Besonders gut gefällt mir an der 490er die matt -schwarze Brünierung.
    Lauf und Hahn der 490er sind aus Stahl, der Lauf wurde sauber eingeschrumpft und verlötet. Solten nun einige unentwegte Bastler auf den Gedanken kommen, ob dieser Tatsache die EGP zum Mittelpunkt ihrer Interressen werden zu lassen, so muss ich sie enttäuschen: der Stahllauf ist sehr dünnwandig, und die Mündungsbohrung ist zum Patronenlager hin in der Höhe versetzt. Außerdem wurde zusätzlich zu den üblichen Stegen im Lauf das Griffstück in Höhe des Patronenlagers so tief Eingeschliffen, dass schon der kleinste Manipulationversuch zur Zerstörung der Waffe führt.

    Technisch gesehen ist die EGP 490 sehr eng mit den Walther PPK -Klonen der Firma Umarex (Reck/Perfekta PK800, Walther PPK, Mauser HSC 84 usw,) verwandt. Sie besitzt eine fast baugleiche Walzensicherung, die auch sehr zuverlässig wirkt, wird auf die gleiche Weise, über den Abzugsbügel, zerlegt, und hat einen mechanisch sehr ähnlichen DA- Abzug. Der Magazinhalter erinnert sehr stark an den der PK800.
    Optisch sieht die 490er der Reck “Commander” recht ähnlich, obwohl ausgerechnit diese, technisch überhaupt keine Ähnlichkeit mit den PPK -Klonen hat.
    In den Lauf der EGP wurde von unten ein Schlitz hineingefräst und eine Bohrung bis in das Bechergewinde eingebracht. Welchen Sinn das haben sollte ist mir rätselhaft. Möglicherweise sollte damit eine Druckentlastung für den Einsatz von Pyromunition erreicht werden, aber eine Notwendigkeit für diese Maßnahme sehe ich eigentlich nicht.

    Das Schießen:

    Die EGP 490 liegt für ihre geringe Größe sehr gut in der Hand.
    Der Abzug wirkt im DA -Modus deutlich zu schwergängig , nach dem ersten Schuss dann im SA- Modus jedoch recht angenehm und hat dort einen deutlichen Druckpunkt.
    Die Zuverlässigkeit der Waffe ist sehr hoch, tatsächlich habe ich beim Schießen mit der EGP noch nie eine Störung beklagen müssen, allerdings sollten sich etwaige Zuschauer in Acht nehmen, denn die kleine EGP verschleudert ihre Patronenhülsen 6 – 8 Meter weit!


    Größenvergleich: Colt Government, EGP 490, Walther PPK

    Fazit:

    Sollte jemand tatsächlich auf den Gedanken kommen eine Gaswaffe zur Verteidigung mit sich herumzuschleppen, so ist die EGP 490 wahrscheinlich einer der besten Kandidaten dafür: Sie ist klein und leicht, sehr zuverlässig und hat eine wirsame Sicherung. Sie besitzt ein „wirksames“ Kaliber, lässt sich leicht „feuerklar“ machen und ist schließlich, und letztendlich auch robust genug um längere Zeit mit herumgetragen zu werden. Zwar mag eine Magazinkapazität von nur 6 Patronen etwas gering erscheinen, aber wer sich von sieben Schuss nicht beeindrucken lässt, den kann man wahrscheinlich auch mit 16 nicht vertreiben!
    Ansonsten ist die EGP 490 natürlich, wie jede ERMA, eine Zierde für die Vitrine, und das noch mit einem kleinen Seltenheitsbonus!


    bis denn Klikaha

    ....einer wartet immer!

    2 Mal editiert, zuletzt von HWJunkie (22. Mai 2004 um 12:59)